Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
isbn:
MAURER
In der Zeitung is gstanden, er sei unsterbli.
SIMON
Aber von die Totn schreibt kaner!
REITER
Die Totn san tot.
OBERLE
hebt langsam das Haupt: Die san net tot! Die lebn! Schweigen.
SLIWINSKI
Da liest überall vom Fortschritt der Menschheit und die Leut bekränzn an Ingineur, wie an Preisstier, die Direkter sperrn die Geldsäck in d'Kass und dem Bauer blüht der Fremdenverkehr. A jede Schraubn werd zum »Wunder der Technik«, a jede Odlgrubn zur »Heilquelle«. Aber, daß aner sei Lebn hergebn hat, des Blut werd ausradiert!
SIMON
Na, des werd zu Gold!
XAVER
Wahr ists.
REITER
Allweil. Schweigen.
XAVER
Allweil des Geld.
HANNES
Des Geld hat der Teifl gweiht!
MAURER
Des Grundübel, des is die kapitalistische Produktionsweise. Solang da a solche Anarchie herrscht, solang darfst wartn mit den Idealen des Menschengeschlechts. Die Befreiung der Arbeiterklasse –
SIMON
unterbricht ihn: Des san Sprüch.
MAURER
Was san des?
SIMON
Sprüch. – Und weist warum? Weil mans nur hört, aber net spürt! Da hat erst neuli einer drunt gesprochn, vor der letztn Wahl wars, und Leut warn da von weit und breit, gstecktvoll! Und gredt hat der, zwa Stund! Vom Klassenbewußtsein und der Herrschaft des Proletariats, und vom Zukunftsstaat, zwa Stund – aber nacher, da hat er mit an Gendarm kegelt, vier Stund! Lauter Kränz habns gschobn, lauter Kränz! An Kenig habns stehn lassn, a jedesmal! Akkurat! – Alle neune, muß heißn! Alle neune!!
MAURER
Des san Sprüch!
SLIWINSKI
Des und des! Was nützt des Redn ohne Macht?
SIMON
Richti! Aber wie willst denn du die Macht erobern?
SLIWINSKI
Wie du! Damit!
SIMON
Bravo!
SLIWINSKI
Mit der Faust! Er schlägt auf den Tisch. Und, wenns an Oberle a net passn sollt –
OBERLE
Obs an Oberle paßt oder net paßt, des is ganz gleich – aber ob uns mit der Faust gholfen is, des bezweifelt der Oberle. Er glaubt, daß man mit der Faust nix erreicht –
SLIWINSKI
unterbricht ihn: Also möcht der Oberle, daß alls so bleibt, wies is.
OBERLE
Es werd net so bleibn.
SIMON
Richti! Es werd no viel schlimmer werdn!
OBERLE
Was weißt denn du, wie schlimm daß es war?! Wie alt bist denn du, ha? Was hast du scho gsehn?!
SLIWINSKI
Holla, holla, holla – der sanft Oberle –
REITER
Ruhe!
HANNES
Laßt an do essn!
SLIWINSKI
grinst: Friß nur, friß – daß di aber nur net verschluckst!
SIMON
zu Oberle: Entschuldigens, Herr, daß i bisher nur Dreck gsehn hab. I kann aber nix dafür, daß i no net in Asien war – du, du kannst ja a nix dafür!
OBERLE
lächelt: Na, da kann i nix dafür. Mir wars lieber, kannst es glaubn, i hätt des Asien nie gsehn und war heut erst zwanzig Jahr.
SLIWINSKI
Jetzt predigt er scho wieder!
SIMON
»Liebe den Kapitalismus wie dich selbst!« Xaver lacht.
SLIWINSKI
Der Moser hat recht! Des is an Apostl, auf und nieder! Recht hast, Moser! Moser rührt sich nicht. Schweigen.
OBERLE
Der Moser weiß, daß durch Gewalt nix gedeiht. Nix.
Alle starren Moser verdutzt an.
Der Moser weiß, daß sei Faust stark is, furchtbar stark – und es kann ja leicht möglich sein, daß er sei Faust mal gebrauchn werd müssn, aber da gabs bloß Blut. Sonst nix.
Schulz tritt rasch ein und bleibt verstört in der offenen Tür stehen; sein Gesicht ist blaurot vor Kälte und Blut, sein Anzug zerfetzt, zerschunden. Veronika schreit gellend auf. Moser, Oberle, Maurer, Simon schnellen empor. Alle versteinert. Der Sturm heult in den Raum, fegt ein Glas vom Herde, das klirrend zerbricht und bläst fast die Petroleumlampe aus.
VERONIKA
schreit: Des Licht! Des Licht!
SIMON
schreit: Ist d'Höll los?!
MAURER
Die Tür! Die Tür! Schulz schließt sie und lächelt verlegen. Stille.
SCHULZ
Eigentlich wollte ich absteigen, aber ich habe mich verstiegen. Und dann stürmt es so grausam und die Berge wachsen in der Nacht. Man muß es gewohnt sein – darf man sich wärmen?
Oberle deutet auf den СКАЧАТЬ