Lebensbilder. Оноре де Бальзак
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Название: Lebensbilder

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014735

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СКАЧАТЬ arge Blasphemien einzuflechten, läßt Priester von der Kanzel herab predigen, daß jede Frau, die an Wunder nicht glauben wolle, demnächst eine tote Katze, eine Ziege oder ein Mondkalb zur Welt bringen werde usw. Der heftigste Groll gegen das Christentum, für das er selbst oft so glaubensstarke Worte gefunden hatte, lodert aus dieser Erzählung.

      Persönliche Erfahrungen, die Schiff verstimmten, mögen diesen auffallenden Umschwung vollbracht haben; die Erkenntnis wird sich ihm nicht mehr verschlossen haben, daß zu einer Zeit, in der die Jungdeutschen, von Regierungen und Zeitungen verfolgt und verfemt, dennoch sich und ihre Tendenzen immer nachdrücklicher durchsetzten, auch er dieser Geistesrichtung entgegenkommen müsse. Ärger haben freilich die führenden Bekenner des Jungdeutschtums und alle ihre blinden Nachläufer eine der Tendenzen dieser Bewegung – den Kampf gegen Religion und Kirche – nicht geführt als Schiff in diesem »Faust«. Er ist damit nicht originell: in der Zeit von 1832–1834 findet man in Romanen und Novellen auf Schritt und Tritt diese wüsten antikirchlichen Ausschreitungen. Bei ihm muß freilich der jähe Wechsel zwischen hingebendster Gläubigkeit und schärfster Gehässigkeit sehr befremden. Denn damit vollzieht Schiff den entscheidenden Bruch mit der Romantik und nähert sich in einem wichtigen Punkte dem »jungen Deutschland«. Allerdings hat Schiff seinen romantischen Gesinnungen nicht für alle Zeit den Abschied gegeben; immer wieder sickern sie bald schwächer, bald stärker durch, und es ist fraglos, daß ihn zur Annäherung an das »junge Deutschland« nicht innere Notwendigkeit getrieben habe, sondern der Wunsch, sich anerkannt zu sehen. Denn viel hatte er für diese neuerstandene Richtung eigentlich niemals übrig, wenn er auch Börne liebte. Aber wie wenig er auf Heines Seite stand, offenbarte er bereits in auffallendster und nachdrücklichster Weise ein paar Jahre später. Mit den übrigen befaßte er sich in dieser Berliner Zeit überhaupt nicht, wenn man von der nichtssagenden Rezension desMundtschen »Basilisk« (»Der Freimütige«, 1833, Nr. 134) absieht. So verbindet also weder äußerlich noch innerlich Schiff irgend etwas mit den Bestrebungen der Jungdeutschen. Wenn er diesen dennoch in »Johann Faust in Paris« Zugeständnisse macht, mag ihn dichterische Notwendigkeit am allerletzten dazu getrieben haben. Doch läßt sich nicht verkennen, daß Schiff auch auf einem anderen Gebiete damals zwischen Romantik und Realistik planlos umherirrte; und so muß er jedenfalls allmählich an sich selbst irre geworden sein und daran gedacht haben, die unzeitgemäß gewordene romantische Schwärmerei nach und nach aufzugeben.

      Auch der Dramatiker Schiff läßt nämlich die sich in seinem Innern bekämpfenden beiden kontrastierenden Richtungen sehr klar erkennen.

      Mit der novellistischen Produktion Schiffs hält seine gleichzeitige dramatische gleichen Schritt. Die tiefliegenden Gegensätze seiner Epik begegnen auch hier; er schwankt zwischen der französischen Realistik und der deutschen Romantik unstet hin und her. Schiff setzt mit einer freien Bearbeitung des streng realistischen Dramas von Alexander Dumas »Heinrich III. und sein Hof« ein, jenem Trauerspiele, das die große literarische Umwälzung in Frankreich so sehr gefördert hatte. Diese Bearbeitung erschien zwar im Drucke, zu einer Aufführung wurde sie nicht benützt, wie sich ja das neuromantische französische Drama damals in Deutschland noch nicht durchsetzen konnte [* In Berlin wurde das Drama in Ludwig Roberts Übersetzung (Juli 1830) dreimal gegeben, doch hatte es keinerlei Erfolg. (Vgl. »Gesellschafter«, 1830, Nr. 108.)] . Dagegen ging eine um ein Jahr später erschienene »dialogisierte historische Novelle«, die Agnes Bernauer zur Heldin hatte, wenigstens in Berlin flüchtig über die Bühne [* Erste Aufführung am 3. Januar 1831. Wie Schiff behauptet, verhinderte der Ausbruch der Cholera die Fortsetzung der Aufführungen. Die Buchausgabe ist dem Intendanten der Berliner Königlichen Schauspiele, Grafen Redern, zugeeignet] .

      Als Roman und Novelle hatte Schiff vorher den seit Hoffmann von Hoffmannswaldau immer wieder hervorgesuchten Stoff zu bearbeiten versucht, ohne ihn zu meistern. Erst als er die erzählende Form in die dialogische umgoß, war seiner Dichtung ein kurzes Bühnendasein beschieden. Das Charakteristische dieser Tragödie liegt in dem Schluß, der, wie A. Prehn in seiner Untersuchung »Agnes Bernauer in der deutschen Dichtung« (Wissenschaftliche Beigabe des Programms zu Nordhausen, Ostern 1907, Seite 7) richtig erkannte, niemals versöhnlich sein kann; deshalb griff Schiff zu dem einzig möglichen Ausweg, indem er den Herzog Albrecht an der Bahre seiner Gemahlin tot niedersinken läßt. Dieser Schluß ist übrigens nicht ganz unhistorisch. In Trithemii Chron. Hirsaugiens (II, 392) heißt es: »Et qui vivam ultra debitum amaverat, pro mortua, cadens in terram, ut mortuus iacebat.« Schiff geht weiter als seine Quelle, indem er Albrecht nicht nur »wie tot« daliegen, sondern wirklich sterben läßt. Er motiviert dies damit, daß er in Albrechts fernerem Leben nichts mehr Poetisches und Erfreuliches finde. Er sei in der Geschichte moralisch tot, physisch tot wünsche ihn das Gedicht. Jedenfalls habe der Dichter daher das Recht, den Rahmen seines Bildes da zu schließen, wo er seine Wirkung erregt zu haben glaube.

      So künstlerisch der Schluß des Stückes berührt, so wenig Eindruck vermag die übrige Dichtung zu machen. Schiff hat sich stark von der »Agnes Bernauerin« des Grafen Törring beeinflussen lassen, und das hat seinem Drama nicht gerade genützt. Die Bearbeitung ist unbeholfen und undramatisch, die Charakteristik unlebendig, die Führung der Handlung verschwommen. Schiff war sich dessen wohl bewußt, »welcher Aufgabe er sich unterzogen habe, ein so viel gespieltes Stück, wie das des Grafen Törring, neu zu bearbeiten [* Vgl. seine Bemerkung zu dem nicht aufgeführten, nur im »Gesellschafter« (1830, Beilage zu Nr. 207) abgedruckten Vorspiele des Dramas] . Nichtsdestoweniger hat das Stück den Zeitgenossen recht gut gefallen. Ein Berliner Theaterbericht der Dresdener »Abendzeitung« (1831, Nr. 51) meinte, daß niemand nach diesem ersten Versuch Schiffs Beruf »zum« Dichter verkennen werde; die Tragödie werde durch einige Veränderungen einen Gewinn für die deutsche Bühne bilden. Und der Buchausgabe dieses Dramas rühmte es dasselbe Blatt (1831, Nr. 230) sogar nach, daß es gewiß zu dem Besten gehöre, was die neuere Zeit in diesem Genre gebracht habe.

      Im »Literaturblatte zum Morgenblatt« (1832, Nr. 48) meinte Wolfgang Menzel, daß das Stück besser sei als manche andere Jambentragödie. »Das schöne bürgerliche Mädchen, das von einem Prinzen geehelicht und dann von dessen stolzem Vater ermordet wird, muß in dieser anspruchslosen Darstellung die Teilnahme des Publikums erregen.« –

      Das nächste dramatische Produkt Schiffs heißt: »Der Graf und der Bürger«. (Trauerspiel in vier Akten; Gubitz' »Jahrbuch deutscher Bühnenspiele, 12. Jahrgang, 1833, Seite 247–328.)

      Das Motiv und seine Bearbeitung sind veraltet. Ein Gutsbesitzer Arnstein ist verlobt. Er erfährt lauschend (!), daß der regierende Minister vorgegeben habe, er sei in Beziehungen zu der Braut Arnsteins gestanden. Das ist freilich unwahr und nur gesagt worden, um einen rege gewordenen Verdacht, daß der Minister die Schwester seines Herzogs liebe, zu entkräften. Peinlich berührt schon in dieser Vorgeschichte, die stark in Sentimentalität getaucht ist, zweierlei: einmal, daß der Herzog nichts anderes zu tun hat, als einen Preis für den auszusetzen, der hinter das Geheimnis der Liebe seines Ministers komme (was taktlos ist und ihn nichts kümmern sollte), zweitens aber, daß der Bräutigam durch einen schwach motivierten Zufall horchend erfährt, seine Braut sei früher einmal dem Minister freundschaftlich zugetan gewesen. Durch Horchen Aufklärungen zu erhalten, ist immer ein naiver, wenig glaubwürdiger Zug. Noch abgeschmackter wird dieses Motiv dadurch, daß der Bräutigam zwar zuerst fest daran glaubt, seine Braut habe ihn belogen, ihr auch die heftigsten Vorwürfe zuschleudert, aber plötzlich, ohne daß man wüßte, warum, ihr alles abbittet. Damit wäre die Geschichte zu Ende, wenn nicht ein sehr stolzer Bruder der Braut seine Schwester noch immer für beschimpft hielte und die Hochzeit nicht stattfinden ließe. Inzwischen bekommt der Bräutigam die Aufklärung, daß der Minister sich einen Scherz mit seiner Braut erlaubt habe. Er stellt ihn zur Rede und erhält für sein Stillschweigen Geld angeboten. Nun folgen entsetzliche Tiraden über Bürgerstolz und Bürgerehre, die nicht um Geld feil seien. Der Minister wird dadurch so gerührt, daß er widerrufen will. Freilich auf die Aufforderung, zu bekennen, wo er in jener Nacht, als ihn der ganze Hof suchte, gewesen sei, kann er, um die Herzogsschwester nicht zu kompromittieren, nicht eingehen. Da ihm Arnstein droht, will er ihn verhaften lassen, um vor ihm sicher zu sein. Aber dieser Plan mißlingt, und der Bräutigam stiehlt im Zimmer der Herzogsschwester СКАЧАТЬ