Название: Lebenssplitter
Автор: Dietmar Wolfgang Pritzlaff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961124756
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Wer stirbt schon tausend Tode?
Fuß tritt Gas.
Gas gibt Schwung.
Beschwingtes Hirn schwingt mit und - MATSCH.
Das Weiß des Hirns - nicht mehr erkennbar.
Zu viel Rot. Tiefes Rot des Blutes,
dass in Strömen aus dem Körper gepumpt wird,
der auf rauem, kaltem Asphalt,
gekrümmt, zerstückelt und unbeweglich liegt.
Hand am Steuerrad.
Steuerrad will lenken.
Gelenke aber zu langsam und - MATSCH.
Die Hand nicht mehr am Steuer.
Zerschunden, aufgeschürft, zerquetscht und gebrochen
durch den harten Aufprall.
Kann nicht mehr greifen, nicht mehr steuern,
nicht mehr streicheln.
Unbeweglich liegt sie da,
zwischen platt geschlagenen Grashalmen
und scharfkantigen Glassplittern.
Getrennt vom Leben,
abgetrennt von dem gerade noch Lebenden.
Auge sieht Kurve.
Kurve zu scharf.
Scharfes Auge fliegt und - MATSCH.
Auge fliegt und fliegt und flöge immer noch,
wenn nicht ein Baum Einhalt geboten hätte.
Nun hängt Auge an Baumrinde.
Sieht aus, als ob der Baum ein Auge bekommen hätte.
Er schaut ganz traurig drein.
Schon verblasst der Glanz des strahlenden Auges.
Der Baum schüttelt nur ungläubig sein Geäst.
Wut hat er auch im hölzernen Bauch.
Ist ihm doch ein stählerner Keil in seinen Holzleib gefahren.
Aber er hielt dem Blechungetüm stand.
Der Baum zählt mindestens dreihundert Jahre,
da hat er solches schon oft miterlebt.
Und jedes Jahr kommen weitere Keile und Schrammen
an seinen Stamm dazu.
Behutsam, ganz sachte, ganz sanft,
wird das Auge genommen,
dem Besitzer zurückgebracht.
In einer Plastiktüte trägt es ein Sanitäter davon.
Unbeweglich liegt das Auge nun
auf dem Grund der künstlichen Behausung.
Bauch krampft sich zusammen,
vor dem Schleudern.
Bauch schleudert mit und - MATSCH.
Bauch kaputt.
Aufgerissen.
Metall bohrt sich in offene Wunden.
Herausgerissen, die vielen Meter
der Ver- und Entsorgungsleitung des Menschen.
Können nicht mehr mit was versorgen.
Können nichts mehr entsorgen.
Liegen nur in großen Schlaufen
auf schwarzem Teer,
tausend sich schlängelnder Nattern gleich.
Aber kaum so lebendig.
Ruhig, ganz ruhig,
senkt sich die Abendkühle
auf die Menschenfetzen.
Blech wird zerdrückt.
Rücken gekrümmt.
Krümmt und krümmt sich und - KNACK.
Zuviel gekrümmt.
Die Krümmung geht niemals wieder heraus.
Armer Rücken, muss sich nur noch krümmen.
Nie mehr aufrecht gehen.
Rücken ist gespickt,
aber nicht mit duftenden Kräutern,
Gewürzen und Speckstreifen,
nein, er ist gespickt mit spitzen,
zerborstenen Glasstücken und scharfen Metallteilen.
Dann aufgeschlagen auf Steine,
die sich auch noch in den Rücken drücken.
Und jetzt liegt er da, der Rücken,
völlig zerschunden und für immer gekrümmt.
Vorzerkleinert für die Würmer.
Nerven bis zum Reißen gespannt.
Sie werden reißen, irgendwann.
Oder durchdrehen.
Oder beides gleichzeitig.
Lungen, mal mit, mal ohne Luft,
saugen nur Rauch in sich hinein.
Bronchien gereizt, husten im Todeskampf.
Beine lässig oder verkrampft,
dünn oder dick,
werden tausendfach gebrochen,
um geschient, genagelt und gegipst zu werden.
Finger werden abgenommen.
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