Lebensbilder. Оноре де Бальзак
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Название: Lebensbilder

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014735

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СКАЧАТЬ Sonne bringt es an den Tag«), ihr Kind belauscht das Gespräch, und einmal in einer Kirche beschuldigt dieses Varinka, daß sie die rote Schenke habe anzünden lassen. Varinka geht in ein Kloster, wo sie büßt und bereut.

      Diese »Varinka«, mit ihren wilden und brutalen Effekten, bedeutet bereits eine starke Abkehr Schiffs von den Wegen der romantischen Poesie. Allerdings könnte man in der Heldin eine Gestalt sehen, die ein Abbild der bei den Romantikern so oft vorgeführten Amazonen ist. Denn die vor nichts zurückschreckende Grausamkeit und Kälte Varinkas macht sie einer Penthesilea und Wanda nicht unähnlich. Auch das slavische Milieu ergibt einen Anklang an romantische Vorbilder. Aber die ganze Entwicklung des Themas, vor allem die Hingabe der Heldin in freier Liebe, bekundet schon aufs stärkste, daß Schiff sich den Einwirkungen der Tendenzen des »jungen Deutschland« nicht ganz zu entziehen vermochte. Varinka stellt noch eine Mischung romantischer und jungdeutscher Dichtweise dar. (Der versöhnende Schluß, das Zurückziehen in ein Kloster, ist sicherlich wieder durchaus romantisch.) Zwischen diesen beiden Extremen pendelte Schiffs Novellistik jetzt immer hin und her. Ein 1835 erschienenes Bändchen, das fünf ungleichwertige und ungleichartige Erzählungen vereinigte, denen der Autor den gespreizten Titel »Novellen und Nichtnovellen« gab (er meinte unter den Nichtnovellen Märchen), offenbart dieses Schwanken aufs deutlichste. Rein romantische Märchen stehen neben einer brutalen Tendenznovelle. Wie von einem strahlenden Abendsonnenglanze übergoldet, grüßt aus diesem Band noch Schiffs letztes rein romantisches Gebilde, das feine, zarte Märchen »Der Kristall«, als sein warmer Abschied von der Dichtung seiner Jugend. In diesem Märchen zeigt er, wie ausgezeichnet er das Erbe der Romantiker hätte verwalten können, wenn ihm die Zeit und ihr Geschmack mehr entgegengekommen wären. Es ist eine einfache Liebesgeschichte zweier jungen Menschen, die sich wegen ihrer Armut nicht heiraten können. Die Eltern versprechen ihre Tochter einem reichen Jüngling. Das Mädchen träumt, eine Zauberin überbringe ihm einen Kristall, der ihm die Zukunft offenbare. Diese ist traurig genug; denn der verschmähte arme Geliebte werde es erschießen und sich dann selbst den Tod geben. Diesen Traum glaubt die Braut, wirklich erlebt zu haben, und es ist plastisch und glaubhaft dargestellt, wie sie sich in diese Phantasie immer mehr hineinredet, bis sie zugrunde geht. In diese Geschichte spielt das alte lukianische Thema von der vergessenen Entzauberungsformel ebenso wirksam hinein, wie in ein zweites Märchen, »Alban und Alba«, das Hoffmannsche Doppelgänger- und das Oberonmotiv von der Belohnung eines Liebespaares, das sich unbedingt die Treue hält und dem eine Gottheit dafür einen Talisman verleiht, der es aus schweren Gefahren befreit. »Alban und Alba« ist ebenfalls ein echtes und rechtes romantisches Produkt. Helden sind ein fahrendes Sängerpaar, das – wie Tiecks Sternbald, Dorothea Schlegels Florentin u. v. a. – improvisierte Lieder vorträgt; die beiden ziehen als echte Romantiker zweck- und ziellos umher, und ihr liebster Aufenthalt ist der Wald, dessen Poesie Schiff begeistert preist. Er ist sonst niemals so weich und lyrisch gewesen wie in diesem Märchen, und diesmal ist ihm auch neben manchen schwachen ein hübsches Lied gelungen, von dem zwei Strophen hier wiedergegeben seien:

      »Wir Vögel schweben in himmlischen Räumen,

       Wir singen von lieblichen, glänzenden Träumen,

       Tief unter uns die Wolken ziehn

       Über Berge und Seen und Felder dahin.

       Tirilei, Tirilei, Tirilei!

       Und der Wind spielt auf die Melodei.

      Wenn Lüfte durch prangende Fluren wehn.

       Da nicken die Blumen mit Häuptern so schön,

       In tausend Farben mit Funken und Glanz

       Verübt das Licht seinen goldenen Tanz.

       Tirilei, Tirilei, Tirilei!

       Und der Wind spielt auf die Melodei.«

      Der Reiz dieses Märchens liegt lediglich in dem anmutigen und wirklich keuschen Ton, in dem es vorgetragen wird; stofflich weist es zu viele Anklänge an sehr bekannte Vorläufer auf, als daß es völlig befriedigen könnte. Außer den bereits hervorgehobenen Anlehnungen verwendet Schiff auch in stärkster Weise das Amphytriomotiv, nur daß diesmal nicht ein Gott, sondern eine Göttin in der Gestalt einer Ehefrau auftritt, um ihre Verführungskünste zu üben. Geschmackvoll ist diese Variante kaum zu nennen, schon deshalb nicht, weil eine Frau, die sich solcher Mittel bedient, um einen Ehebruch zu begehen, niemals erfreulich wirken kann. Gelten lassen kann man diese Änderung nur darum, weil der Ehebruch nur versucht und nicht vollbracht wird. Das Märchen klingt nämlich, wie bei Schiff fast immer, tragisch aus: der Ehemann sieht seine Gattin in doppelter Gestalt; trotz der verschiedensten Proben, die er anstellt, kann er nicht herausfinden, welche die richtige sei. Endlich glaubt er, diese erkannt zu haben, und tötet die vermeintlich falsche Gattin. Zu spät erkennt er, daß er sein eigenes Weib erschossen habe. Als blinder Spielmann irrt er dann durch die Lande.

      Eine dritte Novelle »Zwei Fliegen mit einer Klappe« [* Erstdruck im »Freimütigen«, 1833, Nr. 229–236] steht auf der Scheide zwischen Romantik und »jungem Deutschland«. Zwei Männer geraten in Zwist wegen ihrer romantischen bzw. realistischen Neigungen. Während der eine namentlich Jean Paul verherrlicht, findet der andere ihn und alle Dichter, die in unbestimmt schwärmenden Gefühlenaufgehen, lächerlich. Schiff entscheidet sich nicht, für welchen von beiden er Partei ergreifen soll. Seine Stellung bleibt – und das ist ein bemerkenswertes Zeugnis für seine allmählich ins Wanken geratene Auffassung – unentschieden.

      Eine vierte Novelle »Gundlingen« [*1846 ließ Schiff die Geschichte unter dem Titel »Das Tabackskollegium« in Pappes »Lesefrüchte« (IV. Band, Seite 358ff.) wieder erscheinen] kann insofern noch der romantischen Periode Schiffs zugezählt werden, als die Vorliebe der Romantiker für Neubearbeitungen alter Volksbücher, Chroniken usw. zur Geltung kommt.

      Die Figur des Gundlingen mag Schiff wohl wegen seiner eigenen ähnlichen Veranlagung zur Darstellung gereizt haben. Wie Gundlingen war auch er dem Trunke ergeben, und obwohl beide graduierte Leute waren, dienten sie den Zechkumpanen als Stichblätter oft sehr roher Scherze. Die Autobiographie Gundlingens, die Schiff vorträgt, geht auf Daniel Faßmanns »Elisäische Felder« zurück. Nur ist vieles gekürzt, anderes verbessert, die Sprache teilweise modernisiert, das ganze neu geordnet. Es ist wenig interessant, was man von Gundlingen aus dieser Icherzählung erfährt; die Schwänke, die mit dem immer Volltrunkenen aufgeführt wurden, sind roh und meist widerwärtig.

      In dieser Novelle liegt die Bedeutung dieses Buches nicht. Sie ist vielmehr in der nach dem Französischen geschriebenen Novelle »Johann Faust in Paris 1463« zu sehen. Denn hier schwenkt Schiff offenkundig von der Romantik ab; er ist unverfälschter Rationalist geworden, der sich namentlich von dem Wunderglauben und den katholisierenden Neigungen seiner früheren Zeit vollständig abgewendet hat. Auf welche Einflüsse diese Abkehr zurückzuführen sein mag, ist kaum zu ergründen. Aber die Richtung, die Schiff in diesem merkwürdigen »Faust« einschlägt, hält er von jetzt ab eine Zeitlang fest. Dieser »Faust in Paris« stellt die Vereinigung zweier Persönlichkeiten dar, nämlich des Schwarzkünstlers und des Erfinders der Buchdruckerkunst. Faust will, da er vor der deutschen Inquisition fliehen mußte, in Paris seine Bibeln verkaufen. Gleich seinem Namensbruder aus dem Volksbuche ist er von sinnlichen Begierden stark erfüllt. Er läuft hinter Freudenmädchen einher und verbindet sich mit einem solchen, das ihm, da es Freunde in den höchsten weltlichen und geistlichen Kreisen hat, dabei behilflich sein soll, die gedruckten Bibeln abzusetzen. Das Mädchen erzählt einem Pater, zu welch niedrigen Preisen man jetzt Bibeln kaufen könne; der ist nach diesem billigen Gewinn lüstern, besucht Faust, kann aber mit ihm nicht ins reine kommen. Deshalb schürt er in ganz Paris gegen den Schwarzkünstler und Zauberer, predigt auf den Kanzeln und erwirkt bei der Inquisition das Recht, Faust zu verhaften. Das Mädchen macht aber den Pater trunken und verrät Faust die gegen ihn gerichteten Anschläge. Er verbrennt sein Pariser Haus und entkommt glücklich.

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