Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 95

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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      Burns und Bob waren mittlerweile herausgekommen, und alle vier betraten jetzt den Hofraum hinter den Palisaden. »Wo ist der Gefangene?« fragte John. Der Stelzfuß antwortete mit einer Verwünschung. Bob Green hob die Axt. »Antworte, oder ich schlage dir den Schädel ein!« brüllte er. Der alte Burns hielt den Wütenden zurück. »Sprecht, Mann«, sagte er, sich an den Gebundenen wendend, »wir finden ihn doch. Erschwert uns die Sache nicht unnütz.«

      »Daß euch der Satan hole!« knirschte der Stelzfuß, »holt ihn euch meinetwegen und bringt ihn um die Ecke! Tut mir verdammt leid um den Burschen. Dachte, ihn vor dem Schurken Hotham bewahrt zu haben. Sitzt im oberen Stock.«

      Bob und John betraten das Haus, stiegen eine Treppe hinauf und riefen mit Aufwendung aller Stimmenkraft: »Sir Richard, wo seid Ihr?«

      »Hier!« ertönte von irgendwoher eine schwache Stimme.

      John fand die Tür und stellte fest, daß der Schlüssel außen steckte. Auf die Anwendung der Axt konnte deshalb verzichtet werden. Als John aufschloß und das Zimmer betrat, sah er sich einem jungen Mann gegenüber, dessen stubenbleiches, gut geschnittenes und von blonden Locken umgebenes Gesicht Spuren starker Erschöpfung zeigte. Er trat, als die Tür sich öffnete, ein paar Schritte zurück, und maß den Eintretenden, hinter dem nun noch ein riesenhafter, athletisch gebauter Mann – Bob – sichtbar wurde, mit einem Blick, in dem sich Trotz und Erbitterung mit aufkeimender Hoffnung sonderbar mischten.

      »Sir Richard Waltham?« sagte John, einen Schritt nähertretend.

      »Ja. Wer seid Ihr?«

      »Freunde. Wir wollen Euch hier herausholen. Waren früher schon einmal da – auf der anderen Insel; Ihr erinnert Euch?«

      Das Gesicht des jungen Mannes belebte sich, freudiger Glanz trat in seine hellen Augen. »Ja – ich kenne Euch wieder, wenn ich Euch auch nur undeutlich sah. Oh, Gott sei Dank!«

      »Wir wollten Euch damals schon holen, fanden das Nest aber leer. Doch kommt jetzt; wir müssen die Zeit nützen. Es ist im Augenblick keiner der Banditen da. Es ist besser, wir warten ihre Ankunft nicht ab. Seid Ihr sehr schwach?«

      »O nein, es geht schon. Und vollends jetzt, wo es in die Freiheit geht.«

      Sie eilten, von Bob Green gefolgt, die Treppe hinab und wurden unten vom alten Burns und dem Indianer in Empfang genommen. »Elias Burns«, sagte der Alte, »freue mich, Euch begrüßen zu können, Sir Richard. Der Zufall – oder sagen wir besser: Gottes Fügung hat uns Euer Versteck finden lassen.«

      »Ich werd' Euch das nie vergessen, Gentlemen«, sagte der Befreite. Sie betraten den Hof, und er erblickte den gebunden daliegenden Skroop. »Laßt uns den Mann ins Haus tragen«, sagte er, »er hat mich nicht schlecht behandelt.« Dem Wunsch wurde entsprochen; Bob und John trugen den Stelzfuß ins Haus und legten ihn in einem ebenerdigen Zimmer auf ein Bett. John lockerte seine Fesseln ein wenig, um ihm ein freieres Atmen zu ermöglichen. Der befreite Gefangene stand dabei. Der Gebundene warf dem jungen Mann aus seinen verquollenen Augen einen scheuen Blick zu. »Ist mir recht, daß Ihr freikommt«, murmelte er, »hab' nichts gegen Euch.«

      »Seht zu, daß Ihr von den Banditen wegkommt, Mann«, versetzte der Befreite. »Könnt Euch später an mich wenden, wenn Ihr Hilfe braucht. Wäret Ihr böse gewesen, Ihr hättet anders mit mir umspringen können.«

      Der Alte murmelte etwas Unverständliches und wälzte sich auf die Seite. Richard Waltham nahm eine kunstvoll beschlagene Büchse, einen Kugelbeutel und eine Jagdtasche von einem Wandhaken herab. »Mein Eigentum«, lächelte er, »ich hätte nicht gedacht, es wiederzusehen. Man hat es mir damals abgenommen. Laßt uns also gehen.« Sie verließen gleich darauf das Grundstück.

      Als sie sich dem Versteck der Jolle näherten, hörten sie plötzlich vom Wasser her Stimmen; unwillkürlich blieben sie stehen, um sich dann vorsichtig durch die Büsche an das Ufer heranzuschleichen. Bei dem Anblick, der sich ihnen bot, unterdrückten die beiden Burns mit Mühe einen Aufschrei; Bob Green knurrte einen grimmigen Fluch.

      Vor ihren Augen glitt eben mit leichten Segeln die französische Brigantine vorüber, die sie auf dem See verfolgt hatte. Sie hielt Kurs auf den Anlegeplatz der Molly. An Deck des Schiffes befanden sich dreißig bis vierzig lachende und schwätzende Matrosen. Eine etwas kräftigere Stimme hob sich aus den anderen heraus.

      »Was sagt der Franzose, Sir?« wandte sich Burns, der kein Französisch verstand, an Richard Waltham.

      »Wenn wir nur erst aus diesem Hexenkessel von Inseln und Kanälen heraus wären«, übersetzte Waltham.

      Die Brigantine verschwand um die Biegung und entzog sich ihren Blicken. Gleich darauf vernahmen die Lauschenden ein Freudengebrüll, das ohne Zweifel der entdeckten Prise galt.

      Der alte Farmer stöhnte unwillkürlich auf und schlug die Hände vor das Gesicht; seine Schultern zuckten wie im Krampf. Abgesehen von dem Verlust seiner Güter schien der Rückweg in die Heimat endgültig abgeschnitten. Auch John war unwillkürlich blaß geworden, und Bob entleerte sein beträchtliches Arsenal von Seemannsflüchen und wünschte Pest und Verderben auf alle Franzosen herab. Aber was half das schon?! Selbst das ausdruckslose Gesicht des Indianers verdüsterte sich.

      »Was bedeutet das, Sir?« fragte Waltham, der die Zusammenhänge ja nicht kannte, betroffen.

      »Daß die Franzosen soeben mein Schiff gekapert haben, das jenseits der Biegung vertäut lag«, stöhnte der Farmer. »Es ist Krieg, Sir. Und was uns anbetrifft, so sitzen wir jetzt aller Hilfsmittel beraubt, in der Wildnis.«

      Betroffen hörte Waltham, was sich in den letzten Wochen ereignet hatte und in welcher Lage er sich jetzt mit seinen Befreiern befand. »Und durch mich seid Ihr in diese Lage gekommen«, murmelte er verstört. »Und ich weiß nicht einmal, wann und wie ich Euch den materiellen Schaden ersetzen kann, von allem anderen zu schweigen.«

      »Gottes Wille, Sir, müssen uns fügen«, seufzte der Alte. »Euch zu helfen, war Menschen- und Christenpflicht. Redet nicht davon. Müssen sehen, was zu tun ist. Was meint Ihr, Bob?«

      »Heillose Sache, Sir«, knurrte der Bootsmann, »aber solange Bob Green lebt, gibt er nicht auf. Ist nie seine Sache gewesen. Was wir müssen, ist klar: Müssen zum Genesee. Wie, muß sich zeigen. Vorerst scheint's geraten, von der Insel hier wegzukommen. Möchte sonst sein, daß wir zwischen zwei Feuer geraten.«

      »Ja«, seufzte der Farmer, »wird weiter nichts übrig bleiben. Also auf in die Jolle. Wollen uns zunächst ein anderes Versteck suchen und dann weiter überlegen.«

      Sie durchführen eine Stunde lang die in majestätischem Schweigen liegende Inselwelt, ohne auf irgendein Zeichen menschlichen Lebens zu stoßen, und hielten schließlich an einer kleinen, dicht belaubten Insel. Sie sprachen während der Fahrt kaum ein Wort. Und ebenso schweigsam suchten sie sich im Inneren der Insel einen Lagerplatz.

       Inhaltsverzeichnis

      Seit Tagen schon zogen die Gefährten durch den Wald; es schien kein Ende nehmen zu wollen. Soweit das Auge reichte, sah es nichts als breitstämmige Eichen, ungeheure Ahorne, Hickorys und Sykomoren, von wildem Lianengestrüpp umwuchert. Hier und da ein entwurzelter Baumriese, modernd und dem Fäulnistod preisgegeben, am Boden; häufig waren drei, vier Stämme, riesige Barrikaden bildend, quer übereinander gefallen. Unter dem dichten Laubdach herrschte ein trübes Dämmerlicht; die СКАЧАТЬ