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Skule nach kurzem und düsterem Schweigen. Håkon hat einen Sohn. Sein Geschlecht wird fortleben nach ihm. Stirbt er, so ist ein Anwärter da, der dem Throne näher steht als alle anderen. Alles glückt Håkon. Vielleicht ist er der unrechte; aber sein Glaube an sich selbst steht fest nach wie vor; der Bischof wollte ihn erschüttern, aber der Tod ließ ihm keine Zeit, Gott gab es nicht zu. Gott schirmt Håkon, – er ließ ihm den Stärkegürtel. Es ihm jetzt sagen? Jetzt schwören auf des Bischofs Aussage? Was würd', es nützen? Keiner würde mir glauben, nicht Håkon, nicht die andern. Dem Bischof hätte er in der Sterbestunde geglaubt; der Zweifel hätte ihn vergiftet; aber es sollte nicht sein. Und so unerschütterlich wie die Zuversicht bei Håkon ist, so unerschütterlich ist bei mir der Zweifel. Welcher Mensch auf Erden vermöchte ihn auszujäten? Keiner, keiner. Die Eisenprobe ward bestanden, Gott hat gesprochen, und dennoch kann Håkon der unrechte sein, während ich mein Leben verspiele. Er setzt sich finster brütend an einen Tisch zur Rechten. Und wenn ich nun Land und Reich gewänne, würde dann nicht der Zweifel dennoch dableiben und nagen und bohren und mich aushöhlen mit seinen ewigen Eistropfen? – Ja, ja; aber es ist besser, auf dem Königssitze oben zu sitzen und an sich selbst zu zweifeln, als unten in der Menge zu stehen und an dem zu zweifeln, der oben sitzt. – Es muß ein Ende haben zwischen mir und Håkon – Ein Ende? Aber wie? Steht auf. Du Allmächtiger, der das über mich verhängt hat, Du mußt die Schuld auf Dich nehmen für das, was daraus folgt! Er geht auf und ab, bleibt stehen und sinnt. Es gilt alle Brücken abzubrechen, nur eine zu behalten und da zu siegen oder zu fallen, – sagte der Bischof auf der Königshochzeit in Bergen, das ist nun an die drei Jahre her, und in all der Zeit hab' ich meine Kräfte vergeudet und zersplittert, indem ich alle Brücken verteidigte. – Rasch. Jetzt muß ich dem Rat des Bischofs folgen; jetzt oder nie! Wir sind beide hier in Oslo; ich bin diesmal an Mannen stärker als Håkon; warum also nicht das Übergewicht ausnutzen – es ist so selten auf meiner Seite. Schwankend. Aber diese Nacht – sofort –? Nein, nein! Nicht diese Nacht! – Ha, ha, ha, – da ist sie wieder, die Überlegung, – die Unschlüssigkeit! Håkon kennt so etwas nicht! Der geht gerade drauf los, und so siegt er! Geht einige Schritte durch die Stube und bleibt plötzlich vor der Wiege stehen. Das Königskind! – Welch eine Schöne Stirn! Er träumt. Deckt das Kind besser zu und schaut es lange an. So einer wie Du kann in einer Mannesseele vieles aufrecht erhalten. Ich habe keinen Sohn. Beugt sich über die Wiege. Er sieht Håkon ähnlich. – Fährt mit einem Mal zurück. Das Königskind, sagte die Königin! Verneige Dich tief und grüss' ihn, wie man Könige grüßen soll! Stirbt Håkon vor mir, so wird dies Kind auf den Königssitz erhoben; und ich – ich soll unten stehen und mich tief verneigen und es als König grüßen! Mit wachsender Erregung. Dieses Kind, Håkons Sohn, soll oben auf dem Königsstuhl sitzen, auf den ich–vielleicht–ein größeres Anrecht habe, – und ich soll vor dem Schemel seiner Füße stehen, mit weißem Haar, gebeugt von Alter, soll mein ganzes Lebenswerk ungetan sehen, – sterben, ohne König gewesen zu sein! Ich bin an Mannen stärker als Håkon, – es bläst ein Sturm heut nacht, der Wind geht fjordwärts –. Wenn ich das Königskind entführte? Auf die Trondhjemer kann ich mich verlassen. – Was dürfte Håkon wohl wagen, wenn sein Kind in meiner Macht wäre! Meine Mannen werden mir folgen, werden für mich kämpfen und siegen. Ich will sie königlich belohnen, dann tun sie's. – Wohlan! Vorwärts denn! Hinweg über die Kluft – zum ersten Mal! –– Könnt' ich doch sehen, ob Du Sverres Augen hast – oder die Augen von Håkon Sverresson –! Er schläft. Ich kann es nicht sehen. Pause. Der Schlaf ist eine Waffe. Schlaf in Frieden, Du kleiner Königserbe! Er geht zum Tische hinüber. Håkon soll entscheiden; einmal noch will ich mit ihm reden.
Margrete tritt mit dem König von der rechten Seite ein. Der Bischof tot! O, glaube mir, aller Unfriede stirbt mit ihm.
Håkon. Geh zu Bett, Margrete – Du wirst müde sein von der Reise.
Margrete. Ja, ja! Zum Herzog. Vater, sei sanft und willfährig, – Håkon hat mir versprochen, es auch zu sein! Tausendmal Gutnacht Euch beiden!
Sie begibt sich an die Tür zur Linken, winkt und geht ab; ein paar Mägde tragen die Wiege hinein.
Herzog Skule. König Håkon, wir dürfen diesmal nicht als Widersacher scheiden. Alles Böse würde daraus entspringen; eine Zeit des Schreckens würde über das Land kommen.
Håkon. Daran ist das Land jetzt Geschlechter hindurch gewöhnt gewesen. Aber Ihr sehet, Gott ist mit mir; jeder Feind fällt, der mir in den Weg tritt. Es gibt nicht Bagler, nicht Slittunger, nicht Ribbunger mehr; der Jarl Jon liegt erschlagen, Guthorm Ingesson ist tot, Sigurd Ribbung ebenso, – alle Ansprüche, die auf der Reichsversammlung zu Bergen geltend gemacht wurden, haben sich als kraftlos erwiesen, – durch wen sollte die Schreckenszeit jetzt also kommen?
Herzog Skule. Håkon, ich fürchte, sie könnte durch mich kommen!
Håkon. Als ich König wurde, gab ich Euch den dritten Teil des Reiches –
Herzog Skule. Ihr selbst habt zwei Dritteile behalten!
Håkon. Immer dürstetet Ihr nach mehr; ich vergrößerte Euren Teil – jetzt ist das halbe Reich Euer.
Herzog Skule. Es fehlen zehn Ankerplätze noch.
Håkon. Ich machte Euch zum Herzog; das ist kein Mann bisher in Norwegen gewesen!
Herzog Skule. Aber Ihr seid König! Es darf kein König über mir sein! Ich bin nicht dazu geschaffen, Euch zu dienen; ich muß selbst herrschen und befehlen!
Håkon schaut ihn einen Augenblick an und sagt kalt: Der Himmel schütze Euren Verstand, Herr! Gute Nacht! Will gehen.
Herzog Skule vertritt ihm den Weg. So entkommt Ihr mir nicht! Hütet Euch, oder ich sage mich von Euch los. Ihr könnt nicht länger mein Obherr sein; wir zwei müssen teilen!
Håkon. Das wagt Ihr mir zu sagen!
Herzog Skule. Ich bin an Mannen stärker nach Oslo gekommen als Ihr, Håkon Håkonsson.
Håkon. Ist's vielleicht Eure Absicht – ?
Herzog Skule. Hört mich! Denkt an des Bischofs Worte! Laßt uns teilen! Gebt mir noch die zehn Ankerplätze; laßt mich meinen Anteil als freies Königtum besitzen, ohne daß ich Euch Zins und Gefälle zu entrichten hätte. Norwegen ist früher schon in zwei Reiche geteilt gewesen – wir wollen unverbrüchlich zusammenhalten –
Håkon. Herzog, Ihr müßt krank an der Seele sein, daß Ihr solches fordern könnt!
Herzog Skule. Ja, meine Seele ist krank, und auf anderem Wege gibt es keine Heilung für mich. Wir beide müssen einander gleichgestellt sein; es darf keiner über mir stehen!
Håkon. Jede baumlose Insel ist ein Stein in dem Bau, den Harald Hårfager und der heilige König Olaf errichtet haben; und Ihr wollt, ich soll auseinanderreißen, was sie zusammengefügt haben? Niemals!
Herzog Skule. Nun, so wollen wir uns ablösen in der Herrschaft. Laßt jeden von uns drei Jahre regieren! Ihr habt lange regiert – jetzt ist meine Zeit gekommen. Geht drei Jahre außer Landes; – ich will indessen König sein; ich will Euch den Weg ebnen, bis Ihr heimkehrt, will alles aufs beste verwalten und lenken; – es zehrt und stumpft ab, beständig auf der Wacht zu stehen. Håkon, hört Ihr, – drei Jahre jeder! Laßt uns abwechselnd die Krone tragen!
Håkon. Glaubt Ihr, daß meine Krone Euch um die Schläfen passen wird?
Herzog Skule. Keine Krone ist zu weit für mich!
Håkon. Es gehört göttliches Recht und göttlicher Beruf dazu, die Krone zu tragen.