Jesus war kein Europäer. Kenneth E. Bailey
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Название: Jesus war kein Europäer

Автор: Kenneth E. Bailey

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783417228694

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СКАЧАТЬ zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“ (Lk 2,38). Offenbar konnte Lukas keinen Zeugen finden, der die genauen Worte Hannas berichtete. Wir haben nichts weiter als einen Hinweis auf die Hoffnungen ihrer Zuhörer. Klar ist, dass Lukas beschloss, ihr keine Worte in den Mund zu legen. Warum wird sie also überhaupt erwähnt?

      In seinem ganzen Evangelium betont Lukas immer wieder einen beachtenswerten Aspekt: Er macht deutlich, dass dieser Retter für Männer und Frauen gekommen ist. Eine sorgfältige Untersuchung des Lukasevangeliums ergibt mindestens siebenundzwanzig Geschichtenpaare, bei denen ein Mann und in der parallelen Erzählung eine Frau die tragende Rolle spielt.65

      Darunter befinden sich das Gleichnis vom guten Hirten und dem verlorenen Schaf auf der einen Seite und das Gleichnis einer guten Frau mit einer verlorenen Münze auf der anderen (Lk 15,3-10). Das erste stellt ein Beispiel aus der Männerwelt, das zweite aus der Erfahrungswelt der Frauen dar. Weiterhin lesen wir die Geschichten des Bauern, der ein Senfkorn in seinem Garten aussät, sowie von der Frau, die Sauerteig unter ihren Brotteig mengt (Lk 13,18-21). Auch hier stammt das eine Beispiel aus der Erfahrungswelt der Männer und das andere aus dem Alltag einer Frau. So enthalten auch die Geschichten um Jesu Geburt, die Lukas aufzeichnete, drei solche Paare:

      1. Gabriel erscheint zwei Menschen: Zacharias und Maria.

      2. Zwei Lieder werden gesungen: eines von Zacharias und das andere von Maria.

      3. Im Tempel gibt es zwei Zeugen: Simeon und Hanna bezeugen den Erlösungsplan Gottes, der sich durch Jesus erfüllt.

      Zugegebenermaßen wird Simeon mehr Aufmerksamkeit gewidmet als Hanna. Doch wenn man Zacharias und Maria vergleicht, spielt Maria die prominentere Rolle. Ihre Reaktion auf die gute Nachricht von Gabriel besitzt eine höhere Qualität als die von Zacharias. Die Verheißung eines Sohnes für Zacharias schenkte ihm die Erfüllung seines Traumes, die ihn jedoch nichts kostete. Trotzdem glaubte er diese gute Nachricht nicht, weil seine Frau über das gebärfähige Alter hinaus war. Infolgedessen sah er sich einem zweiten Wunder gegenüber: Bis zur Geburt des Kindes blieb er stumm.

      Im Gegensatz dazu erfuhr Maria, dass sie durch Gottes Wirken einen Sohn zur Welt bringen würde. Anders als bei Zacharias hätte das Geschenk, das ihr angeboten wurde, ihren Tod bedeuten können. Doch im Gegensatz zu Zacharias akzeptierte sie diesen Preis der Nachfolge still und antwortete demütig: „Es geschehe mir nach deinem Wort.“ Dann wurde auch sie Zeugin eines zweiten Eingreifens Gottes. Doch ihr zweites Wunder bestand in der guten Nachricht, dass ihre Cousine ein Kind erwartete. Statt eines Gerichtswunders wurde sie Zeugin eines Segenswunders.

      Simeons Nunc dimittis (wie man sein Lobgebet nennt) enthält eine wunderbare Verheißung an Maria, verbunden mit einer Warnung. Er sagt zu ihr:

      „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen –, damit Überlegungen aus vielen Herzen offenbar werden.“

      Lukas 2,34-35

      Was kann diese beängstigende Aussage bedeuten? Wie ist die Begründung „damit Überlegungen aus vielen Herzen offenbar werden“ zu verstehen? Offenbar soll es heißen, dass sowohl durch Jesu als auch durch Marias Seele ein Schwert gehen wird. Dem Leser wird erklärt, dass Maria an den Ereignissen der Kreuzigung beteiligt sein und ihr Leid dazu beitragen wird, die „Überlegungen aus vielen Herzen“ offenzulegen. Wird Marias Treue am Kreuz die Handlanger des Bösen um sie herum dazu bringen, ihre eigene Brutalität mit Marias mutiger Liebe zu vergleichen?

      Das Geschehen am Kreuz ist von einer Fülle von Kompromissen umgeben. Alle Beteiligten werden seltsam bloßgestellt. Die Jünger glaubten, doch in ihrer Angst flohen sie. Petrus machte kühne Versprechungen, aber verleugnete Jesus. Der Hohepriester wollte die Heiligkeit des Tempels bewahren und die Römer vom Eindringen in die heiligen Stätte abhalten. Doch dadurch trug er zum Tod eines unschuldigen Menschen bei. Die Soldaten führten nur Befehle aus, doch diese Befehle verstießen gegen römisches Recht. Pilatus wollte seinen Posten behalten und sich nicht die Hände schmutzig machen. Vermutlich befürchtete er, die Tempelvorsteher könnten einen negativen Bericht über ihn an den Kaiser senden, der seiner Karriere schaden würde. Pilatus war bereits in mehrere Konfrontationen mit der jüdischen Bevölkerung verwickelt gewesen, die er alle verloren hatte. Könnte seine Karriere bei dieser wechselvollen Vergangenheit eine weitere Niederlage überstehen? Seine persönlichen strategischen Interessen waren ihm offensichtlich wichtiger als die Unschuld eines Zimmermanns aus der Provinz. Das Kreuz offenbarte Pilatus’ wahren Charakter. Die innersten Gedanken vieler Menschen wurden durch das Leiden Jesu am Kreuz offengelegt, und Maria hatte Anteil an diesem Leid.

      Auf Golgatha entschied sich Maria, bis zum Ende bei ihrem Sohn zu bleiben und sein Leiden bis zu seinem Tod zu begleiten. Sie stand nicht unter Arrest und hätte einfach gehen können. Sie wusste, dass sie den Lauf der Ereignisse, die sich vor ihren Augen abspielten, nicht hätte aufhalten können, indem sie etwa mit den Soldaten stritt oder bei den Hohepriestern Fürsprache einlegte. Sie konnte nur bleiben und mit Jesus leiden. Es war tatsächlich ein Schwert, das ihre Seele durchbohrte und sie zum Vorbild für christliche Nachfolge machte.

      Diese großen Ereignisse werfen bereits in der Weihnachtsgeschichte ihre Schatten voraus. Der bekannte sri-lankische Pastor Daniel T. Niles dichtet in einem Weihnachtslied:

      On a day when men were counted, God became the son of man;

      That his name in every census would be entered, was his plan.

      God, the Lord of all Creation, humble takes a creature’s place;

      He whose form no man has witnessed, has today a human face.

      When there shone the star of David in the spangled eastern sky,

      Kings arrived to pay their homage to the Christ, the Lord most high.

      Yet not all, for lo there soundeth through the streets a fearful cry,

      For a king who will not worship has decreed that Christ must die.

      Yet it’s Christmas, and we greet Him, coming even now to save;

      For the Lord of our salvation was not captive to the grave.

      Out of Egypt came the Saviour, Man’s Emmanuel to be,

      Christmas shines with Easter glory, glory of eternity.

      An dem Tag, als man Menschen zählte, wurde Gott zum Menschensohn;

      Dass sein Name in jeder Zählung genannt wird, war sein Plan.

      Gott, der Herr der ganzen Schöpfung wird in Demut zum Geschöpf;

      Er, dessen Gestalt kein Mensch je sah, hat heute ein menschliches Gesicht.

      Als Davids Stern am sternenübersäten östlichen Himmel aufging,

      Kamen Könige, um Christus, dem höchsten Herrn, Ehre zu erweisen.

      Doch nicht alle, denn da!, es schallt durch die Straßen ein ängstlicher Schrei,

      Denn ein König, der nicht anbeten will, hat befohlen, dass Christus sterben muss.

      Doch es ist Weihnacht, und wir grüßen ihn, der zur Rettung zu uns kam;

      Denn der Herr unserer Errettung blieb kein Gefangener des Grabes.

      Aus СКАЧАТЬ