Sewastopol. Лев Толстой
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Название: Sewastopol

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066112196

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СКАЧАТЬ bei Kalugin Thee zu trinken.

      Nun, du hast mir noch nicht zu Ende erzählt von Wasjka Mendel, sprach Kalugin; er hatte den Mantel abgelegt, saß am Fenster auf einem weichen, bequemen Sessel und knöpfte den Kragen seines weißen, gestärkten Oberhemdes auf, – wie hat er sich verheiratet?

      Zum Kranklachen, Kamerad! ... Je vous dis, il y avait un temps, on ne parlait que de ça à Pétersbourg, sagte Fürst Galzin lachend, erhob sich von dem Klavier, vor dem er saß, und setzte sich auf das Fenster neben Kalugins Fenster, einfach zum Kranklachen. Ich kenne die Geschichte schon ganz genau ...

      Und er begann lustig, witzig und lebendig eine Liebesgeschichte zu erzählen, die wir hier übergehen, weil sie für uns nicht interessant ist. Aber merkwürdig war's, daß nicht bloß Fürst Galzin, sondern alle diese Herren, die sich's hier bequem gemacht hatten, der eine im Fenster, der andere mit übergeschlagenen Beinen, der dritte am Klavier, ganz andere Menschen zu sein schienen, als auf dem Boulevard: frei von der lächerlichen Aufgeblasenheit und Dünkelhaftigkeit, die sie den Infanterie-Offizieren gegenüber hatten; hier waren sie unter sich, gaben sich natürlich und waren, besonders Kalugin und Fürst Galzin, höchst liebenswürdige, heitere und gute Jungen. Es war die Rede von Petersburger Kameraden und Bekannten.

      Was macht Maslowski?

      Welcher: der von den Leib-Ulanen oder von der Garde-Kavallerie?

      Ich kenne sie beide. Den Gardisten habe ich noch als Knaben gekannt, wie er eben aus der Schule kam. Nicht wahr, der ältere ist Rittmeister?

      O, schon lange!

      Geht er noch immer mit seinem Zigeunermädel?

      Nein, die hat er laufen lassen ... oder so ähnlich.

      Dann setzte sich Fürst Galzin an das Klavier und sang prächtig ein Zigeunerlied. Praßkuchin, obwohl von niemand gebeten, begann ihn zu begleiten, und so gut, daß man ihn bat, in der Begleitung fortzufahren, was er auch sehr gern that.

      Ein Diener trat ins Zimmer; er brachte Thee, Sahne und Bretzeln auf einem silbernen Präsentierteller.

      Reiche dem Fürsten! sagte Kalugin.

      Es ist doch eigentümlich, daran zu denken, sagte Galzin, indem er ein Glas nahm und ans Fenster ging, daß wir hier in der belagerten Stadt, ... »Klaviergesang«, Thee mit Sahne und eine solche Wohnung haben, wie ich sie wirklich in Petersburg haben möchte.

      Ja, wenn auch das noch fehlte, entgegnete der mit allem unzufriedene alte Oberstleutnant, so wäre diese beständige Erwartung einfach unerträglich, – zu sehen, wie jeden Tag die Menschen fallen und fallen, ohne daß man ein Ende absieht, – wenn man dabei noch im Schmutz leben müßte und keine Bequemlichkeit hätte! ...

      Und was sollen unsere Infanterieoffiziere sagen, rief Kalugin, die auf den Bastionen mit den Soldaten in den Blindagen liegen und Soldatensuppe essen? – was sollen die sagen?

      Die? Die wechseln allerdings acht Tage lang nicht die Wäsche, aber das sind auch Helden, bewunderungswürdige Menschen.

      In diesem Augenblick kam ein Infanterieoffizier ins Zimmer.

      Ich ... ich habe Befehl ... kann ich als Bote des Generals N. den Gen... Seine Excellenz sprechen? fragte er schüchtern und grüßte.

      Kalugin erhob sich; aber ohne den Gruß des Offiziers zu erwidern, fragte er ihn mit beleidigender Höflichkeit und einem erzwungenen offiziellen Lächeln, ob es »Ihnen« nicht beliebte zu warten, dann wandte er sich, ohne ihm die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, an Galzin, sprach mit ihm französisch, so daß der arme Offizier, der mitten im Zimmer stehen geblieben war, absolut nicht wußte, was er mit seiner Person machen sollte.

      In einer äußerst dringenden Angelegenheit, sagte der Offizier nach einem minutenlangen Schweigen.

      Ich bitte Sie, mit mir zu kommen, sagte Kalugin, zog den Mantel an und begleitete den Offizier zur Thür.

      Oh bien, messieurs, je crois, que cela chauffera cette nuit! sagte Kalugin, als er vom General zurückgekommen war.

      Wie? Was? Ein Ausfall? begannen alle zu fragen.

      Ich weiß nicht, Sie werden selber sehen, antwortete Kalugin mit einem geheimnisvollen Lächeln.

      Mein Kommandeur ist auf der Bastion, darum muß ich wohl auch hingehen, sagte Praßkuchin und legte den Säbel an.

      Aber niemand antwortete ihm, er mußte selber wissen, ob er zu gehen habe oder nicht.

      Praßkuchin und Neferdow gingen hinaus, um sich auf ihre Plätze zu begeben.

      Leben Sie wohl, meine Herren! Auf Wiedersehen, meine Herren! Wir werden uns heute Nacht noch wiedersehen! schrie Kalugin aus dem Fenster, als Praßkuchin und Neferdow über ihre Kosakensättel gebeugt, den Weg entlang trabten. Das Getrabe der Kosakenpferde verklang bald in der dunklen Straße.

      Non, dites moi, est-ce qu'il y aura véritablement quelque chose cette nuit? sagte Galzin, während er mit Kalugin im Fenster lag und die Bomben betrachtete, die über den Bastionen aufstiegen.

      Dir kann ich's erzählen. Siehst du, ... du bist ja auf den Bastionen gewesen? – (Galzin machte ein Zeichen der Zustimmung, obgleich er nur einmal auf der vierten Bastion gewesen war.) – Dort, unserer Lunette gegenüber war ein Laufgraben ... und Kalugin, der kein Fachmann war, trotzdem aber seine strategischen Ansichten für sehr richtig hielt, begann, ein wenig verwirrt und die technischen Ausdrücke verdrehend, den Stand unserer und der feindlichen Werke und den Plan des beabsichtigten Unternehmens zu schildern.

      Aber um die Schützengräben beginnt es zu knallen. Oho! Ist das eine von uns oder von »ihm«? Da platzt sie, riefen sie, indem sie vom Fenster aus, die feurigen, in der Luft sich kreuzenden Linien der Bomben, die den dunkelblauen Himmel auf einen Augenblick erleuchtenden Blitze der Schüsse und den weißen Pulverrauch betrachteten und den Tönen des immer stärker werdenden Schießens lauschten.

      Quel charmant coup d'oeil, a? sagte Kalugin, indem er die Aufmerksamkeit seines Gastes auf dies wirklich schöne Schauspiel lenkte. Weißt du, bisweilen kann man einen Stern nicht von einer Bombe unterscheiden.

      Ja, ich dachte soeben, daß das ein Stern sei; aber er fällt ... sieh, sie ist geplatzt. Und dieser große Stern ... wie heißt er? – sieht ganz wie eine Bombe aus.

      Weißt du, ich habe mich so an diese Bomben gewöhnt, daß mir in Rußland, ich bin davon überzeugt, in einer Sternennacht alles als Bomben erscheinen wird, – so gewöhnt man sich daran.

      Soll ich aber nicht lieber diesen Ausfall mitmachen? sagte Fürst Galzin nach einem minutenlangen Schweigen.

      Laß nur gut sein, Kamerad, und denk' nicht daran; ich lasse dich auch nicht fort, antwortete Kalugin, du kommst schon noch zurecht, Kamerad!

      Im Ernst? ... Du meinst also, ich brauche nicht zu gehen – wie?

      In diesem Augenblicke ließ sich in der Richtung, nach der die Herren sahen, auf das Kanonengebrüll, schreckliches Gewehrgeknatter hören, und Tausende von kleinen Feuern, die ununterbrochen aufflammten, blitzten auf der ganzen Linie.

      So ist's, wenn's richtig losgeht! sagte Kalugin. Solches Gewehrfeuer kann ich nicht kaltblütig anhören: weißt du, es erschüttert einem СКАЧАТЬ