Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Herzog Skule. Bauet nicht so fest darauf. Hätte der Bischof reden können, – doch, nun wär' es vergebens; Ihr würdet mir nicht glauben. Ja, gewiß habt Ihr mächtige Bundesgenossen dort oben; aber ich trotze dennoch! – Ihr wollt nicht mit mir abwechseln in der Königsgewalt? Ja, ja, – dann bleibt uns nur ein Ausweg noch offen: – Håkon laßt uns beide miteinander kämpfen, Mann gegen Mann, mit schweren Waffen, auf Leben und Tod!

      Håkon. Sprecht Ihr im Ernst, Herr?

      Herzog Skule. Ich spreche für mein Lebenswerk und für mein Seelenheil.

      Håkon. Dann ist wenig Hoffnung für Euer Seelenheil.

      Herzog Skule. Ihr wollt nicht mit mir kämpfen ? Ihr sollt, Ihr sollt!

      Håkon. Verblendeter Mann! Ich kann Euch nur bedauern. Ihr wähnt, es sei die Stimme des Herrn, die Euch zum Königssitze emportreibt, – Ihr seht nicht, daß es eitel Hoffart ist. Was lockt Euch denn! Der Königsreif, der purpurverbrämte Mantel, das Recht, drei Stufen über dem Boden erhöht zu sitzen. – O jämmerlich, jämmerlich! – Bestände darin das Königtum, ich würf` es Euch hin, wie man einem Bettler ein Almosen hinwirft.

      Herzog Skule. Ihr habt mich gekannt von Eurer Kindheit an und beurteilt mich so!

      Håkon. Ihr habt alle trefflichen Geistesgaben, Klugheit und Mut, Ihr seid dazu geschaffen, nächst dem König zu stehen, aber nicht, selber König zu sein.

      Herzog Skule. Das wollen wir jetzt erproben!

      Håkon. Nennt mir ein einziges Königswerk, das Ihr vollbracht habt in all den Jahren, da Ihr das Reich für mich lenktet! Waren die Bagler oder Ribbunger je mächtiger als damals? Ihr wart der reife Mann, aber das Land wurde von aufrührerischen Horden verheert; – habt Ihr eine einzige niedergeworfen? Ich war jung und unerfahren, als ich das Steuer des Reichs ergriff, –seht her – alles fiel mir zu Füßen, als ich König wurde – es gibt keine Bagler, keine Ribbunger mehr!

      Herzog Skule. Damit solltet Ihr am wenigsten prahlen; denn darin liegt die größte Gefahr: Gefolgschaft muß gegen Gefolgschaft stehen, Anspruch gegen Anspruch, Landesteil gegen Landesteil, wenn der König der Mächtige sein soll. Jedes Dorf, jedes Geschlecht muß entweder seiner bedürfen oder ihn fürchten. Rottet Ihr allen Unfrieden aus, so habt Ihr damit zugleich Euch selbst der Macht beraubt.

      Håkon. Und Ihr wollt König sein, – Ihr, der so gesonnen ist? Ihr wäret ein tauglicher Häuptling geworden zu Erling Skakkes Zeiten; aber die Zeit ist Euch über den Kopf gewachsen, und Ihr versteht sie nicht. Seht Ihr denn nicht, daß das Reich Norwegen, so wie Harald und Olaf es errichtet haben, nur mit einer Kirche zu vergleichen ist, der noch die Weihe fehlt? Die Mauern erheben sich mit starken Pfeilern, die Dachkuppel wölbt sich weit darüber, der Turm weist himmelan, wie Tannen im Walde; aber das Leben, das pochende Herz, der frische Blutstrom geht nicht durch das Werk; Gottes lebendiger Odem ist ihm nicht eingehaucht: es hat nicht die Weihe empfangen – Ich will ihm die Weihe bringen! Norwegen war ein Reich, es soll ein Volk werden. Der Trondhjemer stand in Waffen wider den Vikväringer, der Agdeväringer wider den Hördaländer, der Hålogaländer wider den Sogndöller – sie alle sollen hinfort Eins sein, und alle sollen's wissen bei sich selber und fühlen, daß sie Eins sind! Das ist die Aufgabe, die Gott auf meine Schultern gelegt hat; das ist das Werk, das Norwegens König jetzt vollbringen muß. Das Werk, Herzog, das lasset Ihr, denk' ich, einem andern – denn wahrlich, dazu habt Ihr nicht die Eignung!

      Herzog Skule vernichtet. Sammeln –? Zu einem Volke sammeln den Trondhjemer und den Vikväringer, – ganz Norwegen –? Ungläubig. Das ist unausführbar! Nie zuvor hat Norwegens Saga dergleichen gemeldet!

      Håkon. Für Euch ist's unausführbar – denn Ihr könnt einzig die alte Saga wiederholen – aber für mich ist's leicht, wie es leicht für den Falken ist, die Wolken zu zerteilen.

      Herzog Skule in unruhiger Aufregung. Alles Volk sammeln, – es erwecken, so daß es sich als Eins begreift! Woher habt Ihr solch seltsamen Gedanken? Er macht mir kalt und heiß. Leidenschaftlich. Ihr habt ihn vom Teufel, Håkon; nie soll er ins Werk gesetzt werden, solange ich noch die Kraft habe, mir den Stahlhelm aufs Haupt zu schnallen.

      Håkon. Ich hab' den Gedanken von Gott, und ich geb' ihn nicht auf, solange ich des heiligen Olaf Kronreif um die Stirn trage!

      Herzog Skule. So soll des heiligen Olaf Kronreif fallen!

      Håkon. Wer will das vollbringen?

      Herzog Skule. Ich, wenn kein anderer.

      Håkon. Ihr, Skule, Ihr werdet morgen auf dem Thing unschädlich gemacht.

      Herzog Skule. Håkon! Versuchet nicht Gott! Treibt mich nicht an den äußersten Rand des Abgrunds!

      Håkon auf die Tür weisend. Geht, Herr, – und laßt es vergessen sein, daß wir diesen Abend mit scharfen Zungen geredet haben.

      Herzog Skule sieht ihn einen Augenblick fest an und sagt: Wir werden das nächste Mal mit schärferen Zungen reden. Ab durch die Mitte.

      Håkon nach kurzer Pause. Er droht! – Nein, nein; so weit wird es nicht kommen. Er muß, er soll sich beugen und mir zu Füßen fallen; ich bedarf dieses starken Armes, dieses klugen Kopfes. – Wenn sich Mut und Witz und Kraft in diesem Lande finden, so sind das Gaben, die Gott den Männern zu meinem Frommen verliehen hat – um mir zu dienen, empfing Herzog Skule alle guten Gaben; mir trotzen, heißt dem Himmel trotzen; es ist meine Pflicht, jedweden zu strafen, der sich dem Willen des Himmels widersetzt, – denn der Himmel hat so viel für mich getan.

      Dagfinn tritt durch die Mitte ein. Herr, seid wachsam diese Nacht – der Herzog hat sicher Böses vor.

      Håkon. Was sagst Du?

      Dagfinn. Was er im Schilde führt, das weiß ich nicht; aber daß etwas im Werke ist, das ist wohl sicher.

      Håkon. Sollt' er an einen Überfall denken? Unmöglich, unmöglich!

      Dagfinn. Nein, es ist etwas anderes. Seine Schiffe liegen segelfertig zur Abfahrt; es soll Thing an Bord gehalten werden.

      Håkon. Du irrst dich –! Geh, Dagfinn, und bringe mir sicheren Bescheid.

      Dagfinn. Ja, ja – Ihr könnt Euch auf mich verlassen.

      Ab.

      Håkon. Nein, – das wäre undenkbar! Der Herzog darf sich nicht wider mich erheben. Gott wird ihm das verbieten, – Gott, der bisher alles so wundersam gut für mich gelenkt hat. Jetzt muß ich Frieden haben, jetzt soll ich ja eben beginnen! – Ich habe noch so wenig gewirkt; aber ich höre des Herrn untrügliche Stimme in mir rufen: Du sollst ein großes Königswerk in Norwegen vollbringen!

      Gregorius Jonsson tritt durch die Mitte ein. Mein Herr und König!

      Håkon. Gregorius Jonsson! Ihr kommt zu mir?

      Gregorius Jonsson. Ich biete mich Euch als eidverpflichteten Mann an; bis jetzt bin ich dem Herzog gefolgt; jetzt darf ich ihm nicht länger folgen.

      Håkon. Was ist denn geschehen?

      Gregorius Jonsson. Was niemand glauben wird, wenn das Gerücht es über das Land trägt.

      Håkon. Sprecht, sprecht!

      Gregorius СКАЧАТЬ