Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ – perpetuum mobile nennt er's. Weshalb setzt er nicht lieber seine Kunst und seinen Witz daran, den Menschen zu solch einem perpetuum mobile zu machen –? Er hält inne und sinnt nach; es blitzt in seinen Augen. Perpetuum mobile, – ich bin nicht fest im Latein, – aber das bedeutet etwas, was die Fähigkeit hat, ewig zu wirken, durch alle Zeiten hindurch. Könnt' ich wohl selber gar –? Das wär' eine Tat, damit zu enden! Das hieße: seine größte Tat in seiner letzten Stunde tun! Räder und Gewichte und Hebel in der Seele des Königs und des Herzogs in Gang setzen; sie derart in Gang setzen, daß keine Macht der Erden sie zu hemmen vermag; – kann ich das, so leb' ich ja fort, lebe fort in meinem Werk, – und vielleicht läuft das, was man Unsterblichkeit nennt, darauf hinaus. – Tröstliche, erquickende Gedanken, wie wohl tut ihr dem alten Manne! Er atmet auf und streckt sich behaglich auf die Ruhebank. Diabolus hat mir heut abend schlimm mitgespielt. Das kommt davon, wenn man müßig liegt; otium est pulvis – pulveris – na, Latein hin, Latein her, – Diabolus soll keine Macht mehr über mich bekommen; ich will bis zum letzten Augenblicke tätig sein; ich will – Wie sie da drin blöken –! Er stößt mit dem Stabe auf; Sira Viljam tritt ein. Sag' ihnen, sie sollen schweigen; sie stören mich. Der König und der Herzog kommen bald, – ich habe große Dinge zu bedenken.

      Sira Viljam. Herr, soll ich also –?

      Bischof Nikolas. Ihnen gebieten, einstweilen aufzuhören, damit ich in Ruhe denken kann, Sieh da, heb den Brief auf, der dort am Boden liegt. – Gut, gib mir auch die Papiere her –

      Sira Viljam tritt an den Schreibtisch. Welche, Herr?

      Bischof Nikolas. Einerlei – die mit dem Siegel; die, die zu oberst liegen. – So; jetzt geh hinein und heiß sie still sein. Viljam geht. – Sterben, und doch regieren in Norwegen! Sterben, und es so fügen, daß kein Mann sich um Kopfeslänge über alle andern erheben kann! Tausend Wege könnten zu diesem Ziel führen; aber nur einer kann taugen; – den gilt's zu finden, – den gilt's einzuschlagen. – Ha! der Weg liegt ja so nah, so nah! Ja, so soll es sein. Ich halte das Gelübde; der Herzog soll den Brief haben; – aber der König – hm, dem will ich den Stachel des Zweifels ins Herz senken. Håkon ist ehrlich, wie man das nennt; mit dem Glauben an sich selbst und an sein Recht wird viel in ihm zu nichte. Beide sollen zweifeln und glauben, auf und nieder schwanken, niemals festen Grund unter den Fuß bekommen, – perpetuum mobile! – Aber wird Håkon meiner Aussage Glauben schenken? Er wird es; ich bin ja ein sterbender Mann; ich werde ihn zuvor mit Wahrheit füttern. – Die Kräfte versagen, aber die Seele wird munter; – ich bin nicht mehr auf dem Siechenlager, ich sitze in meiner Arbeitsstube, ich will arbeiten die letzte Nacht, arbeiten – bis das Licht erlischt –

      Herzog Skule tritt von rechts ein und geht auf den Bischof zu. Frieden und Gruß, ehrwürdiger Herr! Ich höre, es steht schlecht um Euch.

      Bischof Nikolas. Ich bin eine knospende Leiche, lieber Herzog; heute nacht spring' ich auf; morgen wird man merken, wie ich dufte.

      Herzog Skule. Schon heut nacht, sagt Ihr?

      Bischof Nikolas. Meister Sigard sagt: in einer Stunde.

      Herzog Skule. Und der Brief des Pfarrers Trond –?

      Bischof Nikolas. Denkt Ihr noch an den?

      Herzog Skule. Er kommt mir nicht aus dem Sinn.

      Bischof Nikolas. Der König hat Euch zum Herzog gemacht; keiner hat vor Euch den Herzogsnamen getragen in Norwegen.

      Herzog Skule. Genügt nicht. Ist Håkon der unrechte, so muß ich alles haben!

      Bischof Nikolas. Hu, es ist kalt hier drinnen; mich friert's in allen Gliedern.

      Herzog Skule. Pfarrer Tronds Brief, Herr! Bei Gott dem Allmächtigen, – habt Ihr ihn?

      Bischof Nikolas. Ich weiß wenigstens, wo er zu finden ist.

      Herzog Skule. So sagt es, sagt es!

      Bischof Nikolas. Wartet –

      Herzog Skule. Nein, nein, – nutzt die Zeit; ich seh', es geht rasch mit Euch zu Ende, – und der König kommt ja her, hat man mir gesagt.

      Bischof Nikolas. Ja, der König kommt; daraus seht Ihr am besten, daß ich für Eure Sache sorge, selbst jetzt noch.

      Herzog Skule. Was ist Eure Absicht?

      Bischof Nikolas. Erinnert Ihr Euch, – bei der Hochzeit des Königs, da sagtet Ihr, das, was Håkon stark machte, wäre sein unerschütterlicher Glaube an sich selbst.

      Herzog Skule. Nun?

      Bischof Nikolas. Wenn ich beichte und den Zweifel in ihm wecke, so fällt der Glaube, und mit ihm die Stärke.

      Herzog Skule. Herr, das ist sündhaft, sündhaft, falls er der rechte ist!

      Bischof Nikolas. Es wird in Eurer Macht stehen, ihm den Glauben wieder zu geben. Denn eh' ich von hinnen gehe, werd' ich Euch sagen, wo Pfarrer Tronds Brief zu finden ist.

      Sira Viljam von rechts. Eben kommt der König mit Fackeln und Gefolge die Straße herab.

      Bischof Nikolas. Willkommen soll er sein. Viljam ab. Herzog, ich bitt' Euch um einen letzten Dienst. Seid mir ein Verfolger aller meiner Widersacher. Er zieht einen Brief hervor. Da hab' ich sie aufgeschrieben. Die, so zu oberst stehen, hätt' ich gerne gehenkt, wenn sich's machen ließe.

      Herzog Skule. Denkt jetzt nicht an Rache; Ihr habt nicht lange mehr –

      Bischof Nikolas. Nicht an Rache, sondern an Strafe. Gelobt mir, das Schwert der Strafe über all meine Feinde zu schwingen, wenn ich tot bin. Sie sind Eure Gegner so gut wie die meinen; wenn Ihr König werdet, müßt Ihr sie züchtigen – gelobt Ihr mir das?

      Herzog Skule. Ich gelobe und schwöre; – aber Pfarrer Tronds Brief –!

      Bischof Nikolas. Ihr sollt wissen, wo er ist; – aber, seht – der König kommt; – verbergt die Liste unserer Feinde!

      Der Herzog steckt das Papier ein; im selben Augenblick erscheint Håkon von rechts.

      Bischof Nikolas. Willkommen zum Leichentrunk, Herr König!

      Håkon. Ein scharfer Gegner wart Ihr uns zu allen Zeiten; aber das soll jetzt vergessen und vergeben sein – der Tod löscht selbst die größte Rechnung aus.

      Bischof Nikolas. Das erleichtert! O, wie wunderbar groß ist die Milde des Königs! Herr, was Ihr heut abend an einem alten Sünder getan habt, das soll zehnfach –

      Håkon. Laßt gut sein; aber ich muß Euch sagen, daß ich höchlich erstaunt bin. Ihr ladet mich hieher, um meine Verzeihung zu empfangen, und dann bereitet Ihr mir eine solche Begegnung.

      Bischof Nikolas. Begegnung, Herr?

      Herzog Skule. Ich bin's, auf den der König anspielt. Wollt Ihr, Herr Bischof, König Håkon bei meiner Treu' und Ehre versichern, daß ich nichts von seinem Kommen gewußt habe, eh' ich meinen Fuß auf die Brücke von Oslo setzte?

      Bischof Nikolas. Ach, ach; alle Schuld ruht auf mir! Ich bin ein kränkelnder, bettlägeriger Mann das ganze letzte Jahr gewesen; ich habe mich wenig oder gar nicht um die Angelegenheiten des Landes gekümmert; ich habe geglaubt, alles wäre jetzt in schönster Ordnung zwischen den hohen Verwandten!

      Håkon. СКАЧАТЬ