Jesus war kein Europäer. Kenneth E. Bailey
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Название: Jesus war kein Europäer

Автор: Kenneth E. Bailey

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783417228694

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СКАЧАТЬ Israels,

      dass er sein Volk angesehen und ihm Erlösung geschaffen hat.

      Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet

      im Hause Davids, seines Knechtes […]

      Das ist eindeutig eine gute Nachricht für alle. Zacharias fährt in den Versen 70 bis 71 fort:

      […] wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her:

      Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen;

      [Hervorhebung von mir]

      Zacharias ist immer noch „politisch korrekt“. Diese Botschaft ist genau das, was das Volk hören wollte. Der Messias wird die römischen Unterdrücker und die kultisch unreinen Nichtjuden aus ihrer Mitte vertreiben. Durch den Messias wird Gott sie von ihren Feinden retten und von der Hand aller, die sie hassen.

      Doch dann gibt Lukas 1,76-77 einige Worte von Zacharias über seinen Sohn Johannes wieder:

      […] denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen,

      seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben

      in Vergebung ihrer Sünden [Hervorhebung von mir]

      Plötzlich sind die Rollen vertauscht. Jetzt besteht das Problem des Volkes nicht mehr in „denen, die uns hassen“, sondern darin, dass sie Rettung von ihren eigenen Sünden benötigen. Die Unterdrückten sind ebenfalls Sünder! Ein Retter für Sünder ist ein Retter für alle, denn alle sind Sünder.

      Diese Sichtweise ist sehr alt. So heißt es bereits in Prediger 4,1:

      Und ich wandte mich und sah all die Unterdrückungen,

      die unter der Sonne geschehen.

      Und siehe, da waren Tränen der Unterdrückten,

      und sie hatten keinen Tröster.

      Und von der Hand ihrer Unterdrücker ging Gewalttat aus,

      und sie hatten keinen Tröster.

      In diesem Text sitzen sowohl die Unterdrücker als auch die Unterdrückten in einem Gefängnis, aus dem sie nicht entkommen können. Beide sind auf Gnade von außerhalb des Gefängnisses angewiesen. Der Text im Lukasevangelium spricht von der Rettung vor den Feinden und von der Rettung vor dem inneren Dilemma der Sünde.

      Matthäus 2,1-2 berichtet über weise Männer, die landläufig als „Heilige Drei Könige“ bekannt sind:

      Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland [oder: Osten] nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland [oder: Osten] gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.

      Dieser Abschnitt der Geschichte wirft eine Reihe von Fragen auf. Wenn die Weisen (magoi) aus einem Land östlich von Israel kamen und seinen Stern im Osten gesehen hatten, dann würde ihr Weg sie nach Indien führen! Bekanntermaßen reisten sie jedoch nach Westen. Der Schlüssel zu diesem Vers liegt in dem Umstand, dass im Hebräischen das Wort für „Osten“ auch „Aufgang“ bedeutet. Der griechische Text in Vers 2 lässt sich also besser mit „Wir sahen seinen Stern aufgehen“ übersetzen.

      Aus welchem Land stammten die weisen Männer nun? Waren es Nichtjuden? Und waren sie aus Arabien? Es müssen tatsächlich Nichtjuden gewesen sein. Die Hirten stammten aus der Gegend von Bethlehem und waren mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Juden, doch die Weisen nicht.52 Der neue „König der Juden“ wurde bei seiner Geburt sowohl von Juden als auch von Nichtjuden angebetet. Zudem stammten die weisen Männer wahrscheinlich aus Arabien.

      Wenn der Text sie als „Weise vom Morgenland“ beschreibt, stellt sich die unvermeidliche Frage: Wo im Morgenland? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wo der Schreiber lebt. Wenn ein Amerikaner Freunde in New Jersey besucht und ihnen mitteilt, er komme aus dem „Westen“, könnten die Gastgeber darauf schließen, er stamme aus dem benachbarten Bundesstaat Pennsylvania. Wenn ein Angehöriger der US-Marine zum Dienst in den „Westpazifik“ geschickt wird, ist er im Pazifik stationiert, doch für das britisches Schiff hundert Meter entfernt ist es der „Ostpazifik“. Es ist der gleiche Ozean, doch die Briten blicken nach Osten und die Amerikaner nach Westen.

      Jeder Christ, der in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte in Rom lebte, stellte sich unter dem „Morgenland“ ganz selbstverständlich Persien vor, und das Wort magoi in der griechischen Literatur bezeichnet tatsächlich Babylonier oder Parther.53 Doch für einen Christen, der im Heiligen Land lebt, liegt der Osten oder das „Morgenland“ jenseits des Jordans. Diese Bezeichnung existiert sogar heute noch. Während ich im Westjordanland in Israel/Palästina lebte, stellte ich fest, dass man Besucher aus Jordanien immer als „aus dem Osten“ bezeichnete, was natürlich „östlich des Jordans“ hieß. So liegt die Vermutung nahe, dass jüdische Christen, die im ersten Jahrhundert im Heiligen Land lebten, ebenso dachten und redeten. Für sie bezeichnete der „Osten“ natürlich die jordanischen Wüsten, an die sich die Wüsten Arabiens anschließen.

      Nach Matthäus 2 kamen die Weisen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk an. Wer reich ist, besitzt meistens Gold, und Gold wurde in Arabien abgebaut.54 Doch Weihrauch und Myrrhe werden aus Bäumen gewonnen, die nur im südlichen Arabien wachsen. Wohlhabende Bewohner dieser Wüstenregionen besäßen natürlich Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Urgemeinde wusste das.

      Der älteste noch existierende Kommentar zu den Berichten um die Geburt Jesu wurde etwa 160 n. Chr. von Justin dem Märtyrer verfasst, einem palästinischen Christen, der in Flavia Neapolis geboren wurde. Justin zeichnete ein Gespräch mit einem Juden namens Tryphon auf. Dieses Buch, das erhalten geblieben ist, trägt den Titel Dialog mit dem Juden Tryphon. Darin schreibt Justin: „Die weisen Männer aus Arabien kamen nach Bethlehem und beteten das Kind an und brachten ihm Geschenke, Gold und Weihrauch und Myrrhe.“55 Dabei bringt er keine Belege für seine Aussagen vor, sondern erwähnt einfach an fünf verschiedenen Stellen, dass die weisen Männer aus Arabien stammten.56 Dieser Herkunftsort der Weisen wird ebenfalls von Tertullian und Clemens von Rom bestätigt.57

      In den 1920er-Jahren besuchte der britische Geisteswissenschaftler Eric F. F. Bishop einen muslimischen Beduinenstamm in Jordanien, der den arabischen Namen al-Kokabani trug. Das Wort kokab bedeutet „Planet“ und al-Kokabani heißt „diejenigen, die die Planeten studieren“ bzw. „die den Planeten folgen“. Bishop fragte die Stammesältesten, warum sie sich so nannten. Sie erklärten, ihre Vorfahren hätten die Planeten beobachtet und seien gen Westen nach Palästina gereist, um dem großen Propheten Jesus Ehre zu erweisen, als er geboren wurde.58 Das stützt die Aussage von Justin, der im zweiten Jahrhundert behauptete, die weisen Männer seien Araber aus Arabien gewesen. Doch ist dieser Umstand mehr als eine historische Kuriosität? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir den Zusammenhang zwischen Jesaja 60 und der Weihnachtsgeschichte untersuchen.

      Jesaja 60 beginnt mit Worten, die uns aus Händels großem Oratorium Der Messias vertraut sind. Der Text lautet:

      Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen,

      und СКАЧАТЬ