Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 12

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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      Zieh dir den Frack an.

      MAX

      Nein. Ich schwitze.

      KARL

      gehässig: Im März?

      MAX

      Gott, auch im März kann es einem heiß werden, im August werden wir vielleicht frieren.

      KARL

      Vielleicht!

      MAX

      Vielleicht sicher sogar.

      STRASSER

      Also kriegen wir dann überhaupt keine Saison mehr?

      MAX

      Möglich. Die Erdachse soll sich ja verschoben haben.

      STRASSER

      Woher weißt du denn das?

      MAX

      Ich beschäftige mich doch mit Astrologie.

      STRASSER

      Du sollst dir den Frack anziehen.

       Max folgt zögernd; zieht sich unter allerhand Faxen langsam den Frack an und lächelt gelangweilt.

       Die Sonne verschwindet hinter einer Wolke.

      Schüttelt sich und schlägt rasch den Kragen hoch. Brrr! Jetzt friert es mich. Er tritt vor das Pult; er ist barfuß. Ich muß mir nur noch die Schuhe holen. Ab in den Speisesaal. Die Sonne scheint wieder.

      KARL

      sieht Max nach: Ein geborener Verbrecher.

      STRASSER

      Die Alte behauptet, er hätte eine reine Seele.

      KARL

      Aber dreckige Füße.

      STRASSER

      geht auf und ab; lacht vor sich hin: Die Erdachse, die Erdachse – Diese Erdachse! Er bleibt vor der Landkarte stehen. Europa. Europa.

      KARL

      Man müßte fort.

      MAX

      kommt aus dem Speisesaal; er ist noch immer barfuß: Hat vielleicht jemand meine Schuhe gesehen? – Hat niemand meine Schuhe gesehen? – Ich kann meine Schuhe nirgends finden –

      EMANUEL FREIHERR VON STETTEN

      ein zierlicher Lebegreis mit Trauerflor, tritt rasch durch die Eingangstüre; betupft sich mit einem Spitzentaschentuch nervös die Stirne: Bin ich hier richtig? Bin ich hier richtig? Hotel zur schönen Aussicht, wie? Ja? – Melden Sie mich Baronin Stetten. Da! Er übergibt seine Karte Karl, der ihm am nächsten steht. Karl reicht sie, ohne sie eines Blickes zu würdigen, Strasser.

      MAX

      im Hintergrund: Wer ist denn?

       Stille.

      Wer ist denn?

      EMANUEL

      Nun – wird man es noch erleben können? Bewegung, bitte! Bewegung!

      KARL

      Sie werden es auch noch erleben. Die kommt gleich runter.

      EMANUEL

      Wer ›die‹?

      MAX

      Wer ist denn?

      EMANUEL

      empört: Zustände!

      STRASSER

      Herr Baron!

      MAX

      entsetzt: Was ist der?!

      STRASSER

      verbeugt sich: Im Moment! Ada Freifrau von Stetten ein aufgebügeltes, verdorrtes weibliches Wesen mit Torschlußpanik; steigt in einem rosa Kleidchen, Automantel und Mütze, in der Hand eine Reitgerte, feierlich die Stufen herab; erblickt Emanuel; bleibt angewurzelt.

       Emanuel verbeugt sich tief.

      ADA

      Ach! – Welch charmanter Besuch.

      EMANUEL

      Ich kann es dir nachfühlen, daß dich mein unerwartetes Auftauchen seltsam berührt.

      ADA

      Das war deine Stimme. – Ich glaubte schon, ich sähe Gespenster.

      EMANUEL

      Man darf wohl noch hoffen. Er tritt zu ihr und küßt ihre Hand. Zehn Minuten. Nur zehn Minuten, bitte.

      ADA

      zu Karl: Herkules! Wir fahren in fünf Minuten.

       Stille.

      EMANUEL

      Also fünf Minuten. – Ich bitte, dich unter vier Augen sprechen zu dürfen. Nur fünf Minuten. Strasser, Karl, Max machen Miene sich zu entfernen.

      ADA

      Hiergeblieben! Hiergeblieben!

       Stille.

      EMANUEL

      Schwester. Ich kann es durchaus begreifen, daß du mich haßt. Aber diese Grausamkeit – ich hätte es nie für möglich gehalten, daß du die primitivsten Gesetze gesellschaftlichen Verkehrs –

      ADA

      unterbricht ihn: Kritik?! Dicht vor ihm. Unterstehe dich, unterstehe dich nicht noch einmal – Man sagt zwar, daß sich Zwillinge gut verstehen, sozusagen: lieben, aber in unserem speziellen Falle, Herr Zwillingsbruder, stimmt das nicht. Es stimmt etwas nicht. Ja ja!

      EMANUEL

      Wir sind alle verrückt!

      ADA

      Ich bin nicht verrückt. Hörst du? Ich will nicht verrückt sein! Ich denke nicht daran, dir diesen Gefallen zu erweisen! – Du hast dich schon einmal zum Anwalt gewisser Individuen erniedrigt. Ich bin nicht verrückt – ich lasse mich nicht unter Kuratel – Kusch! Gewisse Individuen wollten mich СКАЧАТЬ