Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 21

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

isbn:

СКАЧАТЬ Die zählen nicht zum Volke, zur Masse, zum Plebs! Die gehören in die Salons! – Pech kann ein jeder von uns haben. Auch du. Bedenke! Darum habe Mitleid mit den Enterbten. Emanuel, ich appelliere an dein Standesbewußtsein, an Ritterlichkeit und Christentum!

      EMANUEL

      verbeugt sich ergriffen und küßt ihre Hand; eilt an den Tisch und erhebt sein Glas: Auf das Wohl, die Herren! Er leert sein Glas und schleudert es in den finsteren Hintergrund; es zerbricht klirrend.

      ADA

      Bravo! Bravo! Sie will rasch an den Tisch, bekommt einen Magenkrampf, hält angewurzelt und krümmt sich.

      KARL

      zu Ada: Plärr nicht! Sauf!

      MÜLLER

      Ich komme nach, komme nach, Herr Baron!

      MAX

      zu Müller: Es scheint Ihr Schicksal zu sein, alles zu versäumen?

      ADA

      stöhnt: Mein Leib, mein Leib –

      KARL

      zu Ada: Hinaus!

      MÜLLER

      zu Emanuel: Mein Bruder, Herr Baron, war der einzige Bürgerliche im Offizierkorps seines Regiments. Wäre nämlich ich der Älteste von uns Drillingen, wäre heute ich Rittmeister! Selbstredend a. D., Herr Baron! Man kann doch nicht dem Volke, wenn man im bunten Rock des Königs schwor –

      KARL

      Schwör nicht! Sauf! Du Drilling!

      MÜLLER

      Drillinge können auch saufen, Sie!

      ADA

      stöhnt, faßt sich plötzlich an den Kopf: Jetzt hab ich den Strasser vergessen!

      EMANUEL

      zu Müller: Ich bezweifle in keiner Weise, daß Sie nicht Talent zum bunten Rock hätten.

      MÜLLER

      Darf ich auf Ihr ganz Spezielles?

      EMANUEL

      Danke. Ich allerdings war zwar nur Fähnrich, schon aus Tradition, aber heute bin ich Pazifist. Die Geschichte meiner Bekehrung ist pittoresk: es sprach nämlich unlängst eine entzückende Person für den Pazifismus – ich habe noch nie solch durchgeistigte Hände gesehen.

      MÜLLER

      Herr Baron! Ich hasse den Militarismus! Mit meinem Bruder, dem Rittmeister, habe ich mich noch nie verstanden, obwohl wir doch Drillinge –

      KARL

      unterbricht ihn: Schluß mit der Viehzucht!

      EMANUEL

      zu Karl: Sie sind freilich verbittert; aber die Weltpolitik, gewissermaßen die kosmischen Zusammenhänge –

      ADA

      schreit: Wo ist der Strasser? Der Strasser! Dieser Strasser – Sie läuft erregt hin und her. Es kann ihn doch nicht die Erde verschlungen haben! Hat denn niemand den Strasser gesehen?

      EMANUEL

      hatte sich mit dem Rücken zu Ada gesetzt: Doch. Ich.

      ADA

      So sprich doch, ja?!

      EMANUEL

      Nein. Der Sekt steigt ihm allmählich zu Kopf. Es gibt nämlich Personen, die durch Bacchus zum Helden avancieren, aber ich bleibe Diplomat. Vorsicht soll nämlich die Mutter der Weisheit sein. Jener Weisheit, die schweigt. Er trommelt mit den Fingern fröhlich auf der Tischplatte. Ich traue mich nicht, ich traue mich nicht! Aber ich will es den Herren hier erzählen. Wollen sehen, wer der Mutigste ist!

      KARL

      Ich!

      Emanuel flüstert.

      ADA

      Was soll das Getuschel?! Keine Geheimnisse! Unter uns!

      KARL

      imitiert einen Posaunenstoß: Der Strasser ist mit einer hübschen Blondine nach – hinauf.

       Ada erstarrt.

      EMANUEL

      kichert: Mein Schwager Strasser hat besagte Blondine im Treppenhaus umarmt. Und geküßt.

      KARL

      Daß es knallte!

      EMANUEL

      Vor ungefähr einer Stunde.

      MAX

      Und seit dieser Stund wurd er nimmer gesehen.

       Stille.

      ADA

      Ist das wahr?

      MÜLLER

      schadenfroh: Na Pupille! Pupille! Saufen.

      ADA

      hysterisch: Der Strasser, der Strasser – dieser Strasser, dieser Strasser! – Strasser! Strasser! Strasser!!

       Strasser erscheint.

      Ada stürzt sich zischend auf ihn und gibt ihm eine klatschende Ohrfeige; lacht. Hat es geknallt? Hat es geknallt?!

      STRASSER

      unbeweglich: Geknallt oder nicht geknallt. Es wird einem allmählich alles egal.

      ADA

      Dir! Aber mir nicht! Weder allmählich noch plötzlich! Nie! Kusch! Du bist mein Eigentum, du! Ich habe dich gekauft, und ich kaufe dich jeden Tag! Ich bezahle!

      MÜLLER

      Hört! Hört!

      ADA

      Ich bezahle. – Kannst du mich denn betrügen, wenn ich nicht will? – Wirf diese Person hinaus! Sofort! Oder ist das keine Hure?

      STRASSER

      Ja. Das ist eine Hure. Und ich hätte sie sogleich hinauswerfen sollen, aber ich habe ein goldenes Herz. Nicht wahr, Herr Müller? Er tritt an den Tisch, leert hastig ein Glas, setzt sich und vergräbt das Antlitz in den Händen. Ich bitte um Hilfe. Ich kann nicht mehr denken vor lauter Pech.

       СКАЧАТЬ