Sewastopol. Лев Толстой
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Название: Sewastopol

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066112196

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СКАЧАТЬ neben ihnen ein Soldat von einer Tragbahre herab, wie soll man nicht weichen, wenn er beinahe alle getötet hat. Wäre unsere Macht dagewesen, wir würden lebend nicht zurückgegangen sein. Was will man aber machen? Den einen habe ich niedergestoßen, da bekam ich auch sogleich einen Hieb ... O – ach, ruhiger, Brüderchen, gleichmäßiger, geh langsamer ... O–o–o! stöhnte der Verwundete.

      Hier geht in der That, glaub' ich, viel überflüssig Volk, sagte Galzin, indem er den langen Soldaten mit den zwei Gewehren wieder zurückhielt. Warum gehst du fort? He, du, still gestanden!

      Der Soldat blieb stehen und nahm mit der linken Hand die Mütze ab.

      Wohin gehst du und weshalb? schrie er ihn barsch an. Verf...

      Aber in diesem Augenblick war er ganz nah herangekommen, und bemerkte, daß sein rechter Arm über dem Aufschlag bis über den Ellbogen hinaus blutig war.

      Bin verwundet, Euer Wohlgeboren.

      Wodurch verwundet?

      Hier, wohl durch eine Gewehrkugel, sagte der Soldat, auf seinen Arm zeigend, und hier, aber ich kann nicht sagen, was mich hier an den Kopf getroffen hat, er beugte den Kopf vor und zeigte die blutigen, zusammenklebenden Haare am Hinterkopf.

      Und wem gehört das zweite Gewehr?

      Ein französischer Stutzen, Euer Wohlgeboren, ich habe es einem fortgenommen. Ja, ich wäre auch nicht fortgegangen, wenn ich nicht diesen Soldaten hätte führen wollen, sonst fällt er, fügte er hinzu, indem er auf einen Soldaten wies, der ein wenig vor ihm ging, sich auf das Gewehr stützte und mit Mühe das linke Bein schleppend vorwärts bewegte.

      Fürst Galzin schämte sich auf einmal sehr wegen seines ungerechten Verdachts. Er fühlte, wie er rot wurde, wandte sich ab und ging, ohne die Verwundeten weiter auszufragen oder zu beobachten, nach dem Verbandplatz.

      Mit Mühe wand sich Galzin auf der Außentreppe durch die zu Fuß gehenden Verwundeten und durch die Krankenträger, die Verwundete brachten und Tote forttrugen, hindurch; dann ging er in das erste Zimmer, warf einen Blick hinein, wandte sich sogleich unwillkürlich zurück und eilte hinaus ins Freie – das war zu schrecklich!

      

VIII

      Der große, hohe, dunkle Saal, nur von vier oder fünf Kerzen erleuchtet, bei deren Licht die Ärzte die Verwundeten besichtigten, war buchstäblich voll. Die Krankenträger brachten fortwährend Verwundete, legten sie nebeneinander auf die Diele, auf der es schon so eng war, daß die Unglücklichen sich stießen und einer in des andern Blute lag, und holten neue. Die auf den nicht besetzten Stellen der Diele sichtbaren Blutlachen, der fieberheiße Atem von einigen Hunderten Menschen und die Ausdünstungen der Träger erzeugten einen eigentümlichen, drückenden, dicken, übelriechenden Dunst, in dem die Lichte an den verschiedenen Enden des Saales trübe brannten. Stöhnen, Seufzen, Röcheln, bisweilen durch einen durchdringenden Schrei unterbrochen, erfüllte den ganzen Saal. Die »Schwestern« schritten mit ruhigen Gesichtern und mit dem Ausdruck thätiger, praktischer Teilnahme, nicht mit dem des wertlosen, frauenhaften, krankhaft-thränenreichen Mitleids, bald hierhin, bald dorthin durch die Reihen der Verwundeten mit Arznei, mit Wasser, mit Binden, mit Charpie, und tauchten zwischen blutigen Mänteln und Hemden auf. Die Ärzte knieten mit aufgestreiften Ärmeln vor den Verwundeten, in deren Nähe die Feldscher Lichte hielten, und untersuchten, befühlten, und sondierten die Wunden, ohne auf das schreckliche Stöhnen der Dulder zu achten. Einer der Ärzte saß in der Nähe der Thür an einem kleinen Tisch und trug in dem Augenblick, da Galzin ins Zimmer trat, bereits den 532ten Verwundeten in die Liste ein.

      Iwan Bogajew, Gemeiner der dritten Kompagnie des S..-Regiments, fractura femuris complicata, rief ein anderer vom Ende des Saales her, indem er das zerschossene Bein befühlte. Dreh' ihn um.

      O weh, Väterchen, mein liebes Väterchen! schrie der Soldat und flehte, man möchte ihn nicht anrühren.

      Perforatio capitis!

      Ssemjon Neferdow, Oberstleutnant im N..-Infanterieregiment. Sie müssen ein wenig Geduld haben, Oberst, sonst geht es nicht: ich lasse Sie sonst liegen, sprach ein dritter, indem er mit einem Häkchen in dem Kopfe des Oberstleutnants hin- und hertastete.

      Ach, nicht doch! O, um Gotteswillen, schneller, schneller, um ... A–a–a–a–a!

      Perforatio pectoris! ... Sewastjan Ssereda, Gemeiner ... von welchem Regiment? ... Lassen Sie das Schreiben: moritur. Tragt ihn weg, sagte der Arzt, und ging von dem Soldaten fort, der mit brechenden Augen dalag und schon röchelte.

      Vierzig Mann, als Träger verwendete Soldaten, standen an der Thür, um die Verbundenen ins Lazarett, die Toten in die Kapelle zu tragen, und betrachteten von Zeit zu Zeit schwer seufzend dieses Bild ...

      

IX

      Auf dem Wege zur Bastion traf Kalugin viele Verwundete; da er aber aus Erfahrung wußte, wie schlecht in der Schlacht ein solches Schauspiel auf den Geist eines Menschen wirkt, so blieb er nicht nur nicht stehen, um sie zu befragen, sondern suchte vielmehr sie gar nicht zu beachten. Unten am Berge begegnete ihm ein Ordonnanz-Offizier, der in gestrecktem Galopp von der Bastion gesprengt kam.

      Sobkin! Sobkin! ... halten Sie einen Augenblick.

      Nun, was giebt's?

      Wo kommen Sie her?

      Aus den Schützengräben.

      Nun, wie geht's dort zu, heiß?

      Ach, entsetzlich!

      In der That hatte, obwohl das Gewehrfeuer schwächer geworden, die Kanonade mit neuer Heftigkeit und Wut begonnen.

      »Ach, gräßlich!« dachte Kalugin, indem er ein unangenehmes Gefühl empfand, und ihn auch eine Vorahnung, ein sehr natürlicher Gedanke – der Gedanke an den Tod überkam. Aber Kalugin war ehrgeizig und mit stählernen Nerven begabt, mit einem Wort, was man tapfer nennt. Er gab sich nicht der ersten Empfindung hin und suchte sich Mut zu machen, er erinnerte sich eines Adjutanten, ich glaube Napoleons, der in dem Augenblick, wo er den Befehl zum Galopp weiter gab, mit blutendem Kopfe zu Napoleon herangesprengt kam.

      Vous êtes blessé? sagte Napoleon zu ihm. – »Je vous demande pardon, Sire, je suis mort.« Und der Adjutant sank vom Pferde und war auf der Stelle tot.

      Das erschien ihm sehr schön, und in seiner Einbildung kam er sich selbst ein wenig wie dieser Adjutant vor, er schlug sein Pferd mit der Peitsche, und gab sich noch mehr die kecke »Kosakenpose«, warf einen Blick zurück auf den Kosaken, der in den Steigbügeln aufrecht stehend hinter ihm her trabte, und kam als ein ganzer Held an der Stelle an, wo er vom Pferde steigen sollte. Hier traf er vier Soldaten, die auf Steinen saßen und ihre Pfeifen rauchten.

      Was macht ihr hier? schrie er sie an.

      Wir haben einen Verwundeten fortgebracht, Euer Wohlgeboren, und haben uns hingesetzt, um auszuruhen, antwortete der eine von ihnen, indem er seine Pfeife hinter dem Rücken verbarg und die Mütze abnahm.

      Ja, ausruhen ... Marsch, an eure Plätze!

      Er ging mit ihnen zusammen den Laufgraben entlang den Berg hinauf, СКАЧАТЬ