Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 102

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

isbn:

СКАЧАТЬ dem Wasser des Flusses ein Kanu. Es trieb mit dem Strom und schien leer. »Der Hund liegt flach auf dem Bauch«, knurrte Bob, legte die Büchse an und schoß durch die Bordwand des indianischen Fahrzeuges. Das Kanu trieb weiter; nichts regte sich darin. Nahe dem linken Inselufer tauchte jetzt ein schwarzer Kopf aus dem Wasser auf. Ein Büchsenschuß krachte; Burns oder Waltham mochten ihn abgefeuert haben. Der Kopf tauchte unter, und die Kugel schlug wirkungslos ins Wasser.

      »Bob, sieh doch, da drüben!« Johns Hand riß den Bootsmann herum. Der wandte sich nach rechts und sah zu seinem nicht geringen Schrecken das Floß den Strom hinabtreiben. »Hölle und Teufel!« fluchte Bob; »die verdammten Halunken! Zum Überfluß hab' ich das Ding auch noch kugelfest gemacht. Jetzt liegen sie hinter der Bordwand, und ich kann sie nicht einmal abschießen.« Sie folgten dem Lauf des Floßes und sahen nicht lange danach, daß es ein Stück weiter unten, aber schon außer Schußweite, von einem Indianer an Land gebracht wurde.

      Sie hatten sich in der Erregung über den Raub des Fahrzeuges etwas zu weit vorgewagt; ein paar Schüsse von links und rechts belehrten sie jetzt darüber, daß sie noch immer belauert und beobachtet wurden und also auf ihrer Insel eigentlich Gefangene waren. Die Kugeln pfiffen ihnen um die Köpfe, und sie nahmen Deckung hinter Baumstämmen.

      »Da drüben! Warte, du Hund!« knurrte Bob, der hinter einem Baum am rechten Ufer ein Indianerbein erblickt hatte. Er zielte vorsichtig und schoß. Ein Aufschrei von drüben zeigte ihm, daß er getroffen hatte. »Der wird heute nicht mehr weit laufen«, knurrte er.

      Plötzlich lagen Fluß und Insel in tiefem Schweigen. Elias Burns und Waltham kamen in Deckung der Büsche vom jenseitigen Inselufer herübergekrochen; auch sie hatten das Floß davonschwimmen sehen.

      »Was machen wir jetzt, Master?« fragte Bob.

      Der Alte schüttelte trübe den Kopf. »Kämpfen«, antwortete er lakonisch; »sie wissen jetzt, daß wir da sind, und sie werden gewiß keine Ruhe geben, bis sie unsere Skalpe haben. Leicht sollen sie sie nicht bekommen. Aber ich fürchte, wir werden mit allerlei indianischen Teufeleien rechnen müssen.«

      »Weiß nicht, ob sie es noch einmal wagen werden, angesichts unserer vier Büchsen, deren Wirkung sie ja erprobt haben, noch einmal über den Fluß zu setzen«, brummte der Bootsmann.

      Um die Lippen des Alten spielte ein resigniertes Lächeln: »Fürchte, wird uns alles nicht viel helfen«, versetzte er, »sind ihrer zuviel. Die Wälder sind voll. Sie werden mit einer ganzen Meute kommen.« Sie hörten den offenbar geistesgestörten Fremden mit der indianischen Bemalung im Inneren des kleinen Felsenkessels schnarchen; ihn hatten nicht einmal die Schüsse geweckt; er mußte völlig erschöpft sein. Durch die Büsche stromauf blickend, sahen sie den Fluß still und friedlich seine Bahn ziehen. Nichts erinnerte daran, daß blutdürstige Wilde hinter Bäumen und Sträuchern lauerten, um ihre Stunde abzuwarten. Schweigend lagen die Wälder. Weiter oberhalb mußten starke Regengüsse niedergegangen sein; im Fluß trieben vereinzelte Baumstämme und vom Land losgerissene grasbedeckte Erdschollen. Sogar ein paar Sträucher schwammen stromab.

      »Gib mir doch einmal das Glas, Vater«, sagte John plötzlich. Er richtete das Teleskop auf ein dichtes Gewirr belaubter Äste, das in etwa zweihundert Schritt Entfernung herangetrieben kam. »Zwischen den Zweigen steckt ein Büchsenlauf«, flüsterte er; »darunter sitzt selbstverständlich so ein roter Spitzbube. Gebt acht, es kommt näher. Na warte!« Er ließ das Teleskop sinken und griff nach der Büchse. Als auch der Bootsmann nach seiner Waffe langte, sagte Burns: »Und wenn es nun Ni-kun-tha wäre?«

      John ließ die Büchse sinken, und Bob machte ein verblüfftes Gesicht. »Sähe dem Burschen verdammt ähnlich«, knurrte er. Sie starrten auf die schwimmenden Zweige, die näher und näher kamen. Ohne Glas war überhaupt nichts Verdächtiges wahrzunehmen, durch das Teleskop erkannte man deutlich den schimmernden Büchsenlauf, aber sonst auch nichts. Das Gestrüpp trieb, scheinbar zufällig, genau auf die Insel zu, während andere ähnliche Gebilde sich schon weiter oberhalb nach beiden Seiten verteilten.

      Jetzt griff Bob nach dem Glas. Er sah nur einen Augenblick hindurch und ließ es wieder sinken. Seine Augen funkelten. »Will mich hängen lassen, wenn das nicht der Falke ist«, flüsterte er, von einem heimlichen Lachen geschüttelt; »ein Teufelsbraten, der Junge!«

      Sie ließen, die gespannten Büchsen in der Hand, den Asthaufen herankommen. Sie starrten fieberhaft auf das Gezweig und atmeten keuchend. Das Astwerk streifte die Büsche am oberen Inselufer. Fast im gleichen Augenblick wurden zwei tiefbraune Hände sichtbar, die Büchse und Pulverhorn hielten; die Äste trieben weiter, als hätten sie sich beim Anprall selbst abgestoßen, und im Ufergebüsch war für Sekunden der geschmeidige Körper eines Indianers sichtbar, der gleich darauf untertauchte.

      »Wahrhaftig, Ni-kun-tha!« flüsterte John.

      »Der Satansbraten!« grinste Bob. »Hat einen ganzen Stamm an der Nase herumgeführt.«

      Sie wollten sich eben nach links wenden, wo der Miami jeden Augenblick auftauchen mußte, als sich am jenseitigen Landufer etwas regte. Die Sonne war schon im Sinken; es dämmerte; gleichwohl mußte einem der da drüben lauernden Indianer etwas aufgefallen sein. John sah die Bewegung, zielte kurz und schoß; ein kurzes Aufstöhnen folgte dem Widerhall des Schusses.

      Ni-kun-tha kam durch die Büsche heran; seine Augen funkelten, in seinem kühlen Gesicht stand ein schwaches Lächeln. Er prüfte sorgfältig Büchse und Pulverhorn, ob sie auch nicht durch Berührung mit Wasser gelitten hätten; indessen schien das Ergebnis seiner Untersuchung ihn zu befriedigen.

      »Wunderbar, Häuptling!« flüsterte Burns, dem Indianer die Hand reichend; »wir fürchteten schon, den Falken nicht wiederzusehen.« Der Indianer stieß einen grollenden Laut aus. »Ni-kun-tha sah Mona-ka-wache, den Seneca«, flüsterte er, »Mona-ka-wache tötete seinen Vater. Ni-kun-tha löschte ihn aus. Er bekam seinen Skalp noch nicht, aber er wird ihn haben.«

      »Falke ist seinen Verfolgern entkommen«, lachte John; »ich wußte es.«

      »Ni-kun-tha läuft wie der Falke fliegt«, versetzte der Miami, »ein Irokese vermag ihn nicht einzuholen. Tana-ca-ris-sons Sohn hinterläßt keine Spur. Sie suchten ihn noch in den Wäldern, als er schon im Fluß war. Blinde Hunde!«

      »Wir sind in Gefahr, Häuptling, du weißt es«, sagte Burns ernst; »du kamst zurück, die Gefahr mit uns zu teilen. Du bist groß, Indianer!«

      »Ihr retten Ni-kun-tha – Ni-kun-tha retten euch«, entgegnete der Miami schlicht.

      »Retten – aber wie?« knurrte der Bootsmann, dessen scharfe Augen schon wieder die beiderseitigen Landufer durchstreiften.

      »Sonne sinkt. Wenn ganz dunkel, dann sagen«, versetzte Ni-kun-tha.

      »Glaubst du, daß sie uns angreifen werden?«

      »Solange Sonne am Himmel: Nein. Verlieren zuviel Krieger. Wenn Nacht – er vielleicht kommen; vielleicht auch erst morgen, bevor Sonne erwacht. Dann kämpfen. Skalp nehmen. Jetzt schlafen.«

      Der Indianer betrat mit den anderen den kleinen Felsenkessel und erblickte den schlafenden Fremden. Die Gefährten erzählten ihm, unter welchen Umständen er zu ihnen gestoßen und wie es mit ihm bestellt sei. Etwas wie andächtige Scheu malte sich im Gesicht des Indianers. Der geistig Gestörte ist dem roten Mann heilig; er glaubt ihn unter dem besonderen Schutz des großen Geistes und begegnet ihm jederzeit mit Ehrfurcht; er gilt als absolut unverletzlich. Und so mochte sich auch der Aufenthalt des weißen Mannes bei den Oneida erklären. Ohne sich weiter zu äußern, ließ Ni-kun-tha sich im Gras nieder; gleich darauf schlief er schon. Die Weißen verteilten sich im Ufergebüsch, um Fluß und Landufer unter ständiger СКАЧАТЬ