Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740930004
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»Ist sie krank? Herrgott, laß dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Paul.«
»Ich rede mit dem Mund, nicht mit der Nase, mein Lieber, und du könntest dich ruhig in Geduld fassen, nachdem du dich zwanzig Jahre nicht um sie gekümmert hast.«
Jesco schwieg tatsächlich ein paar Sekunden. »Zwanzig Jahre ist sie bereits, wie ist doch die Zeit vergangen, verflogen«, sagte er gedankenverloren. »Ines hat mir gar keine Möglichkeit gegeben, mich um Pamela zu kümmern. Ich habe ihr Geld geschickt, aber sie hatte nicht einen einzigen Gruß für mich.«
»Aber Vera hast du nichts von dem Kind erzählt.«
»Es wäre für sie noch schlimmer gewesen, kein Kind zu haben. Sie war ein lieber Mensch, ich konnte ihr nicht weh tun, nicht noch mehr, als ich es schon durch meine Reisen tat. Ich hätte mich eigentlich nie an eine Frau binden dürfen, weil ich gar nicht fähig war zu einer Ehe. Mir bedeutete meine Freiheit viel zuviel.«
»Aber die konntest du erst finanzieren durch Veras Mitgift«, sagte Paul mit deutlichem Vorwurf.
»Das leugne ich gar nicht, aber ich habe diese Mitgift durch meine Arbeit vervierfacht, ich habe sie nicht vergeudet.«
Es war sympathisch an Jesco, daß er nie beleidigt war, wenn man ihm gewisse Wahrheiten auf den Kopf zusagte. Er widersprach diesen auch nicht, gab nur Erklärungen aus eigener Sicht. Er war ehrlich, und deshalb glaubte Paul ihm auch, daß Pamelas Mutter diejenige gewesen war, die das Kind von ihm fernhalten wollte, wohl um ihn zu bestrafen.
»Jetzt sag schon, was Pamela fehlt, du kannst doch nicht so stur sein wie ihre Mutter, Paul.«
»Sie ist nicht krank, sie hat eine Stellung als Pflegerin angenommen, und sie ist für die Pflege von Marius Campen zuständig.«
»Ich wußte gar nicht, daß er krank ist. Was fehlt ihm?«
»Es scheint etwas Ernstes zu sein. Man wird es nicht an die große Glocke hängen.«
»Ist das Mädchen denn einem solchen Beruf gewachsen?« fragte Jesco besorgt. »Warum habt ihr euch nicht mit mir in Verbindung gesetzt, wenn sie Hilfe brauchte?«
»Höller weiß nicht, daß du ihr Vater bist und ich wußte nicht, wie man es dir beibringen soll. Willst du sie denn kennenlernen?«
»Es fragt sich, ob sie mich kennenlernen will.«
»Höller sagte mir, daß sie nach ihren deutschen Verwandten suchen wolle. Sie wird überrascht sein, einen berühmten Vater zu haben.«
»Ach was, berühmt ist übertrieben, sie soll mich nur akzeptieren.«
Das wünschte er wirklich, Paul staunte. »Ja, dann solltest du dich mal in die Behnisch-Klinik begeben, Jesco.«
»Krank spielen kann ich nicht, das liegt mir nicht. Ich habe Krankenhäuser noch nie gemocht, und Ärzten begegne ich mit Vorbehalt, da sie ewig gebraucht haben, um eine Diagnose bei Vera zu stellen, eine richtige Diagnose, um es genau zu sagen, und da war es schon zu spät, um noch etwas für sie zu tun.«
»Dr. Norden ist ein ausgezeichneter Arzt, und die Behnisch-Klinik hat einen sehr guten Ruf. Insofern kann man Pamela als gut aufgehoben betrachten. Und wie du dort auftreten willst, mußt du selbst wissen. Ich hoffe jedenfalls für beide Teile, daß es ein gutes Ende gibt.«
»Wenn sie sich einem solchen Beruf gewachsen zeigt, muß sie wohl eine sehr menschliche Einstellung haben. Ich hoffe, sie wird tolerant sein«, sagte Jesco. »Wenn sie allerdings Ines ähnlich ist…«
»Das ist sie nicht, sonst hätte sie gar nicht den Wunsch, ihren Vater zu finden, denn Ines hat ihr nie seinen Namen genannt.«
»Wie soll ich das begreifen?« murmelte Jesco.
Paul trat ganz zufrieden die Heimfahrt an. Paul hatte Ines gekannt. Sie hatte sich tief gekränkt gefühlt, weil Jesco sich nicht scheiden ließ, aber sie hätte sich nicht mit ihm einlassen müssen, da sie wußte, daß er verheiratet war. Sie hatte gemeint, daß sie die Siegerin bleiben würde, überzeugt von ihrer Schönheit, und auf diesen Mann fixiert, der für sie der Traummann gewesen war.
Und sie war auch überzeugt gewesen, daß er bei ihr bleiben würde, wenn sie ein Kind zur Welt brachte, ja, sie hatte es darauf angelegt, das hatte Paul bestätigt gefunden, als er mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte es natürlich nicht so offen gesagt, aber er hatte das richtige Gespür, als sie sagte, daß er dem Kind wenigstens seinen Namen hätte geben können.
Vielleicht hätte ich Ines doch noch geheiratet nach Veras Tod, wenn sie sich damals anders verhalten hätte, dachte Jesco, nachdem er sich lange seinen Reminiszenzen hingegeben hatte. Er hatte Gewissensbisse, was Pamela betraf und hoffte, daß sie ihm eine Chance gab, einen Kontakt herzustellen. Verlorene Jahre ließen sich nicht nachholen, aber es konnte eine Art von Wiedergutmachung sein, wenn er sich dazu bekannte, ihr Vater zu sein.
Er überlegte, wie er es am besten anfangen sollte. Lange wollte er es nicht vor sich her schieben. Vielleicht war sie diesem schweren Beruf doch nicht gewachsen, und er konnte ihr den Weg in die Zukunft ebnen. Er war in der Lage, ihr alles zu bieten, was sie bisher hatte vermissen müssen.
*
Marius machte schon Pläne für ihr gemeinsames Leben, wenn er aus der Klinik entlassen werden konnte, und das sollte möglichst bald sein.
Er ließ alle Untersuchungen geduldig über sich ergehen. Pamela flehte die Ärzte an, ihm keine negativen Auskünfte zu geben, ihm nicht alle Hoffnung zu nehmen, und sie taten ihr den Gefallen gegen besseres Wissen, denn die Metastasen ließen sich nicht wegzaubern.
Marius sagte jedem, daß es ihm gutgehe, und er wollte baldmöglichst mit Pamela in die Schweiz reisen, wo sie in Adelboden ein Chalet besaßen.
Mit der Zeit hatte Pamela auch begriffen, wie reich an irdischen Gütern die Campens waren, und in ihr wuchs die Sorge, daß man ihr nachsagen könnte, daß sie deshalb bei ihm blieb.
Claire hatte zum Glück keine Ahnung von Marius’ Plänen, sonst wäre sie gewiß die erste gewesen, die Pamela geldgierig genannt hätte. Aber sie hatte ihre eigenen Sorgen, da Clemens die Scheidung bereits eingereicht hatte und sie selbst nun auch einen Anwalt zu Rate ziehen mußte. Der konnte ihr aber nicht viel Hoffnung machen, als ihm von Clemens’ Anwalt die Gründe unterbreitet wurden, die Clemens geltend machte: ihre Affären mit drei Männern, die namentlich aufgeführt wurden, ihre Verschwendungssucht und die Tatsache, daß sie die Ehe unter falschen Voraussetzungen erzwungen hatte und gar nicht in der Lage war, Kinder zu bekommen.
Sie wußte selbst nur zu gut, daß sie durch eine unsachgemäße Abtreibung im jugendlichen Alter keine Chance mehr hatte, ein Kind auszutragen. Auch das hatte sie Clemens verheimlicht. Ihre Ehe war auf Lügen aufgebaut.
Clemens war klug genug, seine Zuneigung für Raphaela Norman für sich zu behalten. Sie trafen sich nur in der Firma, und auch sie gab sich sehr zurückhaltend, obgleich sie seine Gefühle erwiderte.
Clemens hatte sich durch sie völlig verändert, war einfühlsam und zartfühlend geworden. Er war in die Stadtwohnung gezogen, um Claire nicht mehr begegnen zu müssen, die sich vorerst noch weigerte, aus der Villa auszuziehen, solange die Scheidung nicht rechtsgültig wurde.
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