Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ sie abwechselnd und sagt, nachdem sie getrunken haben, ernst: Und nun sollt Ihr wissen: der eine Becher enthielt den Willkommgruß für meinen Freund, der andre – den Tod für meinen Feind!

      Nils Lykke schleudert den Becher fort. Weh mir! Ich bin vergiftet!

      Olaf zu gleicher Zeit, indem er nach dem Schwert greift. Tod und Teufel! Habt Ihr mich gemordet?

      Inger lachend zu Olaf, indem sie auf Nils Lykke zeigt. Das ist das Vertrauen der Dänen zu Inger Gyldenlöve – zu Nils Lykke, indem sie auf Olaf deutet: und so bauen meine Landsleute auf mich! Zu beiden: Und dabei sollte ich mich in Eure Gewalt begeben! – Sachte, edle Herren, – sachte! Die Frau von Oestrot hat noch ihren vollen Verstand.

      Eline kommt durch die Tür links. Welch lauter Lärm –. Was ist los?

      Inger zu Nils Lykke. Meine Tochter Eline.

      Nils Lykke leise. Eline! So hatt' ich sie mir nicht vorgestellt. Eline bemerkt Nils Lykke und bleibt überrascht stehen, während sie ihn betrachtet.

      Inger berührt Elinens Arm. Mein Kind, – dieser Ritter ist –

      Eline macht eine abwehrende Bewegung mit der Hand, indem sie ihn unverwandt betrachtet, und sagt: Bemüht Euch nicht! Ich sehe, wie er heißt. Es ist Nils Lykke.

      Nils Lykke leise zu Inger. Wie? Sie kennt mich? Sollte Lucia –? Sollte sie wissen –?

      Inger. Still! Sie weiß nichts!

      Eline für sich. Ich wußt' es; – so mußte Nils Lykke aussehen.

      Nils Lykke nähert sich. Nun wohl, Eline Gyldenlöve, – Ihr habt richtig geraten. Und da ich Euch denn hiemit bekannt und überdies der Gast Eurer Mutter bin, – so werdet Ihr mir die Blumen nicht versagen, die Ihr an Eurem Busen tragt. Solange sie frisch sind und duften, will ich in ihnen ein Abbild Eurer selbst verehren.

      Eline stolz, doch noch immer unverwandt den Blick auf ihn heftend. Mit Verlaub, Herr Ritter, – sie sind in meiner eignen Kammer gepflückt; und da wachsen keine Blumen für Euch.

      Nils Lykke, indem er einen Strauß nimmt, den er selbst am Wams stecken hat. Ah, – so werdet Ihr aber doch diese geringe Gabe nicht verschmähen. Eine Frau vom Hofe reichte sie mir zum Abschied, als ich heut morgen von Drontheim zog. – Bedenket, edles Fräulein; wollt' ich Euch eine Gabe bieten, die Eurer ganz würdig wäre, so müßt' es eine Fürstenkrone sein.

      Eline, die willenlos die Blumen genommen hat. Und wär' es selbst Dänemarks Königskrone, die Ihr mir reichtet, – eh' ich sie mit Euch teilte – eh' zertrümmert' ich sie mit diesen Händen und würfe sie Euch in Stücken vor die Füße! Sie wirft die Blumen ihm vor die Füße und geht ab in den Rittersaal.

      Olaf murmelt vor sich hin. Keck, – wie Otto Römers Tochter an Knut Alfsons Bahre.

      Inger leise, nachdem sie abwechselnd Eline und Nils Lykke betrachtet hat. Der Wolf kann gezähmt werden. Nun gilt's die Kette fertig zu schmieden.

      Nils Lykke, der die Blumen aufnimmt und Eline entzückt nachsieht. Bei Christi Blut, – wie ist sie stolz und schön!

      Dritter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Der Rittersaal. Im Hintergrund ein hohes Bogenfenster; ein kleineres Fenster links im Vordergrund. Zu beiden Seiten mehrere Türen. Die Decke ruht auf starken freistehenden Holzpfeilern, die, gleich den Seitenwänden, mit Waffen aller Art behängt sind. Bilder von Heiligen, Rittern und Frauen hängen in langen Reihen. Unter der Decke ein großer vielarmiger Kronleuchter, der angezündet ist. Rechts im Vordergrund ein geschnitzter Hochsitz aus alter Zeit. Mitten im Saale steht ein gedeckter Tisch mit Resten von der Nachtmahlzeit.

      Eline kommt langsam und gedankenvoll von links. Der Ausdruck ihres Gesichts verrät, daß sie in der Erinnerung die Szene mit Nils Lykke nochmals durchlebt. Zuletzt macht sie dieselbe Armbewegung wie in jenem Augenblicke, da sie den Strauß zu Boden warf; dann spricht sie mit lauter Stimme:

       – und so sammelte er die Stümpfe von Dänemarks Königskrone – Blumen waren's – und – »bei Christi Blut! Wie ist sie stolz und schön!« Hätte er diese Worte geflüstert, geflüstert im heimlichsten Winkel, meilenweit von Oestrot – ich hätte sie dennoch vernommen! – Wie ich ihn hasse! Wie ich ihn immer gehaßt habe – diesen Nils Lykke! – Kein andrer Mann ist ihm gleich, sagen sie. Er spielt mit Frauen und – tritt sie mit Füßen. – – Und ihm wollte meine Mutter mich ausliefern! – Wie ich ihn hasse! – – Man sagt, Nils Lykke sei anders wie sonst die Männer. Das ist nicht wahr! Es ist nichts Besonderes an ihm; es gibt viele, viele wie er. Wenn Björn mir Märchen erzählte, da sahen alle Prinzen aus wie Nils Lykke. Wenn ich einsam hier im Saale saß und meine Sagen träumte, und wenn meine Ritter kamen und gingen – alle, alle sahen sie aus wie Nils Lykke. – – Wie wundersam und wie gut ist es, zu hassen! Noch nie hab' ich gewußt, wie köstlich es ist – bis zu dieser Stunde. Nein, nicht für tausend Lebensjahre würde ich die Augenblicke verkaufen, die ich gelebt habe, seit ich ihn sah! – – »Bei Christi Blut! Wie ist sie – –«

      Sie geht langsam nach dem Hintergrund, öffnet das Fenster und sieht hinaus. Nils Lykke kommt herein durch die erste Tür rechts.

      Nils Lykke für sich. »Schlaft wohl auf Oestrot, Herr Ritter«, sagte Inger Gyldenlöve, als sie ging. Schlaft wohl! Ja, das ist leicht gesagt, aber – –; da draußen Himmel und Meer in Aufruhr; tief unten in der Totengruft das junge Blut auf der Bahre; das Schicksal zweier Reiche in meiner Hand – und an meiner Brust ein verwelkter Blumenstrauß, den ein Weib mir vor die Füße geschleudert hat! Wahrlich, ich fürchte sehr, der Schlaf wird sich erst spät melden. Er bemerkt Eline, die das Fenster verläßt und nach links abgehen will. Da ist sie. Das stolze Auge scheint gedankenvoll. Ah, wenn ich es wagte – – Laut: Jungfer Eline!

      Eline bleibt an der Tür stehen. Was wollt Ihr? Was verfolgt Ihr mich?

      Nils Lykke. Ihr irrt. Ich verfolge Euch nicht. Ich werde selbst verfolgt.

      Eline. Ihr?

      Nils Lykke. Von mancherlei Gedanken. Und darum macht's der Schlaf wie Ihr; – er flieht mich.

      Eline. Geht ans Fenster, da findet Ihr Zeitvertreib –. Ein Meer im Sturm –

      Nils Lykke lächelnd. Ein Meer im Sturm? – Das finde ich auch wohl bei Euch.

      Eline. Bei mir?

      Nils Lykke. Unsere erste Begegnung hat mich dessen gewiß gemacht.

      Eline. Und Ihr beschwert Euch darüber?

      Nils Lykke. Keineswegs; aber ich wünschte doch, Euch milder gestimmt zu sehen.

      Eline stolz. Glaubt Ihr, es wird Euch glücken?

      Nils Lykke. Ich bin dessen sicher; denn ich bring' Euch willkommene Botschaft.

      Eline. Und welche?

      Nils Lykke. Mein Lebewohl.

      Eline einen Schritt näher. Euer Lebewohl? Ihr verlaßt СКАЧАТЬ