Sewastopol. Лев Толстой
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Название: Sewastopol

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066112196

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СКАЧАТЬ in französischer Sprache; da es aber nicht möglich war, zu Vieren den schmalen Weg zu gehen, war er gezwungen, allein zu gehen und nahm nur in der zweiten Gruppe den berühmten, tapferen Marineoffizier Sserwjagin unter den Arm, der herangekommen war und ein Gespräch mit ihm begonnen hatte, und der auch den Wunsch hatte, sich der Gruppe der Aristokraten anzuschließen. Und der berühmte Held schob mit Freuden seine nervige, ehrenfeste Hand unter den Arm Praßkuchins, der allen, auch Sserwjagin selbst, gut bekannt war, als ein nicht besonders guter Mensch. Als Praßkuchin dem Fürsten Galzin seine Bekanntschaft mit diesem Marineoffizier erklärte und ihm zuraunte, er sei ein berühmter Held, schenkte Fürst Galzin Sserwjagin doch gar keine Aufmerksamkeit; er war gestern auf der vierten Bastion gewesen, hatte dort in einer Entfernung von zwanzig Schritt eine Bombe krepieren sehen, hielt sich daher für keinen geringeren Helden, als dieser Herr war und meinte, so mancher Ruhm werde für nichts gewonnen.

      Dem Stabskapitän Michajlow machte es so viel Vergnügen, in dieser Gesellschaft umherzuschlendern, daß er den lieben Brief aus T. und die düsteren Gedanken, die ihm bei dem bevorstehenden Abgange auf die Bastion überkommen hatten, vergaß. Er blieb so lange in ihrer Gesellschaft, bis sie ausschließlich untereinander zu plaudern begannen und seinen Blicken auswichen und ihm so zu verstehen gaben, daß er gehen könne, und sich schließlich ganz von ihm entfernten. Der Stabskapitän war trotzdem zufrieden und kränkte sich nicht im mindesten über die verdächtig-hoffärtige Art, in der der Junker Baron Pest sich brüstete und die Mütze vor ihm zog, als er an ihm vorüberging; der Junker war nämlich seit der gestrigen Nacht, – die er zum ersten Male in der Blindage der fünften Bastion zugebracht hatte, weshalb er sich für einen Helden hielt, – besonders stolz und selbstbewußt.

      

IV

      Kaum aber hatte der Stabskapitän die Schwelle seiner Wohnung überschritten, als ihm völlig andere Gedanken in den Sinn kamen. Er sah sein kleines Zimmerchen mit dem unebnen Lehmboden und den schiefen, mit Papier beklebten Fenstern, sein altes Bett mit dem darüber befestigten Teppich, auf dem eine Reiterin abgebildet war und über dem zwei Pistolen aus Tula hingen, die schmutzige, mit einer Kattundecke versehene Lagerstätte des Junkers, der mit ihm zusammenwohnte; er sah seinen Nikita, der, mit verwirrtem, fettigem Haar, sich kratzend, von der Diele aufstand; er sah seinen alten Mantel, seine umgestülpten Stiefel und ein Bündel, aus dem das Ende eines Käses und der Hals einer großen Flasche mit Branntwein, den er sich für den Aufenthalt auf der Bastion besorgt, hervorragten; und plötzlich fiel ihm ein, daß er heut auf die ganze Nacht mit der Kompagnie in die Schützengräben gehen müsse.

      »Gewiß, ich werde heut sterben müssen, – dachte der Stabskapitän – ich fühle es. Die Hauptsache ist, daß ich nicht zu gehen brauchte, aber mich selbst angeboten habe. Immer fällt der, der sich selber anbietet. Und was fehlt denn diesem verfluchten Nepschißezki? Er ist vielleicht gar nicht krank, und es soll ein anderer für ihn fallen, ja, gewiß fallen. Übrigens aber, wenn ich nicht falle, werde ich sicher vorgeschlagen. Ich habe wohl gemerkt, wie es dem Regimentskommandeur gefiel, als ich sagte: »Gestatten Sie, daß ich gehe, wenn Leutnant Nepschißezki krank ist.« Setzt es nicht den Major, so ist mir der Wladimir gewiß. Gehe ich doch schon das dreizehnte Mal auf die Bastion. Ach, dreizehn ist eine böse Zahl. Ich werde bestimmt fallen – ich fühle es, daß ich fallen werde. Aber Einer muß doch gehen, ein Fähnrich kann doch nicht die Kompagnie führen. Und wenn sich etwas ereignen sollte? ... die Ehre des Regiments, die Ehre der Armee hängt ja davon ab. Meine Pflicht war es, ja, meine heilige Pflicht. Aber ich habe Vorahnungen.« Der Stabskapitän vergaß, daß er derartige Vorahnungen mehr oder minder stark schon oft gehabt hatte, wenn er auf die Bastion gehen sollte, und wußte nicht, daß dieselbe Vorahnung mehr oder minder stark jeder empfindet, der ins Feuer geht. Beruhigt durch das Pflichtbewußtsein, das bei dem Stabskapitän besonders entwickelt und stark war, setzte er sich an den Tisch und begann einen Abschiedsbrief an seinen Vater zu schreiben. Als er nach zehn Minuten den Brief beendet, stand er mit thränenfeuchten Augen vom Tische auf und begann, im Geiste alle ihm bekannten Gebete wiederholend, sich umzukleiden. Sein angetrunkener und grober Diener reichte ihm träge seinen neuen Rock (der alte, den der Stabskapitän gewöhnlich anzog, wenn er auf die Bastion ging, war nicht gereinigt).

      Weshalb ist der Rock nicht gereinigt? Du willst nur immer schlafen, du! du! rief Michajlow zornig.

      Was schlafen? brummte Nikita; den ganzen geschlagenen Tag läuft man umher wie ein Hund, da wird man wohl müde; und dann heißt es: schlaf' nicht mal ein!

      Du bist wieder betrunken, sehe ich.

      Nicht für Ihr Geld habe ich getrunken, was machen Sie mir Vorwürfe?

      Schweig', Tölpel, schrie der Stabskapitän und wollte seinem Diener einen Schlag versetzen. Er war schon vorher erregt gewesen, jetzt war er vollends außer sich und erbittert über die Grobheit Nikitas, den er gern hatte, sogar verwöhnte, und mit dem er bereits zwölf Jahre zusammen lebte.

      Tölpel? Tölpel ... wiederholte der Diener, und weshalb schimpfen Sie mich Tölpel, Herr? In solcher Zeit, wie jetzt, ist es nicht recht, zu schimpfen.

      Michajlow erinnerte sich, wohin er zu gehen hatte und schämte sich.

      Du bringst einen wirklich um alle Geduld, Nikita, sprach er mit sanfter Stimme, diesen Brief an meinen Vater laß auf dem Tische liegen, rühr' ihn nicht an, fügte er errötend hinzu.

      Zu Befehl, Herr, sprach Nikita, den unter dem Einflusse des Weines, den er, wie er sagte, für sein eigenes Geld getrunken hatte, ein Gefühl der Rührung überkam, und der mit dem ersichtlichen Wunsche, in Thränen auszubrechen, mit den Augen zwinkerte.

      Als der Stabskapitän auf der Außentreppe sagte: lebe wohl, Nikita! brach Nikita plötzlich in Schluchzen aus und stürzte auf seinen Herrn zu, um ihm die Hände zu küssen. Leben Sie wohl, Herr, sprach er schluchzend. Eine alte Matrosenfrau, die auf der Außentreppe stand, konnte als Weib dieser Gefühlsszene nicht unbeteiligt zuschauen, sie wischte sich mit dem schmutzigen Ärmel die Augen und sprach ihre Verwunderung darüber aus, warum sich denn die Herren solchen Qualen aussetzten; sie sagte, sie sei eine arme Witwe, und erzählte zum hundertsten Male dem betrunkenen Nikita von ihrem Kummer: wie ihr Mann schon beim ersten »Bandirement« getötet und ihr Häuschen total zerstört worden (das, in dem sie jetzt wohnte, gehörte nicht ihr) u. s. w. Nachdem der Herr gegangen war, zündete Nikita sein Pfeifchen an, bat das Haustöchterchen, Schnaps zu holen und hörte sehr bald auf zu weinen. Ja, er begann sogar mit der Alten einen Zank wegen eines kleinen Eimers, den sie ihm zerschlagen haben sollte.

      »Vielleicht werde ich nur verwundet, dachte der Stabskapitän, als er bereits in der Dämmerung mit der Kompagnie auf die Bastion ging. – Aber wo, wie: hier oder dort? er hatte den Leib und die Brust im Sinn. – Wenn hier (er dachte an den Oberschenkel), würde der Knochen ganz bleiben ... Wenn aber hier, besonders von einem Bombensplitter, dann ist es aus!«

      Der Stabskapitän gelangte glücklich durch die Laufgräben bis zu den Schützengräben, stellte mit Hilfe eines Sappeuroffiziers bereits in vollständiger Dunkelheit die Leute zur Arbeit an und setzte sich in eine kleine Grube unter der Brustwehr. Es wurde wenig geschossen, nur bisweilen flammten bald bei uns, bald bei »ihm« Blitze auf und beschrieb eine leuchtende Bombenröhre einen feurigen Bogen am dunklen, gestirnten Himmel. Aber alle Bomben fielen weit hinten und rechts von dem Schützengraben nieder, in dessen Grube der Stabskapitän saß. Er trank seinen Schnaps, aß seinen Käse, rauchte seine Cigarette und versuchte, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte, ein wenig zu schlafen.

      

V

      Fürst Galzin, Oberstleutnant Neferdow und Praßkuchin, СКАЧАТЬ