Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ feucht geworden war und erneuert werden mußte. Sie machten die Gewehre schußfertig.

      »Guter Platz«, sagte Ni-kun-tha, »Wasser nicht Spur, Stein nicht Spur. Sehr guter Platz! Denken: Feuer anzünden.«

      »Wär mir wahrhaftig recht«, knurrte Bob, »aber wo nehmen wir in dieser Steinwüste Holz her? Hunger hätte ich außerdem, fürchte aber: haben nicht mehr viel zum Beißen.«

      Es erwies sich gleich darauf, daß sie gar nichts mehr hatten; alle Vorräte waren aufgezehrt.

      »Gehen John, schießen Wild«, sagte Ni-kun-tha und erhob sich. Und zu dem Irren gewandt: »Großer Krieger gehen mit. Tragen Holz.« Way-te-ta grinste und folgte den beiden.

      Sie kletterten zwischen den Felsen herum, fanden aber bald danach einen Pfad, der in den Wald führte. Der blonde Indianer hatte sich sehr verwandelt, er sah gar nicht mehr wie ein Indianer aus. Die Berührung mit Wasser hatte ihm äußerlich zum Vorteil gereicht; sie hatte die schauerliche Kriegsbemalung aus seinem Gesicht gewaschen; auch das rote Band mit den Truthahnfedern war dem Wasser zum Opfer gefallen; langes blondes Haar fiel dem Mann wild über die Schulter; sein Gesicht zeigte regelmäßige Züge; nur die flackernden Augen verrieten seinen Zustand.

      Der Wald war hier vorn ziemlich licht und schien noch von keines Menschen Fuß betreten. Auf dem breiten Geäst einer riesigen Platane hockten mehrere Wildtauben, die das Erscheinen von Menschen nicht im geringsten zu erschrecken schien. Der Irre hatte noch immer seinen Bogen umhängen, von dem er sich nicht getrennt hatte; in seinem Köcher steckten mehrere Pfeile, deren Spitzen nicht sonderlich scharf waren. Die Oneida mochten ihm das Schießgerät als eine Art harmloses Spielzeug gegeben haben.

      Ni-kun-tha sagte, auf die Tauben deutend: »Vögel gut. Mein Bruder schießen?«

      »Schießen«, grinste Way-te-ta, »o ja! Way-te-ta großer Krieger. Gut schießen!« Er nahm den Bogen herab und spannte einen Pfeil auf die Sehne. Tatsächlich erwies sich schon mit dem ersten Schuß, daß er ein ausgezeichneter Schütze war; eine der Tauben stürzte getroffen zu Boden. Die anderen stoben davon. Aber es zeigte sich nun, daß viele Vögel mehr oder weniger verborgen auf Zweigen gehockt hatten; Way-te-ta holte in kurzer Zeit noch drei Tauben herunter.

      »Way-te-ta sehr großer Krieger! Sehr guter Schütze!« lobte Ni-kun-tha. »Doch nun gehen, sammeln Holz. Schnelle Büchse und Falke schießen großes Wild.«

      Der Irre strahlte vor Stolz und machte sich willig wie ein Kind an die Arbeit; es lag genug dürres Holz herum. Ni-kun-tha und John schritten, vorsichtig sichernd, tiefer in den Wald hinein. Sie hatten sich entschlossen, des Lärms ungeachtet, Gebrauch von den Büchsen zu machen, falls sich jagdbares Wild zeigen sollte; denn die vier Tauben reichten kaum hin, den ärgsten Hunger zu stillen.

      Nach einiger Zeit stieß der Indianer auf die Spur eines Bären, die er sogleich aufnahm. Sie hatten auch gar nicht lange zu gehen. Ein leises Zischen Ni-kun-thas machte John aufmerksam. Er folgte der ausgestreckten Hand mit dem Blick und sah: Vor der dunklen Öffnung einer Felsspalte, vermutlich seiner Behausung, hockte ahnungslos Meister Petz, eifrig mit Krallen und Zunge beschäftigt, seine Morgentoilette zu vollenden.

      »Triff ihn ins Ohr«, flüsterte John, »ich spare meinen Schuß.« Der Indianer legte an. Doch machte das Tier im gleichen Augenblick, da er abdrückte, eine Bewegung mit dem Kopf; die Kugel traf nicht sein Ohr, sondern den Schädelknochen; sie prallte ab und fuhr gegen den Fels.

      Das Tier richtete sich auf, unwillig brummend und den Kopf schüttelnd. Es witterte, doch die Windrichtung war ihm nicht günstig; bei einer abermaligen Wendung des Kopfes fuhr ihm Johns Kugel ins Ohr. Es stürzte einem Klotz gleich zusammen und regte sich nicht mehr.

      »Braten genug für ein paar Wochen«, sagte John zufrieden. »Tauben und Bärenpranken. Was wollen wir mehr?«

      Sie brachen das stattliche Tier auf, warfen es aus und entkleideten es seines Pelzes. Dann schnitten sie die Pranken ab und lösten die Keulen und ein paar saftige Lendenstücke, die sie in das Fell wickelten.

      Bald darauf trafen sie wieder mit Way-te-ta zusammen, der einen stattlichen Holzhaufen zusammengetragen hatte und nun mit Zweigen zusammenband. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach dem Lagerplatz, den sie nach kurzer Zeit erreichten, von den Gefährten freudig begrüßt.

      Bald loderte ein helles Feuer, und das Fleisch wurde gebraten. Die Sonne brannte mittlerweile so heiß, daß sie den Schatten aufsuchen mußten, um ihr wohlschmeckendes Mahl zu verzehren.

      Danach holten sie vorsichtshalber das Kanu an Land und legten sich nieder, um im Schlaf neue Kräfte zu sammeln.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Sonne hatte bereits den Zenit überschritten, als die Männer sich gekräftigt erhoben. Als der alte Puritaner seiner Gewohnheit nach ein leises Vaterunser betete, sah er, aufschauend, die Augen des Irren wie in kindlichem Staunen auf sich gerichtet. Plötzlich faltete der Mann die Hände und begann die Worte des Gebets nachzusprechen. Er kam nicht mehr ganz damit zustande, aber es schien offensichtlich, daß er es kannte und irgendwann einmal zu beten gewohnt gewesen war. Burns versuchte seinen flackernden Blick zu fassen und sprach ihn an: »Ihr kennt das Vaterunser?«

      »Vaterunser?« sagte der Irre und schüttelte nachdenklich den Kopf.

      »Vater unser, der du bist im Himmel«, begann der Alte. In den flackernden Augen ihm gegenüber leuchtete es auf.

      »Ihr kennt das Gebet von Euren Eltern? Aus Eurer Kindheit?« Die Augen blieben leer. Der Mann schien nicht zu wissen, was Eltern und Kindheit bedeutete.

      »Ihr seid Engländer?« fuhr der Alte fort; »Ihr sprecht englisch.« Die Augen flackerten stärker. »Engländer!« zischte der Mann und spuckte aus. Dann richtete er sich auf; der irre Ausdruck in seinem Gesicht verstärkte sich. »Way-te-ta ist ein Krieger der Oneida«, sagte er, »kein Yengeese!«

      »Er war vielleicht früher ein Engländer«, beharrte Burns. Aber den Mann schien das Wort wild zu machen; er fletschte die Zähne. »Way-te-ta Oneidakrieger!« wiederholte er stumpf.

      »Wieso hat er dann weiße Haut?«

      Der Mann sah an sich herab, sein Gesichtsausdruck wurde stumpf; das Auge blickte leer; er antwortete nicht.

      »Way-te-ta hat doch sicher Eltern gehabt«, fuhr Burns unbeirrt fort, »erinnert er sich nicht? Einen Vater, eine Mutter?«

      »Mutter«, wiederholte der Mann, und seine Stirn zog sich wie in angestrengtem Nachdenken zusammen, »Mutter?« Sein Kopf fuhr plötzlich hoch, ein Ausdruck hemmungsloser Wildheit trat darin hervor. »Way-te-ta Oneidakrieger!« stieß er heraus, sich unruhig umsehend. Gleich darauf versank er wieder in Lethargie. Sein Blick traf Bob Green. Bob sah ihn unverwandt an. »Wo habe ich nur dieses Gesicht schon gesehen?« murmelte er. Way-te-ta schien nichts zu sehen und zu hören; seine Gedanken mochten irgendwo suchend umherirren, in der eigenen Vergangenheit vielleicht. Er erhob sich plötzlich und ging, als rufe ihn eine Stimme, mit langen, wiegenden Schritten in den Wald.

      »Mir ist, als kennte ich das Gesicht, und zwar schon seit langem«, sagte der Bootsmann, »seit das Wasser die greuliche Malerei aus seinem Gesicht wusch, grübele ich darüber nach. Ich finde es nicht. Da ist irgend eine Ähnlichkeit – ich weiß nicht, mit wem.«

      Burns maß ihn mit einem verwunderten Blick. Bob schüttelte СКАЧАТЬ