Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 45

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ ein Auto nä­her­kom­men hö­ren…«

      »Von wo kam das Auto, vom Dorf oder von der an­de­ren Rich­tung?«

      »Vom Dorf, glaub ich.«

      »Glaub ich! Glaub ich! Weißt du das nicht si­cher?«

      »Nein, denn wie ich’s ge­hört hab, bin ich tiefer in den Wald…«

      »Bist du auf der Sei­te ge­stan­den, auf der dein Va­ter in den Wald ist oder auf der an­de­ren?«

      »Auf der an­de­ren, ich hab dann noch die Stra­ße über­que­ren müs­sen.«

      »Und da war kein Auto mehr da?«

      »Nein. Aber es ist et­was Merk­wür­di­ges mit dem Auto los­ge­we­sen. Es ist ganz lang­sam ge­fah­ren, das hab ich am Geräusch vom Mo­tor ge­hört, die Schein­wer­fer ha­ben die Stra­ße be­leuch­tet, und auch den Wald, von weit­her, und ich hab mich auf den Bo­den ge­wor­fen, um nicht ge­se­hen zu wer­den. Die Stra­ße macht oben und un­ten von der Stel­le einen Rank, so­dass man nicht ge­nau wis­sen kann, aus wel­cher Rich­tung ein Kar­ren kommt«, füg­te Ar­min ent­schul­di­gend hin­zu.

      »Und?«

      »Ja, plötz­lich ist das Licht von den Schein­wer­fern aus­ge­gan­gen, ich hab den Mo­tor nicht mehr ge­hört. Ich hab ge­war­tet eine Zeit lang, dann bin ich lang­sam nä­her zur Stra­ße ge­kro­chen. Aber da war das Auto ver­schwun­den.«

      Der alte El­len­ber­ger be­saß eine Ca­mio­net­te zum Trans­port sei­ner Hoch­stäm­me. Der El­len­ber­ger hat­te die Prä­mi­en der Le­bens­ver­si­che­rung be­zahl­t…

      »Und dann hast du die Sa­chen, die dein Va­ter am Wald­rand nie­der­ge­legt hat­te, auf­ge­ho­ben und bist heim­ge­gan­gen?«

      »Ja.« Ar­min nick­te.

      »Willst du mich nach Bern be­glei­ten, Meit­schi?« frag­te Stu­der. »Ich glaub, wir ha­ben hier al­les er­fah­ren, was nö­tig war.« Er zog sei­ne Uhr. »Um Zwei wer­den wir wohl dort sein. Wir kön­nen dann bei mir da­heim es­sen. Und dann war­test du bei uns zu Hau­se auf mich. Ich führ dich dann heut abend wie­der heim. Apro­pos, wer hat den Re­vol­ver bei der Frau Hof­mann ver­steckt? Der Ger­ber? Ich hab’s ge­dacht…«

      Mikroskopie

      Es war etwa zehn Uhr abends, als bei Dr. med. Neu­en­schwan­der (Sprech­stun­den 8-9) die Nacht­glo­cke schell­te. Der Arzt war ein großer, kno­chi­ger Mann, Ende der drei­ßi­ger Jah­re, mit ei­nem lan­gen Ge­sicht und ziem­lich weit im Um­kreis be­kannt und be­liebt. Er hat­te die merk­wür­di­ge An­ge­wohn­heit, den rei­chen Bau­ern sehr hohe Rech­nun­gen zu stel­len. Da­für ver­gaß er manch­mal bei an­de­ren Leu­ten eine Zwan­zi­ger­no­te oder einen Fünfli­ber auf dem Kü­chen­tisch. Wenn er da­bei er­wi­scht wur­de, konn­te er sehr böse wer­den.

      Als er die Glo­cke schel­len hör­te, saß er in Hemds­är­meln an sei­nem Schreib­tisch. Er ging im Geis­te die Pa­ti­en­ten durch, die ihn viel­leicht brau­chen könn­ten, aber er konn­te sich auf kei­nen schwe­ren Fall be­sin­nen.

      »Vi­el­leicht ein Un­fall«, mur­mel­te er. Dann ging er öff­nen.

      Ein fes­ter Mann in ei­nem blau­en Re­gen­man­tel stand vor der Tür. Sein Ge­sicht war nicht recht zu se­hen un­ter dem breit­ran­di­gen, schwar­zen Filz­hut.

      »Wa isch los?« frag­te der Dok­tor är­ger­lich. – Ob der Herr Dok­tor ein Mi­kro­skop habe? – Ein was? – Ein Mi­kro­skop. – Doch. Das habe er schon. Aber wozu? Jetzt in der Nacht? Ob das nicht Zeit habe bis mor­gen? – Nein.

      Der Mann im blau­en Re­gen­man­tel schüt­tel­te ener­gisch den Kopf. Dann stell­te er sich vor– Wacht­meis­ter Stu­der von der Fahn­dungs­po­li­zei.

      »Chöm­med iche«, sag­te der Dok­tor und führ­te den spä­ten Be­such kopf­schüt­telnd in sein Sprech­zim­mer.

      »Fall Wit­schi?« frag­te Neu­en­schwan­der la­ko­nisch.

      Stu­der nick­te.

      Der Dok­tor nahm den hel­len Kas­ten vom Schrank, in dem er sein Mi­kro­skop ver­sorg­te, stell­te ihn auf den Tisch, ging an den Was­ser­hah­nen, wusch ein Glasp­lätt­chen, tauch­te es in Al­ko­hol, rieb es ab…

      Stu­der hat­te ein Ku­vert aus der Ta­sche ge­zo­gen. Er schüt­te­te vor­sich­tig eine win­zi­ge Men­ge des In­halts auf das Glasp­lätt­chen, ließ einen Was­ser­trop­fen dar­auf­fal­len, leg­te ein zwei­tes, noch viel dün­ne­res Plätt­chen dar­auf.

      »Fär­ben?« frag­te Dr. Neu­en­schwan­der.

      Stu­der ver­nein­te. Sein Kopf war feu­er­rot, von Zeit zu Zeit drang ein sehr un­er­freu­li­ches Kräch­zen aus sei­nem Hals, sei­ne Au­gen wa­ren rich­tig blut­un­ter­lau­fen. Der Arzt be­sah sich den Wacht­meis­ter, kam nä­her, setz­te eine Horn­bril­le auf die Nase, be­sah sich Stu­der noch ein­ge­hen­der, griff dann schwei­gend nach des­sen Hand­ge­lenk und sag­te tro­cken:

      »Wenn Ihr dann fer­tig seid, will ich Euch noch un­ter­su­chen, Ihr ge­fallt mir gar nicht, Wacht­meis­ter, aber wirk­lich kes bitz­li.«

      Stu­der stieß ein hei­se­res Ge­krächz aus, hus­te­te – es war ein pein­li­cher Hus­ten.

      »Ihr macht an ei­ner Pleu­ri­tis her­um. Ins Bett, Mann, ins Bett!«

      »Mor­gen!« ächz­te Stu­der. »Mor­gen Nach­mit­tag, wenn Ihr wollt, Herr Dok­tor. Aber ich hab noch so­viel zu tun… Ei­gent­lich, das Wich­tigs­te ist ja ge­macht, und wenn das hier…«

      Stu­der stell­te das Mi­kro­skop zu­recht, so, dass das Licht der sehr hel­len Schreib­tisch­lam­pe in den klei­nen Spie­gel fiel und beug­te sich dann über das Oku­lar.

      Sei­ne zit­tern­den Fin­ger dreh­ten an der Schrau­be, aber es ge­lang ihm nicht, die rich­ti­ge Ein­stel­lung zu fin­den. Ein­mal schraub­te er so lan­ge, dass der Dok­tor da­zwi­schen­fuhr.

      »Ihr zerbrecht noch das Plätt­li!« sag­te er är­ger­lich.

      »Stellt Ihr ein, Dok­tor«, sag­te Stu­der er­ge­ben. »Das ver­fluch­te Zit­tern!«

      »Was wollt Ihr denn so Wich­ti­ges fin­den?«

      »Pul­ver­spu­ren«, ächz­te Stu­der.

      »Aaah!« sag­te Dr. Neu­en­schwan­der und be­gann an der Schrau­be vor­sich­tig zu dre­hen.

      »Deut­lich«, sag­te er schließ­lich und rich­te­te sich wie­der auf. »Ich bin zwar kein Ge­richt­sche­mi­ker, aber ich er­in­ne­re mich von frü­her. Da, seht, Wacht­meis­ter, die großen Krei­se sind Fet­t­rop­fen und in den Fet­t­rop­fen könnt ihr die gel­ben СКАЧАТЬ