Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ dorten, wohin Ihr jetzt gehet. Er will sich entfernen.

      Herzog Skule leise und unruhig. Bischof, Bischof; er geht!

      Bischof Nikolas plötzlich und mit Leidenschaft. Bleibt, König Håkon!

      Håkon stutzt. Nun?

      Bischof Nikolas. Ihr sollt diese Stube nicht verlassen, bis der alte Bischof Nikolas sein letztes Wort gesprochen hat!

      Håkon legt unwillkürlich die Hand ans Schwert. Seid Ihr vielleicht mit Heeresmacht nach Vike gekommen, Herzog ?

      Herzog Skule. Ich habe nicht teil an all dem.

      Bischof Nikolas. Mit der Macht des Wortes allein werde ich Euch zu halten wissen. Wo ein Begräbnis im Hause ist, da ist ja der Tote die Hauptperson; er kann tun und lassen, was er will, – soweit seine Kräfte reichen. Deshalb will ich jetzt meine eigene Grabrede halten; in früherer Zeit fürchtete ich immer, daß König Sverre sie mir halten würde –

      Håkon. Sprecht nicht so wüst, Herr!

      Herzog Skule. Ihr schmälert die kostbare Zeit, die Ihr noch habt!

      Håkon. Euer Aug' ist schon trübe!

      Bischof Nikolas. Ja, mein Blick ist trübe; ich vermag kaum Euch zu sehen, die Ihr vor mir steht; aber in meinem Innern zieht mein Leben mit lichter Klarheit an mir vorüber. Da hab' ich Gesichte – höret und wisset, König! – Mein Geschlecht war das mächtigste im Lande; viele große Häuptlinge gingen aus ihm hervor; ich wollte der größte von ihnen allen sein. Ich war fast noch ein Knabe, als es mich schon nach Großtaten dürstete; ich glaubte, unmöglich warten zu können, bis ich erwachsen wäre; – da erstanden Könige mit geringerem Recht als ich, – Magnus Erlingsson, der Priester Sverre –; ich wollte auch König werden; aber Kriegshauptmann erst, – das war notwendig. Die Schlacht auf den Ilewällen sollte geschlagen werden; es war das erste Mal, daß ich mit war. Die Sonne stieg empor, und von tausend blanken Waffen gab's einen blitzenden Widerschein. Magnus und all seine Mannen rückten vor wie zum Spiele; mir allein war es beklommen ums Herz. Kühn drang unsere Schar vorwärts; aber ich konnte den Sieg nicht mit erfechten, – ich war feig! Alle anderen Häuptlinge des Königs Magnus stritten mannhaft, und manch Streiter fiel, ich aber floh über den Felsenhang, ich lief und lief und blieb nicht eher stehen, als bis ich wieder weit draußen am Fjord war. Mancher Mann mußte an jenem Abend seine blutigen Kleider im Fjord von Tronthjem waschen; – auch meine mußt' ich rein waschen, aber nicht von Blut. Ja, König, ich war feig; zum Häuptling geboren – und feig! Das traf mich wie ein Blitzstrahl; ich war von Stund an jedem Manne feind; ich betete heimlich in den Kirchen, ich weinte und kniete vor den Altären, ich gab reiche Geschenke, tat heilige Gelübde; ich versuchte und probierte mein Herz in einer Schlacht nach der andern, bei Saltösund, auf den Jonswällen in jenem Sommer, als die Bagler in Bergen lagen, – alles umsonst! Sverre war's, der es zuerst bemerkte; er erzählte es laut und mit Spott, und von dem Tag an lachte ein jeder im Heere, wenn Nikolas Arnesson in Kriegskleidern einherging. – Feig, feig –, und doch wollt' ich Häuptling sein, wollte König sein, fühlte mich in allem andern zum König geschaffen, hätte Gottes Reich auf Erden fördern können – aber die Heiligen selbst waren es, die mir den Schlagbaum schlossen.

      Håkon. Klagt nicht den Himmel an, Bischof! Ihr habt viel gehaßt!

      Bischof Nikolas. Ja, ich habe viel gehaßt – jedes Haupt in diesem Lande gehaßt, das sich über die Menge erhob. Aber ich haßte, weil ich nicht lieben konnte. Holde Frauen, – o, ich könnte sie noch jetzt mit glühenden Augen verschlingen! Ich zähle achtzig Jahr, und noch immer lechze ich danach, Männer zu erschlagen und Weiber zu umfahn; – aber es erging mir auch hier, wie in der Schlacht; nur Wille und Begier, entmannt von Geburt an; – heißes Lustverlangen – und doch ein Krüppel! So wurde ich denn Priester; König oder Priester muß der Mann sein, der über alle Macht gebieten will. Lacht. Ich Priester! Ich ein Mann der Kirche! Ja, für eine kirchliche Handlung hatte der Himmel mich besonders geschaffen, – dafür, die hohen Diskanttöne anzugeben, – mit Weiberstimme bei hohen Kirchenfesten zu singen. Und doch begehren die da oben von mir, – dem Halbmann, – was sie das Recht haben von jedem zu begehren, der die volle Kraft für sein Lebenswerk empfangen hat! Es hat Zeiten gegeben, da ein solcher Anspruch mir billig erschien; ich habe hier auf dem Krankenbette gelegen voll grausiger Angst vor Strafe und Gericht! Nun ist das vorüber; ich fühle wieder Mark in den Knochen der Seele! Ich habe nichts verbrochen; an mir wurde das Unrecht verübt; ich bin der Kläger!

      Herzog Skule mit gedämpfter Stimme. Herr – den Brief! Ihr habt nicht viel Zeit mehr!

      Håkon. Denkt an Euer Seelenheil und demütigt Euch!

      Bischof Nikolas. Eines Mannes Tat ist seine Seele, und meine Tat soll auf Erden fortleben. Aber Ihr, König Håkon, Ihr solltet Euch hüten; denn wie der Himmel mir entgegen war und Schaden erntete als Lohn, so seid Ihr dem Manne entgegen, der das Glück des Landes in seiner Hand hält –

      Håkon. Ha – Herzog, Herzog! Jetzt versteh' ich die Begegnung hier!

      Herzog Skule heftig zum Bischof. Kein Wort mehr von dergleichen!

      Bischof Nikolas u Håkon. Er wird wider Euch sein, solange sein Haupt fest auf den Schultern sitzt. Teilt mit ihm! Ich finde nicht Frieden im Sarge, ich kehre wieder, wenn Ihr beide nicht miteinander teilt! Keiner von Euch soll des andern Höhe seinem eigenen Wuchse zulegen; es gäbe einen Hünen hier im Lande, wenn das geschähe, und es soll hier keinen Hünen geben; denn ich war nie ein Hüne! Er sinkt matt auf die Ruhebank zurück.

      Herzog Skule wirft sich neben der Bank aufs Knie und ruft Håkon zu: Schafft Hilfe! Um Gottes Barmherzigkeit willen, der Bischof darf noch nicht sterben!

      Bischof Nikolas. Wie es düster wird und düstrer vor meinen Augen! – König, zum letzten Mal, – wollt Ihr mit dem Herzog teilen?

      Håkon. Kein Scherflein schenke ich weg von dem, was mir Gott gegeben hat!

      Bischof Nikolas. Gut denn, gut! Leise. Den Glauben soll er auf jeden Fall verlieren. Er ruft. Viljam!

      Herzog Skule flüsternd. Den Brief! den Brief!

      Bischof Nikolas ohne auf ihn zu hören. Viljam! Viljam tritt ein; der Bischof zieht ihn dicht zu sich heran und flüstert. Als ich die letzte Ölung empfing, da wurden mir doch alle Sünden vergeben!

      Sira Viljam. Alle Sünden, von Eurer Geburt an bis zu dem Augenblicke, da Ihr die Ölung empfingt.

      Bischof Nikolas. Nicht länger? Nicht ganz bis in meinem Tod?

      Sira Viljam. Herr, Ihr sündigt nicht diese Nacht.

      Bischof Nikolas. Hm, man kann nicht wissen –; nimm den Goldbecher, den ich vom Bischof Absalon erbte, – gib ihn der Kirche, – und laß noch sieben große Kirchengebete für mich lesen.

      Sira Viljam. Herr, Gott wird Euch gnädig sein!

      Bischof Nikolas. Noch sieben Gebete, sag' ich – für das, was ich heut nacht sündige! Geh, geh! Viljam ab; der Bischof wendet sich zu Skule. Herzog, wenn Ihr einmal Pfarrer Tronds Brief lest, und es sich vielleicht erweisen sollte, daß Håkon der rechte ist, – was werdet Ihr dann tun?

      Herzog Skule. In Gottes Namen, – dann soll er auch König sein.

      Bischof Nikolas. Überlegt's Euch – es gilt hier viel. Prüft jede Falte Eures Herzens; antwortet, als ob Ihr vor Eurem Richter stündet. Was wollt Ihr tun, wenn СКАЧАТЬ