Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ die sich inzwischen gefaßt hat. Herr Reichsrat! Ihr tut aller dieser Begebenheiten Erwähnung in der festen Zuversicht, daß sie mir bekannt sind. Welchen Grund habe ich Euch gegeben, dergleichen zu vermuten? Ich weiß von nichts und will von nichts wissen. Mein Wunsch ist, ruhig zu leben auf meiner eigenen Scholle. Ich leihe den Unruhstiftern nicht meinen Beistand; aber zählt auch nicht auf mich, wenn Ihr im Sinne habt, sie niederzuhalten.

      Nils Lykke mit gedämpfter Stimme . Würdet Ihr auch untätig bleiben, wenn ich die Absicht hätte, ihnen beizustehen?

      Inger. Wie soll ich Euch verstehen?

      Nils Lykke. Ihr habt also nicht begriffen, auf was ich die ganze Zeit hingezielt habe? – Nun wohl, – so will ich Euch alles frei und ehrlich sagen. Wisset denn, daß der König und seine Räte vollkommen eingesehen haben, wie sie auf die Dauer nicht festen Fuß in Norwegen fassen können, wenn Edle und Gemeine fortfahren, sich für benachteiligt und unterdrückt zu halten. Wir begreifen sehr wohl, daß willige Bundesgenossen besser sind als gezwungene Untertanen, und wünschen daher nichts sehnlicher, als die Bande zu lösen, die uns ja im Grunde ebenso lästig sind wie Euch. Aber Ihr seht auch gewiß ein, daß der Norweger Gesinnung gegen uns einen solchen Schritt recht bedenklich macht – solange wir nicht eine sichere Stütze im Rücken haben.

      Inger. Und diese Stütze – ?

      Nils Lykke. Diese Stütze ist zunächst in Schweden zu suchen. Aber, wohlbedacht, nicht, solange Gustav Wasa am Ruder ist; denn seine Rechnung mit Dänemark ist noch nicht beglichen und wird es auch nie werden. Ein neuer schwedischer König dagegen, der das Volk auf seiner Seite hätte, und der seine Krone dem Beistand Dänemarks verdankte – – Na, fangt Ihr an, mich zu begreifen? – Dann könnten wir unbesorgt zu Euch Norwegern sagen: »Nehmt Eure alten, vererbten Rechte wieder; wählt Euch einen Führer nach Eurem Sinne; seid unsre Freunde in der Not, wie wir die Euren sind.« – Beachtet wohl, Frau Inger, daß dieser Edelmut eigentlich nicht so groß ist, wie es vielleicht scheinen mag. Denn Ihr werdet selbst einsehen, daß wir dadurch nicht nur nicht geschwächt werden, sondern im Gegenteil dabei gewinnen. – Und da ich nun offenherzig mit Euch gesprochen habe, so laßt auch Ihr jedes Mißtrauen fahren. Also – Bestimmt: Der Rittersmann aus Schweden, der eine Stunde vor mir hier eingetroffen ist –

      Inger. Ihr wißt es also schon?

      Nils Lykke. Allerdings –. Ihn such' ich ja.

      Inger für sich. Seltsam! Also doch, wie Olaf Skaktavl sagte! Zu Nils Lykke: Ich bitt' Euch, hier zu warten, Herr Reichsrat! Ich gehe, ihn Euch zuzuführen.

       Ab durch den Rittersaal.

      Nils Lykke blickt ihr eine Weile mit höhnischem Erstaunen nach. Sie holt ihn! Ja, wahrhaftig – sie holt ihn! Der Kampf ist halb gewonnen. Daß es so leicht gehen würde, hätt' ich mir nicht gedacht. – Sie ist im Einverständnis mit den Unruhstiftern – durchaus. Sie fuhr zusammen vor Schreck, als ich den Sohn Sten Stures nannte. – Was nun? – Hm! Ist Frau Inger leichtgläubig in die Falle gegangen, so wird Nils Sture nicht viel Schwierigkeiten machen. Ein junges Blut ohne alle Besonnenheit und Überlegung– –. Mit meinem Versprechen, ihm beizustehen, zieht er von dannen. Unglücklicherweise fängt ihn Jens Bjelke am Wege ab, – und der ganze Anschlag ist vereitelt. – Und dann? – Noch einen Schritt weiter, uns selbst zum Frommen. Man sprengt aus, daß der junge Graf Sture auf Oestrot gewesen ist, daß ein dänischer Gesandter eine Zusammenkunft mit Frau Inger gehabt hat, daß infolge hiervon Junker Nils keine hundert Schritte vom Schlosse durch König Gustavs Kriegsknechte abgefangen wurde. – – Frau Gyldenlöves Ansehen beim Volke mag noch so groß sein, – gegen einen solchen Stoß wird es sich schwer behaupten können. – Fährt plötzlich unruhig auf. Alle Wetter –! Wenn Frau Inger Unrat gewittert hätte! Vielleicht entschlüpft er uns in diesem Augenblick unter den Händen. Beruhigt, indem er nach dem Saal hin lauscht. Ach, es hat keine Not. Da kommen sie. Inger kommt aus dem Saal, von Olaf Skaktavl begleitet.

      Inger zu Nils Lykke. Hier bring' ich, den Ihr erwartet.

      Nils Lykke leise. Tod und Teufel. – Was soll das heißen?

      Inger. Ich habe diesem Rittersmann Euren Namen gesagt und was Ihr mir mitgeteilt habt –

      Nils Lykke unschlüssig. So? Ja so? Nun, ja –

      Inger. – und ich will Euch nicht verhehlen, daß sein Vertrauen auf Euern Beistand nicht gerade groß ist.

      Nils Lykke. Nicht?

      Inger. Kann Euch das wundern? Ihr kennt ja doch seine Gesinnung und sein schweres Schicksal.

      Nils Lykke. Dieses Mannes –? – Nun ja, – gewiß –

      Olaf zu Nils Lykke. Nachdem aber der Kanzler Peter selbst uns zu dieser Zusammenkunft geladen hat –

      Nils Lykke. Der Kanzler – ? Er faßt sich schnell. Ja, freilich! Ich habe eine Botschaft vom Kanzler –

      Olaf. Und er muß ja am besten wissen, wem er trauen darf. Ich will mir deshalb nicht den Kopf zerbrechen mit Grübeleien, wieso –

      Nils Lykke. Nein, so ist's recht, lieber Herr; nur das nicht!

      Olaf. Lieber gleich zur Sache –

      Nils Lykke. Gleich zur Sache, ohne Umschweife; – das ist stets meine Art.

      Olaf. Und wollt Ihr mir jetzt Euern Auftrag nennen ?

      Nils Lykke. Meinen Auftrag könnt Ihr so ungefähr erraten –

      Olaf. Der Kanzler sprach von Papieren, die –

      Nils Lykke. Von Papieren? Ganz recht, von Papieren!

      Olaf. Ihr habt sie wohl bei Euch?

      Nils Lykke. Natürlich; gut verwahrt, fast zu gut, um sie so schnell – Er greift in sein Wams, als ob er etwas suche, und sagt leise: Wer zum Teufel mag das sein? Was beginn' ich nur ? Hier sind vielleicht große Entdeckungen zu machen – Er bemerkt, daß die Diener den Tisch im Rittersaale decken und die Lampen anzünden, und sagt zu Olaf: Ah, ich sehe, Frau Inger läßt das Nachtmahl anrichten. Bei Tische könnten wir wohl besser von unseren Angelegenheiten sprechen.

      Olaf. Gut, – wie es Euch gefällt.

      Nils Lykke leise: Zeit gewonnen, – Spiel gewonnen. Mit großer Liebenswürdigkeit zu Inger: Und mittlerweile werden wir erfahren, auf welche Weise sich Frau Inger an dieser Sache zu beteiligen gedenkt.

      Inger. Ich? – Gar nicht.

      Olaf und Nils Lykke. Gar nicht?

      Inger. Ihr wundert Euch, edle Herren, daß ich mich von einem Spiele fern halte, bei dem alles zu verlieren ist? Um so mehr, als nicht einmal meine Bundesgenossen mir ganz zu trauen wagen.

      Nils Lykke. Dieser Vorwurf trifft mich nicht. Ich vertrau' Euch blindlings, des seid bitte versichert.

      Olaf. Wer dürfte auf Euch bauen, wenn nicht Eure Landsleute?

      Inger. Wahrhaftig – dieses Vertrauen freut mich. Sie geht nach einem Schrank im Hintergrund und füllt zwei Becher mit Wein.

      Nils Lykke leise. Verdammt! Wenn sie sich aus der Schlinge zöge!

      Inger СКАЧАТЬ