Название: 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745211658
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Die Stirn des Mannes schlug Falten. „Der Sheriff?“
Tom nickte.
Wild John nickte. „Hm, so also. Warum?"
Tom erzählte es. Zwischendurch dachte er: Warum gibst du uns nichts zu essen und zu trinken, verdammt? Statt dessen machst du dieses verdammte Verhör.
Wild John wusste genau, wie es um Tom und seinen kleinen Freund stand. Doch für ihn, der es gewohnt war, zu hungern, Durst zu leiden, Selbstdisziplin zu wahren, hatte Tom sich zusammenzunehmen. Das musste er eben lernen, falls er es noch nicht gewohnt war.
Sam sah das anders. Er hatte den Duft von Fleisch in die Nase bekommen und nahm diese Witterung jetzt so deutlich auf, dass er angestrengt in die Richtung auf die Hütte blickte, neben der dieser Geruch zu sein schien.
Um die Sache genauer zu erkunden, machte sich Sam völlig unbeachtet auf den Weg. Ohne dass Wild John ihm Aufmerksamkeit schenkte und Tom es in seiner innerlichen Erregung merkte, schlich Sam auf die Hütte zu. Und da plötzlich geschah etwas, das Sams Leben völlig verändern sollte.
Sam roch Fleisch, und weil er wieder einmal entsetzlichen Hunger hatte, zog ihn diese Witterung an wie ein Magnet ein Stück Eisen. Er sah auch, woher der Geruch kam. Da hing ein ausgeweidetes Stück Wild, ein Wapitihirschkalb, an der Hüttenwand zum Ausbluten. Das Fell war abgezogen und bereits aufgespannt zum Trocknen.
Der Fleischgeruch stieg in Sams Nase wie ein betäubendes Parfüm. Und so sah er den Husky nicht.
Der Husky war pechschwarz, auch an Bauch und Beinen. Er war für einen Schlittenhund ungewöhnlich kräftig und groß, und wie alle Huskys stand er dem Wolf von der Herkunft her sehr nahe. Das sah man ihm an, wenn es auch nicht so ausgeprägt war wie bei Sam.
Das allerdings waren Dinge, die im Augenblick Sam einen feuchten Staub kümmerten, und den viel größeren Husky womöglich noch weniger.
Sam sah ihn, als er fast bei diesem herrlichen Fleisch angekommen war und praktisch den Speichel, der da in seinem Mund zusammenlief, kaum mehr in der Schnauze halten konnte.
Im selben Moment schoss der Husky schon vor. Er flog durch die Luft wie ein schwarzer Strich.
Sam dachte in diesem Augenblick nur eines: Flucht! Der Gegner war viermal größer als er selbst, und da half nur Schnelligkeit.
Aber Sam konnte sich nicht einmal mehr ganz umdrehen, da landete der schwarze Rüde schon neben ihm, und während Sam abermals herumfuhr, um sich nun zu wehren, weil Flucht nicht mehr möglich war, da gelang ihm gerade noch ein harmloser Biss in die dicht behaarte Brust des Schlittenhundes. Soweit ließ es der Husky gerade noch kommen, dann schnappte sein gewaltiger Fang zu.
Sam spürte die Reißzähne des viel größeren Hundes im Genick, fühlte sich dort so fest gepackt, dass er sekundenlang wie gelähmt war. Und da hob ihn der Husky auf; während er dabei so drohend knurrte, dass Sam die helle Angst überkam.
Dann ließ der Husky plötzlich los, und Sam plumpste auf den Boden. Wie ein Riese stand der Husky über ihm, und Sam fuhr der heiße Atem des erwachsenen, so viel größeren Tieres in Nase und Augen.
Sam hatte keine Chance und wusste es. Und so tat er instinktiv, was Wölfe und Hunde tun, wenn sie sich untereinander balgen und bekämpfen: er streckte sich und zeigte dem Gegner zum Zeichen der Aufgabe den ungeschützten Hals. Ein Signal, das von all den Hunden und Wölfen beim Artgenossen respektiert wurde, wenn sie nicht darauf abgerichtet waren, auch den Artgenossen zu morden. Oder wenn sie, wie es Wölfe in größter Hungersnot im tiefem Winter mitunter tun, in nacktem Kampf ums Überleben den Artgenossen, der verletzt ist, töten.
Der Husky tötete Sam nicht. Als ihm Sam seine empfindlichste Stelle zeigte, ließ er von ihm ab, blieb aber bei ihm knurrend stehen, als wollte er damit sagen: Dich bringe ich um, wenn du nicht hier schön liegenbleibst.
Und als Sam nur den Kopf hob, zuckte der Fang des schwarzen Huskys wieder vor. Sam begriff und lag still.
Da sah er auf einmal die Gestalt des alten Pfadfinders auftauchen, daneben die von Tom. Sam sah den Jungen an, voller Hoffnung und Erwartung.
Doch es war der Ältere, der etwas sagte. „Lass ihn, Fedor!“, schnarrte er mit tiefer Stimme, und sofort setzte sich der schwarze Husky an die Seite seines Herrn, knurrte aber immer noch und ließ Sam nicht aus den Augen.
Sam stand auf, immer noch ängstlich, dass der schwarze Riese wieder auf ihn zuschießen würde. Doch der verstärkte nur sein Knurren, kam aber nicht.
Das war Sams erste Bekanntschaft mit einem Husky, mit einem, der dazu wie er selbst Wölfe in der engeren Verwandtschaft hatte.
Die Hand des älteren Mannes näherte sich Sam. Er wich zuerst etwas zurück, dann knurrte er mit seiner noch hellen Stimme. Aber die Hand kam näher. Sam wollte nicht, dass sie ihn berührte, und so schnappte er danach.
Prompt schoss Fedor vor, bereit, den kleinen und viel jüngeren Wolfshund zu fassen. Aber die Stimme seines Herrn scheuchte ihn zurück.
„Komm her! Komm her, Kleiner, du sollst keine Angst haben!“, sagte die Stimme dann in Sams Richtung.
Sam hatte Angst vor dem großen schwarzen Artgenossen. Er begriff auch, dass der abermals zupacken würde, verhielte er selbst sich nicht ruhig. Und noch spürte er den Biss des Großen im Nacken.
„Nun komm schon!“
Und da berührte ihn die Hand, streichelte ihn, und Sam sträubte sein Fell. Plötzlich war noch eine Hand da, und von ihr ging ein überwältigender Fleischgeruch aus. Ein herrlicher Geruch. Ein Geruch, bei dem Sam alle Angst zu vergessen schien.
Da sah er es schon. Ein Zipfel Speck. Der Geruch war schon betäubend. Der Speck näherte sich seiner Nase. Aber zugleich war da noch die Angst vor dem Großen. Sam schielte zu Fedor hin. Der saß da, als könnte er kein Wässerchen trüben. Und hinter Fedor stand Tom, der gespannt auf Sam blickte.
Sam wollte nach dem Speck schnappen, da sagte Tom schrill: „Nein! Lass es!“
Zugleich aber murmelte die Stimme des älteren Mannes etwas Beruhigendes, Einschmeichelndes.
Sam hatte wahnsinnigen Hunger. Und dieses Stück Speck baumelte vor seiner Nase. Doch mit Toms Zuruf war alles Misstrauen wieder geweckt.
„Lass es!“, rief Tom wieder, und in seiner Stimme schwang ein stark befehlender Ton, den Sam kannte. So hatte Tom immer gesprochen, wenn er Sam vor Gefahr bewahren oder warnen wollte.
Sam zuckte zurück, knurrte, als sei der heiß begehrte Speck etwas, das er bekämpfen müsste.
Die Hand wedelte den Speck wiederum vor seiner Nase herum, und die Stimme sprach sanft. Doch wieder rief Tom: „Nein!“
Und Sam knurrte noch böser. Die Angst vor dem großen Artgenossen war weg. Auf einmal wollte er nicht mehr, dass ihm jemand diesen Speck vor die Nase hielt.
Der Trapper richtete sich auf, gab Tom den Speck und sagte: „Gut, Junge, gut ist er. In Ordnung, gib es ihm jetzt. Und dann komm in die Hütte. Wir müssen überlegen, was wir tun. Diesen Wolf machen wir zu einem Prachttier. СКАЧАТЬ