Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 94

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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      »Stetig, Master, stetig!« keuchte Bob. »Hilft alles nichts, müssen noch mehr nach Nord herum.« Bob hielt das Glas vor den Augen; die Küste kam schnell heran.

      Jetzt luvte die verfolgende Brigantine im Wind und barg einige Segel.

      »Ha!« schrie Bob, »gleich werden wir den Musjöh brüllen hören.«

      Er hatte das kaum gesagt, als sich vor dem Franzosen eine Rauchwolke erhob. Knapp hundert Schritt hinter der Molly fiel eine gutgezielte Kugel ins Wasser.

      »Luv nur, mein Junge und vertrödele deine Zeit!« knurrte Bob. »Deine Eisenpillen reichen nicht weit genug.«

      Abermals krachten die beiden Geschütze an Bord der Brigantine, aber die Kugeln lagen diesmal noch weiter hinten.

      Das Luvmanöver des Franzosen hatte dazu gedient, einen sicheren Schuß zu ermöglichen, hatte ihn aber nicht unerheblich Zeit gekostet, wodurch die Molly einen merklichen Vorsprung gewann. Vor ihr zeigte sich jetzt ein Loch in der Küstenwand. »Gerade drauf zu, Master«, sagte Bob. »Hoffentlich laufen wir nicht in eine Sackgasse.«

      Sie mußten die Gefahr in Kauf nehmen, denn der Franzose hatte seine Fahrt wieder aufgenommen. Es gab keine andere Möglichkeit, als in den sich vor ihnen öffnenden Kanal einzulaufen. Bob nahm jetzt wieder das Steuer; pfeilschnell jagte die Molly auf die Küste zu. »Das große Segel zurück, Master«, gebot Bob. »Laufen neun Knoten. Können mit solcher Fahrt nicht zwischen die Inseln laufen. Bleibt aber an der Brasse.«

      Die Schoten wurden losgelassen und die dem Wind dargebotene Leinwandfläche entsprechend verringert; die Molly verlor schnell an Fahrt, während der Franzose jetzt mit voller Segelkraft herangeschossen kam. Doch schon näherte die Sloop sich dem Eingang des breiten Kanals – die Brigantine war noch eine halbe Meile entfernt – und schlüpfte hinein. Gewandt wie eine Ente gehorchte die Molly dem Steuer. Zwischen das Inselgewirr tretend, bog sie nach links, dann nach rechts, wieder nach links und fuhr, nachdem sie einen sich weithin in gerader Richtung erstreckenden Kanal gewonnen hatte, mit beschleunigter Fahrt weiter.

      Sie mochten ein paar Meilen zurückgelegt haben, da sagte Bob: »Denke, wird reichen, Sir. Woll'n jetzt ein bißchen ausruhen. Glaube kaum, daß uns der Franzose gefolgt ist. Und wenn, soll es ihm schwer werden, uns aufzuspüren.« Er steuerte die Sloop zwischen zwei kleinere Inseln und ließ die Segel einziehen. Bald schaukelte das Schiff sich gemächlich auf dem fast unbewegten Wasser. Der Bootsmann lachte kurz auf: »Da wären wir also wieder glücklich zwischen den blutigen Inseln. Hat die alte Molly sich nicht prachtvoll gehalten? Laßt's gut sein, Sir, denke, wir kommen auch wieder heraus.«

      Sie legten das Schiff, das über keinen Anker mehr verfügte, mit einem in der Jolle ausgemachten starken Tau an einem Baum fest. Während die drei Weißen sich auf Deck zusammensetzten, ging Ni-kun-tha, der mit an Land gefahren war, in den Wald.

      »Eine wilde Welt, verdammt nochmal!« sagte Bob. »Schwimmen da plötzlich acht Musjöhs, wie vom Himmel gefallen, auf dem Ontario. Na, ich denke, der Spaß wird nicht allzulang dauern. Werden auch wieder herunterkommen. Wartet's ab!«

      Aber der alte Burns war mißmutig und bedrückt. »Mag schon sein«, sagte er, »wir aber liegen einstweilen jedenfalls hoffnungslos fest und können uns nicht rühren. Dabei habe ich keine Minute Ruhe meiner Tochter wegen. Es ist entsetzlich!«

      Darauf wußte auch der starke Bob, den so leicht nichts aus dem Geleise warf, nichts zu entgegnen. Was hätte er auch sagen sollen?

      Nach etwa zwei Stunden erschien Ni-kun-tha am Ufer und winkte, ihn an Bord zu holen. John stieg in die Jolle, die sich am Heck des Schiffes im Wasser schaukelte und holte ihn herüber.

      Der Indianer zeigte auf das Dickicht, aus dem er eben gekommen war und sagte, während ein sonderbares Lächeln seine Lippen umspielte: »Dort Gefangener.«

      Alle drei fuhren auf. »Was?« schrie John, »der junge Waltham? Hier?«

      »Hugh. Er dort«, sagte der Häuptling.

      »Du hast ihn gesehen?«

      »Ni-kun-tha ihn sehen.«

      »Und die Piraten?«

      »Nur Toter Fuß da.«

      »Welch eine Fügung!« sagte der alte Puritaner leise.

      »Mein Bruder ist sicher, daß sonst keine Piraten auf der Insel sind?«

      »Ganz sicher. Nur Toter Fuß da.«

      »Ist ein Haus da?«

      »Großes Haus.«

      »Vater«, sagte John, »wir holen ihn. Auf der Stelle. Dann verlassen wir die Insel und legen irgendwoanders an.«

      »Gewiß müssen wir ihn holen«, versetzte der Alte, »und zwar unverzüglich. Können wir die Molly allein lassen, Bob?«

      »Denke schon, Master. Wird ja so lange nicht dauern. Und sollten die Piraten wirklich kommen, werden sie das Schiff hier auch nicht gleich entdecken. Sieht nicht so aus, als ob hier ihre Landestelle wäre. Werden sich dann erst in ihre Höhle begeben.«

      »Also, nehmt die Büchsen. Der Häuptling mag uns führen. Nimm auch die Axt mit, Bob.«

      »Ay, ay, Sir.«

      Sie begaben sich in die Jolle. Ni-kun-tha ließ sie ein gutes Stück um die Insel herumfahren, bevor er das Zeichen zur Landung gab. Sie bargen das Boot unter überhängenden Büschen und betraten unter der Führung des Indianers den Wald.

      Schon nach kurzem Marsch kamen sie auf eine Lichtung, auf der sich ein starkes Palisadenwerk erhob. Über den Pfahlspitzen zeigten sich mehrere Dächer. Ni-kun-tha kroch einer Schlange gleich durch das hohe Gras auf die Pforte in der Palisadenwand zu und kauerte sich sprungbereit daneben nieder. Burns und Bob blieben mit den schußfertigen Büchsen in den Büschen stehen, und John ging geradewegs auf die Pforte zu, klopfte hart an die Bohlen und brüllte: »Hallo, Skroop! Aufgemacht!«

      Es erfolgte keine Antwort; nichts regte sich hinter den Palisaden. »Er ganz gut hören. Er schon kommen«, flüsterte Ni-kun-tha. »Skroop! In des Henkers Namen, macht auf. Komme mit Botschaft von Hollins!« brüllte John in gewollt rauhem Ton.

      Jetzt hörte man Schritte und das taktmäßige Aufstoßen des Stelzfußes hinter der Palisadenwand. »Gemach, gemach!« brummte eine mürrische Stimme. »Bin kein Rennpferd.« Ein schwerer Riegelbalken wurde zurückgeschoben, und die Pforte öffnete sich. Der Stelzfuß tauchte in der Spalte auf. Sein nicht nur von Wind und Wetter gerötetes Gesicht zog sich in Falten, in den grauen dicht überbuschten Augen flackerte es; mißtrauisch musterte er den ihm unbekannten jungen Mann. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr hier?«

      »Das sollt Ihr gleich hören.« John trat einen Schritt vor.

      »Halt!« donnerte der Alte. »Erst die Losung!« Und er machte Miene, die Tür zuzuschlagen.

      Da tauchte, wie der Erde entstiegen, das dunkle Antlitz Ni-kun-thas vor ihm auf; einen Schreckensruf ausstoßend, taumelte der Stelzfuß zurück. In der Hand des Indianers blinkte der Tomahawk.

      »Nicht töten, Ni-kun-tha!« rief John.

      Der Indianer bückte sich blitzschnell und führte einen kurzen Schlag gegen das Holzbein des Invaliden, СКАЧАТЬ