Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 17

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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      Was für Briefe?

      CHRISTINE

      Alle können nicht verloren gegangen sein.

      STRASSER

      Doch! Doch! Die Post ist derart unzuverlässig –

      CHRISTINE

      unterbricht ihn: Lüg nicht.

       Stille.

      Betrachtet Strasser; sieht sich scheu um; eilt plötzlich auf ihn zu, ängstlich lächelnd, schlingt ihre Arme um seinen Hals und küßt ihn. Nein, nein! Das ist ja alles nicht wahr – alles nicht wahr, still! Wir reden ja nur aneinander vorbei. Verzeih mir. Bitte verzeihe, daß ich soeben sagte, du lügst – aber ich bin so ängstlich geworden, ich weiß doch, daß du nicht lügst, nie lügst, daß du nie die Unwahrheit sagst –

      STRASSER

      Einmal habe ich einen Brief erhalten –

      CHRISTINE

      küßt ihn rasch auf den Mund: Nein nein nein – Ich weiß ja, daß die Briefe verloren gegangen, alle Briefe, und dann habe ich sie auch vielleicht gar nicht abgesandt – es ist ja, als hätte ich sie gar nicht geschrieben, und die Post ist derart unzuverlässig – warum, warum gibst du mir denn keinen, keinen Kuß?

       Strasser küßt sie.

       Stille.

      Ich habe dir geschrieben, daß mein zweiwöchentlicher Sommeraufenthalt, voriges Jahr, hier, nicht ohne Folgen für mich – für uns –

      STRASSER

      Du willst doch nicht sagen –

      CHRISTINE

      unterbricht ihn: Ja.

       Stille.

      Ja.

       Sturm.

      Es war eine harte Zeit. Ich wurde abgebaut, und wenn der liebe Gott mir nicht geholfen hätte, wäre ich untergegangen – ich weiß, du wärest zu mir geeilt, wenn du es auch nur geahnt hättest. Ich gehöre zu dir. Hier ist meine Heimat, in der Stadt friere ich nur. Ich werde dir die Wirtschaft führen – ich habe es dir gesagt, wie ich dich liebe, alles, deinen Körper, es wird mir immer kalt und heiß –

       Emanuel kommt lautlos die Treppen herab.

       Strasser hört ihn trotzdem, stößt Christine von sich.

      EMANUEL

      Pardon! – Pardon! Sind Baronin schon wieder zurück?

      STRASSER

      Nein.

      EMANUEL

      Noch nicht zurück? Bei diesem Wolkenbruch? Das ist ein Orkan! Man wird die Behörde verständigen müssen, es wird doch nichts geschehen. – Wo, wo läßt sich hier telefonieren?

      STRASSER

      deutet auf das Pult: Dort. Aber ob die Behörde Sie beruhigt, ist fraglich. Neulich hat sich ein Auto überschlagen, doch die Behörde –

      EMANUEL

      unterbricht ihn: Wie können Sie so reden?! Um Gottes Christi Willen! Er eilt an das Telefon.

       Orkan.

      CHRISTINE

      leise: Was ist das für eine Baronin?

      STRASSER

      Ach!

       Schweigen.

      CHRISTINE

      Ich habe gehört, daß hier eine Baronin wohnt –

       Sie stockt.

      STRASSER

      So?

      CHRISTINE

      Du, der liebe Gott hat geholfen. Der liebe Gott – Ich habe nämlich – Sie stockt wieder.

      STRASSER

      Was?

      CHRISTINE

      Später. Später.

      STRASSER

      Was verstehst du unter ›lieber Gott‹?

      CHRISTINE

      Strasser. Gib mir dasselbe Zimmer –

      STRASSER

      Welches war denn nur das?

      CHRISTINE

      Du weißt es doch – Nummer elf.

      STRASSER

      Elf ist leider besetzt. Aber selbst, wenn es noch frei wäre, würdest du es wahrscheinlich nicht wiedererkennen, da wir es anders eingerichtet haben.

      CHRISTINE

      Schöner?

      STRASSER

      Vorteilhafter.

      CHRISTINE

      ergreift seine Hand: Gib mir irgendein Zimmer – Komm! Sie steigt mit Strasser die Treppen empor.

      EMANUEL

      allein; am Telefon: Keine Verbindung. Grotesk! Grotesk! Er hängt ein; geht nervös hin und her. Dieser Orkan! Es wird doch nichts geschehen sein – Jedes Auto überschlägt sich ja nicht, man sollte es nicht für möglich halten –

       Max kommt aus dem Speisesaal.

      Ober! Wieso kann es möglich sein, daß man keine Verbindung bekommt? Ach, ich meine: am Telefon.

      MAX

      Weil das Telefon verdorben ist.

      EMANUEL

      So gehört es repariert.

      MAX

      Gott, das ist schon seit Wochen in Unordnung – Er sieht sich suchend um. Sagen Sie: haben Sie nicht irgendwo eine Speisekarte gesehen?

      EMANUEL

      Ich?!

      MAX

      Der СКАЧАТЬ