Название: 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745211658
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„Soviel du willst, Hauptsache, du fällst nicht aus dem Sattel morgen.“
„Ich glaube kaum, und das Pferd findet allein nach Hause.“
„Also reitest du zurück?“
Dutch-Billy lachte. „Bist du nun zufrieden, du verdammter Waldschrat?“ Er wurde ernst: „Deinem Jungen aber würde ich nicht raten, im Umkreis von fünfzig Meilen von Musselshell City aufzutauchen. Am besten wäre, er ritte weit, weit weg!“
*
Die Augusthitze brütete über der Waldlichtung. Über den Feuern zitterte die Luft. Und um die Zelte hockten, lagen und kauerten bronzehäutige Männer und Frauen, spielten nackte Kinder im aufgewühlten Sand.
Eine Gruppe junger Burschen, von denen keiner mehr als einen Lendenschurz trug, hatte sich im Schatten einer mächtigen Douglastanne gesammelt. Es waren muskulöse, sehnige Kerle, und bis auf einen hatten sie alle diese tiefgebräunte, bronzefarbene Haut. Einer aber war heller. Hatte helles Haar, hatte blaue Augen. Aber sonst glich er ihnen.
Sie hatten sich im Kreis zusammengehockt, acht Burschen zwischen sechzehn und zwanzig Jahren waren es. Einer von ihnen wurde „Guipaego“ genannt. Das heißt: Wolf, der alleine ist. Das war der mit der helleren Haut, das war Tom Cadburn, der jetzt nicht mehr daran dachte, dass er sich gerne Tom Stafford Cadburn genannt hatte. Für die Leute hier war er Guipaego. Anfangs hatten sie ihn „Mann mit dem Haar wie reifes Gras“ genannt. Das war auf indianisch ein so langer Name, dass ihn sich Tom nie merken konnte.
Einige nannten ihn dann auch Tom, weil er es so wollte. Das waren die, denen das notwendigste Englisch geläufig war. Aber eines Tages war ein Wettkampf, und er musste daran teilnehmen. Erst wollte er nicht, doch dann machte es ihm Spaß, und weil er wie ein Wolf kämpfte, um gegen die weit überlegeneren und durchtrainierten Gegner zu gewinnen, gaben sie ihm diesen Ehrennamen, obgleich er nicht der Sieger wurde. Doch sein Kampfgeist nötigte ihnen Respekt ab.
Er war jetzt zwei Monate bei ihnen, und jeden Tag lernte er mehr. Denn eines hatte er längst erkannt und begriffen: Die Indianer waren nicht die primitiven Wilden, als die sie von den meisten Weißen in Musselshell City hingestellt wurden. Vor allem kannten sie sich in der Natur weit besser aus als viele Weiße, und es gab einfache Dinge, die sie beherrschten und die Tom von ihnen erst lernen musste. Auch in der Jagd und der Kriegslist waren sie erfinderisch, um mit einfachen Waffen einen überlegenen Gegner zu bezwingen.
Tom verstand sich mit den Gleichaltrigen des Stammes, und seit dem Wettkampf kam er mit ihnen gut zurecht. Er begann schon ihre Sprache zu verstehen und ein wenig auch zu sprechen, wenn auch mancher Schwarzfuß nachsichtig lächelte, wenn Tom sich redlich mühte, indianisch zu reden. Eine ganze Reihe von Männern sprach jedoch mehr oder weniger verständliches Englisch, so dass Tom in der Not darauf zurückkommen konnte. Er aber hatte den Ehrgeiz, Indianisch zu lernen, und sie halfen ihm dabei.
An diesem Tage, jenem Sonntag Mitte August, lernte Tom den Hengst Thunder kennen. Es sollte eine bedeutsame Begegnung werden, wenngleich Tom davon so wenig ahnte wie der Blauschimmel, den die Indianer in einen Einzelpferch aus Rohlederriemen gesperrt hatten. Das war gar nicht ihre Art, und so wandte sich Tom an Little Crow, einen zwanzigjährigen Burschen, der meist mit ihm zusammen war und von dem Tom lernen sollte.
Little Crow sprach besser Englisch als die anderen in der Gruppe. Mit ihm unterhielt sich Tom nur in seiner eigenen Sprache.
„Warum habt ihr diesen Dreijährigen eingesperrt?“
Little Crow blickte wehmütig auf den herrlich gewachsenen Blauschimmelhengst. „Er hat geschlagen und gebissen Tochter von Häuptling. In ihm ist böser Geist. Wir müssen austreiben böse Geist. Medizinmann wird morgen kommen und austreiben. Vielleicht wir verkaufen Pferd an Langmesser.“
„An die Soldaten? Aber das ist doch kein Grund, einen so herrlichen Hengst zu verkaufen. Man kann ihm das Schlagen und Beißen doch abgewöhnen!“
Little Crow lächelte sanft. „Man kann, wenn Pferd mich beißen oder Häuptling beißen oder dich beißen. Aber es hat Namrami gebissen.“
„Weil sie eine Frau, ist?“
„Weil sie eine Frau und Tochter vom Häuptling ist.“
„Little Crow, kann ich dieses Pferd nicht kaufen?“
Little Crow sah Tom grinsend an. „Hast du Geld?“
„Ich könnte dafür arbeiten.“
Little Crow lachte. „Wenn du zu unsere Stamm gehörst, kannst du nicht kaufen und nicht bekommen. Bist du Gast, kannst du nicht kaufen, aber wir können schenken. Bist du fremd, kannst du kaufen. Häuptling will nicht schenken. Braucht Geld. Geld notwendig für Munition und Gewehre. Notwendig für Messer, für Nadeln. Aber ich werde fragen.“
Und Little Crow fragte. Dann kam Little Crow vom Zelt seines Vaters zurück, und der wiederum ging zum Häuptling. Denn Little Crow durfte nicht selbst zum Häuptling gehen.
Tom erwartete eine rasche Antwort, doch Little Crow sagte ihm, dass er damit nicht vor dem morgigen Vormittag rechnen könne.
Indessen trat Tom an den Seilkorral, um sich den Hengst aus der Nähe anzusehen. Ein herrliches Tier, kräftig, groß, mit einem gewaltigen Brustkasten, der eine leistungsfähige Lunge ahnen ließ. Die Fesseln schlank, die Sprunggelenke sehnig und muskulös, ein wunderbarer Mustang, der zudem schon von seiner Fohlenzeit an, wie es bei Indianern üblich war, neben großen erfahrenen Pferden mitgelaufen war. Die Häuptlingstochter war mit ihm nicht fertig geworden.
Tom sprach auf den Hengst ein, erzählte ihm irgend etwas in monotonem, einschläferndem Tonfall. Und der Hengst kam näher, reckte Tom den Kopf entgegen, ließ es geschehen, dass Tom ihn kraulte und streichelte. Es war etwas in Toms Stimme, was alle Wildheit in dem Hengst wie weggeblasen machte. So ähnlich wie bei Sam. Und auch die Art, wie Tom das Pferd liebkoste, schien seine besondere Wirkung zu haben. Tom selbst wusste da noch nicht, dass er eine ganz besondere Gabe besaß: er konnte mit wilden und halbwilden Tieren umgehen wie kaum ein anderer. Etwas war in seinem Fluidum, das diese Tiere deutlich spüren ließ, dass er sie mochte.
Auch der Hengst spürte das, und er, der sonst biss und auskeilte, sobald einer an die Seile des Korrals trat, war wie ein Lamm.
Zuzureiten brauchte man ansonsten einen Mustang nicht, das wusste Tom. Denn die Mustangs wurden schon sehr früh daran gewöhnt, dass sie einmal einen Reiter zu tragen hatten. Anfangs legten ihnen die Indianer Säcke auf, später saßen Kinder auf den Rücken der noch nicht erwachsenen Jungpferde, und Zug um Zug lernten Mustangs, einen erwachsenen Reiter mit einem indianischen Sattel oder auch ohne Sattel - bei Jagd und im Krieg zu tragen.
Dieser Blauschimmel aber musste einmal missbraucht worden sein, wer weiß? Und seitdem, das ging schon über ein Jahr, ließ er kaum einen an sich heran. Nur Little Crow durfte ihn anfassen, aber reiten ließ er sich auch von ihm nicht.
Tom hatte in seiner Burschenzeit zwei Dinge bis zur Perfektion gelernt: Reiten und Schießen. Nur deshalb war er von Webster als Express- und Botenreiter und auch als Wagenbegleiter angestellt worden. Und dieses Können verdankte Tom Old Cliff. Bei dem Alten war er in eine harte Schule gegangen.
Ich würde dich reiten!, dachte Tom, als er den Hengst betrachtete, und er murmelte monoton: „Wir beide СКАЧАТЬ