5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - Alfred Bekker страница 7

СКАЧАТЬ Hosen, das Krawattentuch mit der Perlennadel, die schneeweißen Manschetten mit Brillantknöpfen. Der Colonel wusste, dass er bei Frauen Eindruck machte, und die Männer respektierten ihn als den reichsten und größten Viehzüchter weit und breit, ein Mann, der sogar mit den Indianern auszukommen wusste.

      Webster war für Tom ein Anblick, der ihm vor Augen führte, wie er selbst einmal nicht auszusehen hoffte. Dieser fette, glatzköpfige Pascha mit der sadistischen Freude am Quälen all jener, die von ihm abhängig waren, war Tom so etwas wie ein rotes Tuch.

      Er gab daher keine Antwort und wollte sich einfach vorbeizwängen. Der Colonel trat auch zur Seite, sah auf den etwas kleineren Burschen herab, blickte auf das Gewehr und sagte interessiert: „Oh, eine alte Hawken! Damit haben wir die Indianer vertrieben. Tom, zeig mal her!“ Und sofort sah er Webster an. „Ist das eine von den Waffen Ihres Vaters, Mr. Webster?“

      Webster sah nur Tom und erinnerte sich, dass der ihm noch keine Antwort gegeben hatte. Und während der Colonel schon nach dem Gewehr griff und Tom es ihm auch geben wollte, weil er nichts gegen den Colonel hatte, schrie Webster keifend:

      „Hast du verdammter Indianerbastard keine Antwort auf meine Frage nötig?“

      Tom wurde steif wie ein Stock. Sein Gesicht verlor plötzlich alle Farbe. Noch nie hatte ihn einer offen Indianerbastard zu nennen gewagt.

      „Aber mein lieber Webster!“, rief der Colonel beschwichtigend. „Er ist doch kein...“

      In diesem Augenblick schlug Webster wütend nach dem alten Gewehr, um es Tom aus der Hand zu reißen. Die Waffe bekam eine halbe Drehung, so dass die Mündung genau auf die Brust des Colonels zeigte. Und genau in dem Moment löste sich ein Schuss.

      Zunächst war der Knall, eine Stichflamme, eine Rauchwolke und unmittelbar danach der schrille Schrei des Colonels.

      Webster flog vor Schreck auf den Allerwertesten, während Tom noch immer das Gewehr hielt.

      Der Colonel stand noch eine, stand noch zwei Sekunden, ehe er zusammenbrach und das Blut aus einer riesigen Brustwunde quoll.

      Der alte Cliff kam von hinten und sah zunächst auch nur Tom mit dem Gewehr und die Rauchwolke. Von der Strasse her rannten zwei Männer herbei, und in dieser Situation schrie Webster gellend: „Der Bastard hat den Colonel erschossen! Der gottverdammte Indianerbastard hat den Colonel umgebracht!“

      Tom glaubte zu ersticken, nicht am Rauch, aber an Websters gemeiner Lüge. Völlig fassungslos, weil ihm der Vorgang des Schusses unbegreiflich war, warf er die Waffe von sich, packte Webster, der gerade aufstehen wollte, am Kragen, schüttelte ihn, würgte ihn und schrie: „Ich habe ihn nicht erschossen! Sie gemeines Schwein, ich habe ihn nicht erschossen! Sie haben ihn umgebracht! Sie!“

      „Hilfe! Hilfe, er würgt mich! Hilfe, er bringt mich um!“, kreischte Webster.

      Da wurde Tom von hinten gepackt, von Webster weggerissen, und zugleich spürte er einen knallharten Schlag am Hinterkopf. Er sah bunte Ringe vor Augen, dann meinte er in eine endlose tiefe Grube zu sinken …

      *

      Als er aufwachte, spürte er dumpfen Kopfschmerz. Dann ließ das ein wenig nach, und er öffnete die Augen. Es war dunkel um ihn her. Aber es roch so eigenartig. Woher kannte er nur diesen Geruch? Nein, das war kein Stall, obgleich es nach Urin roch. Es musste ... ja, das war es! Das Sheriff-Office war es! Ja, hinten, wo die Zellen waren, dort roch es so... Die Zellen? Bin ich in einer der beiden Zellen?, fragte er sich.

      In der Dunkelheit erkannte er den hellen Schein weiter oben. Ein Fenster. Davor Eisenstäbe. Also doch die Zelle. Und vorn? Er sah sich um, aber dort erkannte er nichts. Doch er hörte etwas. Ein leises Schnarchen, mehr ein geräuschvolles Atmen.

      Er versuchte aufzustehen. Wieder dieser jähe Kopfschmerz. Als er den Platz abtastete, auf dem er lag, spürte er, dass es sich um eine Pritsche handeln musste. Aus dem Verdacht, in der Sheriff-Zelle zu liegen, wurde Gewissheit.

      Er stand auf, tastete sich in Richtung auf das Schnarchen und prallte plötzlich gegen Eisenstäbe. Es schepperte durch den ganzen Raum, und irgendwo fiel etwas klirrend zu Boden. Das Schnarchen brach brüsk ab. Ein Streichholz wurde angerissen, der Docht einer Kerze brannte, und der Lichtschein erhellte schlagartig den Raum. Tom erkannte durch Eisenstäbe hindurch das Büro des Sheriffs, sein Feldbett, auf dem der Deputy Wolters hockte und über die Kerze hinweg zu Tom herüberstarrte.

      „Eh, was rammelst du herum, wie?“, rief Wolters. Er war ein kleiner Mann mit schütterem Haar, Stupsnase und breitem Mund. Tom kannte ihn als heiteren Zeitgenossen, doch in der Stadt hieß es, Wolters sei ein stahlharter Bursche. •

      „Was ... was habt ihr mit mir getan? Ich ...“

      Tom verschluckte sich, musste husten und dabei überkam ihn die Erinnerung an all das, was vor seiner Bewusstlosigkeit passiert war.

      Wolters zog sich seinen Waffengürtel heran, dass er den Colt griffbereit hatte und hängte sich die Decke über die Schultern.

      „Mitten in der Nacht den Komiker spielen, wie? Ich habe ein Recht darauf zu pennen, mein Junge. Dass du dir nun ausgerechnet den Colonel ausgesucht hast, will mir zwar auch nicht in den Kopf. Der war ja zu dir immer recht anständig. Bei Webster, da hätte ich es begriffen. Oder hast du Webster umlegen wollen, und es hat nur den Colonel getroffen?“

      „Es war doch ganz anders!“, empörte sich Tom.

      Wolters nickte. „Ja, Junge, es war immer ganz anders. Wenn du wie ich fünfzehn Jahre lang in den Städten als Marshal oder Sheriff gearbeitet hast, dann kennst du die Sprüche. Es ist immer anders. Natürlich, vielleicht ist es wirklich immer anders. Ich begreife ja, dass ein Mann, der von einem anderen bis zur Weißglut gereizt wird, die Nerven verlieren kann. Ich weiß, wie es ist, wenn einen so ein Misthund wie Webster schikaniert und man eines Tages zuviel bekommt. Tja, Junge, nun hast du aber den Colonel erwischt. Und der konnte seine schöne Reden nicht mehr halten. Und außerdem bezahlt jetzt keiner den Dentisten, der extra gekommen ist, weil sich der Colonel soviel davon versprochen hat. Tja, mein Junge, alles solche Sachen.“

      „Aber Old Cliff muss doch die Wahrheit kennen!“, rief Tom.

      Wolters zuckte die Schultern. „Er hat gesagt, dass du das Gewehr in der Hand gehalten hättest, und vor dir hätte unter einer Rauchwolke der Colonel am Boden gelegen. Webster, sagt Old Cliff, hätte zugesehen. Was willst du noch wissen, Junge? Wann sie dich hängen? Sie werden dich hängen, Junge, bestimmt werden sie das. Die Witwe vom Colonel hat extra einen Verein gegründet, damit sich auch die Weiber einsetzen, dass du auch wirklich gehängt wirst.“

      „Aber Webster lügt! Er hat doch ...“

      „Ja, versteh’ ich doch, Junge. Keiner will gehängt werden. Ist doch klar, Junge. Aber sie hängen dich. Wann? Ich weiß nicht. Sie holen den Militärrichter vom Fort. Wenn er da ist, machen wir die Verhandlung. Und was dabei herauskommt, ist ja klar. Old Cliff stellen sie nicht als Geschworenen auf. Und der sogar hat dich mit dem Gewehr gesehen. Tja, Jungchen, was soll es da noch geben? Höchstens, dass sie dich nicht hängen, sondern in eines dieser neumodischen Straflager schicken. Na, da wäre ich lieber gehängt, Junge. Dann lieber tot, als von den Aufsehern jeden Tag durchgepeitscht, arbeiten wie irr und nichts Richtiges zu fressen. Nein, Jungchen, dann lieber tot.“

      Tom fasste sich an den Hals, als würde ihn die Schlinge jetzt schon würgen.

      „Ich СКАЧАТЬ