Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ die aus­ge­löscht wa­ren. Man­che wa­ren durch Wun­den so ent­stellt, dass sie nicht zu er­ken­nen wa­ren, aber die Haar­far­be, ein Mal am Kör­per ver­riet ihr, dass es nicht Karl Her­ge­sell sein konn­te.

      Sie kam zu­rück, sehr bleich.

      »Nein, er ist nicht hier. Noch nicht.«

      Der Pos­ten ver­mied ih­ren Blick. »Also denn los!«, sag­te er und ließ sie vor­an­ge­hen.

      Aber so­lan­ge er an die­sem Tage Wa­che hat­te auf ih­rem Zel­len­gang, öff­ne­te er im­mer wie­der mal die Tür, da­mit sie bes­se­re Luft in die Zel­le be­kämen. Er brach­te ih­nen auch fri­sche Wä­sche für das Bett der To­ten – und das war in die­ser er­bar­mungs­lo­sen Höl­le ein sehr großes Er­bar­men.

      An die­sem Tage hat­te Kom­missar Laub nicht viel Er­folg mit der Ver­neh­mung der bei­den Frau­en. Sie hat­ten ein­an­der ge­trös­tet, und sie hat­ten ein biss­chen Sym­pa­thie zu füh­len be­kom­men, so­gar von ei­nem SS-Mann, sie wa­ren stark.

      Aber es ka­men noch so vie­le Tage, und die­ser SS-Mann tat nie wie­der Dienst auf ih­rem Flur. Er war wohl als un­ge­eig­net ab­ge­löst, er war noch zu sehr Mensch, um hier Dienst zu tun.

      56. Baldur Persicke macht Besuch

      Bal­dur Per­si­cke, der stol­ze Schü­ler der Na­po­la, der er­folg­reichs­te Spross vom Hau­se Per­si­cke, hat sei­ne Ge­schäf­te in Ber­lin ab­ge­schlos­sen. Er kann end­lich wie­der zu­rück­fah­ren und sich dar­in aus­bil­den, ein Herr der Welt zu sein. Er hat sei­ne Mut­ter wie­der aus ih­rem Schlupf­win­kel bei den Ver­wand­ten zu­rück­ge­holt und ihr streng be­foh­len, die Woh­nung nicht wie­der zu ver­las­sen, sonst pas­sie­re ihr al­ler­lei, und er hat auch ein­mal sei­ne Schwes­ter im KZ Ra­vens­brück be­sucht.

      Er hat ihr nicht sei­ne Aner­ken­nung für das treff­li­che An­trei­ben al­ter Frau­en ver­sagt, und abends ha­ben Bru­der und Schwes­ter mit ei­ni­gen an­de­ren Auf­se­he­rin­nen von Ra­vens­brück und ei­ni­gen Freun­den aus Fürs­ten­berg eine rich­ti­ge saf­ti­ge klei­ne Or­gie ge­fei­ert, ganz im in­tims­ten Kreis, mit viel Al­ko­hol, Zi­ga­ret­ten und »Lie­be« …

      Aber die Haupt­an­stren­gun­gen Bal­dur Per­sickes ha­ben doch mehr der Er­le­di­gung erns­ter ge­schäft­li­cher An­ge­le­gen­hei­ten ge­gol­ten. Der Va­ter, der alte Per­si­cke, hat­te ja ei­ni­ge klei­ne Dumm­hei­ten in sei­nem Suff be­gan­gen, Geld soll­te in der Kas­se feh­len, er soll­te so­gar vor ein Par­t­ei­ge­richt ge­stellt wer­den. Aber Bal­dur hat­te alle sei­ne Be­zie­hun­gen spie­len las­sen, er hat­te mit ärzt­li­chen At­tes­ten ge­ar­bei­tet, die den Va­ter als einen al­ters­schwa­chen Mann schil­der­ten, er hat­te ge­bet­telt und ge­droht, er war za­ckig und de­mü­tig auf­ge­tre­ten, er hat­te auch den Ein­bruch, bei dem das Geld wie­der ge­stoh­len war, weid­lich aus­ge­beu­tet – und schließ­lich hat­te es der ge­treues­te Sohn des Hau­ses wirk­lich er­reicht, dass die gan­ze fau­le Kis­te ohne Sang und Klang bei­ge­legt wur­de. Nicht ein­mal aus der Woh­nung hat­te er et­was ver­kau­fen müs­sen – der Fehl­be­trag war als ge­stoh­len aus­ge­bucht. Aber nicht etwa vom al­ten Per­si­cke ge­stoh­len – o nein, o nein! Son­dern von Bark­hau­sen und Ge­nos­sen ge­stoh­len, so wur­de ein Schuh dar­aus, so blieb der Ehren­schild der Per­sickes rein.

      Und wäh­rend die Her­ge­sells mit Schlä­gen und dem Tode be­droht wur­den für ein Ver­bre­chen, das sie nicht be­gan­gen hat­ten, wur­de das Par­tei­mit­glied Per­si­cke für ein be­gan­ge­nes Ver­bre­chen ent­sühnt.

      Also die­ses al­les hat­te Bal­dur Per­si­cke bes­tens er­le­digt, wie es ja auch gar nicht an­ders von ihm zu er­war­ten war. Er hät­te ab­rei­sen kön­nen auf sei­ne Na­po­la, aber vor­her will er doch noch eine An­stands­pflicht er­fül­len, er will sei­nen Va­ter in der Trin­ker­heil­stät­te be­su­chen. Au­ßer­dem möch­te er ja ger­ne ei­ner Wie­der­ho­lung sol­cher Er­eig­nis­se vor­beu­gen und die ängst­li­che Mut­ter in der Woh­nung si­cher­stel­len.

      Da er Bal­dur Per­si­cke ist, be­kommt er auch so­fort Be­suchs­er­laub­nis, und er darf den Va­ter so­gar al­lein spre­chen, ohne Arzt- und Pfle­gerauf­sicht.

      Bal­dur fin­det, dass der Alte mäch­tig her­un­ter­ge­kom­men aus­sieht, er ist zu­sam­men­ge­fal­len wie ein Gum­mi­tier, in das man mit ei­ner Na­del ge­piekt hat.

      Ja, die gu­ten Tage des ver­krach­ten Bu­di­kers sind vor­über, er ist nur noch ein Ge­s­penst, aber ein Ge­s­penst, das nicht frei von Ge­lüs­ten ist. Der Va­ter bet­telt den Sohn um et­was Rauch­ba­res an, und nach­dem der Sohn sich ein paar­mal ge­wei­gert hat (»Das hast du al­ter Ver­bre­cher gar nicht ver­dient«), schenkt er dem Al­ten schließ­lich doch eine Zi­ga­ret­te. Als aber der alte Per­si­cke dar­um bet­telt, der Sohn möge dem Va­ter doch nur ein ein­zi­ges Mal eine Fla­sche Schnaps ein­schmug­geln, da lacht Bal­dur bloß. Er schlägt dem Va­ter auf die dürr ge­wor­de­nen, zitt­ri­gen Knie und sagt: »Das mach dir man ab, Va­ter! Schnaps kriegst du nie mehr in dei­nem Le­ben zu sau­fen, da­mit hast du mir viel zu viel Dumm­hei­ten ge­macht!«

      Und wäh­rend der Va­ter böse starrt, be­rich­tet der Sohn selbst­ge­fäl­lig von all der Mühe, die ihm die Bei­le­gung die­ser Dumm­hei­ten ge­macht hat.

      Der alte Per­si­cke ist nie ein großer Di­plo­mat ge­we­sen, er hat im­mer sei­ne Mei­nung ge­ra­de­her­aus ge­pol­tert und nie dar­an ge­dacht, was der an­de­re fühlt. So sagt er denn auch jetzt: »Du bist im­mer ein Prahl­hans ge­we­sen, Bal­dur! Das habe ich doch ge­wusst, dass mir von der Par­tei aus nie was pas­sie­ren wür­de, wo ich doch schon fünf­zehn Jah­re in dem Hit­ler sei­nen La­den bin! Nein, wenn’s dich Mühe ge­kos­tet hat, ist nur dei­ne ei­ge­ne Blöd­heit dar­an schuld. Ich hät­t’s mit ein paar Sät­zen er­le­digt, wenn ich erst drau­ßen bin!«

      Der Va­ter ist dumm. Hät­te er dem Soh­ne ein biss­chen ge­schmei­chelt, ihm ge­dankt und ihn ge­lobt, so wäre Bal­dur Per­si­cke wohl gnä­di­ger ge­stimmt ge­we­sen. Aber jetzt ist er tief in sei­ner Ei­tel­keit ver­letzt, und er sagt nur kurz: »Ja, wenn du erst drau­ßen bist, Va­ter! Aber du kommst nicht wie­der raus aus die­ser Klaps­müh­le, nie in dei­nem Le­ben!«

      Der Va­ter be­kommt bei die­sen er­bar­mungs­lo­sen Wor­ten erst einen sol­chen Schreck, dass er am gan­zen Lei­be zit­tert. Aber er fasst sich wie­der und sagt: »Den möcht ich se­hen, der mich hier hal­ten könn­te! Vor­läu­fig bin ich noch ein frei­er Mensch, und Ober­arzt Dr. Mar­tens hat mir sel­ber ge­sagt, wenn ich noch sechs Wo­chen hier wei­ter die Kur ma­che, kann ich raus. Dann bin ich ge­heilt.«

      »Du wirst nie ge­heilt, Va­ter«, sagt Bal­dur spöt­tisch. »Du fängst doch im­mer wie­der mit dei­nen Sau­fe­rei­en an. Das habe ich nun oft ge­nug er­lebt. Ich wer­de das nach­her dem Ober­arzt auch sa­gen und da­für sor­gen, dass du ent­mün­digt wirst!«

      »Das tut er nicht! Dr. Mar­tens mag mich mäch­tig ger­ne; er hat ge­sagt, so schö­ne Schwei­ne­rei­en wie ich weiß kei­ner! Der tut mir das nicht an. Und au­ßer­dem hat er mir fest ver­spro­chen, dass СКАЧАТЬ