Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ mit sich selbst zu sein; dann sagt sie kalt: So nehmt meinen Gruß, Herr Ritter! Sie verbeugt sich und will gehen.

      Nils Lykke. Eline Gyldenlöve, – ich habe kein Recht, Euch zurückzuhalten; aber es ist unedel, wenn Ihr Euch weigert zu hören, was ich zu sagen habe.

      Eline. Ich höre Euch, Herr Ritter.

      Nils Lykke. Ich weiß, Ihr haßt mich.

      Eline. Euer Scharfblick hat nicht gelitten, wie ich merke.

      Nils Lykke. Aber ich weiß auch, daß ich diesen Haß vollauf verdient habe. Unziemlich und kränkend waren die Worte, womit ich in meinem Briefe an Frau Inger Eurer Erwähnung getan habe.

      Eline. Wohl möglich; ich habe sie nicht gelesen.

      Nils Lykke. Aber der Inhalt ist Euch doch wenigstens nicht unbekannt? Ich weiß, Eure Mutter hat Euch nicht in Unklarheit darüber gelassen; sie hat Euch jedenfalls gesagt, daß ich den Mann glücklich pries, der –; ja, Ihr wißt, welche Hoffnung ich genährt habe –

      Eline. Herr Ritter, – wünschtet Ihr mich deshalb zu sprechen, so –

      Nils Lykke. Nur, um mein Unterfangen zu entschuldigen, wünschte ich Euch zu sprechen. Aus keinem anderen Grunde; das schwör' ich Euch. Ist, wie ich leider vermuten muß, mein Ruf zu Euch gedrungen, bevor ich mich selbst auf Oestrot vorgestellt habe, so müßt Ihr auch mein Leben hinreichend kennen, um Euch nicht darüber zu wundern, daß ich in solchen Dingen etwas dreist zu Werke ging. Ich bin vielen Frauen begegnet, Eline Gyldenlöve! Unbeugsam habe ich noch keine gefunden. Unter solchen Umständen, seht Ihr, wird man etwas bequem. Man kommt aus der Gewohnheit, Umschweife zu machen –

      Eline. Möglich. Ich weiß nicht, aus welchem Stoff jene Frauen waren. – Übrigens täuscht Ihr Euch, wenn Ihr glaubt, jener Brief an meine Mutter habe mein Herz mit Haß und Bitterkeit gegen Euch erfüllt. Ich hatte ältere Gründe.

      Nils Lykke unruhig. Ältere Gründe? Was wollt Ihr damit sagen?

      Eline. Es ist, wie Ihr vermutet: Euer Ruf ist vor Euch her gegangen nach Oestrot, wie durchs ganze Land. Wird der Name Nils Lykke genannt, so geschieht es immer in Verbindung mit einem Weibe, das er betört und verstoßen hat. Einige nennen diesen Namen mit Gram, andre mit Hohngelächter und frechem Spott über jene schwachsinnigen Geschöpfe. Aber durch den Gram und das Hohngelächter und den Spott klingt die Weise von Euch, die dröhnende und empörende Weise gleich eines Feindes Siegessang. – Das alles zusammen hat meinen Haß gegen Euch erzeugt. Unaufhörlich standet Ihr vor meinen Gedanken, und ich wurde die Sehnsucht nicht los, Euch Aug' in Auge gegenüberzustehen, damit Ihr erfahret, daß es auch Frauen gibt, bei denen Eure glatten Reden verloren sind – wofern Ihr sie anzuwenden die Absicht habt.

      Nils Lykke. Ihr richtet mich ungerecht, wenn Ihr mich nach dem richtet, was das Gerücht Euch gesagt hat. Möglich, daß Wahrheit in allem ist, was Ihr hörtet; – aber die Ursachen kennt Ihr nicht. – Als siebzehnjähriger Junker begann ich meine lustige Laufbahn. Volle fünfzehn Jahre sind seitdem vergangen. Leichte Weiber gewährten mir, was ich wünschte – oft eh' mein Wunsch noch Bitte ward; und was ich ihnen darbot, das ergriffen sie mit frohen Händen. Ihr seid das erste Weib, das ein Geschenk mir verächtlich vor die Füße warf. – Denkt nicht, daß ich mich beklage. Nein, im Gegenteil, – ich ehre Euch eben darum so hoch, wie ich noch nie ein Weib geehrt habe. Aber was ich beklage, und was in mir nagt wie ein großes Herzeleid, ist, daß das Schicksal mich nicht schon früher zu Euch geführt hat. – Eline Gyldenlöve! Eure Mutter hat mir von Euch erzählt. Während die Welt fern von hier ihren unruhigen Lauf nahm, wandeltet Ihr in diesem einsamen Oestrot, still, allein mit Eurem Dichten und Euren Träumen. Und darum werdet Ihr auch verstehen, was ich Euch zu sagen habe. – Wisset denn, daß auch ich einstmals ein Leben gelebt habe wie Ihr. Ich dachte, wenn ich hinausträte in die große, weite Welt, dann käme mir ein edles und herrliches Weib entgegen, die mir zuwinkte, die mir den Weg zu einem ruhmreichen Ziele zeigte. Aber nein, Eline Gyldenlöve, – Frauen begegneten mir; doch sie war nicht unter ihnen. Noch eh' ich ganz Mann geworden war, hatte ich sie insgesamt verachten gelernt. – Ist das meine Schuld? Warum waren die andern nicht wie Ihr? – Mir ist bekannt, das Schicksal Eures Vaterlandes bedrückt schwer Euer Herz. Ihr wißt, welchen Anteil ich an diesen Verhältnissen habe – –. Man sagt, ich sei falsch wie der Schaum der Wellen. Wohl möglich. Aber bin ich es, so haben die Weiber mich es zu sein gelehrt. Hätte ich früher gefunden, was ich suchte, – wäre ich einem Weibe begegnet, stolz, edel und hochgesinnt wie Ihr, – mein Weg wäre gewißlich ein ganz andrer geworden. Vielleicht stünde ich dann in diesem Augenblick an Eurer Seite als Verteidiger aller Unterdrückten im norwegischen Reiche. Denn das glaub' ich fest: ein Weib ist das Mächtigste auf Erden, und in seiner Hand liegt es, einen Mann dahin zu leiten, wo Gott der Herr ihn haben will.

      Eline für sich. Sollt' er die Wahrheit sprechen? – Nein, nein! Lug ist in seinem Auge und Trug auf seinen Lippen. Und doch – kein Sang ist so lieblich wie sein Wort.

      Nils Lykke näher, leiser und vertraulicher. Wie oft habt Ihr wohl hier gesessen, einsam mit Euren wechselnden Gedanken! Da ward es Euch so schwer ums Herz; Decke und Wände schienen enger und enger zu werden und Eure Seele zu erdrücken. Ihr sehntet Euch hinaus, – es lüstete Euch weit, weit wegzufliegen, – Ihr wußtet selbst nicht wohin. – Wie oft seid Ihr wohl einsam am Fjord gewandelt, während ein geschmücktes Schiff, mit Rittern und Damen an Bord, unter Gesang und Saitenspiel weit draußen vorübersegelte. Eine dunkle Kunde von großen Begebenheiten ist zu Euch gedrungen, da habt Ihr ein Sehnen in Eurer Brust gefühlt, ein unbezwingliches Verlangen nach dem, was Ihr jenseits des Meeres vermutet. Aber Ihr habt nicht begriffen, was Euch fehlte. Ihr glaubtet zuweilen, es wäre das Geschick Eures Vaterlandes, was Euch mit so unruhigen Gedanken erfüllte. Ihr betrogt Euch selbst – eine Jungfrau in Euren Jahren hat über andre Dinge nachzusinnen. – – Eline Gyldenlöve! Habt Ihr nie an geheime Kräfte geglaubt, – an eine starke und rätselhafte Macht, die der Menschen Schicksale aneinander knüpft? Wenn Ihr von dem bunten Leben draußen in der weiten Welt träumtet, – wenn Ihr träumtet von Waffenspiel und frohen Festen, – saht Ihr dann nie in Euren Träumen einen Ritter, der mit Lächeln auf den Lippen und mit Gram im Herzen mitten im lärmenden Treiben stand, – einen Ritter, der einst so süß wie Ihr geträumt von einem hohen, herrlichen Weibe, so er vergebens suchte unter all denen, die ihn umgaben?

      Eline. Wer seid Ihr, der meine geheimsten Gedanken in Worte zu kleiden vermag? Wie seid Ihr imstande zu nennen, was ich im tiefsten Innern barg, mir selber unbewußt? Woher wißt Ihr –?

      Nils Lykke. Was ich Euch gesagt habe, das habe ich in Euren Augen gelesen.

      Eline. Niemals noch hat ein Mann so zu mir gesprochen. Nur dunkel hab' ich Euch verstanden; und doch – – wie scheint mir alles, alles seitdem verwandelt – – Für sich. Nun begreif ich, warum es heißt, Nils Lykke sei anders als alle andern.

      Nils Lykke. Es gibt etwas in der Welt, das eines Menschen Gedanken verwirren könnte, wenn man darüber grübeln wollte, und das ist der Gedanke, wie es gekommen wäre, wenn alles sich so oder so gefügt hätte. Wäret Ihr auf meinem Wege mir entgegengetreten, solange mein Lebensbaum noch grünte und blühte, so säßet Ihr vielleicht in dieser Stunde als – – Doch verzeiht mir, edle Jungfrau. Unser kurzes Zwiegespräch ließ mich unsre gegenseitige Stellung vergessen. Mir war, als hätte eine geheime Stimme mir gesagt, ich könnte mit Euch offen reden, ohne Schmeichelei und ohne Verstellung.

      Eline. Das könnt Ihr.

      Nils Lykke. Nun wohl, – und diese Offenherzigkeit hat uns vielleicht halb und halb miteinander ausgesöhnt. Ja, ich bin noch kühner in meiner Hoffnung – vielleicht kommt noch die Zeit, da Ihr des fremden Ritters ohne Haß und Harm in der Seele gedenkt. Nun, mißversteht mich nicht! Ich meine nicht jetzt gleich, – aber einmal, späterhin. Und СКАЧАТЬ