Zukunftsträume. Corinna Lindenmayr
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zukunftsträume - Corinna Lindenmayr страница 11

Название: Zukunftsträume

Автор: Corinna Lindenmayr

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783967526547

isbn:

СКАЧАТЬ einfach für das Beste. Du bist damals noch ein Kind gewesen. Es war für dich schwierig genug mit all dem umgehen zu müssen.«

      »Ich denke, dass ich schon lange kein Kind mehr bin. Schließlich war ich schon vor drei Jahren offenbar alt genug, dass man mich mit Max alleine lassen konnte.« Es kostete Hannah alle Mühe nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie war wütend. Genauer gesagt sogar verdammt wütend. Auf ihre Eltern, die Polizei und vor allem auf sich selbst, weil sie nichts an der ganzen Situation ändern konnte. Aber diese Wut würde ihr nicht helfen, das war eines der Dinge die sie in all der Zeit gelernt hatte. Also zwang sie sich ruhig zu bleiben. Auch wenn das leichter gesagt wie getan war.

      »Warum bin ich hier?« fragte sie daher nochmal.

      Der Mann ihr gegenüber atmete schwer aus. Sein Kopf senkte sich und Hannah befürchtete schon fast, dass er wieder einen Rückzieher machen und ihr erneut die Wahrheit vorenthalten würde. Doch als Herr Wiesner seinen Blick wieder auf sie richtete lag darin sowohl Einsicht als auch Resignation.

      »Es wird dir nicht gefallen.«

      »Das hat es bislang auch nicht.«

      »Hannah du verstehst das nicht. Deine Eltern, sie sind nicht aus den üblichen Gründen in einem Zeugenschutzprogramm.«

      Als Herr Wiesner merkte wie sie ihn verwirrt ansah, fuhr er leise aber bestimmt fort. »Dein Vater, er war zuerst ein Täter, bevor er ein Opfer wurde.«

      »Sie haben Recht. Das verstehe ich nicht.« Oder wollte es nicht. Ihr Vater ein Täter?

      »Dein Vater war damals noch sehr jung. Gerade einmal Anfang zwanzig. Er wurde Mitglied in einer Organisation, die, nun sagen wir mal, nicht zu den netten Menschen gehörte. Er war gerade mit der Ausbildung als Elektriker fertig gewesen. Wir wissen nicht wie sie gerade zu deinem Vater kamen oder warum er sich darauf eingelassen hat. Aber letztlich spielt das auch keine Rolle. Wie auch immer, er war jedenfalls in dieser besagten Organisation. Ich denke, dass er am Anfang nicht wusste, worauf er sich da tatsächlich eingelassen hat. Es gab kleinere Einbrüche, ein paar illegale Drogengeschäfte, solche Sachen. Aber nach und nach wurden die Dinge immer größer. Irgendwann reichte das nicht mehr.«

      Als Herr Wiesner eine kurze Pause machte, versuchte Hannah zu verstehen, was er ihr da gerade eigentlich erzählte. Konnte es tatsächlich sein, dass ihr Vater ein Krimineller war? Der gleiche Mann, den sie als einen der liebevollsten und gutmütigsten Menschen kannte sollte ein Verbrecher sein?

      »Er hat nie jemanden ernsthaft verletzt oder getötet, falls du das denkst.« Hatte sie nicht. Oder doch? Sie wusste es nicht. Das alles war einfach viel zu unreal.

      »Aber er konnte auch nicht mehr aussteigen. Nicht ohne getötet zu werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er auch schon deine Mutter kennengelernt.«

      Entsetzt starrte Hannah Herrn Wiesner an. »Meine Mutter war auch daran beteiligt?«

      Herr Wiesner schüttelte den Kopf. »Nein. Deine Mutter wusste von all dem nichts. Zumindest solange, bis dein Vater es nicht mehr geheim halten konnte.« Es entstand eine erneute Pause. »Die Organisation wollte ein Polizeipräsidium in die Luft sprengen.«

      »Oh Gott …«

      »Zu dem Zeitpunkt wurde deinem Vater klar, dass er eine Entscheidung treffen musste. Also hat er uns eingeweiht und versucht, zu helfen wo er konnte. Allerdings sind dabei dennoch einige Personen schwer verletzt worden, einschließlich deines Vaters. Er wurde damals angeschossen. Nach dem er wieder transportfähig war, haben wir ihn und deine Mutter umgehend ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und außer Landes geflogen. Wir haben dafür gesorgt, dass sie sicher waren, so gut es ging. Aber die Gefahr war immer da. Deine Eltern wussten das, aber sie haben sich damals für dieses Leben entschieden. Deine Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger. Sie hatten keine andere Wahl als zu verschwinden um dich zu schützen.«

      Hannah merkte, wie ihr übel wurde. Sie hatte immer wissen wollen, warum ihr Leben so verkorkst war. Weshalb sie nie so sein konnte wie alle anderen.

      Aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob es wirklich das Richtige war. Damals hatte sie sich einreden können, dass es nicht ihre Schuld war oder die ihrer Eltern, sondern ein schlimmer Wink des Schicksals, der sie in diese Situation gebracht hatte. Aber nun wusste sie es besser. Es war ihr eigener Vater, der dafür verantwortlich war. Tja, sie hatte es wissen wollten. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig als mit diesem Wissen zu leben.

      Genauso wie sie sich zusammenreißen musste. Die Gründe änderten nichts an der Wahrheit. Und es gab immer noch eine Frage, die unbeantwortet war.

      »Warum sind sie jetzt weg? Warum sind sie nicht mehr hier und wir schon?«

      »Du musst mir glauben, dass ihnen diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist. Aber wir hielten es für die einzige Möglichkeit euch zu schützen. Diese Organisation ist seit dem Zeitpunkt, an dem dein Vater sie verraten hat, hinter ihm her. All die Umzüge und die Kontaktverbote waren nur dafür da, keine Spuren zu hinterlassen. Diese Menschen sind verdammt gut darin, immer zu bekommen was sie wollen und haben ihre Finger überall. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie euch irgendwann finden würden. Wir haben daher beschlossen, dass es sicherer ist, wenn eure Eltern an einen anderen Ort gebracht werden. Wir dachten bislang eure Existenz wäre noch nicht aufgeflogen. Nun, wir haben uns offenbar geirrt.«

      Hannah saß noch immer vor Herrn Wiesner, der Zeiger der Uhr ober ihm lief weiter, Sekunde für Sekunde strich vorüber, aber Hannah fühlte sich als wäre plötzlich alles stehen geblieben. Sie hörte die letzten Worte von Herrn Wiesner, hörte auch Schritte außerhalb des kleinen Büros und das Ticken der Uhr, aber irgendwie erschien das alles plötzlich so unendlich weit weg. Ihre Eltern lebten. Sie waren nicht tot. Und sie hatten sie mit voller Absicht im Stich gelassen.

      »Wo sind sie? Meine Eltern? Sie sagten sie haben sie an einen sicheren Ort gebracht.« Sie wusste nicht wie, aber ihre Stimme klang gefasster als sie sich fühlte. »Und warum geirrt?«

      »Das waren sie auch. Aber vor ein paar Tagen ist dieses Versteck aufgeflogen und sie haben deine Eltern fortgebracht.«

      »Was heißt das fortgebracht? Was ist mit meinen Eltern?« Sie hatte gedacht, dass sie so schnell nichts mehr schockieren könnte, dass sie auf alles vorbereitet war, aber die bittere Realität belehrte sie mal wieder eines Besseren.

      »Das wissen wir noch nicht. Unsere Ermittlungen dauern noch an, aber ich verspreche dir, wir tun alles in unserer Macht stehende um es heraus zu finden. Aber der Grund warum ich eigentlich hier bin, ist, um dir zu sagen, dass wir euch wegbringen müssen.«

      »Nein.« Hannah sprang auf. Der Stuhl auf dem sie eben noch gesessen hatte, fiel mit einem dumpfen Krachen zu Boden. Wütend stemmte sie ihre Hände auf den Schreibtisch und funkelte den Mann ihr gegenüber an. »Das werde ich nicht zulassen. Nicht schon wieder.«

      Ihr ganzer Körper zitterte als sie das ganze Ausmaß dieser Worte zu begreifen begann. Wieder sollte sie alles aufgeben, ihre Freunde, ihr zu Hause und ihre Arbeit. Nach all der Zeit die sie gebraucht hatte um endlich mit ihrem Leben klar zu kommen, sollte es ihr einfach so wieder weggenommen werden. Mit ein paar simplen Worten, die doch eine so große Bedeutung hatten.

      »Hannah ihr seid in Gefahr. Wir gehen davon aus, dass dieser Anschlag an der Schule gezielt verübt wurde. Ich weiß, es ist schwer für dich zu begreifen, aber euer Leben hängt davon ab und ich werde kein weiteres Risiko mehr zulassen.« Sie hörte die Worte, klar und deutlich vernahm sie den Klang der Stimme des Kommissars, doch sie konnte und wollte es nicht wahrhaben. Es durfte nicht sein. Nicht schon wieder. »Nein.« wiederholte СКАЧАТЬ