Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238613
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»Die Rothaut hat recht«, sagte Bob, »kennt sich aus mit seinen Genossen, der Junge. Keinen Zweck, hier zu warten.«
Auch John war für sofortigen Aufbruch, und so ließ sein Vater sich denn überzeugen; die Vorbereitungen zur Abfahrt wurden getroffen.
»Wann kommen wir zu den Häuptlingen?« fragte Way-te-ta plötzlich.
»Das mag der Teufel wissen«, knurrte Bob Green, »die Wälder stecken voll von Feinden.«
Der Irre sah stumpf vor sich hin und hob dann den Kopf. »Way-te-ta hat Hunger«, sagte er.
Bob reichte ihm ein Stück gebratener Bärenlende, das der etwas unheimliche Fremde gierig hinunterschlang. »Großer Büffel gut!« sagte er schmatzend.
»Halt' das Maul, du Idiot!« brummte Bob; »fängt der Kerl jetzt auch mit dem Büffel an! Bob Green heiße ich, hast du das verstanden? Bob! Bob Green! Bob wirst du doch wohl sagen können.«
Way-te-ta sah ihn an und fing plötzlich an zu kichern. »Bob«, wiederholte er, als hätte er nie etwas Absonderlicheres gehört, »Bob, Bob, ha ha ha! Er heißt Bob!«
»Was gibt's da zu lachen, du Unflat?« schnaubte der Bootsmann.
Der Irre kicherte unentwegt weiter. Der Name Bob schien ihn ungemein zu erheitern. Er wiederholte ihn noch mehrere Male.
Er brach dabei immer wieder in wildes Lachen aus. Das Kanu stakte bereits wieder durch Schilf; man näherte sich dem Lande. Das Lachen des Irren konnte unter diesen Umständen leicht gefährlich werden. Ni-kun-tha ergriff ihn deshalb am Arm und zischte ihm zu: »Sollen die Häuptlinge hören, daß Way-te-ta auf dem Kriegspfad schwätzt und die Feinde anlockt?«
Der Mann machte ein erschrockenes Gesicht; er sah aus wie ein Kind, das gescholten wurde. Er schwieg augenblicklich und sank gleich darauf in die stumpfe Haltung zurück, die er im allgemeinen zu zeigen pflegte. Sie näherten sich dem Ende des Sumpfes und der Bachmündung, die der Häuptling entdeckt hatte. Während dieser allein mit äußerster Vorsicht ruderte, griffen die anderen zu den Waffen, jeden Nerv bis zum Zerreißen gespannt. Indessen, es rührte sich nichts; die Wälder lagen in majestätischem Schweigen, gleichsam unberührt. Vögel sangen in den Lüften, eine Spottdrossel ließ sich hören, nichts deutete auf eine irgendwo lauernde Gefahr.
Das Kanu glitt in den Bach hinein. Sofern sie nicht bereits von einem Späherauge entdeckt waren, konnten sie nunmehr hoffen, in verhältnismäßiger Sicherheit zu sein. Langsam, mit nie erlahmender Vorsicht, trieb der Indianer das Kanu weiter. Links und rechts wogte und raschelte das Schilf; weiterhin gewahrte das Auge dann und wann die ausgebreiteten Wipfel eines uralten Waldriesen.
»Hast jetzt genug getan, Falke, jetzt laß mich einmal rudern«, sagte Bob. Sie tauschten schweigend die Plätze, was in dem engen Gefährt gar keine einfache Sache war. Bob verstand mit dem Ruder umzugehen; mit vorsichtigen, aber gewaltigen Schlägen trieb der Riese das Kanu vorwärts. Das Schilf wurde zur Linken und Rechten des Baches allmählich dünner; schließlich hörte es ganz auf und machte dichtem Buschwerk Platz, hinter dem zu beiden Seiten hochstämmiger Urwald aufragte. Die Wipfel der Bäume berührten sich über dem Wasser, so daß sie gleichsam wie in einer Laube dahinglitten.
Nach Burns' Taschenkompaß hielten sie unentwegt Nordwestkurs. Das schien um so günstiger, als der Feind nach allen bisherigen Beobachtungen sich ausnahmslos in südwestlicher Richtung bewegte.
Dann plötzlich, sie mochten erst wenige Meilen zurückgelegt haben, wich der Wald zu beiden Seiten des Baches zurück, die Büsche verschwanden, und wieder trat hohes Schilf an ihre Stelle, das dichter und dichter wurde, um schließlich den weiteren Weg abzuschneiden. Sie steckten in einer Sackgasse. Einen Augenblick hielten sie ratlos, dann sagte der Häuptling: »Gehen in Schilf hinein. Kommen an Land oder an anderes Wasser.«
Dem Rate folgend, versanken sie beinahe im Schilf. Sie sahen jetzt nichts mehr als den klaren Himmel über sich, und rundherum die starrenden Rohrwände. Die Ruder waren nicht länger zu gebrauchen; sie griffen mit den Händen nach den Schilfhalmen und zogen das Kanu vorwärts. Inmitten des Schilfmeeres erreichten sie schließlich etwas offenes Wasser, um bald danach wieder zwischen Schilfwänden unterzutauchen. Nach harter Anstrengung bemerkten sie dann nach vorn zu ein größeres Gewässer und glitten, sich mühsam vorwärtsschiebend, in einen kleinen See hinein, auf dessen ruhiger Oberfläche zahlreiche Wildenten schwammen.
Burns griff zum Glas und untersuchte sorgfältig den See und seine Uferränder. Sie lagen einsam und verlassen im Sonnenschein. Am anderen Ende des Sees stieg das Land in bewaldeten Hügelwellen allmählich an. Angesichts der bedrohlichen Situation, da zahlreiche Indianerstämme im Dienst der Franzosen von Norden nach Süden zogen, mußte es bedenklich erscheinen, sich mit dem Kanu auf eine offen daliegende Wasserfläche zu wagen, bevor man noch wußte, wie es in den umliegenden Wäldern aussah. Sie trieben das Kanu deshalb im Schutz der Uferbüsche seitwärts entlang und betraten nach einer Weile festen Boden.
Ni-kun-tha erklärte, den Uferbereich untersuchen zu wollen, und John schloß sich ihm an. Unter hochstämmigen Bäumen begannen beide mit aller erdenklichen Vorsicht das Seeufer zu umkreisen.
Beinahe am entgegengesetzten Ende ihrer Landestelle stießen sie auf eine mit zahllosen Steinen bedeckte Bodenrinne, die bei heftigem Regen oder in der Zeit der Frühjahrsschneeschmelze die Wasser der Berge zu Tal führen mochte. Sie passierten die Rinne und gingen weiter um den See herum, ihn vollständig umkreisend, ohne irgendetwas Verdachterweckendes wahrzunehmen. So kamen sie zu der Landestelle zurück und machten sich durch leisen Zuruf bemerkbar. Gleich darauf kam das Kanu mit den anderen heran und nahm sie auf.
Sie fuhren nun quer über den See bis zu der mit Steinen angefüllten Wasserrinne, die der Miami für die Landung ausgewählt hatte, da Steine keine Spur hinterlassen. Alle begaben sich nun an Land, nachdem sie das Kanu unter Büschen sorgfältig versteckt hatten. Sie stiegen langsam die ziemlich steil bergan führende Rinne hinan, die oben in einer waldigen Schlucht endete, deren Boden ebenfalls mit kleineren und größeren Steinen bedeckt war. Sie folgten der Schlucht eine Weile; als sie indessen feststellen mußten, daß sie auf diese Weise immer höher in die Berge geraten würden, beschlossen sie, nach rechts abzubiegen und wieder talabwärts zu steigen. Der Höhenzug lief, wie sie schon vom See aus festgestellt hatten, von Ost nach West und schien von beträchtlicher Ausdehnung. Es war damit zu rechnen, daß vom Eriesee kommende Indianerhorden ihren Weg nach Süden seinen westlichen Abhang hinab nehmen würden, denn es war nun keinerlei Zweifel mehr daran möglich, daß die Bewegung der französischen Truppen und ihrer roten Verbündeten sich auf das Ohiotal richtete. Danach glaubten die Männer nördlich der Berge weniger Gefahr zu laufen. Außerdem näherte man sich in dieser Richtung dem Genesee.
Sie kletterten den Nordhang hinab, um wieder ebenes Land zu gewinnen, was, des felsigen Bodens wegen, nicht ohne erhebliche Schwierigkeit vor sich ging. Als sie reichlich erschöpft schließlich am Fuße der Berge ankamen, bot eine von Bäumen umstandene Höhle ihnen einen willkommenen Lagerplatz; in unmittelbarer Nähe entsprang eine sprudelnde Quelle. Sie ließen sich vor dem Eingang der ziemlich geräumigen Höhle nieder, stillten ihren Durst an dem klaren und eiskalten Wasser der Quelle und suchten dann nach dem anstrengenden Marsch etwas Ruhe zu finden.
Schlimm war, daß niemand von ihnen genau zu sagen wußte, wo eigentlich sie sich befanden. Insoweit versagten auch Ni-kun-thas unschätzbare Fähigkeiten, hatte er sich doch in den Wäldern und Bergen südlich des Ontario kaum aufgehalten. Sie vermochten nicht einmal abzuschätzen, wie weit südwärts sie bisher gekommen waren. Kreuzten sie jetzt einen nach Norden fließenden Wasserlauf, dann konnten sie sicher sein, daß er dem Ontario zuströmte; dann war auch die Lage des Genesees СКАЧАТЬ