Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 77

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ John ist ein tapferer Bursche und auch umsichtig genug, und ein Indianer ist bei so einem Unternehmen nicht mit Gold zu bezahlen. Recht muß Recht bleiben, wenn ich die ganze Rasse auch nicht ausstehen kann.«

      »Nun gut«, sagte Burns, »mag es also sein. Geht, sobald die Sonne sinkt, und holt euch das Kanu. Wirst du die Räuberinsel wiederfinden, John?«

      »O gewiß; ich habe mir die Lage genau gemerkt.«

      Der Tag, ein herrlicher Maitag, verlief ohne Zwischenfälle. Die Stunden schienen zu schleichen. Die Männer versuchten abwechselnd ein bißchen zu schlafen. Feuer wagten sie nicht anzuzünden; sie begnügten sich damit, ihr Fleisch kalt zu verzehren.

      Als die Sonne zu sinken begann, machte John dem Indianer klar, was er von ihm wünschte. Er bediente sich dabei des Englischen und mühte sich, wo Ni-kun-tha offensichtlich nicht verstand, passende indianische Ausdrücke zu finden. Da er seine Worte bildkräftig durch Zeichen unterstützte und der Indianer keineswegs dumm war, kam eine ganz gute Verständigung zustande. Im Augenblick, da Ni-kun-tha begriffen hatte, worum es sich handelte, erhob er sich und sagte: »Gut. Gehen!« Beide griffen zu den Büchsen, John nahm noch eine Decke über den Arm und verabschiedete sich von dem Vater und dem Bootsmann. Gleich darauf tauchte er neben Ni-kun-tha im Dunkel des Waldes unter.

      Sie hoben das ziemlich schwere Kanu aus dem Reisigversteck und brachten es mit einiger Mühe zu Wasser. Da ein frischer Wind wehte, kam John auf den Gedanken, die mitgenommene Wolldecke als Segel zu benützen. Zusammen mit Ni-kun-tha fällte er zwei schlanke, junge Fichtenstämme und entästete sie. Mit Hilfe einiger Schnüre, die er noch vom Schiff her in der Tasche hatte, brachte er es zuwege, einen Mast und eine schräg liegende Rahe herzustellen, woran er nun die Decke befestigte.

      Der Indianer hatte der Tätigkeit des Weißen zunächst schweigend zugesehen; endlich begriff er, welchem Zweck sie dienen sollte und lächelte. Bevor sie in das Boot stiegen, nahm er ein paar Federn auf, die irgendwelchen Raubvögeln entfallen sein mochten, und befestigte sie an Johns Kopfbedeckung.

      »Was soll das?« fragte John verblüfft.

      »Injin«, antwortete Ni-kun-tha. Er deutete auf sich: »Injin!« dann auf John, und wiederholte: »Alles Injin!«

      »Oh, ich verstehe«, lachte John. »Sie sollen uns in der Dämmerung beide für Indianer halten. Nun, das mag möglicherweise seinen Nutzen haben. Mein roter Bruder ist klug. Ich danke ihm.« Ni-kun-tha grinste und befestigte eine besonders große Feder aufrechtstehend in seinem Haar.

      Sie legten nun den Mast mit dem seltsamen Segel in das Boot, stiegen nach und griffen nach den Rudern. Der irokesische Einbaum war zwar längst nicht so beweglich wie ein Rindenkanu, aber leichter als die Jolle zu handhaben. Sie fuhren an der Küste entlang bis zum Eingang in den nördlichen Kanal. Hier zog John das Ruder ein und veranlaßte den Indianer, ein Gleiches zu tun. Er richtete den Mast auf und befestigte ihn mit Hilfe seines schnell begreifenden Gefährten an dem im Kanu befindlichen Querholz. Kaum entfaltete sich, durch John straff gezogen, die Decke, da fing sich auch schon der Wind darin, das Notsegel blähte sich, und das Kanu glitt mit großer Geschwindigkeit dahin.

      »Das tut's!« lachte John, mit der Rechten die Segelleine haltend und mit der Linken steuernd. Der Indianer sah staunend und offensichtlich verblüfft, wie das Boot vor dem Winde dahin flog.

      »Mein Bruder verstehe: Ruder machen Geräusch, Feinde hören«, sagte John; »Segel außerdem schneller.«

      Ni-kun-tha nickte. Er begriff vollkommen, er bewunderte nur den Einfall, der ihm nie gekommen wäre.

      John hatte sich die Windungen, denen er folgen mußte, genau eingeprägt; nach etwa einer Stunde schneller Fahrt erreichten sie den Ort, wo sie am Vorabend gelandet waren. Während der ganzen Zeit hatten er und der Indianer Ufer und Wasserläufe aufmerksam beobachtet und mit gespannten Ohren nach verdächtigen Geräuschen gelauscht, ohne das geringste gewahr zu werden, was geeignet gewesen wäre, Besorgnis zu erwecken.

      Nun segelten sie lautlos am Ufer der Pirateninsel entlang. Die Dämmerung war mittlerweile eingebrochen, das schmale Boot und das dunkle Segel waren auf einige Entfernung gewiß nicht mehr wahrzunehmen. John lenkte das Boot an der schmalen Landzunge vorbei in dieselbe Bucht, in die sie am Abend zuvor eingelaufen waren. Hier legten sie den behelfsmäßigen Mast um, befestigten das Boot am Ufer, nahmen ihre Büchsen zur Hand und begannen den Abhang hinaufzuklettern.

      Sie warfen zunächst einen Blick auf den kleinen Seeräuberhafen. Es lagen einige Boote darin, aber der Sechsruderer vom Vorabend war nicht darunter. John folgerte daraus, daß die Freibeuter sich auswärts befänden. Schweigend forderte er Ni-kun-tha auf, ihm zu folgen. Sie waren erst wenige Schritte gegangen, als sie sich nähernde Stimmen vernahmen. Geräuschlos ließen sie sich zu Boden gleiten. Hinter Zweigen gedeckt gewahrten sie zwei Männer, die offenbar im Begriff waren, zum Hafen zu gehen. John erkannte in dem einen der Männer den Anführer vom Vorabend. Sein Begleiter war der Mann mit dem Kapottmantel und dem dreieckigen Hut, der in der Jolle an ihnen vorübergefahren war. Als der Mann jetzt zu reden begann, erkannte John ihn auch an der Stimme wieder.

      »Ich verstehe Euer ganzes Verhalten nicht. Hollins«, sagte der Mann, »es war ausgemacht, daß Waltham den Tod in den Wellen finden sollte; dann mußte ich zu meinem größten Erstaunen hören, daß er hier als Euer Gefangener lebt. Wie kamt Ihr dazu, unserem klaren Übereinkommen entgegenzuhandeln?«

      »Je nun, Sir Edmund«, entgegnete der Angeredete ziemlich mürrisch; »muß gestehen, daß der Bursche mir leid tat. Hatte nicht die Courage, ihn fertig zu machen wie die anderen.«

      »Daß ich nicht lache: Leid tat er Euch? Ausgerechnet Euch?« sagte der im Kapottmantel, »haltet mich nicht zum Narren, James Hollins. Ich will's kurz machen; habe zu langen Verhandlungen keine Zeit. Also: Ich zahle sofort fünfhundert Pfund, wenn Waltham verschwindet. Spurlos verschwindet, Ihr versteht?«

      »Tut mir leid, Sir Edmund, es geht gegen mein Gewissen«, versetzte der Bandit.

      »Ein Halunke seid Ihr!« schnaufte der andere.

      »Na, laßt mich das Geld einmal sehen«, sagte Hollins, »vielleicht ändert der Anblick der Banknoten meine Gesinnung.«

      Der mit Sir Edmund Angeredete stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus. »Ihr müßt mich wahrhaftig für einen Narren halten«, sagte er, »daß Ihr Euch einbildet, ich würde mit fünfhundert Pfund in der Tasche auf Eure Insel kommen. Dafür kenne ich Euch denn doch zu gut. Nein, um Klarheit zu schaffen: In dem Augenblick, wo ich die absolute Gewißheit vom Tode Walthams erlange, erhält Euer Vertrauensmann in Stacket Harbour das Geld.«

      »Nichts zu machen, Sir Edmund.«

      »Mein Lieber, Ihr scheint vergessen zu haben, daß ich Euch in der Hand habe. Daß ich Euch jederzeit vernichten kann.«

      Ein rauhes Lachen war die Antwort. »Ihr solltet in einem etwas anderen Ton mit mir reden, Sir«, knirschte der Bandit; »möchte sonst sein, daß Ihr unliebsame Bekanntschaft mit den Fischen hier macht. Weiß verdammt nicht, wofür Ihr mich haltet. Nur eins weiß ich ziemlich sicher: Ich brauche nur Euren Herzenswunsch zu erfüllen, damit Ihr mir die Rotröcke auf den Hals hetzt, um einen lästigen Zeugen aus der Welt zu schaffen.« Er lachte abermals kurz auf: »Aber versucht's nur. Könnte sein, daß die Rotberockten außer mir auch noch ein paar Blauröcken aus Montreal begegnen.«

      »Schau, schau«, grinste Sir Edmund. »Mit den Franzosen haltet Ihr's auch.«

      »Wär' Euch auch recht, wenn die mir die Kehle abschnitten, was?«

      »Ihr seid ein Narr, Hollins! Wahrhaftig, СКАЧАТЬ