Lebenssplitter. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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Название: Lebenssplitter

Автор: Dietmar Wolfgang Pritzlaff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961124756

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СКАЧАТЬ vorbei. Auch Dieter wurde von ihnen ein paarmal angequatscht, so dass er schleunigst Auswege suchte, um diesen Treffpunkt zu umgehen.

      Ein Schleichweg führte durch ein Waldstück und dann mitten über einen Friedhof. Wenn Dieter über den Friedhof ging, beschlich ihn natürlich ein ganz eigenartiges Gruselgefühl, doch war dieses Gruseln immer noch erträglicher als die Anmachereien der Krachschläger, und von dem Friedhof aus, war es dann auch nicht mehr so weit zu Peter.

      Dieters Freund Peter, der sich nichts aus den Krachern machte, wunderte sich öfters als nur einmal über Dieters Wunsch über den Friedhof gehen zu wollen, wenn sie beide gemeinsam unterwegs waren. Dieter log, dass sich die Balken bogen. Er fände das schön-unheimlich, bei Mondschein über den Friedhof zu stiefeln. Nur das nicht immer Mondschein war, gab denn doch Peter Anlaß zu weiterem Nachdenken.

      Ein anderer Weg, um zu Peter zu gelangen, war zwar komplizierter und auch teurer, wurde aber von unserem Feigling Dieter auch gerne des Öfteren genutzt. Ein Bus fuhr von der Bergeshöhe, auf der Dieter wohnte hinab ins Tal. Und von da aus konnte er, da sein Freund Peter auf halber Höhe des Berges wohnte und Dieter mit dem Bus viel zu weit in das Tal hinabfahren musste, auf einem steilen Weg, genannt "Zick-Zack-Weg", weil er in Zick-Zack-Form nach oben führte, wieder zu der Straße gelangen auf der Dieters Freund Peter wohnte.

      Diese Problem-Lösung war wirklich ein zeitaufwendiges und kompliziertes Ereignis. Dieter musste dafür sein sparsam eingeteiltes Taschengeld einer Verkehrsgesellschaft in den Rachen werfen, aber was tat Dieter nicht alles, um nicht gesehen zu werden, um nicht in irgendeine schwierige, für ihn nicht zu bewältigende Situation zu geraten. Und auch der steile Wieder-Anstieg über den Zick-Zack-Weg machte ihm dann nichts mehr aus. Dieter verbrachte mehrere Stunden am Tag damit, sich Wegrouten auszudenken, bei denen er ohne seelische und körperliche Schäden davonzutragen, von einem Ort zum anderen gelangen konnte. Oder er rief seinen Freund Peter an, um ihn zu fragen, ob er nicht lieber kommen wolle.

      Zwei weitere Geschichten, in unmittelbarem Zusammenhang mit Peter stehend, sollen nicht unerwähnt bleiben. Die Erste beginnt damit, dass Peter, zu jener Zeit 18 Jahre jung (Dieter, war erst 16) seinen Führerschein machte und sich einen Wagen kaufte. Einen grünen, halbautomatischen Käfer, mit dem Peter und Dieter in eine nicht weit entfernte, aber größere Stadt fuhren, um ins Kino zu gehen. Auf einem Parkplatz nahe dem Stadtkern parkte Peter den Käfer und dann gingen er und Dieter den Rest zu Fuß weiter. Auf der Straße zum Kino begegneten sie fünf Italienern, die auch so zwischen 16 und 18 Jahre alt waren. Sie lachten laut und lamentierten. Sie stellten sich gegenseitig ein Bein, rempelten und stießen sich an. Die Italiener kamen immer näher und Peter und Dieter im Gespräch vertieft, wichen ihnen ein paar Schritte auf der Straße aus, um an ihnen vorbeizugehen. Einer der Italiener jedoch entwickelte solch einen Spaß am Stänkern, dass er direkt auf Peter zuging, ihn mit der Schulter anrempelte, ganz gekonnt theatralisch zur Seite torkelte und dann seine Kumpels heranrief. Die stellten sich jetzt um Dieter und Peter und begannen laut herumzutönen. Peter sollte sich gefälligst entschuldigen, was er natürlich nicht tat. Er erklärte, dass er keine Schuld habe und das er nicht gewillt war, sich zu entschuldigen. Zwei der Italiener drängten Peter zu einer nahen Hauswand, hielten seine Arme fest und sagten, dass er sich trotzdem entschuldigen und vielmals um Verzeihung zu bitten solle.

      Was tat denn Dieter in dieser ganzen Zeit, wirst Du Dich jetzt fragen? Eine gewiß ganz berechtigte Frage. Er stand mit den anderen Italienern Peter gegenüber. Hatte mal wieder einen dicken Angstkloß im Hals und schwätzte leise vor sich hin. Er versuchte mit diesem leisen Reden die Italiener zu beschwichtigen. Faselte so etwas wie, hört doch auf, das bringt doch nichts, wir entschuldigen uns und damit gut, aber die Italiener hörten nicht auf Dieter.

      Das Komischste an der ganzen Sache war, dass die Italiener Dieter nicht festhielten. Er stand nur so da, genau zwischen Zweien. Er hätte seinem Freund helfen können, aber stand nur da und hörte auf sein wild schlagendes kleines Feiglingsherz. Der fünfte Italiener kam plötzlich angestürmt und schlug Peter mit der Faust ins Gesicht. Peter wollte sich wehren, wurde aber immer noch festgehalten.

      Dieter rang nach Atem und spürte wieder diese Feiglingsschmerzen, spürte Schmerzen im Gesicht. Es war ihm, als ob er selbst den Faustschlag abbekommen hätte. Er stand da, stocksteif und konnte nichts tun. Er war unfähig sich zu bewegen.

      Ein paar Sekunden später brauste ein roter Wagen heran und hielt direkt hinter dieser Szenerie. Ein Fenster wurde hastig geöffnet und ein älterer Herr rief etwas. Daraufhin ließen die Italiener Peter los und liefen davon. Der Mann erkundigte sich nach Peters und Dieters Befinden. Sie antworteten ihm, dass alles in Ordnung sei, bedankten sich und gingen weiter in die Innenstadt hinein. Der Fahrer des Wagens wartete noch eine Weile, dann fuhr er davon.

      Drei Jahre älter, aber genauso feige war Dieter in der nächsten Geschichte. Dieter war stolzer Besitzer eines weinroten Fiat 127, seinem ersten Auto. Seit Dieter einen Wagen hatte, fühlte er sich frei. Konnte jetzt in seinen Wagen steigen und ungeachtet der ihm widerstrebenden Chaoten, an dessen Treffpunkte einfach vorbeibrausen. Eines schönen abends fuhr er mit diesem Wagen in eine nahe gelegene größere Stadt. Und warum, fragst Du? Natürlich um ins Kino zu gehen. Warum natürlich, wirst Du jetzt weiterfragen? Nun ja, wenn Dieter unterwegs war ging es meistens in irgendein Kino. Er war (und ist es heute noch) der größte Kinofan aller Zeiten, na ja, jedenfalls für die die ihn kannten. Und warum musste Dieter dafür in eine größere Stadt fahren? Das ist ganz einfach zu erklären. Das kleine Kino in seinem noch kleineren Heimatstädtchen bekam die wirklich guten Filme leider erst viele Wochen nach dem Bundesstart, und da Dieter am allerliebsten die Filme auf großer Leinwand und wenn sie noch sozusagen jungfräulich waren sah, musste Dieter weitere Anreisen in andere Städte in Kauf nehmen, um solchen Ereignissen frönen zu können. Außer Dieter saßen noch Peter, sein bester Freund, Dieters damalige feste Freundin Bärbel und deren allerbeste Freundin Petra, mit im Auto. Die Männer vorne, die Damen hinten, so fuhr man ziemlich beengt durch die anbrechende Nacht schon längere Zeit einem großen Ford Taunus hinterher. Nur so aus Spaß und Blödsinn betätigte Dieter mehrmals die Lichthupe. (Für Uneingeweihte: die Lichthupe ist integriert im Fernlichtschalter und wird meistens zur Warnung oder zur kurzen besseren Fernsicht benutzt.) Also Dieter blinkte nun so vor sich hin, und der Taunusfahrer musst ihm das Geblinke schon die ganze Zeit sehr übelgenommen haben, wegen der Blendung, die das starke grelle Licht erzeugte. Nach einiger Zeit kamen beide Autos vor einer roten Ampel zu stehen. Die Vier im Fiat hatten sehr viel Spaß und redeten und lachten unaufhörlich. Doch plötzlich trat Schweigen ein, denn aus dem Ford Taunus stieg hastig ein etwa dreißigjähriger kräftiger Mann und kam im kurzen Sprint auf den Fiat zu. Peter meinte Dieter solle vorsichtshalber den Türknopf runterdrücken, um die Tür zu verriegeln. Sicher ist sicher. Das tat Dieter auch. Der Mann stand mittlerweile vor der Fahrertür und bölkte auf der Straße herum, dass Dieter gefälligst die Tür aufmachen und rauskommen solle. Dieter dachte aber gar nicht daran. In Dieters Wagen war es jetzt ganz still, keiner traute sich etwas zu sagen. Der Mann hörte gar nicht mehr auf rumzuschreien und schlug sogar auf das Dach des kleinen roten Fiats. Aus Dieters Kehle drang nur ein ängstliches: "Der schlägt mir noch das Dach ein, der blöde Hund", und öffnete anscheinend nicht ganz geistesgegenwärtig, ein wenig das Fenster, um das Rumpelstilzchen dort vor dem Wagen zu beruhigen. Doch Dieter hatte das Fenster zu weit heruntergelassen. Der Spalt war groß genug, um eine geballte Rumpelstilzchen-Faust hindurchzujagen und Dieter eins gehörig auf das linke Auge zu geben. So schnell die Hand gekommen, war sie auch schon wieder draußen. Der Mann rannte zu seinem Ford, denn die Ampel schaltete wieder auf grün. Der Ford setzte seine Fahrt fort. Nur Dieters kleiner Fiat stand allein auf verlassener Flur.

      Erst sagte niemand etwas im Wagen. Betretendes Schweigen. Dann ereiferte sich Peter und meinte, er wäre nicht schnell genug aus dem Gurt gekommen, sonst wäre er aus dem Wagen gesprungen und hätte dem Kerl tüchtig "Eine" verpasst. Die Damen meinten sie wären ja völlig hilflos gewesen und noch immer ganz aufgeregt. So etwas hätten sie noch nicht erlebt. Und dann kamen die Vorwürfe wie etwa: Hättest du doch nicht so weit das Fenster geöffnet, oder: Wenn du nicht so rumgeblinkt hättest. Na ja, geschehen ist geschehen. Doch СКАЧАТЬ