Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ um alles in der Welt, mag der junge Hotham hierher in die Wildnis kommen?« sagte Elias Burns nach einer Weile.

      Der Miami wandte ihm das Gesicht zu. »Grade Zunge ihn fortjagen«, entgegnete er, »Ni-kun-tha ihm sagen, was weißer Schurke getan.«

      »Hoffe, ich kriege ihn mal zwischen die Fäuste, den sauberen Patron«, knurrte Bob Green.

      Waltham äußerte sich nicht, und allmählich trat wieder Schweigen ein. Sehnsüchtig warteten alle auf den Aufgang der Sonne.

       Inhaltsverzeichnis

      Ni-kun-tha hatte aus Instinkt die Dinge ganz richtig gesehen. Es war Sir Edmund Hotham in Stacket Harbour sozusagen nichts nach Wunsch gegangen, so gut sich die Dinge zunächst angelassen hatten. Er hatte sogleich nach dem plötzlichen Tode des alten Lords Besitz von der Erbschaft ergriffen. Es war ihm bei seinen weitreichenden Beziehungen und den materiellen Mitteln, über die er nun verfügte, nicht schwer gefallen, dafür zu sorgen, daß kein richterlicher Einspruch erfolgte. Und doch hatte er die Rechnung schließlich ohne Allan Mac Gregor und Major Dunwiddie gemacht. Der Schotte hatte sich sofort nach der Beisetzung seines Herrn an den Richter gewandt, um die Erbansprüche Sir Richard Walthams geltend zu machen, der noch lebe und sich zur Zeit in der Gefangenschaft von Piraten befinde. Das hatte ihm zunächst nichts geholfen. Der Richter war wie nahezu alle Bewohner der Stadt davon überzeugt, daß der DUKE OF RICHMOND gesunken und Sir Richard mit der Besatzung ertrunken sei. Die Erzählung des alten Dieners erschien ihm zu phantastisch, um ihr irgendwelchen Glauben beizumessen, zumal Allan sie nicht zu belegen vermochte. Denn die von ihm benannten Zeugen John Burns und Bob Green befanden sich nicht mehr am Ort. Sein Einspruch wurde deshalb abgewiesen. Darüber hinaus stand es durchaus in der Macht des Richters, Sir Richard für tot erklären zu lassen, worauf Edmund Hotham auch von Rechts wegen in den Besitz der Hinterlassenschaft Lord Somersets gelangt wäre, wenigstens soweit es die amerikanischen Liegenschaften und das auf amerikanischen Banken liegende Barvermögen betraf.

      Inzwischen hatte aber Major Dunwiddie als Stadtkommandant angesichts eines offenen Angriffs französischer Kriegsschaluppen das Kriegsrecht verkündet, womit auch in zivilen Angelegenheiten die Exekutive auf ihn übergegangen war. Sogleich hatte Allan, der alte Soldat, sich an den Kommandanten gewandt und ihm die Angelegenheit vorgetragen. Zu seiner Freude fand er den Major bereits unterrichtet und von der Wahrheit der Angaben John Burns' und des Miamihäuptlings völlig überzeugt. Der Major begab sich danach persönlich mit Allan zum Richter und vertrat dessen Sache mit solchem Nachdruck und solcher Überzeugungskraft, daß dieser darauf verzichtete, einen Befehl der militärischen Exekutive abzuwarten und eine einstweilige Verfügung erließ, wonach der gesamte Nachlaß Lord Somersets in der Kolonie New York bis zur endgültigen Regelung der schwebenden Erbverhältnisse der Verwaltung Allan Mac Gregors überlassen wurde.

      Edmund, dessen Versuch, Bob Green und John Burns durch bestochene Konstabler verhaften zu lassen, gescheitert war und der fürchten mußte, dieser Sache wegen zur Rechenschaft gezogen zu werden, verließ deshalb, als die einstweilige Verfügung des Richters ihm zugestellt wurde, Somersethouse und segelte in einer Jolle zu den Tausend Inseln, um Hollins aufzusuchen. Hier erst erfuhr er, daß der Gefangene entführt worden war. Die Piraten hatten festgestellt, daß die Sloop Molly von französischer Kriegsmarine gekapert wurde. Sie hatten die Spur der Sloopbesatzung, bei der Waltham sich befinden mußte, eine Zeitlang verfolgt und festgestellt, daß die Männer auf das Festland übergewechselt hatten. Da nun Hotham bereits in Stacket Harbour festgestellt hatte, wer die Leute von der Molly waren und woher sie stammten, hatte er sich ausgerechnet, welchen Weg sie nach Lage der Dinge vermutlich einschlagen würden.

      Edmund Hotham hatte seine Finger bei vielen Dingen im Spiel. Er hatte auch seit längerem gute Beziehungen zu einem Huronenstamm im Kanadischen; er hatte diese Beziehung gepflegt, um eines Tages erforderlichenfalls mit Hilfe der Indianer einen Schlag gegen die Seeräuber führen zu können, falls diese aufsässig wurden oder es gut schien, sich ihrer zu entledigen. Daß er mit jenem Häuptling und seinen Kriegern zusammentraf, war reiner Zufall. Die Indianer waren eben im Begriff gewesen, zwischen den Inseln auf englischen Boden überzusetzen, um sich den französischen Truppen anzuschließen. Geschenke und Geld machten den Häuptling seiner Sache schnell geneigt; Huronen und Seneca nahmen die Spur der die Wildnis durchziehenden Sloopbesatzung auf. Hotham schloß sich ihnen an; es schien ihm im Augenblick zu gefährlich, nach Stacket Harbour zurückzukehren, zumal die Stadt bereits blockiert war. Er gab die Hoffnung, den unbequemen Vetter aus der Welt zu schaffen, nicht auf und jetzt, da dieser mit seinen Begleitern, einem gehetzten Wild gleich, die Wälder durchzog, schien die Aussicht, ihn sich auf bequeme Weise vom Halse zu schaffen, näher zu liegen denn je.

      Ein Zusammentreffen mit regulären französischen Truppen fürchtete der Baronet nicht. Er hatte gute Verbindungen nach Montreal und glaubte überdies, sich auf seine Gewandtheit verlassen zu können. Zudem war das Schlimmste, was ihm eventuell geschehen konnte, eine kurzfristige Internierung. Diese Gefahr erschien ihm wesentlich geringer, als das etwaige Entkommen Richard Walthams zu den englischen Truppen. Gegenwärtig war seine ganze Hoffnung darauf gerichtet, Waltham durch Irokesen oder Huronen abfangen zu lassen, bevor er sich unter den Schutz englischer Waffen zu stellen vermochte.

      Als die Gefährten nach dem Fluß aufbrachen, waren huronische und irokesische Späher bereits hinter ihnen. Ihr Übergang über den Fluß und die heimliche Flucht von der kleinen Insel entzogen sie zunächst weiterer Verfolgung; doch nachdem Ni-kun-tha den Seneca-Häuptling Mona-ka-wache aus den Reihen seiner Krieger herausgeschossen hatte, bedurften insbesondere die Irokesen keines weiteren Ansporns, um Bluthunden gleich nach dem verwegenen Miamihäuptling zu suchen.

      Auf diese Weise also war Richard Waltham zu der unerwarteten Begegnung mit seinem Vetter Hotham mitten in der Wildnis gekommen.

      Die Gefährten, denen Waltham von der Begegnung berichtete, waren nicht wenig überrascht; doch hatte die Besorgnis vor der immer bedrohlicher werdenden Lage begreiflicherweise den Vorrang in seinen Überlegungen. Ni-kun-tha erklärte, er hoffe, nach Westen durchbrechen zu können, nachdem er sich vom Standort der französischen Biwaks überzeugt habe. Er meinte, daß überdies sehr wahrscheinlich sowohl die Soldaten als die ihnen verbündeten Indianer nicht sehr lange hier verweilen, sondern sehr bald ihren Marsch nach Südwesten fortsetzen würden.

      Allmählich begann der dunkle Himmel sich im Osten aufzuhellen; die aufkommende Dämmerung erlaubte den im Schilf Eingeschlossenen, ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Sie gewahrten in einiger Entfernung mehrere kleine Inseln. Auf eines dieser Eilande hielten sie, sich schwer durch Sumpf und Schilf arbeitend, zu, erreichten das Ufer und kletterten mit Gliedern, die ihnen vor Erstarrung kaum noch gehorchen wollten, mühselig an Land. Als es heller wurde, erkannten sie dann, daß sie sich inmitten weit gedehnter Sümpfe, von Schilf und kleinen Inseln durchsetzt, befanden. Auf einem dieser Inselchen waren sie gelandet.

      Ni-kun-tha forderte die Weißen auf, sich sorgfältig verborgen zu halten, und bestieg das Kanu, um die nähere Umgebung auszukundschaften.

      Er kam nach etwa zwei Stunden zurück und berichtete, daß sich zahlreiche Indianerkanus auf dem See befänden, die nach Süden zögen. Er war ernst und schien sehr besorgt. Es sei kein Zweifel, daß die zum Shanty führenden Spuren inzwischen entdeckt worden seien, meinte er; sehr wahrscheinlich seien rings um den See bereits feindliche Späher unterwegs, um den Flüchtigen nachzuspüren. Er hatte auch die Grenze des Sumpfgebietes nach Westen hin erreicht und einen Bach gefunden, den man, seiner Meinung nach, ein Stück hinauffahren konnte. »Das gut«, sagte er in seiner kurzen, abgehackten Sprechweise, »Wasser keine Spur. Land sehr schlimm. Müssen hier weg. Kanus werden kommen und suchen Sumpf ab. Gleich gehen.«

      »Aber wenn die Indianer abziehen, ist es dann nicht besser, einen Tag hier zu warten?« wandte Burns ein.

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