Название: DIE GRENZE
Автор: Robert Mccammon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783958353060
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Die Soldaten feuerten ihre Waffen ab, schuppenbesetztes Fleisch brannte und rauchte. Die Kreaturen zermalmten, zertrampelten und zerfetzten die großen, schlanken Wesen in ihren schwarzen Uniformen. Innereien, die nach den Körperflüssigkeiten von Grashüpfern rochen, flogen durch die Luft und spritzen auseinander, wo sie auftrafen. Der Kopf eines der Monster mit sechs tiefliegenden, karmesinroten Augen explodierte in der Flamme einer Cypher-Waffe. Die Kreatur tobte blind über den Parkplatz und schlug wild um sich, während ihr zerklüftetes Gesicht schmolz wie graues Wachs. Die Cypher wurden niedergetrampelt und unter den Monstern zerquetscht. Einige verschwammen in die Beinahe-Unsichtbarkeit, aber andere blieben stehen und feuerten auf die Bestien, bis auch sie in umher spritzende Fetzen gerissen wurden. Die Kreaturen, manche auf allen vieren und andere auf zwei Beinen, begannen die sich zurückziehenden Soldaten zu verfolgen. Drei sterbende Gorgonen-Bestien lagen auf dem zerklüfteten Beton und wurden von den Cypher-Flammen verzehrt. Sie kreischten, schlugen vergeblich nach dem außerirdischen Feuer und versuchten aufzustehen und ihrem kurz bevorstehenden Tod noch irgendwie zu entrinnen. Einer der Kreaturen gelang es, auf die Knie zu kommen. Ihr brennender, dreieckiger Kopf, der auf einem dicken Hals saß, drehte sich. Ebenholzschwarze Augen fanden den Jungen, der rückwärts kroch, immer weiter kroch, selbst als Flammen die Augen der Kreatur fraßen. Mit brennenden Schuppen und Stacheln stürzte die Kreatur zurück auf den Boden. Als das Leben es wieder verließ, gab es etwas von sich, das nach einem Seufzer klang.
Der Junge stand auf, schwankte und rannte wieder. Das war alles, was er tun konnte, um am Leben zu bleiben.
Als er in den Dunst des gelben Nebels kam, wusste er, dass er besser nicht hinfiel, nicht fallen durfte. In der Ferne konnte er das Brüllen der Monster hinter sich hören und seine schmutzigen Pumas ließen ihn fast den Boden unter den Füßen verlieren. Er war nicht mehr auf Beton, sondern erneut auf einem Feld voller Schlamm und Unkraut. Zerfetzte und qualmende Leichen von Cypher-Soldaten lagen um ihn herum. Hier hatte eine weitere Schlacht stattgefunden. Ein Punkt für die Gorgonen, dachte er.
Er kam nicht weit, bis er bemerkte, dass sich hinter ihm etwas rasch näherte.
Er hatte Angst, zurückzublicken. Angst, langsamer zu werden. Angst vor der Erkenntnis, dass er auf diesem schlammigen Feld sterben würde.
Was auch immer es war, er spürte, dass es ihn fast erreicht hatte.
Dann drehte er sich doch um. Er musste wissen, was hinter ihm war. Gerade als er nach rechts ausweichen wollte, tauchte aus dem Nebel ein Reiter auf einem grau gescheckten Pferd auf, griff nach unten und packte den Jungen fest am Arm. Er wurde von seinen Füßen nach oben gezogen. Eine hart klingende, aber menschliche Stimme knurrte: »Hoch mit dir!«
Dem Jungen gelang es, hinter den Mann auf das Pferd zu kommen. Er klammerte sich an seine Taille und bemerkte, dass der Mann an der linken Seite ein Schulterholster trug, in dem eine Waffe steckte, die wie eine Uzi-Maschinenpistole aussah. Das Pferd und seine beiden Reiter fegten über das Feld, während in der Ferne die Gorgonen-Monster in einer Lautstärke tobten wie ein Chor von Begräbnisglocken am letzten Tag der Welt.
Kapitel 2
Aber es war nicht der letzte Tag.
Es war ein Donnerstag, genauer gesagt der 10. Mai. Manche mochten sich wünschen, es sei der letzte Tag, manche mochten darum gebetet und bittere Tränen geweint haben, aber andere hatten sich auch auf die Tage nach diesem vorbereitet. Und so fand sich der Junge auf einem Pferderücken wieder und näherte sich einer Festung.
An der Straße, die zu dieser Hügelkuppe in Colorado am südlichen Rand der Stadt Fort Collins führte, stand ein verwittertes Schild, auf dem das stilisierte Emblem eines Panthers und angelaufene Buchstaben aus Messing zu sehen waren, die den Schriftzug »Panther Ridge Apartments« bildeten. Auf der Spitze des Hügels, mit einem Rundumblick über die umliegende Gegend, befanden sich die Wohnungen selbst. Es waren vier Gebäude aus sandfarbenen Ziegelsteinen mit grau lackierten Balkonen und Glasschiebetüren. Die Panther Ridge Apartments, erbaut 1990, waren einst eine begehrte Adresse für erfolgreiche Singles gewesen. Seit der Finanzkrise von 2007 waren für die Anlage harte Zeiten angebrochen, und die Eigentümerin eine Investmentgesellschaft, hatte sie an eine andere Firma abgestoßen. Es war der Beginn einer Abwärtsspirale gewesen, was die Instandhaltung betraf.
Der Junge wusste nichts davon. Er sah nur vier trostlos aussehende Gebäude, die von einer fünfzehn Fuß hohen Mauer aus grob behauenen Steinen umgeben waren. Dicke Spiralen aus Stacheldraht krönten die Mauer. Hölzerne Wachtürme, die mit Teerpappe überdacht waren, standen hinter der Mauer im Osten und Westen, Norden und Süden. Die schweren Maschinengewehre, die auf drehbaren Lafetten auf jedem Turm standen, waren nicht zu übersehen.
Als das Pferd und seine Reiter sich auf der Straße von Norden näherten, schwenkte jemand auf dem Turm eine grüne Signalflagge. Der Junge sah, wie sich ein großes, mit Metallplatten besetztes hölzernes Tor nach innen öffnete. Sobald der Durchgang breit genug war, galoppierte das Pferd hindurch. Sofort begannen die Männer und Frauen, die das schwere Tor aufgeschoben hatten, es wieder zu schließen. Zwei dicke Holzbalken, die in eiserne Klammern und Vertiefungen in den Wänden einrasteten, verschlossen das Tor. Aber in diesem Moment wurde der Junge schon von einem stämmigen Mann heruntergehoben, der an die Seite des Pferdes gelaufen war, um genau diese eine Aufgabe zu erledigen. Der stämmige Mann hatte einen langen grauen Bart, trug Lederhandschuhe und hielt den Jungen wie einen Müllsack vor sich, während er tiefer in den Apartmentkomplex rannte und schließlich eine Treppe hinunterlief. Eine Tür wurde geöffnet, der Junge geradezu hineingeworfen, und die Tür schloss sich wieder. Der Junge hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
Er war, wie er innerhalb weniger Sekunden feststellte, eingesperrt.
Der Boden war mit weißem, zerkratztem Linoleum ausgelegt. Die Wände waren gelblich-grau gestrichen und zeigten ebenfalls tiefe Kratzer. Für den Jungen, der auf dem Boden saß und seine Umgebung betrachtete, sahen sie wie die Spuren von Krallen aus. An einigen Stellen waren Einschusslöcher zu sehen. Die Tür war mit Metallplatten verstärkt, so wie er es bei dem großen Tor gesehen hatte. Die Schiebetür zum Balkon war mit Blech besetzt und zusätzlich von Stacheldraht bedeckt. Ein Fenster war ein Stück weit offengelassen worden und ließ schwaches Licht herein. Es gab keine Möbel. Die Lampen waren entfernt worden, aber natürlich gab es keinen Strom, sodass die herunterhängenden Drähte lediglich daran erinnerten, was einst gewesen war. An den Wänden und auf dem Boden sah er etwas, was vielleicht die verblassten, braunen Überreste von Blutflecken waren.
Der Junge sagte: »Okay«, nur um seine eigene Stimme wieder zu hören.
Und es war mehr als das. Okay. Wenn er es über das Feld geschafft hatte und von diesem Parkplatz voller Gorgonen und Cypher heruntergekommen war, dann würde er überleben. Er wusste, dass er einen starken Überlebensinstinkt hatte, obwohl er sich weder erinnern konnte, wer er war, noch woher er kam. Also … okay. Und okay, weil er wenigstens bei Menschen war, und vielleicht würden sie ihn in einen Topf stecken, kochen und essen, aber … nun, vielleicht wäre das nicht so okay, also ließ der Junge den Gedanken fallen. Aber wenigstens war er bei Menschen, richtig? Und okay, weil er sich für diesen Moment – nur für diesen einen Moment – sicher fühlte in diesem kleinen Gefängnis, und weil er jetzt nicht mehr rennen musste, weil er müde und verletzt war und es okay war, einfach nur hier zu sitzen und zu warten, was als Nächstes geschehen würde.
Was als Nächstes geschah, ließ nicht lange auf sich warten. Innerhalb weniger СКАЧАТЬ