Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740930004
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»Guter Gott, das kann doch nicht wahr sein! Wann war das?«
»Vor zweiundzwanzig Jahren.«
»Da war er vierundfünfzig. Was war denn das für eine Frau?«
»Je älter er war, desto jünger wurden die Frauen. Weiß der Teufel, wie er sie immer wieder rumgekriegt hat. Daß Mama das ausgehalten hat, ist mir unverständlich.«
»So genau wußte sie es nicht, und es hätte wohl eine Katastrophe gegeben, wenn sie von dem Kind gewußt hätte. Wie ist die Geschichte ausgegangen?«
»Sie war etwas älter als du damals warst und er hat sie unter deinem Namen geheiratet, als Marius Campen. Marius war ja sein zweiter Vorname, so fiel ihm das leicht.«
»Unter meinem Namen!« sagte Marius entsetzt. »Jetzt fehlte nur noch, daß ich zu Alimenten verklagt worden wäre. Was war mit dem Kind?«
»Es wurde eine Tochter, und er scheint sie vergöttert zu haben. Du weißt doch, daß er damals sehr viel in Spanien war, um die Niederlassung in Schwung zu bringen, die ja tatsächlich eine Goldgrube wurde, wie ich mich überzeugen konnte. Als ich dann unten war und mich darum kümmerte, erschien ein bezauberndes Mädchen, das sich als Fiona Campen vorstellte und wissen wollte, wie wir verwandt wären. Ich war von den Socken, das kann ich dir sagen! Ihre Mutter war bereits tot, und sie hatte auch von Vaters Tod erfahren und von seiner Familie in München. Langsam erzählte sie mir alles, aber anstatt damals einen Skandal zu provozieren, wozu sie ja das Recht gehabt hätte, schwieg sie. Finanziell war sie abgesichert, so viel Anstand hatte er doch. Er scheint sich tatsächlich um sie gekümmert zu haben, solange er lebte, aber ich habe mich für ihn in Grund und Boden geschämt. Ich konnte Mama nicht mehr in die Augen sehen, da ich die Wahrheit wußte und fürchtete, daß ich damit doch mal herausrücken würde, wenn Clemens mal wieder Dummheiten machte. Deswegen blieb ich lieber fern. Aber ich behielt Kontakt zu Fiona, die ein ganz wundervolles Mädchen ist. Ich würde sie sofort heiraten, wenn sie nicht meine Halbschwester wäre.«
»Sie ist auch meine Halbschwester, Nicolas. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um das Mama zu erklären.«
»Müssen wir das?«
»Es wird sie jetzt nicht mehr umwerfen. Wo ist Fiona jetzt?«
»Sie studiert an der Sorbonne in Paris. Sie ist ein kluges Mädchen. Sie will Ärztin werden.«
»Kennt sie die ganze Wahrheit?«
»Ja. Ich habe ihr nichts verschwiegen. Sie war sehr nachdenklich, aber sie ist vernünftig. Wir müssen alle damit fertig werden, daß der große Campen ein Bigamist war. Sie wollte aber nie Unruhe in unser Leben bringen.«
Pamela hatte das Zimmer leise verlassen, als sie merkte, wie intim die Unterhaltung geworden war. Sie fragte sich plötzlich, ob ihr Vater auch bereits eine Familie gehabt hatte, als er ihre Mutter kennenlernte. Sie wollte ihn jetzt nicht mehr finden.
Marius schien sich nicht aufzuregen. Er sagte auch zu Nicolas, daß es Mama nicht mehr erschüttern würde.
»Es war aber nicht nur eine Affäre, er war ein Bigamist«, betonte Nicolas noch einmal.
»Es ist lange her, und er ist tot! Diese Frau ist es auch. Es ist unglaublich, was er sich alles geleistet hat. Ich bin nur froh, daß Clemens anscheinend auf einen geraden Weg gelangt ist.«
»Ich wollte dir keinen Kummer bereiten, Marius.«
»Es ist nicht mein Kummer. Es ist gut, daß ich es weiß. Fiona muß abgesichert werden, das ist unsere Pflicht. Ich muß noch wichtige Entscheidungen treffen. Ich weiß nicht, wieviel Zeit mir noch bleibt, Nicolas.«
»Das sollst du nicht sagen«, widersprach Nicolas, der blaß geworden war. »Es kann doch nicht so schlimm sein.«
»Momentan sieht es ja auch gut aus. Ich würde gern noch lange leben, da ich endlich die Frau gefunden habe, die ich liebe. Sie bringt Sonne in mein Leben, verstehst du mich?«
Ja, man muß sie lieben, dachte Nicolas mit einem seltsamen Gefühl, aber er sprach es nicht aus. Es wühlte ihn auf, wie ruhig Marius sprach.
»Pamela ist für mich unendlich wichtig, Nicolas. Du hast mir eben bewiesen, daß du mitfühlend bist. Ich bitte dich, dich so um Pamela zu kümmern, wie du es um Fiona tust, wenn meine Hoffnung auf ein Wunder zerstört wird. Versprich es mir.«
»Ich verspreche es. Es wird mir nicht schwerfallen. Du warst immer mein großes Vorbild, und ich wünsche, daß es noch lange so bleibt und du glücklich wirst.«
»Hol sie jetzt bitte wieder herein.«
Das tat Nicolas. Sie sprach gerade mit Jenny Behnisch und machte Nicolas mit ihr bekannt.
»Ich würde nachher gern noch mit Ihnen sprechen, wenn Sie Zeit hätten«, sagte Nicolas.
»Sehr gern, ich bin in meinem Zimmer.«
Sie nickte ihm freundlich zu. Nicolas folgte Pamela ins Krankenzimmer.
Marius streckte die Hand nach ihr aus. »Ich habe Nicolas gesagt, wieviel du mir bedeutest, Pamela, daß du die Hauptrolle in meinem Leben spielst. Ich denke, daß ihr euch gut verstehen werdet.«
»Es ist gut zu wissen, daß Marius viel Freude hat«, sagte Nicolas stockend. »Auf gute Freundschaft, Pamela.«
Er ergriff ihre Hand und drückte sie fest. Es war mehr als eine Geste, und so empfand sie es auch. Ein merkwürdiges Gefühl hielt sie gefangen. Es war eine fast feierliche Stimmung in diesem Raum, in der drei Menschen jetzt schicksalhaft verbunden waren.
Als Nicolas gegangen war, sah Marius Pamela gedankenverloren an. »Es ist gut, daß Nicolas jetzt erreichbar ist. Er hat sich in einer bestimmten Angelegenheit großartig verhalten. Wir werden noch darüber sprechen, Pamela. Nun haben wir einen Verbündeten, auf den wir uns immer verlassen können.«
*
Am nächsten Tag kam Dr. Norden in die Klinik. Er wollte Marius einen Besuch abstatten und auch mit Jenny sprechen, wie Pamela mit dem Patienten zurechtkam.
Jenny war das nur recht, denn so langsam machte sie sich Gedanken, weil Marius so ganz auf Pamela fixiert schien.
Einem Kranken mußte man so manches zugestehen, noch dazu, wenn es sich um einen Ehrenmann wie Marius Campen handelte, aber Jenny machte sich auch Gedanken, ob sich Pamela dieser Situation so gewachsen zeigte, wie sie es glauben machen wollte.
Als sie davon sprach, wurde Daniel nachdenklich. Er sah das vom Standpunkt des Mannes.
»Sie ist ein entzückendes Geschöpf«, meinte er, »und ich könnte mir schon vorstellen, daß sie ihm sehr gefällt. Er ist bisher ein eingefleischter Junggeselle gewesen, aber er war auch immer mit Arbeit ausgefüllt, und jetzt liegt er da und hat viel Zeit.«
»Aber wenn Pamela nun seine Gefühle erwidert, Daniel? Er ist ein sehr kranker Mann, und die Prognose ist nun mal nicht positiv. Pamela glaubt anscheinend an Wunder, sie hat sich dahingehend geäußert, woraus ich entnehme, daß sie gefühlsmäßig schon engagiert СКАЧАТЬ