Название: Sweetland
Автор: Michael Crummey
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783963114458
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» Höchstpersönlich. «
» Ist Jesse nicht bei euch? «, fragte Sweetland.
» Clara hat ihm gesagt, dass er zu Hause seine Schularbeiten machen soll «, sagte Pilgrim.
Jesse pflegte jeden Tag nach der Schule eine Stunde im Friseurladen zu verbringen, doch Clara schien bemüht, ihn von seinen Inselgewohnheiten abzubringen. Oder wollte sie damit vielleicht Sweetland bestrafen? Er war runtergekommen, weil er mit dem Jungen gerechnet hatte, und jetzt tat es ihm fast leid, dass er gekommen war. Er mühte sich aus seiner feuchten Jacke, schüttelte sie zweimal aus, bevor er sie an den Garderobenständer hängte. Er ging rüber und stellte sich in die Wärme des Ofens, Pilgrims Kopf drehte sich, um seinen Schritten zu folgen. Auf dem Boden neben der Holzkiste stand ein Kessel und Sweetland füllte ihn am Waschbecken in der Ecke.
Eine Gestalt huschte am Fenster vorbei, dann wurde die Tür aufgedrückt, das Wetter drängte am Reverend vorbei in den Laden. Er drehte sich schnell um und schlug die Tür zu, lehnte sich dann dagegen, als wollte er ein tollwütiges Tier draußen halten. » Erbarmen «, sagte er.
» Sind Sie das, Reverend? «, fragte Pilgrim.
» Das ist vielleicht ein Wetter da draußen «, sagte der Reverend.
Duke kletterte abschnittsweise vom Stuhl und wischte mit einem Lappen über das abgewetzte Leder. » Setzen Sie sich «, sagte er. » Moses hat gerade den Kessel auf den Herd gestellt. «
» Ich setze mich ans Brett. «
» Nicht nötig «, sagte Duke. » Für Sie den Ehrenplatz. «
» Die Ersten werden die Letzten sein «, sagte der Reverend. » Die Letzten werden die Ersten sein. Ihr wisst doch, wie das geht. « Und er setzte sich auf den Holzstuhl ans Schachbrett, Pilgrim gegenüber.
» Ich dachte, Sie hätten sich aus dem Geschäft zurückgezogen, sagte Sweetland.
Der Reverend lachte. » Ein Mann Gottes «, sagte er, » ob mit oder ohne Amt. «
Er trug eine schwarze Hose, schwarze Anzugjacke und darunter ein weißes Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war. Er setzte sich und faltete die Hände im Schoß, war frisch rasiert und hatte das weiße Haar eingeölt und nach hinten gekämmt. Er sah aus wie jemand, der bei einer Totenwache Beistand leistete. Der Beruf des Mannes war wie ein Fleck, keine Chance ihn zu entfernen, so fest saß er.
» Wollen Sie eine Tasse? «, fragte Duke.
» Ich würde nicht nein sagen. «
Der Reverend kam ursprünglich aus Wales und war als Student nach Kanada gezogen. Mit Anfang zwanzig hatte man ihm eine Gemeinde in Neufundland zugewiesen, wo er heiratete und während der folgenden fünfundvierzig Jahre mit seiner Frau in einem halben Dutzend Gemeinden die Kirchen betreute. In den Siebzigern war er nach Sweetland gekommen und hatte seine Einsetzung zwei oder drei Mal verlängert, obwohl seine Frau mit der Zeit öffentlich dagegen wetterte. Der Reverend ging schließlich mit gebrochenem Herzen, wie jedermann bemerkt hatte.
Sweetland sagte: » Womit habe ich es da zu tun? «
Der Reverend spähte hinunter auf das Schachbrett. Er spielte nie mit, doch es gefiel ihm, den Spielverlauf zu beobachten, und er gab Ratschläge und Hinweise.
» Alle außer Moses haben ihre Verantwortung dafür abgegeben «, sagte Duke. » Sie haben es auf mich abgesehen, um eine neue Partie zu beginnen. «
» Ich denke noch drüber nach «, sagte Sweetland.
» Ich hätte nicht übel Lust, es dir in Rechnung zu stellen. «
» Ich könnte ein Gebet für Sie sprechen «, bot der Reverend an.
» Sparen Sie sich das für die No Chance Cove «, sagte Duke.
Sweetland wollte etwas erwidern, besann sich aber, der Gesellschaft zuliebe.
Die Kirche an der Landzunge war verschlossen, als der Reverend vor sieben Jahren verwitwet und im Ruhestand nach Sweetland zurückgekehrt war. Er kaufte sich ein leeres Haus hinter der Kirche und verbrachte die Zeit hauptsächlich damit, zu lesen und über die Inselpfade zu wandern. Niemand wusste so recht, was man von seiner Rückkehr halten oder wie man mit ihm umgehen sollte. In den ersten Monaten machte er es sich zur Gewohnheit, werktags an den Vormittagen bei Sweetlands Schuppen zu halten. Er setzte sich an die Wand auf einen der rissigen Plastik-Küchenstühle und verschwendete Stunden von Sweetlands Zeit, hörte sich die Sendung mit Höreranrufen aus dem Kofferradio über der Werkbank an und kommentierte das eine oder andere Thema.
Sweetland erwartete, dass der Mann seinen Mut sammelte, um nach Ruthie zu fragen, wie es ihr am Ende ergangen war und ob sie irgendwas gesagt hatte, was er dem Reverend ausrichten sollte. Deshalb geriet Sweetland in Panik, wenn der Mann seinen Kopf durch die Tür steckte, da sein Beruf und sein Benehmen es unmöglich machten, ihn einfach wegzuschicken. Sweetland verlegte sich darauf, ein Feuer im Holzofen anzumachen, die Lüftungsschlitze zu öffnen, und solange im Feuer zu stochern, bis es ganz stickig im Schuppen war. Der Reverend zog sich dann bis aufs Hemd aus, ging aber nicht soweit, davon auch nur den obersten Knopf zu öffnen, sondern saß mit Schweißtropfen auf der Stirn da.
Sie stört die Hitze nicht.
Ich mag es warm, sagte Sweetland. Man sagt, es sei gut für die Gelenke. Wollen Sie eine Tasse Tee?
Gott, nein.
Der Reverend war nach einer halben Stunde gezwungen, die feurige Grube zu verlassen, und gab schließlich seine Besuche ganz auf. Sweetland hatte in jenen Monaten eine Menge gutes Holz verloren, doch er betrachtete es als lohnende Ausgabe.
In jenem ersten Herbst arbeitete der Reverend freiwillig in der Schule, wo er sich als sein Herzensprojekt um Jesse kümmerte und Maßnahmen erarbeitete, die es dem Jungen erleichterten, seine Rechenaufgaben zu machen und seine Ausbrüche und Anfälle von stumpfsinnigem Schaukeln und Singen zu reduzieren. Der Reverend hatte auch den Arzt gefunden, den der Junge in St. John’s aufsuchte, und er war derjenige, der die Termine vereinbarte. Er stellte Clara Pilgrim an, um an zwei Vormittagen in der Woche in seinem Haus den Boden zu wischen und seine drei Wechselgarnituren identischer Kleidung zu waschen. Er konnte dazu überredet werden, die alte Kirche zu öffnen, um die gelegentlichen Hochzeiten oder Taufen oder Beerdigungen abzuhalten, doch er weigerte sich, über regelmäßige Sonntagsgottesdienste nachzudenken. Allem Anschein nach hatte er sich niedergelassen, um den Rest seiner Tage als halbprivater Bürger auf der Insel zu leben, bevor die Rede auf die Umsiedlung kam.
Der Reverend wandte sich an Sweetland. » Hat Jesse über den Besuch beim Doktor irgendwas zu Ihnen gesagt? «
» Nein, nicht direkt. «
Sweetland hatte den Eindruck, einen winzigen Moment der Skepsis oder Verärgerung über das Gesicht des Geistlichen huschen zu sehen. Doch sie verschwand so schnell, dass er es sich vielleicht auch nur eingebildet hatte.
» Sie meinen, je mehr Struktur wir ihm geben können, desto besser ist es «, sagte der Reverend. » Ich hatte überlegt, ihn während des Sommers zeitweise zu mir kommen zu lassen. Drei Mal die Woche oder so. «
» Das würde für Jesse wie Schule klingen. «
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