Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 43

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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      »Hast du al­lein mit ihm ge­spro­chen? Mit dem Ar­min mein’ ich?«

      »Ja, es war nie­mand an­de­rer da­bei.«

      »Wo­her hast du ihn ge­kannt?«

      »Oh, so… Ich hab ihn ge­se­hen… Frü­her schon.«

      »Ich hät­te ger­ne noch das ge­stoh­le­ne Auto ge­se­hen; aber viel­leicht hat es der Herr Ge­mein­de­prä­si­dent schon ge­holt?«

      »Ja, ges­tern.« Der Un­ter­su­chungs­rich­ter nick­te.

      »De­sto bes­ser!« mein­te Stu­der. »So­bald ich Neu­es weiß, be­rich­te ich Ih­nen. Üb­ri­gens, Sie kön­nen den Schlumpf wie­der in eine Ein­zel­zel­le tun. Er wird nicht mehr pro­bie­ren, sich auf­zu­hän­gen… Wie­der­lue­ge mit­enand!«

      Das ›Mi­ten­an­d‹ be­rei­te­te Stu­der eine be­son­de­re Freu­de.

      Er lach­te noch still, als er den Gang ent­lang­ging, um Son­ja ab­zu­ho­len.

      Besuche

      Son­jas Hän­de la­gen auf Stu­ders Schul­tern. Er fand die­se Berüh­rung an­ge­nehm. Auch hat­te es auf­ge­hört zu reg­nen, der Him­mel war weiß. Die Bri­se weh­te kalt, aber Stu­der fuhr mit dem Wind, da scha­de­te es nicht viel. Ein gu­ter Kar­ren, den sich der Land­jä­ger Mur­mann da zu­ge­legt hat­te. Er mach­te nicht viel Lärm. Wenn Stu­der auf die schwar­ze As­phalt­stra­ße her­nie­der­sah, wur­de sie von wei­ßen Stri­chen ge­mus­tert. Es wäre al­les gut und schön ge­we­sen, aber der Wacht­meis­ter fühl­te sich nicht im Blei. Der Kopf schmerz­te ihn, au­ßer­dem mach­te sich auf der rech­ten Sei­te der Brust, ziem­lich weit un­ten, ein ste­chen­der Punkt be­merk­bar. Bei der ers­ten Wirt­schaft stopp­te Stu­der, trat ein und be­stell­te einen Grog. Es war sei­ne Uni­ver­sal­me­di­zin.

      »Von wo ist schon die Saal­toch­ter?« frag­te er, und die Wor­te ka­men ein we­nig schlep­pend aus sei­nem Mund.

      »Wel­che Saal­toch­ter?« frag­te Son­ja.

      »Die vom ›Bä­ren‹. Die Freun­din von dei­nem Bru­der.«

      »Von Zä­ger­schwil. Wa­rum Wacht­meis­ter?«

      »Zä­ger­schwil? Ist das weit?«

      »Nicht ge­ra­de sehr weit«, sag­te Son­ja. »Aber die Wege sei­en schlecht. Es sei so ein Kra­chen im Em­men­tal. Auf ei­nem Hü­gel…«

      – Wo­her sie das wis­se? – Ar­min habe ein­mal da­von er zählt, er sei mit der Saal­toch­ter an ei­nem ih­rer frei­en Tage oben ge­we­sen. – Ja, ob der Ar­min denn das Meit­schi hei­ra­ten wol­le, es sei doch viel äl­ter als der Bru­der. Oder? – Das schon, aber die El­tern hät­ten Geld – und das Ber­ti habe Er­spar­tes. Ar­min sei schon ein paar­mal bei den El­tern ge­we­sen.

      »Wol­len wir die El­tern be­su­chen ge­hen?« frag­te Stu­der und be­stell­te noch einen Kaf­fee-Kirsch. Man muss­te sich stär­ken. Der ste­chen­de Punkt ver­schwand lang­sam, das Kopf­weh hob sich ab und schweb­te durch die Luft da­von wie eine leich­te Kap­pe, die der Wind fort­weht.

      »Was wollt ihr dort?« frag­te Son­ja.

      »Du Dumms! Den Ar­min be­su­chen. Ich muss ihn doch ein paar Sa­chen fra­gen.«

      »Meint ihr, er sei…«

      »Wo soll er sonst sein? Ei­nen Pass hat er nicht, er ist nicht ins Aus­land, vor der Stadt hat er Angst, stimm­t’s?«

      Son­ja nick­te schwei­gend.

      »Dann blei­ben also nur die zu­künf­ti­gen Schwie­ger­el­tern. Wie hei­ßen sie?«

      Sie hie­ßen Kräien­bühl. Wa­rum auch nicht? Ber­ta Wit­schi-Kräien­bühl, das klang gut, das klang so­lid. So­li­der als Wit­schi-Misch­ler. Es hing wohl sehr vie­les von den Na­men ab. Stu­der riss sich zu­sam­men. Was dach­te er da für sturms Züüg zu­sam­men. Er griff ver­stoh­len mit der lin­ken Hand an den Puls der Rech­ten. Ein we­nig Fie­ber si­cher. Aber jetzt konn­te man sich eben nicht zu Bett le­gen. Zu­erst muss­te der Tod die­ses Wit­schi Wen­de­lin auf­ge­klärt wer­den. Da gab’s ke Bi­re… Wit­schi-Kräien­bühl oder Kräien­bühl-Wit­schi. Ei­ner­lei! Nur los. Der Kaf­fee war gut, soll­te man noch einen trin­ken? Gut. Und Stu­der trank einen zwei­ten Kaf­fee.

      Son­ja tunk­te ein Weg­g­li in ihr Glas, sie aß; na­tür­lich, so ein Meit­schi muss­te ja Hun­ger ha­ben.

      Soll­te man sie zu­erst heim­fah­ren? Aber da­heim be­kam sie doch kein war­mes Mit­ta­ges­sen.

      »Hast Hun­ger, Son­ja?« frag­te Stu­der. »Wenn du was es­sen willst, sag’s nur! Ein Schin­ken­brot?« Son­ja schüt­tel­te den Kopf.

      »Spä­ter«, sag­te sie.

      Kräien­bühl-Misch­ler, Äsch­ba­cher-El­len­ber­ger, Ger­ber-Mur­mann… Halt! Wie hieß die Frau des Land­jä­gers mit dem Mäd­chen­na­men? Stu­der pro­bier­te so vie­le Kom­bi­na­tio­nen durch, dass ihm ganz sturm wur­de. Er stand auf.

      »Los, ge­hen wir.« Er hat­te Mühe, das Wech­sel­geld von der Tisch­plat­te auf­zu­klau­ben. Aber Son­ja half ihm. Es ging.

      Und es ging auch wei­ter gut, so­bald er auf dem Sat­tel von Mur­manns Kar­ren hock­te. Son­ja di­ri­gier­te. Es ka­men scheuß­li­che Wege, mit tie­fen Fur­chen, der Kar­ren hops­te wie bei ei­ner Spring­kon­kur­renz. Stu­der kam es vor, als fah­re er in ei­nem Traum.

      End­lich, eine letz­te Stei­gung (von Ban­ger­ten aus hat­te sich Stu­der nach dem Weg er­kun­di­gen müs­sen) und sie wa­ren da.

      Ein großes Ge­höft. Ein al­tes Ein­fahrts­tor. Es war still. Kein Mensch zu se­hen. Stu­der ging über den Hof, die Tür zur Kü­che war an­ge­lehnt, er klopf­te.

      »Ja!« rief eine un­ge­dul­di­ge Stim­me.

      »Grüeß di, Ar­min«, sag­te Stu­der freund­lich. »Die Son­ja ist auch mit­ge­kom­men.«

      Er sah ein we­nig zer­zaust aus, der Ar­min Wit­schi. Die Wel­len sei­ner Haa­re schich­te­ten sich nicht mehr so tri­um­phie­rend über der nie­de­ren Stir­ne auf wie frü­her.

      »Der Wacht­meis­ter!« stot­ter­te er.

      »Pst!« mach­te Stu­der und leg­te einen Fin­ger auf die Lip­pen. »Es braucht nicht je­der­mann zu wis­sen, dass die Po­li­zei dich be­sucht. Es ist nur ein Freund­schafts­be­such, weißt, du kannst ru­hig da oben blei­ben, bis al­les sich be­ru­higt hat. Hört uns nie­mand?« frag­te Stu­der plötz­lich.

      Ar­min schüt­tel­te den Kopf. Jetzt, da er al­lein war, schi­en er gar nicht mehr СКАЧАТЬ