Название: Grünes Gold
Автор: Helmut Ginzinger
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957800206
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Nahe den Hopfenhallen haben sie sich postiert, um mal wieder den ein oder anderen Promillesünder zu erwischen. Vor mir haben sie gerade einen aussteigen lassen. Arme Sau, denk ich mir noch, hast hoffentlich nicht zu tief ins Glas geschaut.
Sekunden später tritt einer der grün gekleideten Herren an meinen Wagen heran. Bevor ich das Fenster richtig öffnen kann, schallt mir diese irgendwie nicht ganz freundliche Stimme entgegen.
»Guten Abend, Verkehrskontrolle, Fahrzeugschein und Führerschein, bitte!«
Naja, ich kann’s fast verstehen, dass der nicht so gut drauf ist, wenn einer noch um Mitternacht arbeiten muss. Hätt sich halt einen anderen Job suchen sollen, wenn ihm das keinen Spaß macht. Obwohl, manchmal hat es fast den Anschein, dass da schon einer Spaß dran hat, andere zu nachtschlafender Zeit in gewisse Aufregung zu versetzen. Bei mir hat er das jedenfalls jetzt geschafft.
Dass der mich mit seiner Taschenlampe auch noch blendet, macht die Situation nicht besser. Zum Glück hab ich die Papiere immer griffbereit im Handschuhfach. Nur: An dem Platz, an dem sie zu neunzig Prozent der Zeit zwischen Fahrzeugkauf und -verkauf verstaut werden, sind sie leider nicht. Der Typ wird schon etwas ungeduldig, und mir fällt nach kurzem Grübeln ein, dass die Papiere in meiner Aktentasche im Kofferraum sind. Hab ich doch neulich auf einer Dienstreise meinen Führerschein gebraucht, weil ich mir einen Leihwagen genommen hab, logisch.
»Kann ich vielleicht schnell aussteigen? Das Zeugs ist im Kofferraum.« Ich frag vorsichtshalber, damit der am Fenster ein wenig Zeit hat zu überlegen. Als ich unlängst bei einer Polizeikontrolle ausgestiegen bin, ohne den netten Beamten vorher zu fragen, hätten die mich beinahe erschossen. Nun gut, das ist jetzt etwas übertrieben. Aber ich hab ihm halt meine Fahrertür an das Schienbein gehauen, und sogleich waren ein paar seiner Kollegen da und haben mich ganz schön zur Sau gemacht. Dass die mich dabei sofort auf den Boden geworfen und mir Handschellen angelegt haben, war noch das wenigste.
Also, der Kommissar-Anwärter geht vorsichtig einen Schritt zurück, ich steig aus, geh zum Kofferraum und öffne ihn langsam. Das kennt man ja vom Fernsehen, da kommt dann meistens eine Leiche zum Vorschein oder zumindest ein Entführungsopfer, das jämmerlich winselt.
Nix da, bei mir liegt da nur mein Aktenkoffer und drin sind Gott sei Dank der Fahrzeugschein und der Lappen.
»Verbandskasten, Warndreieck?«, tönt die Stimme des Feldwebels oder wie der Dienstgrad bei der Polizei heißt. Ich heb die Bodenmatte im Kofferraum hoch und beides liegt, wie ich erleichtert feststelle, einträchtig neben dem Reserverad. Der Hauptwachtmeister sieht sich nun meinen Führerschein erneut ganz prüfend an.
»Herr Graflinger, wo kommen Sie denn gerade her?«
Als ob den das was anginge, ich frag ihn ja auch nicht, wo er vor seinem Dienst war. Als aufrechter Bürger will ich aber mal nicht so sein und gebe gerne Auskunft.
»Aus Landshut.«
Dann kommt die Frage, die natürlich kommen musste.
»Herr Graflinger, haben wir denn was getrunken?«
Wie ich diese Frage hasse! Das weiß dieser Dorfgendarm doch, dass einer, der gegen Mitternacht nach Hause unterwegs ist, zu fünfundneunzig Prozent was getrunken hat. Eine Limo oder ein Spezi vielleicht, ein Wasser oder sonst noch was.
Weil ich allerdings ein korrekter Mensch bin und genau auf die Frage eingehe, antworte ich mit einem entschiedenen »Nein«.
Meine Antwort auf seine Frage ist völlig wahrheitsgetreu, denn wir haben nichts getrunken. Ich hab vielleicht was getrunken, er vielleicht auch. Wir haben allerdings nichts getrunken. Zudem hab ich ja wirklich nur zwei kleine Gläser Rotwein genossen und bevor ich ihn damit stresse, bleib ich lieber gleich bei dem Nein.
Der Herr Polizist schaut mich daraufhin erneut prüfend an und verzichtet nun auf das obligatorische »Hauchen Sie mich mal an«. Das muss dem Polizisten doch auch unangenehm sein, sich ins Gesicht hauchen zu lassen, von einem Fremden. Einfach eklig, würde ich sagen.
Mit einem entspannten »Kommen S’ gut heim, Herr Graflinger « lässt er mich schließlich wieder einsteigen und ich rausche ab.
Gute Nacht!
Kapitel 4
Blondie
Das frühe Aufstehen am Samstag ist, wie auch wochentags, eher nicht meine Stärke, aber heute muss es wohl sein. Das Geschäft mit den Computern läuft einigermaßen, ist aber nicht immer so unbandig spannend. Deshalb bin ich quasi im Nebenjob privater Ermittler.
Den Laden betreib ich schon einige Jahre und man hat so sein Auskommen. Auf circa hundert Quadratmetern biete ich PCs, Monitore, Laptops, Drucker und Software an, was halt so dazugehört. Lena und der Liachtl helfen mir dabei. Wir sind ein super Team. Ein unschlagbares Trio.
Die Lena arbeitet auf 450-Euro-Basis und ist mir beim Verkauf im Laden eine gute Unterstützung. Sie ist voll motiviert, bekommt sie doch neben den paar Euro auch einige »Freistunden« von ihren Kids. Der Liachtl ist Freiberufler und macht IT-Projekte bei verschiedenen Firmen. Was der schon alles für Programme geschrieben hat, das glaubst du nicht. Vor dem ist kein Computer oder Netzwerk sicher. Ein Hacker erster Güte! Gemeinsam sind wir schon des Öfteren auf Internetspurensuche gegangen und auf tiefste Abgründe gestoßen.
Dass ich als Privatdetektiv arbeite, hat sich vor Jahren ergeben, so richtig Werbung mach ich dafür nicht. Obwohl, Visitenkarten hab ich mir schon drucken lassen und da steht in Fett drauf:
Vinzenz Graflinger
IT-Experte und Privatdetektiv
Der ganze Pipapo mit Anschrift, Handynummer und E-Mail-Adresse steht natürlich auch noch drauf, eh klar.
Wurstegal, irgendwie muss ja Geld reinkommen und dabei helfen mir vor allem Mundpropaganda und die Franzi eben. Wobei wir nun wieder beim Thema wären, bei meinem Auftrag fürs Wochenende.
Frau Kerner fliegt heut Morgen um zehn Uhr von München nach Hamburg. Wohnen tut sie in Moosburg, also braucht sie kaum dreißig Minuten zum Flughafen. Ich schätze mal, dass sie als Businessfrau bereits online eingecheckt hat, also reicht es, wenn sie dreißig Minuten vor Abflug am Gate ist. Wahrscheinlich wird sie einen kleinen Zeitpuffer einkalkulieren für den Fall eines Staus und damit sie sich am Flughafen noch die VOGUE oder ein ähnliches Blattl zum Lesen kaufen kann. Summa summarum: Gut eineinhalb Stunden vor dem Start wird sie in Moosburg wegfahren. Wenn ich also um acht Uhr vor ihrem Haus stehe, werde ich die Abfahrt keinesfalls versäumen, los geht’s.
»Fasanenstraße, nächste links«, verkündet mir die »Maria«. Maria ist meine Stimme aus dem Navi und sie spricht natürlich astreines Bayerisch. Sie bringt mich meist ohne Umschweife an mein Ziel, wobei wir ab und an durchaus ziemlich kontrovers über die Wegführung diskutieren. Frauen und Orientierung halt.
Fasanenstraße 18, da vorne ist es ja. Ein nettes Häuschen haben die Kerners, kannst nicht meckern. Da soll der Kerl doch froh sein, dass er in so einem gemachten Nest Platz gefunden hat. Aber vielleicht sind ja die Verdächtigungen der Frau völlig haltlos und er ist ein ganz normaler Ehemann mit Stärken und Schwächen.
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