Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
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KOMMISSAR
Das sind doch nur Wörter!
PAUL
Es sind nicht nur Wörter! Doch bleiben wir sachlich.
KOMMISSAR
Gut! Wenzel Klamuschke steht im Verdachte einen Raubmord verbrochen zu haben. Sie hatten ihn bereits gefaßt, aber er entkam den beiden Agenten. Mathilde erscheint in der Türe links. Sie verstehen: unsere Pflicht ist nachforschen. Überall. Also auch hier.
PAUL
Bitte. Er dreht das Licht im Wohnzimmer an, in der Ecke links im Hintergrunde mit Hosenträgern an einem Hacken erhängt Wenzels Leichnam; am Boden ein umgeworfener Stuhl.
MATHILDE
gellend: Herrgott! Alle starr – Dann schneiden die beiden Detektive die Leiche ab und betten sie auf das Sofa.
KOMMISSAR
Da: Wenzel Klamuschke.
ILSE
zu Müller: Das halt ich nicht aus! Er sah mich an, komm! Ein Polizist hünenhaft; erscheint in der Haustüre.
KOMMISSAR
Niemand verläßt die Wohnung!
MATHILDE
ist anderswo; tonlos: Er kommt wieder, er kommt wieder –
PAUL
Thilde!
EIN DETEKTIV
hat die Leiche untersucht: Tot.
KOMMISSAR
Verständigen Sie 57 8 12. Rasch! Detektiv ab. Zu Paul. Sie wußten, daß er hier war.
PAUL
Nein.
KOMMISSAR
Wer öffnete dann? Paul zuckt die Achseln. Es riecht nach Mitwissen. Wir führen strenge Untersuchung. Der Tod des Täters kann keinen Beteiligten begnadigen.
MATHILDE
Daß immer so viele mitgestraft werden –
KOMMISSAR
Nur die Schuldigen! Paul grinst.
MÜLLER
Herr Kommissar, darf ich nun gehen? Hatte ja Fräulein Klamuschke nur nachhause begleitet.
KOMMISSAR
Nein. Muß erst sehen – Er denkt nach; notiert.
MUTTER
erscheint in der Türe links, erblickt Wenzel; nickt und starrt vor sich hin.
PAUL
zum Kommissar: Meine Mutter.
Stille.
KOMMISSAR
zur Mutter; leise: Sie ließen ihn ein.
MUTTER
als müsse sie sich besinnen: Ja: konnte nicht einschlafen. Hörte läuten. Immer läuten. Viele, viele Glocken: als wären Dämme durchbrochen oder Feuer – und er sagte die Nacht sei neblig und kalt und ob er am Sofa da schlafen dürfe.
KOMMISSAR
Wissen Sie etwas –
MUTTER
unterbricht ihn: Man kann alles wissen. Hat zwar Augen, Ohren, Kopf, Herz – kann aber alles wissen. Sie lächelt irr.
MATHILDE
Mutter, hast du den Verstand verloren?!
MUTTER
lacht: Aber Thilde! Sie erblickt wieder Wenzel, ernst, leise. Er rührt sich nicht, rührt sich gar nicht – sagt mir: ist er tot?!
Stille.
Sagt mirs doch. Bitte –
KOMMISSAR
Er hat sich selbst gerichtet.
MUTTER
langsam: Sich selbst – freilich: man kann tun was man will. Hat Arme, Beine, Kopf – kann tun was man will. Zum Kommissar. Sehen Sie das Sofa? Es lehnt noch an derselben Wand. Still! Treten Sie beiseite: die Nebel ballen sich im All. Bitte beiseite: er will ja auf mich zu. Es ist erst März, doch der Sturm schlägt die Türen zu und hier innen wirds wohlig und warm. Wird schon werden. Seine Brust wölbt sich mir entgegen, doch sehen Sie: die Fotografie: seine Mutter, dort im Rahmen! Hängt über uns und lächelt, daß man das Zahnfleisch sieht – Hilfe! Hilfe! Das Gesetz! – er will es Ilse oder Wenzel taufen. Hören Sie das Sofa knarren? Es kommt über mich: weicher als mein Bett! Sie wimmert.
Kommissar verbeugt sich vor Paul, will ab. Halt! Hören Sie Herr Polizei! Ich wußt es: alles. Versprechen Sie mir: lassen Sie ihn nie mehr los! Riegeln Sie fest zu! Er kann nämlich nicht anders. Ist verflucht –
KOMMISSAR
geht mit der Polizei, indem er Müller winkt, der sich ebenfalls entfernen will. Guten Tag, Herr Müller!
Müller stutzt; verbeugt sich verlegen; rasch ab. Stille.
Lächelt. Jetzt kommt der Prozeß.
MATHILDE
Mutter!
MUTTER
Bin nicht deine Mutter!
PAUL
zur Mutter: Beruhige dich.
MUTTER
Schweig! Hast nicht mitzureden! Wer mein Kind verleumdete soll das Maul halten! Es ist nicht wahr, daß er den Kanari damals verbrannte! Nicht wahr, Ilse, du weißt es?
PAUL
Fragst du die, deren Ring er stahl?
MATHILDE
Paul! Denk an mich!
MUTTER
schrill: Ilse wars! Ilse!
ILSE
Lüge!
MUTTER
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