Sweetland. Michael Crummey
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Название: Sweetland

Автор: Michael Crummey

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783963114458

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СКАЧАТЬ « Er seufzte laut und zeigte zum Brett. » Ziehst du oder guckst du nur? «

      Sweetland stand auf. » Muss drüber nachdenken «, sagte er.

      » Ich habe noch genug Zeitung zum Lesen. «

      Sweetland drehte sich an der Tür um. » Lass bloß Loveless das Brett nicht berühren «, sagte er.

      ·

      Nachdem er das Rettungsboot angebunden hatte, wurde Sweetland bewusst, dass seine Chance, den Weg durch den Nebel zu finden, bei fünfzig zu fünfzig lag. Er hielt sich vom Nebelhorn am Burnt Head fern, und als er den Eindruck hatte, ein ganzes Stück hinter den Fever Rocks zu sein, fuhr er nach dem Kompass langsam in westliche Richtung. Das Motorgeräusch hallte jetzt gelegentlich schwach von den unsichtbaren Klippen steuerbord zurück.

      Er fuhr ganz langsam, suchte in der Finsternis nach einem Anzeichen von Land. Selbst das Rettungsboot war kaum noch zu sehen, wenn er hinter sich blickte.

      Er fuhr weiter, hielt sich im tiefen Wasser und versuchte einzuschätzen, wie weit er schon an der Insel entlanggefahren war. Er fuhr an einer Nische in der steilen Felswand vorbei, ein hohler Raum im zurückgeworfenen Echo des Motors, und hoffte, dass es Lunin Cove war. Er stellte den Motor ab und warf einen Jigger aus, ließ die Schnur laufen, bis der mit einem Gewicht beschwerte Haken achtzehn Faden tief auf den Boden traf. Er war über der Offer Ledge, das bedeutete noch knapp fünf Kilometer bis zur Mole. Er fuhr noch eine halbe Stunde ohne Sicht, der Nebel immer dichter. Als er den Motor stoppte und den Jigger ins Wasser ließ, traf der weniger als einen Faden tief unter ihm auf die Tom Cod Rocks.

      Der erste Hinweis drang durch den weißen Dunst, als er die Schnur hochbrachte – ein leises Brummen, das genauso körperlos und diffus schien wie der Nebel. Als die Männer im Rettungsboot es hörten, standen sie auf und blickten sich irritiert um. Sweetland fuhr eine Weile westlich, hielt dann wieder an. Diesmal war es eine Stimme, vor ihm und ein gutes Stück backbord. Er stoppte noch drei oder vier Mal, bevor er sie erkannte. Es war Tennessee Ernie Ford, der » The Old Rugged Cross « vom Kirchturm sang. Da oben war nie eine Glocke gewesen, nur eine Lautsprecheranlage, die vor dem Gottesdienst am Sonntagmorgen eine Stunde lang Kirchenlieder oberhalb von Chance Cove abspielte. An klaren Tagen konnte man es kilometerweit auf dem Wasser hören, und auch jetzt schaffte es Fords elektrisch verstärkter Bariton durch die dicken Nebelschwaden bis hinaus zu ihnen, als sie langsam an der Küste entlangfuhren. » Softly and Tenderly «, » What A Friend We Have in Jesus «, » Whispering Hope «. Sweetland summte mit, auch wenn der Motor die Aufnahme gelegentlich übertönte.

      Tennessee Ernie Fords Stimme schwebte steuerbord an ihnen vorbei, bis sie ungefähr vom Heck her die Sünder anflehte, nach Hause zu kommen, was bedeutete, dass Sweetland am Zugang vorbeigefahren war. Er wendete langsam, kam zu der versteckten Mündung der Bucht, und die Insel ragte plötzlich aus dem Grau heraus, die auffällige Linie der Mole schnurgerade oberhalb der Wasseroberfläche. Er feuerte drei Schuss mit seinem Zweiundzwanziger, um Aufmerksamkeit zu erregen und sie wissen zu lassen, dass er kam.

      Er blickte zurück zum Rettungsboot, winkte den schattigen Gestalten, die in seine Richtung blickten. Er fand, dass sie nicht sehr beruhigt wirkten, bei ihm im Schlepptau zu sein.

      Er feuerte drei weitere Schüsse ab und kam dann in das ruhige Wasser der Bucht. Die weiße Kirche schwebte auf der Landzunge, und dröhnte noch immer ihr protestantisches Flehen heraus. Der Kai wurde langsam deutlicher, als er näherkam. Am Kai standen bereits Menschen in ihrer Sonntagskleidung, die auf dem Weg zur Kirche waren, und Dutzende weitere kamen aus ihren Häusern weiter oben am Hügel, Männer und Frauen und Kinder mit ihren Hunden. Alle rannten herbei, um die gespenstischen Ankömmlinge zu sehen.

      · 2 ·

      Sweetland war mitten in einer Partie Texas Hold’em, als Clara zum Haus kam. Er hatte sie schon den ganzen Abend erwartet und sich nicht richtig auf das Spiel konzentrieren können. Er spielte das Short Deck, hatte zwei Paare, Buben über Neunen. Spielte gerade hellwach mit einem leichtsinnigen Anfänger, der sich als Flush angemeldet hatte, im Jackpot fast zweihunderttausend.

      » Du guckst nicht etwa Pornos, oder? «, fragte sie.

      » Hab ich zur Fastenzeit aufgegeben «, sagte er und winkte sie in die Küche, ohne vom Laptop aufzusehen. Clara stellte die Plastiktüte mit dem Kaninchenkörper auf den Tisch und setzte sich.

      Er sah sich die River Card an und Flush setzte All-In. » Ach, verdammt «, sagte er.

      » Das ist kein echtes Geld «, sagte Clara.

      » Gott sei Dank! « Er faltete die Hände und seufzte laut, schloss dann langsam und widerstrebend das Laptop.

      Clara hob die Tüte mit dem Kaninchen an, um sie ein Stück näher zu ihm zu schieben. » Es ist außerhalb der Saison. «

      » Dieses Jahr sind es einfach zu viele «, sagte er. » Sie werden im Wald sterben, wenn der Winter kommt. «

      » Ich will es nicht im Haus haben «, sagte sie.

      Er sah zu der Plastiktüte auf dem Tisch. Wässrige Blutstriemen in den Falten. » Ich habe nur ein Dutzend Fallen ausgelegt «, sagte er. » Der Junge liebt es, da draußen zu sein. «

      » Jesse hat eine Woche Schule mit mir in St. John’s verpasst «, sagte sie. » Mehr darf er nicht verpassen. «

      » Es war dein Hund, der heute Morgen Krawall geschlagen und ihn aufgeweckt hat. «

      » Hättest du ihn nicht einfach wieder nach Hause schicken können? «

      Sweetland zuckte mit den Schultern. » Er hat seinen Großvater gefragt, ob er mitkommen darf. «

      Clara legte eine Hand über die Augen und wirkte wie ihre Mutter, dachte Sweetland. Sonst hatte Clara fast nichts von Ruth, doch diese subtile Geste der Erschöpfung oder Furcht oder Verärgerung, das war Sweetlands Schwester, wie sie im Buche stand. Er trug das Fleisch durch die Küche zur Kühltruhe, um etwas mehr Abstand zwischen sich und diese unheimliche Verwandlung zu bringen.

      Jesse war noch ein Säugling gewesen, als Clara nach Sweetland zurückkehrte und kein Wort darüber verlor, wer der Vater war oder was aus ihm geworden war. Soweit er wusste, hätte Clara das Kind genauso irgendwo unter einem Felsen finden und nach Chance Cove bringen können, um es als ihr Eigenes aufzuziehen. Sie war fast zehn Jahre weggewesen, zunächst an der Universität in St. John’s, und dann als Wanderarbeiterin auf dem Festland. Nach ihrer Rückkehr ging sie in den ersten Monaten immer sonntags mit Jesse auf dem Rücken hinaus zum Leuchtturm. Er konnte sie kommen sehen, wenn er im Turm war und sich der rote Fleck ihrer Goretex-Jacke über die Marsch bewegte. Er beobachtete, wie sie langsam vorwärtskam, bis sie schließlich nahe genug war, damit er ihre Gesichtszüge erkannte. Dann ging er die Wendeltreppe hinunter und setzte den Kessel auf.

      Sweetland hatte kein Wort über ihre Entscheidung verloren, für die Schule von der Insel zu gehen, obwohl er von Anfang an dagegen war, da Ruthie tot war und Pilgrim allein im Haus zurechtkommen musste. Und auf eine kleine, gehässige Weise hatte er sich von Clara abgewandt. Soll sie doch kriegen, was sie will, dachte er, ohne jemals darüber nachzudenken. Eine kaum wahrnehmbare Kälte ihr gegenüber, die er sofort verleugnet hätte, wenn sie es ihm vorgeworfen hätte. Er saß an seinem Küchenfenster, als sie vom Kai die Fähre bestieg. Sie wandte sich um und sah den Hügel hinauf, da sie wusste, dass er sie beobachtete. Er hatte die ganze Zeit kein Wort von ihr gehört, als sie unterwegs war, abgesehen von dem, was er aus zweiter Hand durch Pilgrim oder СКАЧАТЬ