Название: Die Verborgene Harmonie
Автор: Osho
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
Серия: Edition Osho
isbn: 9783942502863
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Durch Logik beengst du deinen Horizont und du kannst nicht mehr grenzenlos sein. Wenn du Angst hast dir zu widersprechen, kannst du nicht grenzenlos sein. Dann musst du wählen, musst du verdrängen, musst du das Gegenteil vermeiden, musst du es verstecken. Aber ist es schon dadurch aus der Welt, dass du es verdrängst? Wirst du etwa nicht sterben, nur weil du dem Tod nicht ins Auge blickst?
Du kannst den Tod vermeiden, du kannst ihm den Rücken zukehren, du kannst ihn dir ganz aus dem Kopf schlagen … Darum sprechen wir ja auch nicht vom Tod. Das gehört sich nicht. Wir sprechen nicht davon, wir scheuen uns davor. Der Tod geschieht jeden Tag, er geschieht überall, aber wir meiden ihn wo wir können. Sobald jemand stirbt, haben wir es eilig, mit ihm abzuschließen. Wir verlegen die Friedhöfe außen vor die Stadt, damit niemand hingeht. Und dort machen wir Gräber mit Marmortafeln und meißeln schöne Sprüche darauf. Wir gehen hin und legen Blumen auf das Grab. Und was bedeutet das? Ihr versucht, alles ein wenig auszuschmücken.
Der Westen hat einen Beruf daraus gemacht, den Tod zu verdrängen. Es gibt Leute, die einem berufsmäßig helfen, den Tod zu vermeiden. Sie verschönern die Leiche, sodass sie wieder lebendig aussieht. Was macht ihr da? Meint ihr, dass das irgendwie weiterhelfen kann? Den Tod gibt es. Die Reise geht zum Friedhof; wo ihr ihn hinverlegt, macht keinen Unterschied, hinkommen tut ihr doch. Du bist schon unterwegs dahin, du stehst in der Schlange und wartest auf den Augenblick des Todes, wartest in der Schlange der Sterbenden. Wohin willst du dich vor dem Tod flüchten?
Aber die Logik versucht klar zu sein; und nur um klar zu sein, klammert sie aus. Sie sagt: Leben ist Leben und Tod ist Tod, es sind zwei getrennte Erscheinungen. Aristoteles sagt: A ist A, es kann niemals B sein. Dieses Prinzip wurde zum Grundstein des gesamten westlichen Denkens: Meide den Widerspruch – Liebe ist Liebe, Hass ist Hass; und Liebe kann niemals Hass sein.
Das ist töricht, denn alle Liebe schließt Hass ein – sie muss ihn einschließen; das ist naturgegeben. Du liebst jemanden und du hasst denselben Menschen. Du musst es tun, du kannst es nicht vermeiden. Wenn du es vermeiden willst, wird alles verlogen. Aus diesem Grund ist eure Liebe zur Lüge geworden: Sie ist nicht ehrlich, sie ist nicht authentisch; sie kann nicht aufrichtig sein, sie ist nur Fassade. Warum ist sie nur Fassade? Weil ihr die Kehrseite leugnet.
Du sagst: „Du bist mein Freund, und ein Freund kann kein Feind sein. Und du bist mein Feind, du kannst nicht mein Freund sein!“ Aber das sind nur die zwei Seiten derselben Medaille. Der Feind ist ein versteckter Freund und der Freund ist ein versteckter Feind. Die andere Seite versteckt ihr, aber es gibt sie trotzdem.
Aber das wird euch zu viel. Wenn ihr beides seht, wird es unerträglich. Wenn du im Freund den Feind siehst, wirst du ihn nicht mehr lieben können. Wenn du im Feind den Freund siehst, wird es dir unmöglich, ihn zu hassen. Das ganze Leben wird zum Rätsel.
Heraklit wird „der Verwirrende“ genannt. Er ist nicht verwirrend, er entspricht dem Leben. Was immer ist, er gibt es einfach wieder. Er hat keine Lebensanschauung, er zimmert keine eigenen Systeme zurecht, er ist einfach ein Spiegel. Was auch immer das Leben vorgibt, er gibt es wieder. Einmal bist du voller Liebe und im nächsten Moment bist du voller Hass: Der Spiegel gibt es wieder. Der Spiegel kann nichts verschleiern, er ist immer nur wahr. Aristoteles ist nicht wie ein Spiegel. Er ist wie eine leblose Fotografie, die sich nicht verändert; sie geht nicht mit dem Leben mit. Und darum sagt Aristoteles, dass etwas mit diesem Heraklit nicht stimmt, dass es in seinem Charakter einen entscheidenden Mangel geben muss. Für Aristoteles muss das Denken klar sein, systematisch, rational; Logik ist für ihn der Sinn des Lebens und Gegensätze darf man nicht vermischen.
Aber wer vermischt sie denn? Heraklit ist nicht verantwortlich dafür. Und wie könnt ihr sie trennen, wenn sie im Leben selbst vermischt sind? Ja, in euren Büchern könnt ihr das versuchen, aber eure Bücher sind dann falsch. Eine logische Aussage ist von vornherein verkehrt, weil sie nicht eine Aussage des Lebens ist. Und eine lebendige Aussage ist von vornherein unlogisch, weil sich das Leben in Paradoxen äußert.
Seht euch das Leben an: Überall ist Gegensatz – aber an den Gegensätzen selbst ist nichts verkehrt: Sie sind lediglich für euren logischen Verstand unerträglich. Wenn du zu mystischer Einsicht gelangst, wird Gegensätzlichkeit schön. Ja, Schönheit ist ohne sie überhaupt nicht möglich. Wenn du denselben Menschen, den du liebst, nicht auch hassen kannst, dann fehlt deiner Liebe jede Spannung. Sie ist dann eine leblose Angelegenheit ohne Polarität und alles ist schal.
Was geschieht tatsächlich in der Liebe? Wenn du jemanden tatsächlich liebst, dann liebst du ihn am Morgen, und am Nachmittag ist daraus schon Hass geworden. Warum? Was ist der Grund dafür? Warum ist das so im Leben? Wenn man jemanden hasst, trennt man sich von ihm; der ursprüngliche Abstand ist wiedergewonnen. Bevor ihr euch verliebt habt, seid ihr zwei getrennte Individuen gewesen. Durch eure Liebe wurdet ihr zu einer Einheit, wurde aus euch eine Gemeinschaft.
Ihr müsst dieses Wort Community – Gemeinschaft – verstehen, es ist sehr schön: Es bedeutet common unity – gemeinsame Einheit. Eine Gemeinschaft zu sein ist für ein paar Augenblicke schön, aber danach kommt es einem wie Sklaverei vor. Es ist schön, gemeinsam zur Einheit zu werden, es führt zu einem Höhepunkt, einem Gipfel, aber man kann nicht ewig auf dem Gipfel leben. Wer soll dann im Tal leben? Und der Gipfel ist nur schön, weil es auch das Tal gibt. Wenn du nicht zurück ins Tal gehen kannst, verliert der Gipfel seine ganze Gipfelhaftigkeit. Nur im Vergleich zum Tal ist er ein Gipfel. Wenn du dir auf dem Gipfel ein Haus baust, wirst du vergessen, dass es ein Gipfel ist, die ganze Schönheit der Liebe geht verloren.
Am Morgen liebst du und schon am Nachmittag bist du voller Hass. Du bist ins Tal gegangen, du bist an den Anfangspunkt zurückgekehrt, genau dorthin, wo du warst, bevor die Liebe geschah, jetzt seid ihr wieder Einzelne. Einzeln zu sein ist auch schön; es gibt Freiheit. Im Tal zu sein ist auch schön; es bringt Entspannung. Im dunklen Tal zu sein tut gut, es hilft dir, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Danach bist du dann wieder bereit, zum Gipfel aufzusteigen; am Abend liebst du wieder. Es ist ein Prozess von Trennung und Wiedervereinigung; er wiederholt sich ständig. Wenn du nach einem Augenblick des Hasses wieder liebst, dann bist du wieder in den Flitterwochen.
Wo keine Abwechslung ist, wird das Leben statisch. Wenn man nicht zum Gegenteil übergehen kann, wird alles fad und langweilig. Darum sind allzu kultivierte Menschen langweilig, sie lächeln immerzu, nie werden sie böse. Du beleidigst sie und sie lächeln; du verdammst sie und sie lächeln. Sie sind unerträglich. Und ihr Lächeln ist gefährlich. Denn ihr Lächeln geht nicht tief, es bleibt nur auf den Lippen, es ist eine Maske. Sie lächeln nicht, sie folgen lediglich ihren Anstandsregeln. Und dadurch wird ihr Lächeln hässlich.
Menschen, die immerzu nur lieben und nie hassen, die nie wütend werden, entpuppen sich regelmäßig als oberflächlich. Denn woher soll die Tiefe kommen, wenn man nicht ins Gegenteil umschlagen kann? Tiefe kommt durch das Umschlagen ins Gegenteil.
Liebe ist Hass. Eigentlich sollten wir nicht die Worte Liebe und Hass gebrauchen, sondern nur ein einziges Wort: LiebesHass. Eine Liebesbeziehung ist eine Hassbeziehung und das ist gut so! Am Hass ist nichts verkehrt, denn nur durch den Hass gelangst du zur Liebe. An einem Wutanfall ist nichts verkehrt, denn nur durch Wut gelangst du zu Stille und Ruhe.
Ist euch das schon aufgefallen? Jeden Morgen fliegen hier über uns Flugzeuge hinweg – ein sehr lauter Lärm. Und wenn das Flugzeug vorbeigeflogen ist, folgt ihm eine tiefe Stille nach. Bevor das Flugzeug kam, war es nicht so still. Wenn das Flugzeug vorbei ist, ist die Stille tiefer als zuvor.
Du gehst nachts im Dunkeln eine Straße entlang; plötzlich kommt ein Wagen. Mit voller Geschwindigkeit fährt er an dir vorbei; deine Augen sind vom Licht geblendet, und wenn das Auto vorbei ist, herrscht tiefere Dunkelheit.
Alles lebt durch den Gegensatz; durch die Spannung des Gegensatzes wird alles tiefer. Entferne dich, damit du näherkommen kannst; geh zum СКАЧАТЬ