Sweetland. Michael Crummey
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Название: Sweetland

Автор: Michael Crummey

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783963114458

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СКАЧАТЬ erwarteten Kirchgang zu vermeiden. Sie saß dann auf dem Sofa und trank Tee, während Sweetland mit Jesse über den Boden krabbelte, ihn an den Füßen hochhob und Pupse auf seinen Bauch blies, um den Jungen zum Lachen zu bringen. Ihm war noch kein Kind begegnet, das weniger zum Lachen neigte, und er nahm es als persönliche Herausforderung, ihn von diesem Leiden zu heilen. Er konnte jetzt nicht mehr sagen, ob er schon damals gespürt hatte, dass mit Jesse etwas nicht in Ordnung war, oder ob es ihm nur in der Rückschau so vorkam, dass es eine unnatürliche Distanz im Blick dieses Kindes zu geben schien. Als schaute der Junge vom weit entfernten Ende eines Tunnels auf die Welt.

      Bei diesen Besuchen sagte Clara kaum ein Wort, sah nur zu, wie Sweetland mit Jesse auf dem Boden herumalberte. Zwischen ihnen war eine bedeutungsvolle Stille, als würde sie darauf warten, dass ihr für irgendein Vergehen vergeben würde. Oder um ihm die Gelegenheit zu bieten, selbst um Vergebung zu bitten. Und sein Versagen, das eine oder andere zu tun, war eine weitere Sache, die sie jetzt gegen ihn einnahm. Dabei bestand die schlichte Wahrheit darin, dass er sich davor fürchtete, mit dieser Frau zu sprechen.

      » Jesse sagt, er wird mit dir hierbleiben, wenn alle andere gehen «, sagte Clara. Sie hatte die Stimme erhoben und Sweetland merkte, dass dies der wahre Grund für ihr Kommen war. Dass es sie Mühe kostete, das Thema anzuschneiden.

      » Wirklich? «

      » Ich hoffe, du hast nichts gesagt, um ihm diesen Gedanken in den Kopf zu setzen. «

      » Er hat seinen eigenen Kopf. «

      » Er kommt mit Veränderungen nicht so gut zurecht, wenn du das meinst. «

      Sweetland wandte sich vom Kühlschrank zu ihr. » Hast du ihm erzählt, dass Hollis einen Winter im Krankenhaus verbracht hat? In St. John’s? «

      » Onkel Hollis? «

      » Jesse behauptet, dass er es von Hollis selbst gehört hat. «

      » Weshalb war er drin, Tuberkulose? «

      » Jesse sprach, als würde Hollis mit uns im Wald sitzen. «

      Clara zuckte mit den Schultern. » Der Doktor sagt, das wäre normal genug. «

      » Normal genug? «

      » Er sagt, dass sich das bei Jesse vielleicht auswächst. «

      » Haben die schon einen Namen dafür? «, fragte er.

      » Für was? «

      » Was auch immer mit dem Jungen nicht in Ordnung ist. «

      » Da gibt es eine ganze Bandbreite «, sagte sie. Sie blickte vor sich auf den Tisch, als würde sie sich dafür schämen, wie schwach sich diese Erklärung anhörte. » Und er ist nicht typisch, das haben sie mir auch gesagt. «

      » Das hätte ich dir alles gratis sagen können «, sagte er. » Hätte dir die Reise erspart. «

      » Der Doktor hat Jesse noch nicht oft genug gesehen, um mehr sagen zu können. Wenn wir in St. John’s leben würden, dann könnten wir ihn richtig untersuchen lassen. Wir könnten ihn für ein Schulprogramm anmelden. «

      » Jesse wäre nirgendwo anders glücklich als hier «, sagte Sweetland, » das weiß ich genau. « Er schob den Wasserkessel auf die Hitze des Ofens. » Er will morgen mitkommen, wenn ich eine Ladung Holz hole. «

      » Oh, Gott «, murmelte Clara.

      » Es ist sowieso Samstag «, sagte Sweetland leise. » Willst du eine Tasse Tee? «

      Doch sie war bereits halb zur Tür heraus.

      Vor Einbruch der Dunkelheit machte er seinen Abendspaziergang. Obwohl es bereits die erste Juniwoche war, fühlte sich die Luft kühl an. Der Wind ließ mit der untergehenden Sonne nach. Er ging bis zu seiner Steghütte am Ufer, dann weiter den ganzen Weg zur Metallglocke der alten Müllverbrennungsanlage auf der Landzunge. Kilometerweit entfernt konnte er ein Containerschiff auf seinem Weg seewärts erkennen, die Lichter in der Dämmerung gerade noch zu erkennen. Es wirkte wie eine Kleinstadt am Horizont, die nach Osten trieb.

      Er wandte sich zurück zur Bucht, zu der weißen Kirche auf dem gegenüberliegenden Arm, dem umzäunten Friedhof am Hang über den Häusern. Ein paar Jugendliche spielten auf dem Kai an der Church Side Straßenhockey, da dort die einzige ebene Fläche war, zu der sie Zugang hatten. Pilgrims Hund sprang mit den Spielern hin und her und musste den Ball aus dem Hafenbecken holen, wenn er durch einen missratenen Schuss über den Rand fiel. Sweetland zählte sieben oder acht Kinder, ungefähr die gesamte schulpflichtige Bevölkerung, abgesehen von Jesse, der kein Interesse an Sport hatte. Sweetland spähte wieder hinaus aufs Meer, die Sonne am Horizont, und wartete, bis sie im Ozean versank, bevor er wieder losging.

      Er bemerkte eine kleine Bewegung oberhalb des Pfades, sodass er anhielt, um durch das Gebüsch zu blicken. Loveless’ Hund rannte wieder frei herum. Eine Art Minipudelmischling, den Love­less in den Kleinanzeigen gefunden hatte, nachdem Sara gestorben war. Er hatte Sweetland gedrängt, mit ihm die Reise rüber nach Hermitage zu machen und den Hund auf dem Rückweg in seiner Manteltasche getragen. Voll ausgewachsen waren die drei Kilo jetzt tropfnass. Nur Haut und Knochen.

      Sweetland rief den Hund im Gebüsch und pfiff leise, doch das Tier ignorierte ihn und verschwand in der Dämmerung. Loveless hatte den Hund wegen seines rabenschwarzen Fells Smut getauft, obwohl er nicht auf seinen Namen oder irgendwas anderes reagierte, sondern seinen eigenen wilden Weg ging, wenn Loveless ihn nicht mit einer Leine angebunden hatte. Manchmal war er die ganze Nacht draußen im Wald, folgte durch das Krummholz seiner Nase nach Rebhühnern und Moorhühnern und Kaninchen. Tauchte dann am Morgen an Loveless’ Tür auf, verdreckt und verfilzt und ausgehungert. Sweetland rechnete damit, dass der Hund eines Tages verschwinden würde, gerissen von einem Fuchs oder Adler, oder von Kojoten, falls die es jemals bis zur Insel schaffen würden.

      Auf seinem Weg kam er am Fenster vorbei, wo Queenie Coffin Rauch in die frische Luft blies. Sie rief ihn zu sich und er lehnte sich an den Fensterrahmen, während sie die Zigarette beendete. Sie trug ihren gesteppten Bademantel, die Haare in Lockenwicklern aufgedreht. Die alten, an die er sich von seiner Mutter erinnerte, die mit Haarklammern befestigt wurden. Lippenstift am Zigarettenfilter, ein aufgeklapptes Buch im Schoß. Queenie sah man nur selten ohne ein Buch in Reichweite. Sie war eine unersättliche Leserin von nicht sonderlich originellen Liebesromanen und Kriminalromanen, die so vorhersehbar waren, dass sie die letzten fünfzig Seiten selbst hätte schreiben können. Es war nur ein Mittel, um die Zeit totzuschlagen, sagte sie, um die Nachmittage zu verbringen, während der Fernseher lief und stummgestellt war.

      » Kühle Nacht «, sagte sie.

      » Ganz schön frisch. Hab gesehen, dass du die Woche deinen Garten eingesät hast. «

      » Ja, zertritt bloß nicht alles «, sagte sie.

      » Werden wahrscheinlich eh vor Kälte sterben, wenn sie rauskommen. «

      Queenie lachte und hustete feucht in ihre Faust. Eine Stimme rief aus der oberen Etage und sie hob für die Antwort den Kopf. » Ich rede nur mit meinem Freund «, rief sie.

      Sweetland konnte von oben das gedämpfte Geräusch des Fernsehers hören.

      » Hayward meint, du warst nicht bei der Gemeindeversammlung. «

      » Ich habe die Kartoffeln eingesät. СКАЧАТЬ