Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 97

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ Er wußte, daß man mit der Anwesenheit von Indianern rechnen mußte und versäumte deshalb keine Vorsicht. Seine Füße steckten mittlerweile in Mokassins, die er im Wald stets zu tragen pflegte. Er mochte drei bis vier Meilen gegangen sein, als der Bach in einen breiteren Fluß einmündete, der zunächst in westlicher Richtung verlief. Er war mit der Bodengestaltung südlich des Ontario wenig bekannt, wußte aber, daß es hier mehrere Seen gab, die je nachdem das Quellgebiet oder das Sammelbecken kleinerer Wasserläufe darstellten. Der einstweilen westwärts fließende Fluß mußte irgendwo nach Norden oder Süden abbiegen, wenn er nicht in einen der ostwärts dem Meere zufließenden Ströme mündete. Er beschloß, dem Fluß eine kurze Strecke zu folgen und dann umzukehren.

      Er mochte eben hundert Schritte zurückgelegt haben, als er ein Eichhörnchen erblickte, das, einen pfeifenden Laut ausstoßend, an einem riesigen Ahorn emporlief. Es war unzweifelhaft, daß das Tierchen durch ein größeres lebendiges Wesen, Mensch oder Tier, aufgeschreckt sein mußte. John nahm in einer schnellen Reflexbewegung die Büchse von der Schulter und machte sie schußfertig. Sein Auge durchspähte aufmerksam das Buschwerk. Da teilten sich, fast unmittelbar vor ihm, die Büsche, und ein Indianer trat heraus. Der fast nackte, muskulöse Mann, dessen Gesicht mit schwarzer und grellroter Farbe abschreckend bemalt war, schien nicht weniger verblüfft als John. Er hatte seine Büchse umhängen, war aber offensichtlich nicht schußfertig, während John das Gewehr in der Hand hielt.

      Der junge Burns, der Stammesabzeichen und Kriegsfarben der einzelnen indianischen Stämme nicht zu unterscheiden vermochte, wußte nicht, ob er Freund oder Feind vor sich habe, deshalb zögerte er, das schußbereite Gewehr zum Abzug bereit. Der Indianer mochte die Unsicherheit des Weißen erkennen; sein wild bemaltes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das offenbar seine freundschaftlichen Gefühle offenbaren sollte. Er trat jetzt ganz aus dem Gebüsch heraus und sagte in gebrochenem Englisch: »Junger Krieger pfadlos, he? Gut Freund – schütteln Hände!« Und er kam, die Büchse über der Schulter lassend und anscheinend völlig sorglos näher.

      Es ist Krieg, dachte John, erst muß ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Er kannte die tückischen Gebräuche der Roten zwar nicht aus eigener Erfahrung, aber aus vielen Erzählungen. »Zu welchem Volk gehört mein roter Bruder?« fragte er, die Büchse leicht hebend.

      »Onondaga! Gut Freund!« grinste der Rote. »Du Yengeese, he?«

      Onondaga! dachte John. Dieser Irokesenstamm hält gegenwärtig zu den Engländern. Aber er wurde ein Gefühl des Mißtrauens nicht los. Vielleicht war es die gräßliche Bemalung, die ihn abstieß und die keinen Zweifel daran ließ, daß der Indianer sich auf dem Kriegspfad befand.

      »Onondaga – Yengeese – gut Freund«, sagte er etwas zögernd, dem Mann unverwandt ins Gesicht blickend.

      Der Indianer zeigte die Zähne: »Weißer Bruder sehr jung«, sagte er, »gewiß nicht allein auf Kriegspfad. Wo sind Freunde, he?«

      »Ich bin nicht auf dem Kriegspfad, Indianer, ich bin auf der Jagd; meine Freunde lagern stromauf.«

      »Oh, mein Bruder großer Jäger? Aber er wissen: Große Häuptlinge der Yengeese und Frenchers haben Kriegsaxt ausgegraben?«

      »Gewiß weiß ich das.«

      »Gut. Weißer Bruder mag jagen. Wald voll Onondaga. Kein Seneca, kein Oneida. Hat mein Bruder gesehen?«

      »Nein, Indianer. Keinen roten Mann außer dir.«

      »Gut. Er werden sehen. Viele Onondaga. Gehen jagen. Werden kommen in Dörfer der Onondaga?«

      »Ich weiß nicht, was unsere Häuptlinge beschließen werden.«

      »Die Yengeese sind bei den Onondaga willkommen.« Der Indianer ergriff die Hand Johns, schüttelte sie und wandte sich ab. John sah ihm nach; er wurde ein unheimliches Gefühl nicht los; der Mann gefiel ihm nicht. Der Indianer war zwischen den Büschen untergetaucht. John zögerte immer noch; sein Blick tastete unruhig das Buschwerk ab, da plötzlich – es versetzte ihm einen Ruck – sah er ein funkelndes Auge zwischen den Sträuchern und gleich darauf einen Büchsenlauf. Im Bruchteil einer Sekunde riß er die Büchse hoch, zielte und riß den Abzugshahn durch. Der Schuß brach, und der Donner mischte sich mit dem eines fast gleichzeitig abgegebenen Schusses. Eine Kugel pfiff dicht an seinem Ohr vorbei. Er ließ die Büchse sinken. Er war gewohnt, den springenden Hirsch aufs Blatt zu treffen, er wußte, daß er sein Ziel nicht verfehlt hatte. Hinter einen dicken Baumstamm tretend, lud er mit schnellen, sicheren Griffen seine Büchse von neuem, Auge und Ohr offen. Aber außer dem leisen Rascheln der Blätter war nirgendwo ein Laut.

      Nachdem einige Minuten im Schweigen vergangen waren, schlich John sich mit schußfertiger Büchse auf die Stelle zu, wo er das Auge und den Gewehrlauf gesehen hatte, alle Sinne angespannt und jeden Augenblick eines heimtückischen Überfalls gewärtig. Aber nichts rührte sich. Er bog die Büsche vorsichtig auseinander und sah den Indianer. Er lag regungslos auf dem Gesicht, die Hände im Laub verkrampft. Vorsichtig, den Büchsenkolben zum Schlag bereit, beugte er sich nieder. Kein Laut, kein Atemzug. Da ergriff er den Arm des Mannes und drehte den Körper herum. Der Indianer hatte ein kleines rundes Loch genau in der Stirn, an dem ein paar Tropfen geronnenen Blutes klebten. Er war unzweifelhaft tot.

      Ein leichter Schauder erfaßte den Farmerssohn. Da lag ein Mensch, von seiner Hand gefällt, ein Mensch, der noch vor wenigen Minuten lebendig vor ihm gestanden hatte. Was hilft's? dachte er, ich werde es lernen müssen, will ich selber das Leben bewahren. Er warf etwas Laub über den Toten und entfernte sich langsam, trotz seiner inneren Beklemmung nach allen Seiten vorsichtig sichernd. Jeder Schritt konnte eine neue unliebsame Begegnung bringen. Die schußfertige Büchse ließ er nicht mehr aus der Hand.

      Er mochte eine kleine halbe Meile gegangen sein, als er zu seiner Rechten ein Geräusch hörte. Herumfahrend sah er ein indianisches Gesicht zwischen den Büschen auftauchen. Im Augenblick, da er die Büchse hochriß, hörte er Ni-kun-thas Stimme: »John roten Bruder schießen, he?« Großer Gott! dachte John, ich muß vorsichtiger werden. Aufatmend ging er dem jungen Häuptling entgegen, der jetzt ganz aus den Büschen herauskam.

      »Du geschossen, he?« fragte Ni-kun-tha.

      John berichtete ihm von der Begegnung mit dem angeblichen Onondaga und ihrem Ausgang. Auf die Bitte des Häuptlings beschrieb er die Stelle, wo der Tote lag. »Mein Bruder warte«, sagte Ni-kun-tha und sprang in langen Sätzen davon. John lehnte sich, die Büchse in der Hand, gegen einen Baum und ließ seine Blicke aufmerksam umherschweifen.

      Schon nach kurzer Zeit war der Häuptling wieder da. »Senecahäuptling«, sagte er kurz, »Ni-kun-tha Skalp nicht nehmen, weil nicht selbst getötet – verstehen?« In seinen Augen brannte die Flamme der Wildnis. »Häuptling nicht allein – viele Seneca im Wald«, setzte er hinzu: »Seneca blutige Hunde!«

      »Also wären wir mitten zwischen feindliche Indianer geraten?« sagte John.

      »Kommen mit an Feuer. Dann hören.«

      Beide eilten nun schnellen Schrittes, aber mit gebotener Vorsicht, dem Lager zu. Unterwegs blitzte der Häuptling den jungen Weißen an: »Er schießen – du schießen – du schneller – du treffen, he?«

      »Ich war eine Sekunde schneller, Falke. Hörte die Kugel am Ohr vorbeipfeifen.«

      »Du Schnelle Büchse! Ich – Schneller Falke, weil gut laufen. Du feuern wie Blitz – heißen: Schnelle Büchse!«

      John lachte: »Gut, Falke. Der Name gefällt mir. Aufs Schießen verstehe ich mich wahrscheinlich recht gut. Hab's seit dem zehnten Lebensjahr geübt.«

      »Schießen СКАЧАТЬ