Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 103

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

isbn:

СКАЧАТЬ sich zum Schlaf anzuschicken. Nichtsdestoweniger konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß jede Bewegung auf dem kleinen Eiland vom Land aus belauert wurde. Die auf solche Weise Gefangenen überlegten fieberhaft alle ihnen gebliebenen Möglichkeiten. Ni-kun-tha hatte sicherlich recht: Die Irokesen würden sich den Büchsen der Weißen nicht unnötig aussetzen; um so sicherer mußte man in der Nacht oder in der Morgendämmerung mit einem Angriff rechnen, und der würde dann gewiß mit aller indianischen Schlauheit durchgeführt werden. Es schien nicht unmöglich, das Eiland im Schutze der Dunkelheit zu verlassen, aber man mußte sicherlich damit rechnen, daß Irokesenkanus auf dem Fluß waren.

      Während die Gefährten all diese Dinge noch bedachten, erwachte zwischen den Felsen der fremde Mann mit dem indianischen Aufputz. Sich aufrichtend, blickte er sich um. Scheu und Neugier standen in seinen Augen. Von der geringen Bewegung erwachte der Miami. Aus halb geschlossenen Augen beobachtete er den sonderbaren weißen Mann, ohne seine Stellung zu verändern. Der Fremde zuckte zusammen, da er den Indianer liegen sah; ein Ausdruck scheuer Angst erschien auf seinem Gesicht; er reckte den Kopf vor und streckte eine Hand aus. »He«, raunte er, »wer bist du? Haben die Häuptlinge dich gesandt?« Er sprach indianisch. Ni-kun-tha, der von den anderen wußte, daß der Mann sich bei den Oneida aufhielt, antwortete in einem anderen ähnlichen Irokesendialekt, den er teilweise beherrschte:

      »Die Häuptlinge haben mich einem großen Krieger nachgesandt, um ihn zu ihren Feuern zu geleiten.«

      »Wie spricht mein Bruder?« fragte der Fremde mißtrauisch. »Er ist kein Oneida.«

      »Falke ist ein Cayuga«, lächelte Ni-kun-tha.

      »Ah, Cayuga!« Die Auskunft schien zu befriedigen. »Cayuga ist gut«, sagte der blonde Indianer, »sind Freunde. Aber Mohawk und Onondaga sind abgefallen. Sie sind Hunde!« Er brachte dies in einer Mischung von Englisch und Irokesisch heraus. »Die Häuptlinge sprechen mit Way-te-ta in der Sprache der Yengeese«, fuhr er fort; »auch der weiße Medizinmann. Way-te-ta versteht auch die Sprache der Männer von den Kanadas.« Sein Gesicht wurde starr, gleich darauf blinkte der Wahnsinnsfunke in seinen Augen. »Halt«, sagte er, »spricht mein Bruder die Sprache der Kanadas? Er muß sie verstehen, wenn er unser Freund ist.«

      Ni-kun-tha warf ihm lächelnd ein paar französische Brocken zu, die er im Umgang mit französischen Agenten und Pelzhändlern in den Forts am Erie aufgeschnappt hatte.

      »Ha, ha, ha!« lachte der Irre. »Très bien! Mein Bruder ist ein Freund!« Dann verschleierten sich seine Augen wieder, der scheue Ausdruck trat darin hervor. »Die Häuptlinge haben dich geschickt?« flüsterte er. »Was wollten sie? Way-te-ta sollte nicht mit auf den Kriegspfad. Schu-wa-na hat gesagt, er wolle mir mit dem Tomahawk die Hirnschale zerschmettern, wenn ich den Wigwam verließe. Ist Schu-wa-na sehr zornig?«

      »Schu-wa-na weiß, daß Way-te-ta ein großer Krieger ist«, lächelte Ni-kun-tha. »Aber er befiehlt ihm, nur ganz leise zu sprechen, damit die Feinde ihn nicht hören, die sonst seinen Skalp nehmen.«

      »Gut, Cayuga, gut!« kicherte der Irre. »Way-te-ta wird ganz leise sprechen. Schu-wa-na großer Häuptling! Gewaltiger Krieger und leicht sehr böse. Alle fürchten ihn.« Ein Schauer lief über den Rücken des Mannes, er kauerte sich hin, und es sah aus, als wolle er in sich selbst hineinkriechen.

      Die Nacht war mittlerweile herabgesunken. Die Männer am Inselufer gewahrten in der Ferne stromab einen helleren Schein. Dort mußte man Feuer entzündet haben, die ihr Licht auf das stille Wasser warfen. Es währte nicht lange, da glommen auch in kürzerer Entfernung hier und da Feuer auf, schließlich brannten sie sogar auf beiden Landufern gegenüber der Insel. Der ziemlich breite Strom wurde auf diese Weise bis zu den Büschen am Inselufer hell beleuchtet. Es war ziemlich klar, daß die Indianer eine etwaige nächtliche Flucht der Belagerten verhindern wollten.

      Ni-kun-tha, nach seiner Meinung befragt, lächelte schwach. »Stromauf dunkel«, sagte er. »Irokesen von dort kommen, unsere Skalpe zu holen. Blinde Hunde! Ni-kun-tha will zwischen den Feuern stromab schwimmen. Sie ihn nicht sehen.«

      »Ja«, knurrte der Bootsmann, »dir glaube ich das ohne weiteres, mein Junge. Uns würden leider ziemlich sicher die Kugeln um die Ohren fliegen. Möcht's jedenfalls lieber nicht darauf ankommen lassen. Falke glaubt also, sie würden von oben angreifen.«

      »Denken: Das ist ganz sicher.«

      »Schön. Und was denkst du, was wir tun?«

      Ni-kun-thas Blick tastete den Himmel ab; zwischen grauen Wolkensegeln blinkten hier und da blasse Sterne. Er sagte, mit der Hand nach oben weisend: »Wenn Sterne ganz hell: Irokese kommen.« Bob Green berechnete: Das Sternbild, das der Miami meinte, würde etwa zwei Stunden nach Mitternacht dort oben stehen. »Und dann?« fragte er.

      »Denken: Gehen stromauf«, antwortete Ni-kun-tha.

      »Stromauf?«

      Der Indianer öffnete den Mund, um zu antworten, als der dumpfe Knall eines Büchsenschusses die Stille zerriß. Vom jenseitigen Ufer antwortete fast unmittelbar ein gellender Schrei.

      Der Schuß stammte von John. Der junge Burns, der die Feuer am Landufer unentwegt beobachtet hatte, glaubte eine verdächtige Bewegung unmittelbar neben dem größten der Feuer bemerkt zu haben. Er hatte auf gut Glück geschossen, schon, um denen da drüben zu zeigen, daß man auf der Insel nicht schlief. Dem Schmerzensschrei, der seinem Schuß geantwortet hatte, folgten fast unmittelbar drei, vier Schüsse, die indessen keinerlei Schaden anrichteten.

      Ni-kun-tha lächelte: »Schnelle Büchse. Schießen sicher und gut. John schießen – Irokesenhund heulen. Das gut!«

      Das von den Schüssen geweckte Echo der Wälder verhallte; wieder trat lautlose Stille ein.

      »Stromauf?« fuhr der Bootsmann fort, »wie meinst du das, Falke? Wie können wir gegen den Strom schwimmen, ohne daß das Geräusch uns verrät? Stromab können wir uns treiben lassen!«

      »Gehen stromauf«, beharrte der Indianer. »Wasser in Mitte flach; Ni-kun-tha gesehen. Lange Felsbank weit hinauf. Irokesen nicht wissen. Gehen alle.«

      »Das wäre vielleicht wirklich ein Ausweg«, sagte Elias Burns. »Können wir weit genug hinaufwaten, gelingt es uns möglicherweise, den Schutz der Wälder zu gewinnen.«

      »Können waten. Tragen Büchsen über Kopf«, sagte Ni-kun-tha.

      Nach einer kurzen Beratung stimmten alle dem Vorschlag des Miami zu. Es wurde beschlossen, in einer Stunde aufzubrechen.

      »Aber der Irre?« fragte Richard Waltham plötzlich.

      »Werden ihn wohl oder übel zurücklassen müssen«, meinte Burns. »Die Irokesen werden ihm nichts tun, uns aber könnte er sehr leicht gefährlich werden. Er weiß ja nicht, was er tut.«

      Es schien dies in der Tat die einzige Möglichkeit. Man konnte sich bei einem so gefährlichen Unternehmen unmöglich mit einem unzurechnungsfähigen und in jeder Beziehung unberechenbaren Manne belasten.

      Der Himmel hatte sich in der letzten halben Stunde mehr und mehr bewölkt; es begann jetzt leicht zu regnen.

      »Regen sehr gut!« stellte Ni-kun-tha fest. »Nana-bosch liebt seine Kinder. Irokesen blind und taub!«

      Das leuchtete ohne weiteres ein, und alle sahen mit Befriedigung, daß stärkere Tropfen zu fallen begannen. Die Feuer am Landufer brannten düsterer und begannen hier und da schon zu erlöschen. Schwarze Dunkelheit breitete sich aus. Kein Stern war an dem völlig zugezogenen Himmel zu sehen, СКАЧАТЬ