Cogito, ergo dumm. Sebastian 23
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Название: Cogito, ergo dumm

Автор: Sebastian 23

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783710951084

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СКАЧАТЬ auch die Gentechnik begann mit einigen Startschwierigkeiten. Am 11. Dezember 1951 wies der Direktor des Cavendish Labors der Universität Cambridge nach einer gescheiterten Demonstration ihrer Ergebnisse zwei seiner Mitarbeiter an, ihre Forschungen mit sofortiger Wirkung einzustellen. Dabei waren Francis Crick und James Watson den Geheimnissen der DNA auf der Spur, und Watson hielt später fest, dass der Direktor ganz offensichtlich nicht einmal wusste, wofür das Kürzel DNA stand. Als sie einige Jahre später die Arbeit wiederaufnahmen, kamen sie der Struktur der DNA auf die Spur, der wohl wichtigsten biologischen Erkenntnis des 20. Jahrhunderts. Apropos DNA: Wussten Sie eigentlich, dass Menschen rund 50 Prozent ihres Erbguts mit Bananen teilen? Ich finde, dass erklärt einiges. Auch, wenn ich neuerdings ein komisches Gefühl dabei habe, in eine Banane zu beißen.

      Die genetische Verwandtschaft zur Banane gilt auch für die klügsten Menschen. Und dass Klugheit nicht vor Dummheiten schützt, haben wir ja bereits gelernt. Anders kann man es kaum erklären, was 1977 einer Frau namens Tina Christopherson passierte. Bei ihr war ein IQ von 189 gemessen worden, einer der höchsten dokumentierten Werte. Doch Christopherson war von der ständigen Angst begleitet, sie könnte an Magenkrebs sterben wie zuvor ihre Mutter. Das ist natürlich eine nachvollziehbare Sorge, zumal solche Ängste sich nicht immer rational wegargumentieren lassen. Auch nicht mit einem himmelhohen IQ. Stattdessen versuchte Christopherson einen anderen Weg der Prävention: Sie trank sehr viel Wasser. Sehr, sehr viel Wasser, um genau zu sein. Es wird berichtet, dass sie teilweise bis zu fünfzehn Liter pro Tag getrunken haben soll. Nun soll man ja durchaus viel trinken, aber es ist mit Wasser wie mit allem anderen: Die Dosis macht das Gift. Und fünfzehn Liter sind definitiv zu viel. Sie führten zu einem Nierenversagen, an dem Christopherson starb. Nun konnte man schon 1977 wissen, dass das bei der Aufnahme von derartig viel Wasser passieren würde. Und in Anbetracht eines IQs von 189 hätte Christopherson das vielleicht sogar selbst klar sein müssen. Aber wenn eben eine starke Gegenmotivation wie Todesangst vorhanden ist, dann hat auch der beste Verstand das Nachsehen.

      Apropos dummer Tod eines Genies: 1983 starb der berühmte Autor Tennessee Williams, als er sich nach hinten lehnte, um Nasentropfen zu nutzen und ihm dabei der Deckel des Nasensprays in den Hals fiel. Das war eher ein tragisches Missgeschick, aber trotzdem ein wirklich dummer Tod. Dabei war es eben ausgerechnet Tennessee Williams, der einen der meistzitierten Sätze zum Thema Dummheit geprägt hat: »Jede Dummheit findet einen, der sie macht.« Uff.

      Statt Plastikdeckeln sollte man definitiv lieber Gemüse zu sich nehmen, wenn man gesund leben will. Wie sagte schon der weise Gelehrte Helge Schneider? »Tu mal lieber die Möhrchen!« Darauf achtet teils sogar die Regierung, wenn es etwa um das Menü in Schulkantinen geht. Mal mit mehr, mal mit weniger guten Ideen. Unter Ronald Reagan wollte die US-Regierung beispielsweise durchsetzen, dass Ketchup im Schulessen als Gemüsebeilage gilt. Gemüse ist gesund und wichtig, aber so hätte sich viel Geld sparen lassen. Allerdings wurde nach einer großen öffentlichen Debatte Abstand von diesem Plan genommen. So können die Schüler*innen in den USA heute leider nicht sagen: Ketchup ist mein Gemüse.

      Apropos Ernährung, eine kleine Anekdote am Rande: Einem belgischen Fernfahrer wurde von seinem Arzt gesagt, er ernähre sich unausgewogen und bräuchte mehr Eisen. Dass der Mann umgehend in einen Haushaltswarenladen ging und sich eine Packung Nägel kaufte und schluckte, kann man ihm da kaum vorwerfen, oder? Mit seinen inneren Verletzungen kam er sofort ins Krankenhaus. Beim nächsten Mal wird der Mann nicht noch mal was Spitzes essen, sondern lieber Löffel oder eine Pfanne. Wenn Sie einen Löffel essen wollen, sagen Sie aber bitte Uri Geller nichts davon, er liebt die Dinger.

      Deshalb lieber noch mal kurz zurück zu Ronald Reagan: Berüchtigt ist auch seine Aussage, Bäume würden mehr zur Umweltverschmutzung beitragen als Autos. Das klingt erst mal, als hätte ihn die Unfähigkeit zur Lüge nicht davon abgehalten, Unsinn zu erzählen. Und richtig, bis heute werden Witze über dieses Zitat gemacht. Allerdings, und das mag Sie jetzt erschrecken, hatte Reagan gar nicht wirklich unrecht: Bäume erzeugen zum Beispiel Ozon. Klar, das ist in Bodennähe nicht übermäßig schädlich, aber es ist da. Und sicher, Bäume filtern CO2, festigen durch ihre Wurzeln den Boden und sehen fesch aus. Aber trotzdem: Reagans Aussage ist nicht komplett aus der Luft gegriffen. Dabei hätte allen klar sein müssen, dass Ronald Reagan die Wahrheit gesagt hatte, denn, wie er einst öffentlich bekannte: »Ich bin nicht klug genug, um zu lügen.«

      Auf Dauer noch ungesünder, als sich einen Sack Nägel in den Hals zu kippen, ist Kettenrauchen. Also nicht Ketten rauchen, Kettenrauchen. Das ganze Metall-Thema war da vielleicht etwas missverständlich. Vergessen Sie das mit der Kette: Rauchen ist auch so ungesund, das weiß man spätestens, seitdem mindestens drei der Darsteller des berühmten Marlboro-Manns an den Folgen des Rauchens gestorben sind. Am 28. November 2000 veröffentlichte das Tabakunternehmen Philip Morris jedoch eine Studie, die es in Tschechien hatte durchführen lassen. Darin wurde beschrieben, dass Rauchen eine positive Auswirkung auf die Wirtschaft des Landes hat. Wenn man die Kosten zur Behandlung von rauchbedingten Krankheiten und den Steuerausfall durch früh verstorbene Raucher*innen gegen das Geld, das der Staat an Renten und Altenpflege spare, aufrechne, käme man auf eine Ersparnis von 147 Millionen Dollar, so die Studie. Da Philip Morris etwa 80 Prozent des in Tschechien gerauchten Tabaks herstellte, war man offensichtlich recht stolz auf diese Zahlen und publizierte sie flächendeckend. Es klang fast, als könnte man seinen Staat aus der Krise rauchen.

      Im Nachhinein versuchte der Firmensprecher Robert Kaplan zu beschwichtigen, es habe sich ja nur um »eine Wirtschaftsstudie, nicht mehr und nicht weniger« gehandelt. Vor allem wolle man nicht den Eindruck erwecken, die Gesellschaft könne einen Nutzen aus den Leiden ziehen, die das Rauchen verursache, erklärte er weiter. Wie stellte er sich das vor? »Hört mal, ihr spart eine Menge Geld, aber wir sagen euch das nicht, damit ihr denkt, das wäre zu eurem Vorteil!« Oder meinte er eher, dass es nicht die Gesellschaft sei, die in erster Linie am Leiden der Raucher*innen profitiere, sondern der Tabakkonzern Philip Morris. Andererseits muss dieser ja auch gefühlt alle halbe Stunde einen neuen Marlboro-Mann anheuern, das geht bestimmt auch ins Geld. Oder, wie die Schauspielerin Brooke Shields es mal auf den Punkt brachte: »Rauchen bringt dich um. Bist du tot, dann hast du einen sehr wichtigen Teil deines Lebens verloren.« Danke für den Hinweis, Brooke.

      Eine weitere Dummheit bringen die Autoren Christian Schiffer und Christian Alt in ihrem Buch mit dem reizenden Titel Angela Merkel ist Hitlers Tochter – im Land der Verschwörungstheorien elegant auf den Punkt. Oft werde man in Facebook-Gruppen mit dem Hinweis konfrontiert, die eigene Mutter habe als Kind Masern gehabt und auch überlebt: »Das Problem ist nur: Wenn die eigene Mutter als Kind an den Masern gestorben ist, gibt es keine Nachkommen, die das dann auf Facebook posten können«, so Schiffer und Alt weiter.

      Nicht nur, aber auch und insbesondere im Gesundheitsbereich wird offenbar gerne mit Beispielen aus dem persönlichen Umfeld argumentiert. Vermutlich kennt jede und jeder die Geschichte eines Kettenrauchers, der beinah hundert Jahre alt geworden wäre. Wenn er nicht mit 35 Jahren an Lungenkrebs gestorben wäre. Natürlich funktioniert das in beide Richtungen, und es ist nur sehr schwer möglich, auf dieser persönlichen Ebene etwas Argumentatives vorzubringen, ohne eben persönlich zu werden. Oder persönlich genommen zu werden. Also lassen wir mal eben unsere Mütter aus dem Spiel und auch den Cousin dritten Grades, der durch Handauflegen von seiner Oligophrenie geheilt wurde. Betrachten wir mal einen Moment ein paar Fakten.

      Nach den Plänen der Weltgesundheitsorganisation WHO sollten die Masern bis 2020 ausgerottet sein. Die Zahl der Infektionen nimmt jedoch seit einigen Jahren wieder deutlich zu, im Jahr 2018 um mehr als 30 Prozent. Und um den Ernst der Lage zu unterstreichen, der hinter dieser »Kinderkrankheit« steckt: Im Jahr 2017 allein gab es weltweit 110 000 Tote durch Masern. Dabei war man bis vor Kurzem auf einem guten Weg: Nach Schätzungen der WHO sind allein zwischen 2000 und 2017 21,1 Millionen Tote durch flächendeckende Masern-Impfungen verhindert worden, die Infektionsrate sank tatsächlich um 80 Prozent. Was ist also passiert?

      Nun, in allererster Linie veröffentlichte 1998 der Brite Andrew Wakefield in der Zeitschrift The Lancet einen Artikel, in СКАЧАТЬ