Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ in diesem Augenblick schon ergangen. Unter diesen Umständen könne man sich nicht gut auch noch mit Piraten befassen.

      Im Verlauf seines Berichtes hatte der wegen der Kriegsgefahr einigermaßen beunruhigte Burns auch des jungen Indianers Erwähnung getan, der ihm und seinen Gefährten gute Dienste geleistet habe. Als der Name Ni-kun-tha – Schneller Falke – fiel, horchte der Major auf. »Ni-kun-tha?« sagte er, »ein Miami etwa?«

      Der Indianer habe sich über seine Stammesherkunft nicht geäußert, versetzte Burns und gab dann eine Beschreibung des jungen Mannes. »Es ist kaum ein Zweifel«, sagte der Offizier nachdenklich, »es muß sich um den Sohn des Häuptlings Tana-ca-ris-son handeln. Ihr müßt wissen, das ist ein bedeutender Mann, unter Indianern eine einmalige Erscheinung. Der Miamibund ist eine nicht zu unterschätzende Macht, eine Art Stammeskonföderation. Der augenblicklich ›regierende‹ – laßt mich diesen Ausdruck einmal gebrauchen – oberste Sagamore des ganzen Bundes, den man seiner Stellung und seiner Würde nach bald als König bezeichnen könnte, ist eben dieser Tana-ca-ris-son. Ich kenne ihn seit Jahren und habe nie einen Indianer wie ihn schätzen gelernt. Die Miami haben beträchtlichen Einfluß auf alle übrigen Völker der Algonkin-Familie, und auch dies ist vor allem der Persönlichkeit Tana-ca-ris-sons zu danken. Eurer Beschreibung nach muß jener Ni-kun-tha sein Sohn sein. Davon möchte ich mich überzeugen. Ich frage mich, wie der junge Mann auf den Ontario kommt. Jetzt, wo Krieg droht, ist mir an der Haltung der Miami außerordentlich viel gelegen.«

      Die Angelegenheit schien Dunwiddie so wichtig, daß er sich mit Burns an Bord der Molly begab, wo er in dem Indianer dann tatsächlich den Sohn des von ihm so hochgeschätzten Sagamoren erkannte, der sich als Kriegshäuptling innerhalb seiner Stammesgemeinschaft bereits einen Namen gemacht hatte. Da ihm nahezu alle indianischen Sprachen geläufig waren, redete er den jungen Mann im Miami-Dialekt an: »Welche Freude, Häuptling! Wie kommt mein junger Bruder hierher?«

      In dem bronzenen Antlitz des jungen Indianers leuchtete es auf. »Hugh!« sagte er, »die Grade Zunge! Ni-kun-tha ist glücklich.«

      »Wie kommt der Häuptling in die Kolonie? Noch dazu allein? Was macht Tana-ca-ris-son, mein weiser Freund?«

      In Ni-kun-thas Augen blitzte es düster auf; ein Schatten flog über sein junges Gesicht. »Tana-ca-ris-son ist in die ewigen Jagdgründe seines Volkes gegangen«, sagte er leise.

      Der Major zuckte unwillkürlich zusammen. »Oh!« sagte er, »Tana-ca-ris-son tot? Welches Unglück!« Der erfahrene Grenzoffizier kannte die indianische Seele gut; er wußte, daß sie ihre Gefühle nicht zu offenbaren pflegte, daß es auch keinen Sinn hatte, ihr mit Worten des Beileids und der Teilnahme zu nahen. »Schlimme Botschaft bringt mir mein junger Freund«, sagte er, »ich beklage den Tod eines großen, weisen Mannes. Aber ich bin sicher, Ni-kun-tha wird in den Spuren seines Vaters wandeln.«

      Das Antlitz des Indianers blieb unverändert düster. »Ni-kun-tha ist heimatlos«, sagte er, »Piqua, die Miamistadt, wurde zu Asche. Die Flammen verzehrten auch die Gebeine des großen Häuptlings.«

      Jetzt wurde der Major erst recht aufmerksam. Was war da vorgegangen? Piqua, die Bundeshauptstadt der Miami-Konföderation, war eine für indianische Verhältnisse bedeutende Ansiedlung, seit mehr denn hundert Jahren weithin bekannt. Sie war gut befestigt und mit indianischen Mitteln kaum einzunehmen. Selbst weißen Grenzern wäre ein etwaiger Angriff vermutlich teuer zu stehen gekommen.

      »Mein Bruder erzähle!« stieß Dunwiddie heraus. »Was ist im Ohiotal geschehen, ohne daß wir etwas erfuhren? Wie kam Tana-ca-ris-son ums Leben?«

      Der Indianer begann nun in der etwas weitschweifigen Art des roten Mannes zu berichten. Französische Agenten hatten seit längerem unter den einzelnen ziemlich weit auseinander siedelnden Stämmen des Miamibundes gewirkt, hatten nicht mit Geschenken und Versprechungen gegeizt und es durch geschickte Überredungskunst fertig gebracht, den größten Teil der Stämme für die französische Sache zu gewinnen. Die Folge war eine völlige Zersplitterung gewesen, derer Tana-ca-ris-son nicht mehr Herr zu werden vermochte. Schließlich waren vor wenigen Wochen französische Truppen in Begleitung von zweihundertfünfzig Senecakriegern vor Piqua erschienen und hatten die Auslieferung dort weilender englischer Händler verlangt. Tana-ca-ris-son hatte das verweigert; er hätte das auch getan, wenn er nicht treu zu seinem Bündnis mit den Kolonien gestanden hätte – der Gast ist unter jedem indianischen Dach unverletzlich – Franzosen und Irokesen hatten die auf einen Überfall nicht vorbereitete Stadt daraufhin überfallen und die Verteidiger nach kurzer, heftiger Gegenwehr überwältigt. Tana-ca-ris-son war an der Spitze seiner Getreuen gefallen, und die Irokesen hatten die Stadt unter dem Beifall der zusehenden Franzosen eingeäschert.

      Der Indianer, die dunklen, brennenden Augen unverwandt auf den Offizier gerichtet, fuhr fort: »Ni-kun-tha weilte an jenem Tage auf der Jagd. Als er am Abend zurückkehrte, stand Piqua nicht mehr; Tana-ca-ris-son, die in Piqua weilenden Häuptlinge und die meisten Krieger waren tot, Frauen und Kinder, soweit sie nicht in die Wälder gelaufen waren, in der Hand der Seneca, die noch zwischen den Trümmern tanzten. Die älteren Krieger, die bei Ni-kun-tha waren, hielten ihn zurück, sonst hätte er sich zwischen die Feinde gestürzt und den Tod in der Schlacht gesucht. Sie sagten, der Sohn Tana-ca-ris-sons müsse leben, um den Vater zu rächen.« Der Jüngling reckte sich, und eine Flamme ungezügelter Wildheit brach aus seinen Augen: »Ni-kun-tha lebt, und er wird Tana-ca-ris-son rächen!«

      »Entsetzlich«, flüsterte Dunwiddie. »Soweit sind die Franzosen also schon!« Auch seine Gestalt straffte sich. »Nun«, knirschte er, »wenn jetzt nicht die Kolonien aufstehen und die Franzosen samt ihren blutdürstigen irokesischen Bundesgenossen züchtigen, dann verdienen sie ihr Los. Und die Miami, Falke?« wandte er sich an den Indianer; »sie sind abgefallen, sagst du? Alle Stämme?«

      »Die zu Tana-ca-ris-son und zu den Verträgen stehen, sind zu den Shawano gegangen«, berichtete Ni-kun-tha. »Einzelne Stämme haben sich den Franzosen verbündet, andere haben den Friedenswampun untereinander getauscht und gelobt, sich am Krieg nicht zu beteiligen.« Düsterer Ernst lag über dem Antlitz des jungen Mannes. »Der Miamibund ist zerbrochen«, sagte er, »Macht und Größe sind dahin.«

      »Schlimm, Falke, schlimm!« sagte der Major, der über den Ausführungen des Indianers immer ernster geworden war. »Gerade auf die Miami hatten wir große Hoffnungen gesetzt. Aber berichte erst einmal weiter, wie es dir erging.«

      »Ni-kun-tha ging zu den Tuscarora«, fuhr der Häuptling fort; »aber sie wollten von den Yengeese nichts wissen. Er ging zu den Lenni-Lenape; auch sie weigerten sich, das Kriegsbeil gegen die Franzosen auszugraben. Nur die Shawano halten an ihren Verträgen mit dem großen weißen Vater im Land der Yengeese fest. Ni-kun-tha ließ seine wenigen Krieger dort. Mit zwei Männern schlich er sich durch die Linien der Mehti-kosche und der Irokesen und kam bis zum großen See. Er wollte die Hilfe der englischen Väter in Oswego erbitten und von dem Unglück am großen Miami berichten. Auch die Grade Zunge wollte er aufsuchen. Er war auf dem Wege nach Oswego, als der Zorn des bösen Geistes ihn und seine Krieger erreichte. Die Krieger ertranken; Ni-kun-tha wurde durch die Hilfe weißer Männer gerettet. Nun hat er die Grade Zunge gefunden und hat ihr gesagt, was geschehen ist.«

      Der Indianer schwieg, und der Offizier sah düsteren Gesichts vor sich hin. »Ja«, sagte er nach einer Weile, »was geschehen ist, weiß ich nun. Wüßte ich nur auch, was ich tun kann. Ich kann nach Albany und nach New York berichten und Hilfe erbitten. Ob ich sie bekomme, ist eine andere Frage. Ganz gewiß kann ich jetzt nicht ins Ohiotal. Ich brauche selbst Hilfe, bin abgeschnitten von aller Welt und habe kaum eine kriegsstarke Kompanie Soldaten. Ein Glück, daß wenigstens nicht alle irokesischen Nationen abgefallen sind. Die Onondaga scheinen ziemlich verläßlich. Von Oswego aus kann dir auch keine Hilfe zuteil werden. Die sind ebenso abgeschnitten wie wir. Wenn die Regierung nicht ein paar Regimenter schickt und die Kolonien nicht mindestens zehntausend Milizen zusammenbringen, sehe ich schwarz für die englische Sache hier. СКАЧАТЬ