Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ Herr Ritter –!

      Nils Lykke lächelnd. Ah, ich merke, daß mein Brief Euch noch immer schreckt. Doch Ihr könnt ganz ruhig sein. Ich gäbe Tausende hin, wenn er ungeschrieben wäre; denn – nun ich weiß, daß Ihr es ohne sonderlichen Schmerz vernehmen werdet, kann ich es ja gleich frei heraussagen: – ich liebe Euch nicht und werde Euch niemals lieben lernen. Seid also deswegen ganz unbesorgt. Ich werde nie den Versuch machen – – Aber was ist Euch?

      Eline. Mir? Nichts, nichts! – – Sagt mir nur eins: warum tragt Ihr noch diese Blumen? Was wollt Ihr damit?

      Nils Lykke. Diese Blumen? Ist das nicht der Fehdehandschuh, den Ihr im Namen aller Frauen dem bösen Nils Lykke hingeworfen habt? Mußte ich sie darum nicht aufheben? – Ihr fragt, was ich damit will? Mit gedämpfter Stimme: Wenn ich wieder im Kreise schöner Dänenfrauen sitze, wenn das Saitenspiel schweigt und im Saale Stille herrscht – dann will ich diese Blumen hervornehmen und ein Märchen von einer Jungfrau erzählen, die fern in Norwegen einsam in dunkler Balkenhalle sitzt – Abbrechend, indem er sich ehrerbietig verneigt. Aber ich fürchte, schon allzulange hielt ich des Hauses edle Tochter auf. Wir sehen uns nicht wieder. Denn noch vor Tagesanbruch bin ich fort. Ich biete Euch also mein Lebewohl!

      Eline. Und ich Euch das meinige, Herr Ritter!

      Kurze Pause.

      Nils Lykke. Ihr seid wieder so gedankenvoll, Eline Gyldenlöve! Ist's wieder das Geschick Eures Vaterlandes, was Euch bedrückt?

      Eline schüttelt den Kopf, indem sie zerstreut vor sich hin blickt. Mein Vaterland ? – Ich denke nicht an mein Vaterland.

      Nils Lykke. So ängstigt Euch die Zeit mit ihrem Kampf und ihrer Not ?

      Eline. Die Zeit? Die vergess' ich jetzt. – – Ihr geht nach Dänemark? Sagtet Ihr nicht so?

      Nils Lykke. Ich gehe nach Dänemark.

      Eline. Kann ich gen Dänemark von diesem Saale sehen?

      Nils Lykke auf das Fenster links deutend. Ja, von diesem Fenster. Dort, gen Süden, liegt Dänemark.

      Eline. Und ist es weit von hier? Mehr als hundert Meilen?

      Nils Lykke. Viel weiter. Das Meer liegt zwischen Dänemark und Euch.

      Eline vor sich hin. Das Meer? – Der Gedanke hat Mövenschwingen. Das Meer hemmt ihn nicht. Sie geht links ab.

      Nils Lykke blickt ihr eine Weile nach; dann spricht er: Könnte ich zwei Tage daran wenden – oder nur einen –, sie wäre in meiner Gewalt so gut wie alle andern. – Und doch – aus seltnem Stoff ist dieses Mädchen geschaffen. Sie ist stolz. Sollte ich mich wirklich entschließen –? Nein, lieber sie demütigen. – – Er geht im Saal auf und ab. Wahrhaftig, – ist mir nicht, als hätte sie mein Blut in Brand gesetzt?! Wer würde das noch gestern für möglich gehalten haben ? – – Weg damit! Ich muß heraus aus diesem Wirrsal, in das ich mich verstrickt habe! – Er setzt sich auf einen Stuhl rechts. Wie soll ich mir das erklären? Olaf Skaktavl und Inger Gyldenlöve scheinen beide blind zu sein gegen das Mißtrauen, dem sie sich aussetzen, sobald es ruchbar wird, daß ich mit ihnen im Bunde stehe. – Oder sollte Frau Inger wirklich meinen Plan durchschauen? Sollte sie erraten, daß alle Zusagen nur darauf berechnet sind, Nils Sture aus seinem Versteck zu locken? Er springt auf. Verdammt! Wäre ich wirklich selbst der Gefoppte? Es ist höchst wahrscheinlich, daß Graf Sture gar nicht auf Oestrot ist. Vielleicht ist auch das Gerücht von seiner Flucht nur eine Kriegslist gewesen. Er sitzt möglicherweise zu dieser Stunde wohlbehalten bei seinen Freunden in Schweden, während ich – Er geht unruhig auf und ab. Daß ich auch meiner Sache so sicher sein mußte! Wenn ich nun nichts ausrichte? Wenn Frau Inger hinter meine Absichten kommt – und mein Unternehmen aufdeckt? – Daß Du Dich zum Kinderspott machst hier und in Dänemark! Frau Inger in die Falle locken zu wollen – und dadurch ihre Sache erst recht zu fördern, ihr Ansehen im Volke erst recht zu stärken! – – Ach, ich könnte mich dem Bösen selbst verschreiben, wenn er den Grafen Sture in meine Hand geben wollte –

      Das Fenster im Hintergrund wird aufgestoßen. Nils Stenssön wird draußen sichtbar.

      Nils Lykke greift nach dem Schwert. Was gibt's?

      Nils Stenssön springt herunter auf den Fußboden. Na, endlich bin ich da!

      Nils Lykke leise. Was soll das heißen?

      Nils Stenssön. Gottes Frieden, Herr!

      Nils Lykke. Dank, Herr! Übrigens habt Ihr Euch einen eigenartigen Eingang ausgesucht.

      Nils Stenssön. Teufel auch, was sollt' ich anders tun? Das Tor war ja verschlossen. Hier im Hofe müssen die Leute einen Schlaf haben wie der Bär zu Weihnachten.

      Nils Lykke. Gott sei Dank! Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen, wißt Ihr ja.

      Nils Stenssön. Das muß wohl so sein; denn wie ich auch hämmerte und donnerte –

      Nils Lykke. – es ward Euch doch nicht aufgetan!

      Nils Stenssön. Aufs Haar getroffen. Ich sagte also zu mir selbst: da du nun einmal heut abend auf Oestrot sein mußt, und ging's durch Wasser und Feuer, – so kannst du auch wohl durchs Fenster hereinkriechen.

      Nils Lykke leise. Sollt' er vielleicht – Einen Schritt näher. Es war Euch also sehr daran gelegen, heute noch hier einzutreffen?

      Nils Stenssön. Ob mir daran gelegen war! Das sollt' ich meinen! Ich lasse nicht auf mich warten, meiner Treu!

      Nils Lykke. Aha – Frau Inger Gyldenlöve erwartet Euch also?

      Nils Stenssön. Frau Inger Gyldenlöve? Darauf kann ich nicht so bestimmt antworten. Mit listigem Lächeln. Aber ich sollt' einen andern –

      Nils Lykke lächelt auch. Also, hier sollte ein anderer –

      Nils Stenssön. Sagt mal – gehört Ihr zum Hause?

      Nils Lykke. Ich? Ja, insofern ich seit diesem Abend Frau Ingers Gast bin.

      Nils Stenssön. So? – Ich glaube wir haben heute den dritten Abend nach Martini.

      Nils Lykke. Den dritten Abend nach –? Richtig, ja. – Wünscht Ihr vielleicht die Frau des Hauses gleich zu sprechen? So viel ich weiß, ist sie noch nicht zu Bett gegangen. Doch wollt Ihr Euch nicht zuerst setzen und ausruhen, lieber junger Herr? Seht, hier ist noch eine Kanne Wein. Etwas Speise werdet Ihr auch finden. Na, so langt zu! Ihr werdet der Stärkung bedürfen.

      Nils Stenssön. Ihr habt recht, Herr. Gar nicht so übel das! Er setzt sich an den Tisch; während er ißt und trinkt: Braten und süßer Kuchen! Ihr führt ja hier ein Herrenleben! Wenn man wie ich vier, fünf Tage auf nacktem Boden geschlafen und nur von Wasser und Brot gelebt hat –

      Nils Lykke betrachtet ihn lächelnd. Ja, das mag schwer genug für einen sein, der gewohnt war, im gräflichen Saal obenan zu sitzen.

      Nils Stenssön. Im gräflichen Saale –?

      Nils Lykke. Doch nun könnt Ihr Euch ja auf Oestrot ausruhen, solange es Euch gefällt.

      Nils Stenssön froh. So? Kann ich das wirklich? Muß ich denn nicht gleich wieder fort?

      Nils Lykke. Ja, ich weiß nicht. Die Frage könnt Ihr Euch wohl СКАЧАТЬ