Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ erwarteten die Männer das Hochkommen der Sonne; nur Ni-kun-tha schlummerte, in seine wollene Decke gehüllt, ruhig an Deck. Der Himmel war sternenklar; die Sloop schaukelte sich sanft in den leichten Wellen des Sees. Die beiden Burns saßen mit Bob Green zusammen und unterhielten sich in gedämpftem Ton.

      »Meine einzige Sorge gilt meiner Tochter Mary«, sagte der Alte. »Die Politik der indianischen Völkerschaften ist undurchsichtig; ich weiß nicht einmal, ob Ni-kun-tha sie durchschaut. Die Miami-Stämme schwanken offenbar zwischen England und Frankreich; die sechs Nationen waren im Grunde immer unzuverlässig; die Mohawk und die Onondaga scheinen ja zu ihren Verträgen zu stehen, die Seneca haben sich immer dorthin geschlagen, wo der Erfolg winkte, sie sind augenblicklich klar bei den Franzosen, und für die anderen Irokesenstämme gilt dasselbe. Die Lenni-Lenape sind vor einem Jahr von den Pennsylvaniern gezüchtigt worden, aber das hatten sie verdient und verschuldet. Von allen Algonkinvölkern scheinen augenblicklich nur die Shawano zuverlässig, zu denen unser Häuptling jetzt will. Damit scheinen mir die Franzosen das glatte Übergewicht unter den Indianern zu haben, selbst wenn sich viele Stämme auch nur neutral verhalten. Das aber heißt, daß man das Angriffsgeheul der Wilden bald in den entferntesten Ansiedlungen hören wird. Gott schütze unser friedliches Tal am Genesee. Gott schütze mein armes Mädchen!«

      »Sagte Euch schon: Sehe da nicht so schwarz«, entgegnete Bob, »bin überzeugt, die Hauptkämpfe werden sich im Ohiotal, in der Kolonie New York und an den Seen, wo die großen Forts liegen, abspielen, am Champlain, am Georgsee und hier am Ontario.«

      »Ihr habt gewiß mehr Erfahrung als ich, Bob«, versetzte Burns, »aber ich kann mir nicht helfen: Ich werde die Sorge und die Unruhe nicht los.«

      Es wurde allmählich im Osten lichter, die Nacht begann zu weichen; gleichzeitig erhob sich ein Nebeldunst, der das Schiff in graue Schleier einhüllte. Der Sonnenball stieg höher und tauchte die Schleier in rötliche Glut. Vom Süden kam ein frischer Luftzug herauf, füllte die Segel, hob die Nebelschleier und trieb sie auseinander. Als der Ausblick eben ein wenig freier wurde, gewahrten die Männer zu ihrem Schrecken zwei französische Kriegsschiffe, die in langsamer Fahrt näherkamen.

      Nach einem Augenblick der Ratlosigkeit sagte Bob: »Hilft alles nichts, Master, müssen umlegen. Können weder vorbeischlüpfen, noch bei diesem Wind Oswego erreichen.«

      »Handelt, wie Ihr es für richtig haltet, Bob«, entgegnete Burns.

      »Werde auf die Edwardsinseln zuhalten. Müssen Nordwest liegen. Da werden wir den Burschen dann eine Nase drehen.«

      Die Molly wurde umgelegt und steuerte Nordost. Sie mußte auf den französischen Kriegsschiffen bemerkt worden sein, denn die begannen jetzt neue Leinwand zu setzen und wechselten den Kurs.

      Als der Nebel sich weiter verzog, stellten die Männer an Bord der Molly fest, daß es sich keineswegs nur um zwei Schiffe handelte. Schiff um Schiff tauchte auf; schließlich zählte man acht Brigantinen, die fast in einer Linie herangesegelt kamen.

      »Aus, Master«, sagte Bob nach einer beklemmenden Pause. »Gibt nur noch eine Möglichkeit: Müssen versuchen, vor dem Wind ins Gebiet der Tausend Inseln zu laufen. Ist die einzige Rettung.«

      Burns stimmte zu; hier auf dem Wasser mußte Bob wissen, was zu tun war. Die Franzosen waren noch etwa zwei Meilen entfernt, und die Sloop war ein hervorragender Segler. Bob gab das Steuer an John ab und hißte über dem Hauptsegel noch das Königssegel, dessen Hilfe die Molly denn auch bald zu spüren bekam.

      Doch stellte sich nun heraus, daß zwei der französischen Brigantinen in der Segelkraft durchaus gewachsen waren; man sah, daß sie sich aus dem Verband lösten und ständig an Fahrt gewannen. Die eine, weit voraus, schien der Molly sogar überlegen.

      »Nehmt die Spritze, John und macht mir das große Segel naß«, gebot Bob; der junge Mann machte sich unverzüglich an die Arbeit. Die Nässe machte die Leinwand widerstandsfähiger gegen den Luftdurchzug, und die Fahrt der Sloop beschleunigte sich erheblich. Sechs der feindlichen Kriegsschiffe blieben zurück, während die beiden anderen die Jagd unverdrossen fortsetzten. Der Wind steigerte sich; Schaumberge aufwerfend jagte die Molly über den See, von dem schnellsten französischen Segler unentwegt verfolgt. Der Franzose lief augenscheinlich unter vollem Segeldruck, aber der Abstand zwischen ihm und der Sloop verringerte sich nicht.

      Neben dem Bootsmann stehend, hielt der alte Farmer den Blick auf den Verfolger gerichtet. Der Indianer lehnte ruhig, mit unbewegtem Gesicht am Mast; nur dem Funkeln der Augen war zu entnehmen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. »Was meint Ihr, Bob?« fragte Burns, »gewinnen wir Raum?«

      Der Bootsmann warf abschätzend einen Blick zurück. »Scheint nicht so, Sir«, entgegnete er, »der Bursche hat längere Beine als die Molly; verstände er die Segel richtig zu stellen, würden wir in längstens einer Stunde die Kugeln pfeifen hören. Aber eine Sternjagd ist eine lange Jagd; schätze, wir erreichen die Inseln, ehe er eine halbe Meile nähergekommen ist.« Er sah mit grimmigem Gesicht vor sich hin. »Böse Sache, Master«, stieß er zwischen den Zähnen heraus, »meine nicht für uns – überhaupt. Die Frenchers beherrschen den See. Haben keine drei Schiffe, die wir den acht Kähnen da entgegenstellen könnten.«

      »Wir müssen also unbedingt zu den Tausend Inseln?«

      »Unbedingt! Einzige Rettung! In die Kanäle gehen sie nicht. Und selbst wenn sie gingen, – da sollen sie uns suchen.«

      »Aber wie kommen wir heraus, wenn wir einmal drin sind?«

      »Ja, Sir, das ist mehr gefragt, als ich beantworten kann. Von den Schiffen da genügt eins, um uns festzuhalten. Und kämen wir trotzdem raus, wäre die einzige Rettung Oswego. Aber wie sollen wir über den See kommen? Konnte kein Mensch ahnen, daß die Musjöhs in solcher Stärke auftreten würden. Scheint mir schon verwunderlich genug, daß die Lilien sich überhaupt auf dem Ontario zeigen.«

      »Und –«, sagte Burns nach einer kleinen Pause, – »die Seeräuber?«

      »Nun, ich denke, die werden es sich überlegen, die Molly ein zweites Mal anzugreifen«, lachte Bob. »Werden noch eine Zeitlang an der ersten Erfahrung zu schlucken haben, die sie mit ihr gemacht haben.«

      »Hoffentlich«, sagte Burns.

      Der Franzose schien doch nicht ganz so unbewandert in der Segelkunst, wie Bob vermutet hatte. Er hatte seine Leinwand schärfer gespannt und flog jetzt schäumend vor dem Winde einher. Die Entfernung zwischen ihm und der Molly begann sich sichtbar zu verringern, langsam zwar, aber stetig.

      Doch zeigte sich jetzt zur großen Freude der Verfolgten Land. Burns griff zum Glas und vermochte bald zu erkennen, daß sie dieselbe durchbrochene Küste vor sich hatten, der sie vor wenigen Tagen durch den Sturm zugetrieben worden waren.

      »Zieht das große Segel fester an«, brüllte Bob; »muß wie ein Brett stehen.«

      Die beiden Burns kamen der Aufforderung nach, doch hatte es nicht den Anschein, als würde durch das straffere Anziehen der Leinwand eine Erhöhung der Geschwindigkeit erreicht. Die Molly war ein schnelles Schiff, und sie lag vorzüglich, aber die Brigantine war ihr an Segelkraft augenscheinlich überlegen.

      »Nehmt einen Augenblick das Steuer, Sir, und gebt mir das Glas«, sagte Bob.

      Die Küste war jetzt deutlich zu erkennen.

      »Möchte gern mal den Kanal treffen, durch den wir ausgelaufen sind.« Bob musterte scharf den immer höher ansteigenden Küstensaum. »Zwei Strich Nord«, rief er plötzlich, »laufen sonst stracks auf die Küste. Steuer nach Backbord!«

      Burns СКАЧАТЬ