Название: 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745211658
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Er pustete die Kerze wieder aus, und Tom hörte die Bretter des Feldbettes knarren.
*
Etwa um die Zeit, da die schwarze Wölfin im Feuer des Farmers starb und die bleiche Scheibe des Mondes über dem nächtlichen Land stand, hockte Tom auf seiner Pritsche und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
Hängen wollten sie ihn, unschuldig hängen!, dachte er verzweifelt. Indianerbastard hatte ihn dieser fette Webster genannt. Indianerbastard nannten ihn viele. Und sie wussten genau, dass er keinen Indianer zum Vater hatte.
Hängen! Einfach aufhängen. Und Webster, dieser Lump, der es getan hatte, blieb unangetastet. Sicher, mit Absicht hatte der das auch nicht getan. Ein Unfall war es - ein Unfall. Aber Webster hatte schon unmittelbar nach dem Schuss alles von sich abwälzen wollen und würde das immer wieder tun. Nein, sie wollten ihm kein Recht geben. Sie wollten ihn hängen, den verdammten Bastard von Hennie Cadburn, die sie Indianer-Hennie nannten ...
Flucht!, dachte er. Flucht blieb ihm, nichts weiter. Ich muss hier raus! Ich muss!
Er entsann sich, was ihm Old Cliff immer von der Stadtpolitik erzählt hatte. Von Sheriff Klein, Dutch-Billy, der aus Deutschland stammte und deshalb wie auch die Holländer Dutch genannt wurde. Ein harter, bolzengerader Mann, auf dessen Seite die kleinen Leute standen, weil sie in seinem Schatten gegen die Großen ihre Rechte gewahrt wussten. Dann war Eric Ferguson, des Colonels Favorit, ein Mann aus des Colonels Ranchmannschaft, der auch als zukünftiger Sheriff nach des Colonels Pfeife tanzen würde.
Die Farmer waren gegen Ferguson. Aber in der geplanten und nun ins Wasser gefallenen Wahlversammlung hatte der Colonel gerade den Farmern seinen Mann schmackhaft machen wollen, indem er den Farmern gewisse Angebote machen wollte. Damit würde es aus sein. Und somit hatte Ferguson bei der Wahl am Sonntag nicht mehr Chancen als ein Fisch auf einem Sandhaufen.
Wenn ich Dutch-Billy sprechen könnte, dachte Tom. Vielleicht würde der mir glauben.
Nein, überlegte er weiter, Dutch-Billy kann mir ja nicht glauben. Webster würde seine Lüge wahrscheinlich sogar beschwören. Und sogar Old Cliff weiß es ja nicht besser, als dass er mich mit dem Gewehr in der Hand vor dem erschossenen Colonel stehen sah ...
Es klopfte an der vorderen Tür.
Wolters hatte den Schlaf eines Hundes und war sofort hoch. „Verdammt, was ist schon wieder los?“
Die Kerze wurde wieder angezündet. Dann ging Wolters in Unterhosen, die Decke um die Schultern, zur Tür. Der Riegel quietschte, die Tür ruckte auf. Aber da war noch eine zweite Tür, die äußere. Bevor er sie öffnete, fragte Wolters:
„Wer, in drei Teufels Namen, will was?“
„Ich bin es, Wolters, ich, Eliza Klein. Du sollst sofort zu Bill kommen. Er hat den Posträuber bei uns im Stall!“, rief eine Frauenstimme.
Wolters schlug hastig den Riegel der zweiten Tür auf, und schon flog sie nach außen. Er sah eine Frau vor sich, die er für Mrs. Klein, die Frau des Sheriffs, hielt.
„Ich komme, Mrs. Klein, ich muss nur...“
Der Schlag, der seinen Kopf traf, kam von der Seite, und er sah den Mann nicht, der sich hart an die Hauswand gedrückt hatte. Er spürte auch nur noch den Schlag, dann sank er zu Boden.
„Hilf mir ihn hineinschaffen, Hennie!“, sagte eine schon etwas brüchige Männerstimme.
„Hoffentlich hast du ihn nicht erschlagen, Cliff“, erwiderte die Frau.
Zu zweit schleiften sie Wolters ins Sheriff-Büro, und der Mann schloss die Tür, während die Frau die Kerze nahm und zur Zelle ging.
Tom sah plötzlich, wer da kam. Das war nicht Eliza Klein. Das war seine Mutter!
„Ma! Um Himmels willen, was hast du getan?“, rief er.
„Psst! Nicht so laut! Ja, das wollte ich dich gerade fragen, Junge. Cliff, den Schlüssel! Das Ding ist zugesperrt.“
„Klar, sonst würden diese Mordbuben ja frei herumspazieren“, knurrte der Alte.
Tom sah ihn im Kerzenschein. „Old Cliff!“, rief er.
„Schießt diesen alten Coyoten über den Haufen, und nun sitzt er selbst in der Falle! Dummer Junge!“, fauchte der Alte.
„Ich habe es nicht getan!“, beteuerte Tom, während Cliff aufschloss. „Webster hat es getan, aber auch nicht mit Absicht. Er wollte mir das alte Gewehr aus den Händen reißen. Und keiner hat gewusst, dass es geladen gewesen war.“
„Geladen? Das Ding? Das ist ein Vorderlader, Junge! Dann müsste das einer vor zehn Jahren geladen haben."
„Es war verrostet. Ich wollte ...“
„Junge, jetzt musst du hier heraus und weiter nichts. Du hast diese Nacht Zeit, so weit und so lange zu laufen, wie du kannst. Ein Pferd würde dich zwingen, im Tal zu bleiben. Zu Fuß kommst du über die Berge, wo sie dich nicht verfolgen. Deine Mutter hat dir Proviant mitgegeben. Los, Wolters in die Zelle, zugeschlossen und dann nichts wie weg!“
„Du hast es wirklich nicht getan, Tommy?“, fragte die Frau und nahm Toms Kopf zwischen die Hände. „Wirklich nicht?“
„Nein, Ma, wirklich nicht“, erklärte Tom bestimmt.
Sie küsste ihn auf die Stirn. „Gott sei dafür Dank. Nun komm, mein Junge. Und sieh dir bei Tage den Plan an, den dir Cliff gezeichnet hat. Wenn du diesen Weg gehst, werden sie dich nicht erwischen. Der Weg führt dich zu deinem Vater. Zu Wild John Stafford ...“
*
Niemand verfolgte ihn, denn in der Richtung, die er auf Grund von Old Cliffs Ratschlägen hin eingeschlagen hatte, suchten sie ihn nicht. Sie alle fielen auf einen Trick herein, von dem Tom auch nichts wusste. Old Cliff hatte eines von Websters Pferden, genau das, auf dem Tom eilige Nachrichten aus der Stadt zu einsamen Gehöften schaffen musste, aus Websters Stall geholt und war damit ein Stück aus der Stadt geritten, nachdem Tom schon weg war. Nachher hatte er das Tier ins seichte Uferwasser des Missouri getrieben und es ohne eine Spur zu hinterlassen auf die Weide im Osttal geschafft. Von da war er zu Fuß in die sehr nahe Stadt zurückgekehrt.
Am Morgen dann - an jenem Mittwoch, an dem das Gewitter kam - begann die Suche nach Tom. Das Aufgebot fand heraus, dass ein Pferd bei Webster fehlte, das Pferd, das meist von Tom geritten worden war. Prompt begann man nach Spuren zu suchen, fand eine deutliche und frische Spur, und ihr folgte man genau bis zu der Stelle, wo sie den Fluss erreichte. Man nahm aber an, der Fliehende sei durch den Fluss geritten und würde ihn irgendwo westlich verlassen haben.
Doch die Suche nach dem Austritt der Spuren aus dem Fluss war umsonst. Dennoch führte Sheriff Klein das Aufgebot noch СКАЧАТЬ